Zentrum der Gesundheit
  • Titandioxid, gefährlich
5 min

Titandioxid ist nun doch gefährlich!

Seit mehr als fünf Jahren (Anfang 2017) warnen wir vor Titandioxid, einem Zusatzstoff in Lebensmitteln, Arzneimitteln und Zahncreme. Verbraucherzentralen gaben stets Entwarnung, der Stoff sei unbedenklich. Jetzt hat sich gezeigt, Titandioxid ist gefährlich und soll deshalb verboten werden.

Fachärztliche Prüfung: Gert Dorschner
Aktualisiert: 01 Mai 2023

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Wie Titandioxid der Gesundheit schadet

Titandioxid war jahrzehntelang als Lebensmittelzusatzstoff (E171) zugelassen. Er kam in Suppen vor, in Brühen, Saucen, Backwaren, Käse (insbesondere weisse Sorten, wie z. B. Mozzarella), Fertigdressings, Kaugummis, Süssigkeiten, Zuckerstreuseln, Backmischungen, Brotaufstriche, Kakaopulver und vielem mehr. Auch als Überzugsmittel für Arzneimittel (Tabletten oder Kapseln) und Nahrungsergänzungsmittel war Titandioxid weit verbreitet, genauso in Zahncreme.

In unserem Artikel Titandioxid – ein Stoff, den Sie meiden sollten schrieben wir schon 2017, dass Titandioxid schädliche Auswirkungen auf die Gesundheit haben kann. Der glänzendweisse Farbstoff wirkt sich insbesondere auf den Darm schädlich aus, irritiert die Darmflora, löst chronische Entzündungsprozesse aus und kann Krebs begünstigen sowie das Immunsystem schwächen.

EFSA: Titandioxid nun doch nicht mehr sicher

Die EFSA (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit) hielt Titandioxid als Lebensmittelzusatzstoff immer für relativ unbedenklich, hatte dann aber im Frühsommer 2021 ihre Meinung geändert. Das führte wiederum dazu, dass ein Verbot von E171 als Lebensmittelzusatzstoff auf EU-Ebene diskutiert wurde ( 1 ).

Auf der Seite der EFSA las man, Titandioxid könne nicht mehr länger als sicherer Lebensmittelzusatzstoff betrachtet werden. Es bestehe der Verdacht einer möglichen Erbgutschädigung durch Titandioxid. Nehme man Titandioxid mit Lebensmitteln auf, dann sei zwar die Resorption gering, doch könne sich der Stoff im Körper ansammeln. Dazu komme eine unzureichende Datenlage, so dass Titandioxid nicht sicher sei – weder für Tiere noch für Verbraucher und auch nicht für die Umwelt ( 2 ).

Verbraucherschützer liessen Verbraucher jahrzehntelang Titandioxid essen

Interessant ist in diesem Zusammenhang ein Artikel aus der taz vom 9. Mai 2021 ( 6 ). Dort hiess es, „Verbraucherschützer fordern schon seit Jahren, den auf Etiketten E171 genannten Weissmacher nicht mehr in Nahrungsmitteln zu verwenden.“

Die Verbraucherzentrale, die sich so sehr um die Konsumenten sorgt und daher u. a. regelmässig vor Nahrungsergänzungsmitteln warnt (völlig unabhängig davon, ob diese Titandioxid enthalten oder nicht), kann damit aber nicht gemeint sein. Denn auf deren Website las man noch Ende 2020 (als Stand der Informationen wurde damals der 10. Dezember 2019 angegeben), dass "zwar das Einatmen von Titandioxid als krebserregend gelte, die orale Aufnahme aber durch den Verzehr von mit Titandioxid versetzten Lebensmitteln laut dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) momentan als unbedenklich gelte."

Es hiess dort zwar auch, dass die Daten zu Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit sowie zur Entwicklung bei Nachkommen nicht ausreichend seien, weshalb es keine diesbezüglich unbedenkliche Menge gäbe und somit auch keine vorgeschriebene Höchstmenge. Es gelte das Prinzip „so viel wie nötig, so wenig wie möglich“. Dennoch würde auch die EFSA Titandioxid als unbedenklich einstufen ( 4).

ZDG-LeserInnen meiden Titandioxid schon seit 2017!

Erst im Mai 2021 wurde der Text der Verbraucherzentrale dann EFSA-konform geändert ( 5 ). Wir hingegen veröffentlichten unseren eingangs verlinkten Artikel zu Titandioxid, in dem wir raten, den Stoff zu meiden, bereits am 7. Februar 2017 – und am 3. Mai 2019 berichteten wir, dass Frankreich hier eine Vorreiterrolle spielt und Titandioxid verboten hat.

Unzählige Male erhielten wir daraufhin Lesermails und sonstiges Feedback mit dem Hinweis, dass wir wohl nicht richtig informiert seien, da doch offizielle Stellen, wie die Verbraucherzentralen, die EFSA und das BfR ausdrücklich erklärten, wie unbedenklich der Stoff sei.

Wer also diesen Behörden sein Vertrauen schenkte, konsumierte jahrelang einen Stoff, der schon immer schädlich war, zu dem nur erst jetzt die Datenlage so vollständig ist, dass auch die offiziellen Stellen nicht mehr behaupten können, er sei harmlos. Wer hingegen auf die ersten Warnmeldungen von Seiten reagierte, die man gerne in die Ecke der Verschwörungsideologen verbannt, nahm schon seit 2017 kein Titandioxid mehr zu sich.

Die Titandioxid-Lobby versucht Verbot zu verhindern

Zunächst dachte man, die Titandioxid-Lobby verhindere ein schnelles Titandioxidverbot. Gerade in Brüssel ist diese stark vertreten - und in Sachen Titandioxid geht es um ein Millionengeschäft. Laut eines Plusminus-Beitrages vom 4. August 2021 hatte die Titandioxid-Lobby in Brüssel auch sofort die grösste PR-Agentur zur Unterstützung angeheuert. Lobbyisten hätten sich bereits aktiv an Schlüsselpersonen und Abgeordnete der Mitgliedsstaaten in Brüssel gewandt, um das Verbot „diplomatisch“ zu verhindern, hiess es bei Plusminus ( 3 ).

Als 2019 die EU-Kommission empfahl, Frankreichs Titandioxid-Massnahmen auf die EU auszudehnen, machte die Titandioxid-Lobby auch in Deutschland Druck. Der Lebensmittelverband forderte die Bundesregierung in einem Brief ans Verbraucherministerium auf, der Empfehlung der EU-Kommission nicht zu folgen. Offenbar hatte sich die Bundesregierung seinerzeit auf die Seite der Industrie geschlagen. Denn obwohl Titandioxid schon seit Jahren öffentlich in der Kritik stand, hatte die zuständige Ministerin Julia Klöckner erst im Sommer 2021 nach den Warnungen der EFSA ein Verbot in Erwägung gezogen (3).

Laboranalyse zeigt: mehr gefährliche Nanopartikel als erwartet

Als besonders gefährlich gilt Titandioxid in Nanogrösse. Im Allgemeinen wird der Nanoanteil auf maximal 10 Prozent geschätzt. Plusminus liess zur Überprüfung des Nanoanteils 10 titandioxidhaltige Produkte im Labor untersuchen. Spitzenreiter waren weisse Zuckerstreusel und Kakaopulver mit 67 und 84 Prozent Nanopartikel am Gesamttitandioxidgehalt.

Titandioxid in Lebensmitteln seit Januar 2022 verboten

Am 14. Januar 2022 hat die Europäische Kommission dann tatsächlich ein Verbot für Titandioxid in Lebensmitteln erlassen. Es trat Anfang August 2022 endgültig in Kraft. Das bedeutet, seit August 2022 dürfen in der gesamten EU keine Lebensmittel und auch keine Nahrungsergänzungsmittel mehr produziert werden, die Titandioxid enthalten. Allerdings dürfen bereits hergestellte Produkte noch bis zum Ende ihres jeweiligen Mindesthaltbarkeitsdatums verkauft werden, was bei manchen Produkten noch Jahre dauern kann, bis sie vom Markt verschwinden.

Titandioxid in Arzneimitteln, Zahncreme, Kosmetika weiter erlaubt

Titandioxid darf jedoch in Arzneimitteln, Zahncreme und Kosmetika - auch in Produkten für Kinder - nach wie vor ohne Einschränkungen eingesetzt werden. Mehr als 30.000 Medikamente (Tabletten/Kapseln) in der EU sind mit Titandioxid überzogen. Fragt man die Hersteller nach dem Grund, wird einem erklärt, Titandioxid schütze die Medikamente vor Licht. Das aber ist kaum nachvollziehbar, da Medikamente ja grundsätzlich lichtgeschützt verpackt sind.

Und was die Zahncreme betrifft, so sind gerade Kinder vom enthaltenen Titandioxid betroffen, da sie häufiger als Erwachsene einen Teil der Zahncreme schlucken. Professor Gerhard Rogler, Direktor der Klinik für Gastroenterologie an der Uniklinik Zürich weist auf Studien hin, die gezeigt hätten, dass Kinder besonders hohe Titandioxidwerte im Körper haben (3).

Wie Sie Titandioxid vermeiden

Titandioxid ist auf Lebensmitteln, Arzneimitteln, Nahrungsergänzungsmitteln, Zahncreme und anderen Produkten deklariert. Wenn Sie also beim Einkauf die Zutaten- bzw. Inhaltsstofflisten checken und dort Titandioxid, titanium dioxide, E171 oder CI 77891 (Kosmetika/Zahncreme) lesen, dann kaufen Sie das Produkt einfach nicht.

Wenn es Ihr Lieblingsprodukt ist, dann schreiben Sie den Hersteller an und fordern ihn auf, den Stoff zu entfernen. Wenn Ihre Arzneimittel Titandioxid enthalten, dann sprechen Sie mit Ihrem Arzt über Alternativen. Gerne können Sie auch die entsprechende Pharmafirma anschreiben. Denn je höher der Druck aus der Bevölkerung, desto eher geschieht etwas.

Update 27. Mai 2023: Wir haben den Artikel ergänzt mit Informationen zum EU-weiten Titandioxidverbot in Lebensmitteln.

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Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel wurde auf Grundlage (zur Zeit der Veröffentlichung) aktueller Studien verfasst und von MedizinerInnen geprüft, darf aber nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung genutzt werden, ersetzt also nicht den Besuch bei Ihrem Arzt. Besprechen Sie daher jede Massnahme (ob aus diesem oder einem anderen unserer Artikel) immer zuerst mit Ihrem Arzt.