Antibiotika als Ursache für Nierensteine
Die Einnahme von Antibiotika kann offensichtlich das Risiko für Nierensteine erhöhen, wie Forscher im Journal of the American Society of Nephrology schrieben. Besonders bei Kindern sei diese Nebenwirkung entdeckt worden ( 1 ).
„Nierensteine werden immer häufiger, ja, ihre Zahl stieg in den letzten 30 Jahren um 70 Prozent – und zwar besonders bei Jugendlichen und jungen Frauen”, sagte Studienleiter Dr. Gregory E. Tasian, Kinderurologe am Children's Hospital of Philadelphia (CHOP) in Colorado. Tasian betonte, dass Nierensteine bei Kindern früher äusserst selten waren.
Dr. Michelle Denburg, Nierenfachärztin für Kinder, fügte hinzu:
„Die Gründe für das verstärkte Aufkommen von Nierensteinen bei Kindern sind unbekannt. Unsere Ergebnisse jedoch lassen stark vermuten, dass Antibiotika hier eine wichtige Rolle spielen, zumal diese Medikamente Kindern deutlich häufiger verschrieben werden als Erwachsenen.”
Nierensteinrisiko verdoppelt sich
In ihrer Studie untersuchten die Ärzte zunächst die Daten von 26.000 Patienten, die zwischen 1994 und 2015 an Nierensteinen erkrankten, anschliessend die Daten von 260.000 Patienten ohne Nierensteine. Es zeigte sich, dass fünf verschiedene Antibiotikaklassen auffallend häufig zu einer anschliessenden Nierensteindiagnose führten.
Es handelt sich um Sulfonamide, Cephalosporine, Fluoroquinolone, Nitrofurantoin und Breitspektrum-Penicilline. Andere Faktoren wie Alter, Geschlecht, Herkunft, Harnwegsinfekte, die Einnahme anderer Medikamente etc. wurden ebenfalls berücksichtigt. Dennoch bekamen Patienten nach der Einnahme von Sulfonamiden doppelt so häufig Nierensteine als Patienten, die keine Antibiotika erhalten hatten. Nach der Einnahme von Breitspektrum-Penicillinen stieg das Nierensteinrisiko um 27 Prozent.
Kinder und Teenager besonders häufig betroffen
Ein besonders hohes Nierensteinrisiko bestand für Kinder und Teenager. Zwar nahm das erhöhte Risiko im Laufe der Zeit wieder ab, blieb aber immerhin mehrere Jahre nach der Antibiotikaeinnahme erhöht ( 2 ).
Längst weiss man, dass Antibiotika die Zusammensetzung der menschlichen Flora verändern. Mit Flora ist die Gemeinschaft aller Mikroorganismen gemeint, die im und auf dem Menschen leben – sei es in seinem Darm, in den Lungen, den Harnwegen oder auf der Haut. Für das verstärkte Auftreten von Nierensteinen scheinen diese plötzlichen antibiotikabedingten Störungen der Darm- und Harnwegsflora verantwortlich zu sein.
Dr. Tasian wies darauf hin, dass laut früherer Arbeiten anderer Forscher etwa 30 Prozent aller beim Hausarzt verschriebenen Antibiotika ungerechtfertigterweise gegeben werden und auch dass Kinder viel mehr Antibiotika erhalten als jede andere Altersgruppe. Es liegt hiermit also eine weitere Studie vor, die dazu anhalten sollte, Antibiotika sehr viel umsichtiger zu verschreiben.
Würden Antibiotika umsichtig verschrieben, gäbe es weniger Nierensteine
Antibiotika – so Dr. Tasian – sind jedoch glücklicherweise meist ein beeinflussbarer Risikofaktor. Würden diese Medikamente nur dann verordnet, wenn es gar nicht anders geht, dann würde nicht nur die gegenwärtige Nierensteinepidemie bei Kindern ein Ende finden, sondern sich auch das Risiko der Resistenzbildung verringern.
Natürlich können Antibiotika nicht nur das Risiko für Nierensteine erhöhen, sondern auch dem Darm schaden und zwar langfristig so, dass sich ein erhöhtes Darmkrebsrisiko ergibt. Bei Kindern können Antibiotika das Allergierisiko erhöhen, zu Übergewicht, Asthma und Stoffwechselstörungen beitragen. Selbst eine Ursache für Übergewicht können Antibiotika sein.
Nie vergessen: Probiotika
Nehmen Sie die Mittel daher nur, wenn es gar nicht anders geht. Oft helfen aber auch schon viel Ruhe, frische Luft, reichlich Vitalstoffe, ein hochwertiges Probiotikum, ein passender Kräutertee, eine gesunde Ernährung oder ein oder zwei Fastentage, um bald wieder gesund zu werden. Begleitend können auch natürliche Antibiotika zum Einsatz kommen.
Und selbst wenn Sie das Antibiotikum vom Arzt nehmen müssen, sollten Sie gleichzeitig ein Probiotikum einnehmen, das Ihre Darmflora schützt und die typischen Antibiotikanebenwirkungen oft mindern kann.