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  • Frau nimmt Säureblocker ein und schadet somit ihrem Magen
3 min

Wie Magenschutz-Medikamente dem Magen schaden

Säureblocker soll man nehmen, um den Magen zu schützen. Man nennt die Mittel oft auch Magenschutzmedikamente. In Wirklichkeit können Sie dem Magen schaden und ihn anfällig für Mageninfekte machen.

Fachärztliche Prüfung: Dr. med. Jochen Handel
Aktualisiert: 04 August 2023

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Säureblocker zum Magenschutz: Risiko für Magen-Darm-Grippe steigt

Gehören auch Sie zu den vielen Millionen Menschen, die täglich Säureblocker nehmen, z. B. Omeprazol oder Pantoprazol? Die Medikamente werden gerne zum „Magenschutz“ verordnet, etwa wenn man Entzündungshemmer, Schmerzmittel oder starke Antibiotika nehmen muss. Die sog. Protonenpumpeninhibitoren (PPI) sollen die in Form von Magenbeschwerden auftretenden Nebenwirkungen dieser Medikamente lindern. 

Säureblocker werden auch bei Sodbrennen und Reflux eingenommen. Denn sie hemmen die Säurebildung im Magen und sind auch rezeptfrei erhältlich. Gerade dieser Effekt aber macht den Magen anfällig für Infekte, so dass Menschen, die regelmässig Säureblocker nehmen, auch häufiger an einer Magen-Darm-Grippe erkranken – so eine Studie, die Ende November 2019 im Fachjournal JAMA Network Open veröffentlicht wurde ( 1 ).

Bei einer Magen-Darm-Grippe handelt es sich um eine virusbedingte Entzündung der Magen- und Darmschleimhaut (auch Gastroenteritis genannt). Sie zeigt sich in Erbrechen, Übelkeit und Durchfall und ist meist von überschaubarer Dauer (wenige Tage).

Säureblocker: Die Nebenwirkungen

Säureblocker vom Typ der PPI können – kurzfristig eingesetzt – bei Reflux und Sodbrennen tatsächlich hilfreich sein, langfristig aber können die Mittel zu zahlreichen Nebenwirkungen führen. Oft ist es dabei so, dass zunächst ein kurzfristiger Einsatz geplant war, der Patient dann aber letztendlich nicht mehr von den Medikamenten wegkommt. Denn sobald man die Säureblocker absetzt, kehrt häufig das ursprüngliche Problem stärker zurück als je zuvor. Also nimmt man die Tabletten irgendwann dauerhaft.

Zu den Nebenwirkungen eines solch langfristigen Einsatzes gehören Leber- und Nierenschäden, Vitaminmängel (z. B. Vitamin B12), Mineralstoffmängel mit erhöhtem Knochenbruchrisiko und sogar ein erhöhtes Sterberisiko.

Weitere Informationen lesen Sie z. B. hier: Der Teufelskreis der Säureblocker

Risiko für Magen-Darm-Infekte steigt um 80 Prozent

Auch das Infektionsrisiko steigt, wenn man regelmässig Säureblocker einnimmt. Denn die Magensäure würde normalerweise schädliche Bakterien, Viren und andere Krankheitserreger recht zuverlässig abtöten. So erleiden PPI-Konsumenten öfter eine Infektion mit dem Magenkeim Helicobacter pylori, die zu einer Magenschleimhautentzündung führen kann.

In obiger Studie war zudem das Risiko, eine Magen-Darm-Grippe zu erleiden, bei den Säureblocker-Nehmern um gar 80 Prozent höher als bei Personen, die diese Medikamente nicht nahmen.

Studienleiterin Ana-Maria Vilcu von der Sorbonne University in Paris hatte dazu 233.000 Menschen, die PPI nahmen, mit 627.000 Personen verglichen, die ohne diese Mittel auskamen.

Magenschutzmedikamente verändern die Darmflora

„Hemmt man medikamentös die Bildung der Magensäure, dann ändert sich auch die Zusammensetzung der Darmflora, was nun wiederum anfälliger für Infektionen macht“, vermutete Mina Tadrous, Wissenschaftler am Women's College Hospital in Toronto, der das Editorial zu genannter Studie verfasste ( 2 ).

Dr. Arun Swaminath vom Lenox Hill Hospital in New York City überprüfte die Studie und gab zu bedenken, dass in der Studie lediglich jene Personen berücksichtigt wurden, die PPI mit einem Rezept von ihrem Arzt erhalten hatten, nicht aber jene, die das Mittel ohne Rezept gekauft haben könnten, was das Studienergebnis etwas verfälscht haben könnte ( 2 ).

Säureblocker nicht so sicher wie einst gedacht

„Nur sehr wenige Menschen müssen PPI langfristig einnehmen (solche, die dauerhaft Schmerzmittel bzw. Entzündungshemmer nehmen, Menschen mit schwerer Speiseröhrenentzündung, mit chronischen Magengeschwüren o. ä.). Dennoch kommt es nicht selten vor, dass auch Menschen ohne wirklichen Bedarf PPI dauerhaft schlucken. Jetzt aber zeigt sich, dass diese Mittel nicht so sicher sind, wie wir einst dachten. Es kommt zu Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten. Es kann zu Nährstoffmängel kommen. Auch steigen sowohl das Knochenbruchrisiko als auch das Infektionsrisiko“, erklärte Tadrous.

Gesunder Magenschutz ohne Medikamente

Die Patienten sollten unbedingt mit ihrem Arzt sprechen, wenn sie Säureblocker nehmen, so Tadrous, damit die Mittel nur dann und nur so lange eingenommen werden, wie sie auch wirklich nötig sind und Vorteile bringen. Oft könne auch schon eine Ernährungsumstellung helfen. Hier sei nicht nur entscheidend, was man esse, sondern auch zu welcher Uhrzeit und wie viel man esse.

Wir haben hier Alternativen für Säureblocker vorgestellt, die für einen gesunden Magenschutz ohne Medikamente und ohne Nebenwirkungen sorgen können: Säureblocker: Die Alternativen

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Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel wurde auf Grundlage (zur Zeit der Veröffentlichung) aktueller Studien verfasst und von MedizinerInnen geprüft, darf aber nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung genutzt werden, ersetzt also nicht den Besuch bei Ihrem Arzt. Besprechen Sie daher jede Massnahme (ob aus diesem oder einem anderen unserer Artikel) immer zuerst mit Ihrem Arzt.