Höheres Brustkrebsrisiko durch hormonelle Verhütung
Ein grosser Teil aller Frauen (62 Prozent) zwischen 18 und 31 Jahren nutzt laut Robert-Koch-Institut (KiGGS Welle 2) die Pille als Verhütungsmittel ( 1 ). Diese enthält meist Gestagene (synthetisches Progesteron) oder eine Kombination aus Estrogen und Gestagenen.
Schon in einer Meta-Analyse von 1996 ( 2 ) zeigte sich, dass Pillen mit den kombinierten Wirkstoffen innerhalb von 10 Jahren das Risiko für Brustkrebs leicht erhöhen. In den letzten Jahren aber gewannen insbesondere solche Verhütungsmethoden an Beliebtheit, die nur ein Gestagen enthalten. Wie und ob diese ebenfalls das Brustkrebsrisiko beeinflussen konnten, war nicht geklärt.
Im März 2023 erschien eine Studie (Meta-Analyse), in der Forscher einen entsprechenden Zusammenhang überprüften ( 3 ). Es zeigte sich, dass auch die reinen Gestagenpillen bzw. generell Verhütungsmittel, die nur aus Gestagenen bestehen – genau wie die kombinierten Estrogen-Gestagen-Präparate – das Brustkrebsrisiko erhöhen können.
Jede hormonelle Verhütung erhöht das Risiko für Brustkrebs
Für ihre Untersuchung analysierten die Forscher Daten aus dem Vereinigten Königreich – und zwar von 9.948 Frauen, die Brustkrebs hatten sowie von 18.171 Frauen, die keinen Brustkrebs hatten (alle unter 50 Jahre alt). 44 Prozent der Brustkrebspatientinnen und 39 Prozent der gesunden Frauen nahmen hormonelle Verhütungsmittel. Die Hälfte dieser Frauen verwendete reine Gestagenpräparate.
Die Analyseergebnisse sahen folgendermassen aus:
- Die kombinierten Antibabypillen erhöhten das Brustkrebsrisiko um 23 Prozent.
- Die reinen Gestagenpillen erhöhten das Brustkrebsrisiko um 29 Prozent.
- Reine Gestagen-Verhütungsmittel zum Injizieren (Drei-Monats-Spritze) erhöhten das Risiko um 18 Prozent.
- Hormonimplantate aus Gestagenen (Verhütungsstäbchen) erhöhten das Risiko um 28 Prozent.
- Intrauterinpessare mit Gestagenen (Hormonspirale) erhöhten das Risiko um 21 Prozent.
Nutzen und Risiko sorgfältig abwägen
Nun haben Medikamente natürlich immer auch Nebenwirkungen – und so auch hormonelle Verhütungsmittel, weshalb man als Nutzerin die Risiken gegen den Nutzen genau abwägen muss. Zu den möglichen Nachteilen oraler Verhütungsmittel zählen beispielsweise Übelkeit, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Stimmungsschwankungen und Brustspannen, aber auch Thrombosen (Blutgerinnsel) und damit auch Schlaganfälle und Herzinfarkte. In Sachen Krebs können Antibabypillen das Risiko für manche Krebsformen erhöhen, für andere aber offenbar auch wieder senken (z. B. für Eierstock- und Gebärmutterkrebs). Vorteile sind eine relativ sichere Familienplanung, pünktliche Monatszyklen und weniger Menstruationsbeschwerden. Auch sinkt durch Antibabypillen das Risiko für Akne, Endometriose und Myome.
Schwachstellen der Studie
Allerdings hat die Studie auch Schwachstellen. So wurden darin beispielsweise nicht das Brustkrebsvorkommen in der Familie der Teilnehmerinnen oder ihre genetische Veranlagung und auch nicht das vorherige Vorhandensein atypischer Brustzellen (die sich zu Krebs weiterentwickeln könnten) berücksichtigt.
Zusätzlich klingt eine Risikoerhöhung von 20 bis 30 Prozent zwar bedrohlich, ist letztendlich aber gering. Denn wenn für eine 30-jährige Frau das Brustkrebsrisiko beispielsweise bei 5 Prozent liegt, dann bedeutet eine 20- bis 30-prozentige Erhöhrung, dass ihr Risiko nun fast unmerklich auf 6 bis 6,5 Prozent gestiegen ist (wobei insgesamt das Risiko auch umso höher steigt, je länger hormonell verhütet wird).
Nichtsdestotrotz sollten Frauen, die sowieso schon ein höheres Brustkrebsrisiko haben (weil z. B. in der Familie häufiger Brustkrebs vorkommt oder bei einer Vorsorgeuntersuchung Brustkrebsvorstufen bemerkt wurden), besser auf hormonfreie und natürliche Verhütungsmethoden umsteigen. Dazu gehört beispielsweise auch ein Eisprungrechner.