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  • Frau sortiert Fleisch ein
4 min

Klebsiella pneumoniae im Fleisch

Fleisch liegt zwar einwandfrei verpackt in der Kühltheke im Supermarkt. Doch sieht man es ihm nicht an, ob es mit Bakterien verseucht ist oder nicht. Zu allem Überfluss scheinen es immer häufiger Bakterien zu sein, die bereits Antibiotika-Resistenzen entwickelt haben. Sie sind gefährlich und können bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem zu schweren Infektionen und Todesfällen führen. Arzneimittel, die helfen könnten, gibt es dann kaum noch. Die Lösung liegt daher in der Prävention. Auch ist nicht jedes Fleisch mit den problematischen Keimen belastet, sondern bevorzugt jenes aus der Massentierhaltung.

Fachärztliche Prüfung: Gert Dorschner
Stand: 23 September 2024

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Bakterienherd Fleisch

Immer wieder kommt es zu Todesfällen durch antibiotikaresistente Keime. Die Herkunft dieser Keime ist oft ungeklärt. Neue Studien deuten jetzt darauf hin, dass Fleisch aus der konventionellen Massentierhaltung eine der bislang unerkannten Quellen für resistente Erreger wie z. B. Klebsiella pneumoniae darstellt ( 1 ).

Klebsiella ist ein nach dem Bakteriologen Edwin Klebs benanntes Bakterium. Es hält sich an vielen Orten der Natur auf, kann aber auch die Schleimhäute von Menschen und Tieren besiedeln.

Normalerweise geht von diesen Bakterien keine Gefahr aus. Bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem oder akuten Infektionen jedoch können sich Klebsiellen als Krankheitserreger entpuppen. Zu den häufigsten Folgen zählen Lungenentzündungen und Harnwegsinfektionen, seltener kommt es auch zu Blutvergiftungen und Wundinfektionen.

Besonders ungünstig ist, dass Klebsiellen inzwischen zu den sog. multiresistenten Erregern gehören.

Klebsiella: Antibiotika wirken nicht mehr

Multiresistente Erreger sind deshalb so gefährlich, da sie gegenüber den meisten Antibiotika unempfindlich sind. Das bedeutet: Wird jemand krank, weil er sich mit multiresistenten Keimen infiziert hat, gibt es kaum Arzneimittel, die ihn noch retten können. Die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH) geht inzwischen von bis zu 30.000 Todesfällen pro Jahr aus – durch Infektionen mit multiresistenten Erregern.

* Lesen Sie dazu das Buch: Das Ende der Antibiotika

In Europa sind Antibiotikaresistenzen weiter auf dem Vormarsch ( 6 ). Laut Dr. Elisabeth Meyer vom Institut für Hygiene und Umweltmedizin der Charité in Berlin werden bald mehr Menschen an multiresistenten Keimen sterben als an Krebs. Dabei ist vor allem bei multiresistenten Erregern des Typs Klebsiella ein besorgniserregender Anstieg zu verzeichnen.

Nachdem es im Jahr 2011 in der Früh- und Neugeborenenstation des Klinikums Bremen-Mitte zu einer Infektion mit Klebsiella gekommen war, woran drei der Frühchen starben, wurde die Station geschlossen, desinfiziert und umgebaut. Kurz nach der Wiedereröffnung wurden aber erneut Klebsiellen entdeckt, und erneut kamen zwei Babys zu Tode ( 3 ).

Der grösste Klebsiella-Ausbruch ereignete sich in Deutschland allerdings im Universitätsklinikum Leipzig: Von Mitte 2010 bis Anfang 2013 wurden 63 Menschen infiziert – knapp die Hälfte dieser Patienten ist gestorben.

Massentierhaltung: Quelle gefährlicher Bakterien

Das Robert-Koch-Institut untersuchte das Ausbruchgeschehen in der Leipziger Klinik, wobei insgesamt 72 Fälle unter die Lupe genommen wurden. Die Experten konnten den Keimherd aber nicht ermitteln und gingen letztendlich davon aus, dass der Erreger von Person zu Person übertragen wurde ( 4 ).

Dr. Elisabeth Meyer betont, dass das vermehrte Aufkommen von Krankenhauskeimen darauf zurückzuführen sei, dass Ärzte zu oft und zu unspezifisch Antibiotika verschreiben. Zudem gelte der Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung als eine Ursache des Problems. Denn wenn dort alltäglich mit Antibiotika hantiert wird, haben Bakterien nahezu grenzenlos Gelegenheiten, sich anzupassen und entsprechende Resistenzen zu bilden ( 5 ).

Amerikanische Wissenschaftler versuchten nun herauszufinden, ob die Massentierhaltung nur ein Ort ist, an dem Bakterien Resistenzen entwickeln oder ob Bakterien wie Klebsiella auch durch den Verzehr von Fleisch auf den Menschen übertragen werden können.

Ansteckungsgefahr durch Fleisch

Die im Fachjournal Clinical Infectious Diseases veröffentlichte Studie hat bewiesen, dass Fleisch von Huhn, Truthahn und Schwein aus dem Supermarkt den Krankheitserreger Klebsiella pneumoniae in sich trägt.

Zudem konnte das Forscherteam um Dr. Lance B. Price von der Milken Institute School of Public Health an der George Washington University erstmals aufzeigen, dass das kontaminierte Fleisch eine entscheidende Quelle für Klebsiella-Infektionen beim Menschen sein kann ( 10 ).

Bisher hat sich das U.S. food safety system auf die populären Erreger – wie Listerien und Salmonellen – konzentriert, die jährlich Millionen von Lebensmittelvergiftungen verursachen. Nun steht fest, dass künftig auch Klebsiella zu den riskanten Erregern in der Lebensmittelproduktion gezählt werden muss.

Die Wissenschaftler haben Huhn-, Puten- und Schweinefleischprodukte aus neun grossen Supermärkten in Flagstaff (Arizona) untersucht und mussten mit Entsetzen feststellen, dass fast die Hälfte der rund 500 untersuchten Fleischprodukte Klebsiellen aufwiesen, und überdies zahlreiche der enthaltenen Stämme bereits Antibiotika-Resistenzen entwickelt hatten.

Gleichzeitig wurden Urin- und Blutproben von Bewohnern der Stadt und Umgebung untersucht, die gerade an Infektionen litten. Das Studienergebnis zeigte, dass die in den Fleischproben gefundenen Bakterien für 10 Prozent der grassierenden Harnwegs- und Blutinfektionen verantwortlich waren.

Aus Bio-Landwirtschaft: Fleisch ohne Bakterien

Dr. Lance B. Price sieht nur einen Weg, um den Teufelskreis zu durchbrechen:

"Stoppt den inflationären Einsatz von Antibiotika in der Schlachttier-Produktion."

Dass auch das Fleisch in unseren hiesigen Supermärkten mit Bakterien verseucht ist, hat gerade kürzlich der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) erneut unter Beweis gestellt: Es wurden 57 Putenfleischproben von deutschen Supermärkten ins Labor geschickt und dann festgestellt, dass sich auf 74 Prozent der Proben mitunter multiresistente Staphylokokken (MRSA) tummelten. Bei den alternativ gehaltenen Puten wurden hingegen keine Belastungen nachgewiesen.

Wir sollten somit alles dafür tun, dass die industrielle Massentierhaltung ein Ende nimmt. Einerseits den Tieren zuliebe. Andererseits zeigt sich jetzt, dass Systeme, die einem anderen Leid zufügen, früher oder später auch dem Verursacher des Leids Schaden zufügen können. Da jedoch die Nachfrage das Angebot bestimmt, kann an dieser Stelle jeder Einfluss nehmen! Und wer weiterhin Fleisch essen möchte, sollte wenigstens auf Bio-Fleisch aus ökologischer Tierhaltung umsteigen.

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Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel wurde auf Grundlage (zur Zeit der Veröffentlichung) aktueller Studien verfasst und von MedizinerInnen geprüft, darf aber nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung genutzt werden, ersetzt also nicht den Besuch bei Ihrem Arzt. Besprechen Sie daher jede Massnahme (ob aus diesem oder einem anderen unserer Artikel) immer zuerst mit Ihrem Arzt.