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  • Multiple Sklerose Patientin trinkt Milch
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Milch: Besser nicht bei Multipler Sklerose

Vorsicht mit Milchprodukten, wenn Sie Multiple Sklerose haben! Kasein – ein Milchprotein – kann Entzündungen und Autoimmunreaktionen triggern. Letztere wenden sich sodann gegen die Myelinscheide der Nervenzellen. Es passiert also genau das, was eine Multiple Sklerose kennzeichnet.

Fachärztliche Prüfung: Gert Dorschner
Stand: 06 Mai 2024

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Milch kann Multiple Sklerose verschärfen

Menschen mit Multipler Sklerose berichten häufig, dass sich nach dem Verzehr von Milchprodukten ihre Symptome verstärken. Ganz gleich ob Joghurt, Hüttenkäse oder Milch, die Betroffenen fühlen sich anschliessend schlechter. Forscher am Universitätsklinikum Bonn entdeckten nun einen möglichen Grund für diesen Zusammenhang.

Milchprotein Kasein verursacht Entzündungen

Ein Protein in der Kuhmilch (das Kasein) kann Entzündungsprozesse anheizen, die sich dann gegen die Myelinscheiden der Nervenzellen wenden. In der Bonner Studie, die im März 2022 im Fachjournal PNAS ( Proceedings of the National Academy of Sciences) veröffentlicht wurde ( 1 ), konnte der Zusammenhang an Mäusen gezeigt werden. Doch finden ganz ähnliche Mechanismen auch beim Menschen statt. Bei Multipler Sklerose sollten Milchprodukte daher gemieden werden, zumindest von einer bestimmten Gruppe der Betroffenen ( 2 ).

Kasein führt zu neurologischen Störungen

Stefanie Kürten, Professorin für Neuroanatomie am Anatomischen Institut des Universitätsklinikums Bonn, ist MS-Expertin und stellte an Mäusen fest, dass die Injektion des Milchproteins Kaseins zu neurologischen Störungen führte, die auf Schäden an den Myelinscheiden zurückzuführen waren.

Bei MS zerstört der Körper bzw. sein Immunsystem die Myelinscheiden der Nervenzellen. Infolgedessen kann es zu ganz unterschiedlichen Symptomen kommen, etwa zu Sehstörungen, Bewegungsstörungen oder Empfindungsstörungen (man fühlt etwas auf der Haut (Wärme, Kribbeln, Jucken), obwohl es gar keine Ursache/keinen Reiz für diese Empfindung gibt).

Kasein führt zu Autoimmunprozessen

Gelangt Kasein in den Blutkreislauf, dann führt es bei manchen Menschen offenbar zu einer fehlgeleiteten Immunreaktion. Das Immunsystem greift das Kasein an, weil es das Protein als Fremdstoff erkennt, schädigt bei dieser Kaseinattacke aber auch gleich die Myelinscheiden der Nervenzellen.

Eine solche Kreuzreaktivität kann insbesondere dann vorkommen, wenn sich zwei Moleküle sehr ähneln. In diesem Fall ähneln sich die Strukturen des Kaseins und ein bestimmtes Protein (MAG), das für die Myelinbildung wichtig ist, so stark, dass das Immunsystem glaubt, es handle sich um ein und denselben Fremdstoff, der eliminiert werden muss.

Bestimmte Zellen des Immunsystems (B-Zellen) bilden also Antikörper, die das Kasein genauso angreifen wie das Protein MAG, weil es der Meinung ist, beide Proteine seien identisch. Je stärker aber MAG angegriffen wird, umso instabiler wird die Myelinscheide und umso schlimmer werden die Symptome.

Manche MS-Patienten haben eine Kasein-Allergie

Können diese Ergebnisse jedoch tatsächlich auch auf MS-Patienten übertragen werden? Zur Beantwortung dieser Frage übertrugen die Wissenschaftler die Kaseinantikörper der Mäuse auf menschliches Gehirngewebe. Es zeigte sich, dass die Antikörper sich in jenen Zellen ansammelten, die für die Bildung der Myelinscheide verantwortlich waren.

Ausserdem entdeckten die Bonner Forscher, dass die B-Zellen im Blut von MS-Patienten aussergewöhnlich stark auf Kasein reagierten. Vermutlich hatten die Betroffenen irgendwann einmal eine Allergie auf Kasein entwickelt – und jedesmal wenn sie nun Milchprodukte verzehrten, bilden die B-Zellen des Immunsystem massenweise Antikörper gegen das Kasein, die nur leider – wie oben erklärt – auch das MAG und somit die Myelinscheiden schädigen.

Betroffen sind nur MS-Patienten mit Kasein-Allergie

Der beschriebene Mechanismus tritt jedoch nur bei MS-Patienten auf, die gegen Kasein allergisch sind. Da sich die Kasein-Allergie nicht immer eindeutig zeigt, entwickeln die Wissenschaftler derzeit einen Selbsttest, mit dem Betroffene leicht feststellen können, ob sie eine Kasein-Allergie haben oder nicht. Wenn ja, dann sollten sie in jedem Fall keine Milchprodukte mehr essen, erklärt Professor Kürten ( 2 ).

Bis der Test erhältlich ist, kann aber auch schon jetzt einfach einige Monate milchfrei gegessen werden, um auf diese Weise herauszufinden, ob sich die Krankheit damit bessern lässt.

Kasein könnte Risiko für MS erhöhen

Allerdings könnte es auch möglich sein, dass das Kasein nicht nur bei entsprechend allergischen Menschen eine vorliegende MS verstärkt, sondern auch zur Entstehung der Krankheit beitragen kann, also das Risiko erhöht, überhaupt eine MS zu bekommen.

Bleiben Sie also aufmerksam. Und wenn es Ihnen nach dem Verzehr von Milchprodukten nicht so gut geht, dann lassen Sie diese Nahrungsmittel weg, was Ihr Krankheitsrisiko reduzieren wird – z. B. wenn in Ihrer Familie bereits MS-Fälle auftraten.

Mehr MS in Regionen, wo viele Milchprodukte gegessen werden

Das bedeutet natürlich nicht, dass jeder, der empfindlich auf Milchprodukte reagiert, auch eine Multiple Sklerose bekommt, wenn er diese Nahrungsmittel weiter konsumiert. Damit eine MS entsteht, müssen mehrere Faktoren zusammenkommen. Dennoch ist bekannt, dass die MS-Zahlen in jenen Regionen höher sind, wo viele Milchprodukte konsumiert werden.

Auch keine Ziegen- oder Schafmilch!

Wenn Sie von MS betroffen sind, lohnt sich der Versuch mit einer milchfreien Ernährung. Da Kasein auch in ähnlichen Mengen in Ziegen- und Schafmilch enthalten ist, sind auch diese Tiermilchen in dieser Situation keine Alternative. Hier finden Sie weitere Hinweise zur richtigen Ernährung bei Multipler Sklerose und hier zu sieben wichtigen Vitalstoffen bei MS.

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Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel wurde auf Grundlage (zur Zeit der Veröffentlichung) aktueller Studien verfasst und von MedizinerInnen geprüft, darf aber nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung genutzt werden, ersetzt also nicht den Besuch bei Ihrem Arzt. Besprechen Sie daher jede Massnahme (ob aus diesem oder einem anderen unserer Artikel) immer zuerst mit Ihrem Arzt.