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Die Blutgruppendiät: Sinnvoll oder nicht?

Die Blutgruppendiät ist seit den späten 1990er Jahren bekannt und nach wie vor beliebt. Doch macht es überhaupt Sinn, sich seiner Blutgruppe entsprechend zu ernähren? In diesem Artikel erfahren Sie mehr zu den Ideen und Theorien, die der Blutgruppendiät zugrunde liegen.

Fachärztliche Prüfung: Gert Dorschner
Aktualisiert: 22 April 2024

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Die Blutgruppendiät: Ein umstrittenes Diätkonzept

Bei der Blutgruppendiät, auch als 4-Blutgruppendiät bekannt ( 1 ), wird die persönliche Blutgruppe als Grundlage für individuelle Ernährungspläne verwendet. Dabei wird angenommen, dass nicht jede Blutgruppe jedes Nahrungsmittel gleich gut verträgt.

Weltweit stieß die Blutgruppendiät auf großen Zuspruch; unter Wissenschaftlern bleibt sie jedoch bis heute umstritten ( 2 ). Nach wie vor gibt es keine Studien, die die Effektivität der vorgeschlagenen Lebensmittelauswahl im Zusammenhang mit den Blutgruppen bestätigen.

Die Erfinder der Blutgruppendiät

Die Theorie der Blutgruppendiät wurde ursprünglich von dem Naturheilmediziner Dr. James L. D’Adamo entdeckt, sodann von dessen Sohn Dr. Peter J. D’Adamo, ebenso Naturarzt, weiterentwickelt und später mit der so genannten Genotypendiät ( 3 ) weiter verfeinert.

Die Theorie hinter der Blutgruppendiät

Die Blutgruppendiät beruht auf der Annahme, dass sich die vier gängigen Blutgruppen 0, A, B und AB im Laufe der Evolution im Zusammenhang mit dem jeweils verfügbaren Nahrungsangebot entwickelt haben und deshalb mitbestimmen, welche Nahrungsmittel gut vertragen werden und welche eher schaden (Evolutionstheorie).

Zudem geht D‘Adamo davon aus, dass sogenannte Lektine aus Pflanzen und Fleisch für Unverträglichkeiten und Krankheiten verantwortlich sind; denn die Lektine würden sich mit den roten Blutkörperchen (Erythrozyten) mancher, aber nicht jeder Blutgruppe verbinden und so zu Verklumpungen der Blutzellen führen, was zu vielerlei Schäden und Beschwerden führen könne.

Halte man sich nun an die vorgegebenen Richtlinien der Blutgruppendiät und esse nur jene Lebensmittel, die (angeblich) zur jeweiligen Blutgruppe passen, dann könne man damit sein Wohlbefinden steigern, Krankheiten heilen und leicht sein Idealgewicht erreichen.

Blutgruppendiät: Welche Blutgruppe soll was essen?

Hier ein grober Überblick über die Lebensmittel-Empfehlungen bei der Blutgruppendiät für die verschiedenen Blutgruppen:

Blutgruppe 0: Jäger und Sammler

Menschen mit Blutgruppe 0 werden als frühe „Jäger und Sammler“ betrachtet. Diese stammten aus der Zeit von vor mehr als 20 000 Jahren und hätten sich fast nur von Tieren ernährt, so die Theorie.

Blutgruppe-0-Menschen sollten sich deshalb (gemäß der Blutgruppendiät) an einer proteinreichen Ernährung mit viel biologischem, magerem Fleisch und Fisch orientieren sowie als Ausgleich hierzu viel Gemüse und Obst verzehren.

Milchprodukte, herkömmliches Getreide (vor allem Weizen und Mais) sowie gewisse Hülsenfrüchte und Kokos sollten vermieden werden. Diese Ernährung soll zu mehr Leistungsfähigkeit beitragen und das Immunsystem stärken, wobei zusätzlich noch zu einer intensiven, kraftvollen Sportart geraten wird, um Stress abzubauen.

Blutgruppe A: Landwirte

Menschen mit Blutgruppe A werden als sesshafte „Landwirte“ bezeichnet, da sie vor 15 000 bis 20 000 Jahren den Ackerbau erfunden hätten. Durch das Betreiben von Landwirtschaft und der Umstellung der Ernährung auf Getreide hätte sich die Blutgruppe A herausgebildet.

Menschen mit dieser Blutgruppe könnten deshalb lt. Blutgruppendiät nahezu jedes Getreide sowie auch Hülsenfrüchte gut vertragen. Sie sollten sich hauptsächlich vegetarisch ernähren, dabei aber Milchprodukte, Kartoffeln, Tomaten und Bananen meiden.

Diese Ernährungsweise soll angeblich das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs und Diabetes verringern. Ferner wird geraten, ruhige Sportarten wie Yoga oder Tai Chi auszuüben. Ebenso sei es wichtig, das richtige Atmen zu lernen.

Blutgruppe B: Nomaden

Personen mit Blutgruppe B gelten als ausgeglichene "Nomaden" mit einem starken Immunsystem. Die Blutgruppe sei in der Zeit zwischen 10 000 und 15 000 v. Chr. entstanden. Diese Menschen hätten neben dem Ackerbau auch Viehzucht betrieben.

Deshalb könnten sie - so die Verfechter der Blutgruppendiät - von einer vielseitigen Ernährung mit Fleisch, Fisch, Milchprodukten, Gemüse und Obst profitieren. Einige Hülsenfrüchte und deren Produkte (Sojamehl, Miso) sowie Roggen, Weizen, Mais, Hühnerfleisch und Tomaten sollten jedoch gemieden werden.

Anstrengende sportliche Betätigungen sollten sich mit Entspannungsübungen wie Yoga abwechseln.

Blutgruppe AB: Rätselhafte

Menschen mit Blutgruppe AB werden als "Rätselhafte" bezeichnet. Die Blutgruppe sei erst vor 1 000 bis 2 000 Jahren entstanden.

AB-Menschen wird in der Blutgruppendiät eine ausgewogene Ernährung mit weniger Fleisch, jedoch mit mehr Fisch, Gemüse, Obst und gesäuerten Milchprodukten empfohlen. Es wird geraten, rotes Fleisch zu reduzieren und auf Hühnerfleisch umzusteigen. Mais und Weizen sollten gemieden werden, während Roggen, Hafer und Hirse besser verträglich seien.

Zusätzlich werden zum Stressabbau gemäßigte Sportarten empfohlen wie Yoga, Tai Chi, Radfahren oder Wandern.

Warum Lektine in der Blutgruppendiät als schädlich betrachtet werden

Lektine werden zu den Antinährstoffen gezählt. Es handelt sich um Proteine (Eiweiße), die von Pflanzen zum Schutz vor Fressfeinden hergestellt werden. Meist sitzen sie in oder unterhalb der Schale und im Samen, z. B. Gluten oder das Weizenkeimagglutinin (WGA).

Auch bei Tieren kommen Lektine vor und selbst im menschlichen Organismus werden spezifische Lektine gebildet.

Lektine heften sich gerne an körpereigene Kohlenhydratmoleküle, was zum Beispiel im Darm dazu führen kann, dass die Darmschleimhaut geschädigt und für Schadstoffe durchlässig wird, die nun in den Blutkreislauf gelangen können. Man spricht dann von einem Leaky-Gut-Syndrom ( 4 ). Genau hier sieht der Naturarzt D’Adamo die Risiken.

D’Adamo experimentierte mit isolierten Lektinen

D’Adamo beschreibt in seinem Bestseller über die Blutgruppendiät ("4 Blutgruppen“), dass er isolierte Nahrungsmittel-Lektine im Laborhandel bestelle, diese sodann mit Blutproben vermische und die Mischung unter einem Mikroskop auf Verklumpungen überprüfen würde. Dass hierdurch Verklumpungen zu beobachten sind, ist durchaus möglich.

Doch sollte man dabei bedenken, dass die Reaktion des menschlichen Körpers auf den Verzehr eines ganzen Stücks Gemüse oder Obst in seiner natürlichen Komplexität nicht zwangsläufig mit der Reaktion einer Blutprobe im Reagenzglas gleichzusetzen ist, die mit isolierten Lektinen versetzt wird.

D’Adamo jedoch war der Ansicht, der lektinbedingte agglutinierende Effekt trete auch im Organismus auf und käme dort einer allergischen Reaktion gleich. Hierfür würde schon eine geringe Menge an unverträglichem Lektin ausreichen.

Dieses könnte sich im Blut zum Beispiel an die Rezeptoren von hormonproduzierenden Zellen heften und so die Hormonbildung verhindern. Entsprechend könnte eine Störung des Hormonhaushalts durch eine passende Ernährung reguliert werden, indem man blutgruppen-unverträgliche Lebensmittel aus dem Speiseplan streiche ( 5 ).

Mexikaner dürften keinen Mais essen und die Inuit kein Fleisch

Dass die Blutgruppendiät mit Skepsis betrachtet werden sollte, zeigt auch die Tatsache, dass beispielsweise die Mexikaner, die seit Tausenden von Jahren von Mais als Grundnahrungsmittel leben, darauf verzichten müssten, wenn sie die Blutgruppendiät anwenden wollten. Denn in Mexiko hat der größte Teil der Einwohner Blutgruppe 0, die aber laut D’Adamo Mais, Maismehl und Maisstärke meiden sollten.

Menschen aus Afrika (ebenfalls mit Blutgruppe 0) dürften der Theorie entsprechend auch keine Kokosnüsse konsumieren und die Inuit, die viel Fleisch essen, aber meist Blutgruppe A haben, sollten gemäß der Blutgruppendiät besser kein Fleisch essen.

Allerdings sagt D‘Adamo selbst, dass Gene auch veränderbar seien, dass sich durch Epigenetik und über Generationen hinweg die Gene anpassen könnten und niemand seinen Genen wehrlos ausgeliefert sei. Das wiederum zeigt, auf welch wackeligem Gerüst die Blutgruppendiät basiert ( 6 ).

Das AB0-Blutgruppen-System

Bekanntlich gibt es vier Blutgruppen, die dem AB0-Blutgruppensystem zugeordnet sind, und zwar 0, A, B und AB. Ihre Unterscheidung ist bei Organtransplantationen und Bluttransfusionen von grundsätzlicher Bedeutung, da es bei der Übertragung einer falschen Blutgruppe zu lebensgefährlichen Abstoßungen bzw. Agglutinationen des Blutes kommt.

Hierbei ist auch der Rhesusfaktor sehr wichtig, den man mit Rh+ (positiv) oder Rh- (negativ) angibt. Es gibt jedoch noch 42 weitere Blutgruppensysteme ( 7 ). Relevant bei der Blutgruppendiät ist vor allem das AB0-Blutgruppensystem.

Wichtig bei Blutgruppendiät: Unterschiede der Blutgruppen

Zum Verständnis der Theorie, die der Blutgruppendiät zugrunde liegt, muss man sich die einzelnen Blutgruppen näher ansehen: Die vier Blutgruppen lassen sich anhand der so genannten Antigene der roten Blutkörperchen unterscheiden. Die roten Blutkörperchen besitzen an ihrer Oberfläche eine Kohlenhydratkette, die das sogenannte H-Gen bildet (eine Art Basis-Antigen). Dieses H-Gen besteht aus einer Abfolge verschiedener Einfachzucker.

  1. Die Blutgruppe mit dem H-Gen ist die Blutgruppe 0.
  2. An diese Kette von Einfachzuckern kann ein weiteres Stück eines Kohlenhydrat-Moleküls angeheftet sein. Handelt es sich dabei um das sogenannte N-Acetyl-Galactosamin, ergibt sich das Antigen der Blutgruppe A.
  3. Haftet dagegen Galactose an, entsteht das Antigen der Blutgruppe B.
  4. Haften beide Arten von Kohlenhydratketten an der Oberfläche der Erythrozyten an, dann liegen zwei verschiedene Antigene vor. Somit ergibt sich Blutgruppe AB.

Die meisten Menschen (ca. 80 %) weisen diese Antigene auch in ihren Körperflüssigkeiten und Sekreten, zum Beispiel im Speichel oder in der Darmschleimhaut auf. Man nennt diese Menschengruppe „Sekretoren“ ( 8 ) ( 9 ).

Blutgruppenantigene und Lektine im Darm

Nach der Theorie von D’Adamo binden Lektine aus Nahrungsmitteln an körpereigene Blutgruppen-Antigene, und zwar an die speziellen Kohlenhydratketten, deren Strukturen je nach Blutgruppe variiert (siehe oben).

Bei Sekretoren können diese Anhaftungen dementsprechend auch in der Darmschleimhaut vorkommen, so dass diese sich entzündet, womöglich durchlässig wird und sich ein Leaky-Gut-Syndrom entwickelt.

Diese Theorie ist nach heutigem Forschungsstand auch nicht abzustreiten, allerdings kann man derartige entzündliche Reaktionen nicht nur auf die AB0-Blutgruppen-Antigene zurückführen, da es in den Geweben und Schleimhäuten noch viele weitere Antigene gibt.

Lektine schaden nur bei vorgeschädigter Darmschleimhaut

Zudem werden Lektine (von einigen Ausnahmen wie Gluten, WGA, Erdnussagglutinin u. a. abgesehen) sowohl durch die Zubereitungsart als auch durch den Verdauungsprozess, d. h. mithilfe der Magensäure und diversen Enzymen, gespalten und unschädlich gemacht. Auch werden sie durch die schützende Darmschleimhaut abgewehrt.

Sollten es Lektine dennoch schaffen, sich an die Zellen der Darmschleimhaut zu binden und damit als Antigen eine immunologische Antwort auszulösen, so geht man heute davon aus, dass dies nur möglich ist, wenn zuvor schon eine Störung oder Erkrankung der Darmschleimhaut vorgelegen hat, welche zum Beispiel durch die Langzeit-Einnahme von nicht-steroidalen Schmerzmitteln (NSAR) ausgelöst wird ( 10 ).

D‘Adamos Evolutionstheorie der Blutgruppen stimmt nicht

Peter D’Adamo behauptete 1997 in seiner Erstauflage zur Blutgruppendiät, dem Werk „4 Blutgruppen – 4 Strategien für ein gesundes Leben“, dass die Blutgruppe 0 die erste Blutgruppe gewesen sei, die es unter der menschenähnlichen Spezies gegeben hätte.

Der frühzeitliche Mensch sei Jäger gewesen, da er sich hauptsächlich von Fleisch ernährt habe, eine Theorie, die dadurch bestätigt sei, dass Menschen mit Blutgruppe 0 viel Magensäure besäßen, die zur Verdauung von Fleisch nötig sei.

Erst auf seinen nomadischen Wanderungen und dem Beginn von Ackerbau und Viehzucht hätten sich dann die anderen Blutgruppen herausgebildet ( 11 ).

Blutgruppe 0 entwickelte sich aus Blutgruppe A

Man weiß heute allerdings, dass es die Blutgruppe A und nicht 0 war, die zuerst bei den Hominiden (den menschenähnlichen Vorfahren) bzw. dem Homo sapiens vorherrschte.

Die Blutgruppe 0 hat sich, neuesten Erkenntnissen zufolge, schon vor fünf Millionen Jahren durch Selektionsdruck aus der Blutgruppe A entwickelt, und zwar aufgrund von Gen-Mutationen, mit denen ein Überlebensvorteil bei Malariainfektionen verbunden war ( 12 ).

Selektionsdruck bedeutet, dass diejenigen besser überleben konnten, die eine genetisch bedingte Mutation besaßen und daher gegen Malaria resistenter waren. Die Schwachen wurden aussortiert (selektiert). Dies ist der Grund, weshalb man in Afrika hauptsächlich die Blutgruppe 0 vorfindet.

Blutgruppe A verbreitete sich an Küstengebieten

Die Blutgruppe A bestand also vorher schon, wobei man anhand von Untersuchungen an Knochenfunden vermuten kann, dass sie sich entlang der Küsten verbreitet hat.

Erwähnenswert wäre hier der 4000 Jahre alte Paläo-Eskimo „Inuk“, den man 1986 im Permafrost in Grönland gefunden hat. Er hatte Blutgruppe A+ (Rhesus positiv) und ernährte sich vor allem von Meeresfrüchten. Seine Vorfahren stammten aus dem östlichen Sibirien ( 13 ).

Selbst heute noch leben die Menschen in Grönland größtenteils von rohem Fleisch. Sie können die hohe Fettzufuhr aufgrund zweier ihnen eigener Gene so speziell verwerten, dass das Fett in Energie und Körperwärme umgewandelt wird, ohne dass ihnen das Zuviel an Fett schadet ( 14 ).

Vergleicht man dies mit der Theorie der beiden Naturheilmediziner, wo es heißt, Blutgruppe A solle wenig bis gar keinen Fisch verzehren, sondern sich hauptsächlich vegetarisch ernähren ( 15 ), passt dies zum Fall des Inuit nicht ganz.

Denn welche Nahrung ein Mensch verträgt, hängt womöglich nicht von den Blutgruppen ab, sondern von seinen angepassten Genen, erklärt Rasmus Nielsen von der University of California in Berkeley, einer der Forscher, die den Inuit genetisch untersucht haben ( 16 ).

Blutgruppe B entwickelte sich in Asien

Vermutlich auch selektionsbedingt hat sich in Teilgebieten von Asien, vor allem in Indien, die Blutgruppe B durchgesetzt. Dort sind die Menschen durch die Antigene ihrer Blutgruppe vor Cholera geschützt, da Choleraerreger weniger effizient an die Kohlenhydratkette dieser B-Antigene andocken können. Demgegenüber erleiden Menschen mit Blutgruppe 0 bei einer Cholerainfektion viel schwerere Verläufe.

Weitere Faktoren zur Verbreitung der Blutgruppen

Die Häufung bestimmter Blutgruppen in bestimmten Ländern der Erde ist ein komplexes Thema. Ökologische Faktoren wie Klimawandel, Dürren- und Eiszeiten, Höhenlage, Intensität der Sonnenstrahlung, Längen- und Breitengrade, die Vegetation, das vorhandene Nahrungsangebot sowie Herausforderungen mit krankmachenden Keimen:

All dies hatte Auswirkungen auf Anpassungsvarianten der Gene in allen Lebewesen und zu allen Zeiten. Die Wanderungen des Frühmenschen und des Homo sapiens trugen mit dazu bei, dass sich der Mensch mithilfe von Gen-Mutationen angepasst und weiterentwickelt hat ( 17 ).

Die Blutgruppen konnten sich in den Regionen verbreiten, wo ihre Träger (Mensch und Tier) im Zusammenleben mit anderen Organismen auf symbiotische Art und Weise ihren Nutzen ziehen konnten und somit überlebensfähig waren, wobei die Blutgruppen durch das sogenannte AB0-Gen bestimmt werden.

Mutationen ergeben sich durch Wechselwirkungen mit der Umwelt und der Verfügbarkeit von Nahrung, die aber nicht immer etwas mit Mutationen der Blutgruppen bzw. des Blutgruppen-Gens zu tun haben, sondern auch mit Mutationen anderer Gene ( 18 ).

D’Adamo ändert seine Evolutions- und Diätkonzepte nicht ab

Dass es auch Zusammenhänge zwischen Blutgruppen und Krankheiten gibt ( 19 ), war D’Adamo schon in seiner Erstausgabe bewusst ( 20 ).

In seiner aktualisierten Neuausgabe von 2017 ist ihm auch bekannt, dass sich die Blutgruppe 0 aus A entwickelt hat und nicht umgekehrt, erwähnt dies auch über mehrere Seiten, ändert jedoch seine evolutionsbedingte Jäger- und Ackerbau-Theorie sowie seine Blutgruppendiät-Pläne nicht ab ( 21 ).

Warum in der Fachwelt die Blutgruppendiät auf Skepsis stößt

Die beiden "Entdecker" der Blutgruppendiät gehen von einer Evolutionsbiologie aus, die nach heutigem Wissensstand nicht den Tatsachen entspricht. Blutgruppe-0-Menschen seien Jäger, die sich zu Urzeiten hauptsächlich von Fleisch ernährt hätten. Sie sollten deshalb auch heute noch pro Woche bis zu vierzehn Portionen Fleisch und Fisch verzehren , um gesund und leistungsfähig zu bleiben ( 22 ) ( 23 ), was eine Menge ist, zumal 38 Prozent aller Menschen laut statistischen Angaben Blutgruppe 0 hat ( 24 ).

Abgesehen davon, dass verschiedene Studien von einer hauptsächlich pflanzenbasierten Ernährung der Hominiden und präagrarischen Menschen ausgehen ( 26 ) ( 27 ) und somit die Blutgruppen-Theorie des Ur-Menschen als Jäger widerlegen, wird eine derart fleischlastige Kost-Empfehlung heute aus gesundheitlichen und ökologischen Gründen kritisch betrachtet ( 28 ).

Die Wirkung der Blutgruppendiät ist von der Blutgruppe unabhängig

Die Forschungslage über die Blutgruppendiät ist nach wie vor dünn. Im Jahr 2014 hat sich eine Forschergruppe aus Canada der Aufgabe, die Blutgruppendiät zu überprüfen, erstmalig angenommen.

Hierfür wurden zunächst die Ernährungsmuster von 1.455 gesunden, jüngeren Probanden (zwischen 20 und 29 Jahren) der Toronto Nutrigenomics and Health Study unterschiedlichen Blutgruppendiäten zugeordnet und anhand eines Scores bewertet.

Zudem wurden die Werte für kardiometabolische Risikofaktoren gemessen. Erst später hat man zum Vergleich den Kreis enger gefasst und geschaut, wer von den Probanden auch die passende Blutgruppe zum eigenen Ernährungsmuster hat.

Das Ergebnis war, dass die Einhaltung der Blutgruppendiät für Blutgruppe 0 mit niedrigeren Triglycerid-Werten einherging, die Einhaltung der Blutgruppendiät für Blutgruppe A mit einem niedrigeren BMI (Body Mass Index), Taillenumfang, Blutdruck, niedrigeren Cholesterin- und Triglycerid-Werten, sowie dass sie mit einem geringeren Insulinspiegel verbunden war.

Bei der Blutgruppendiät für Blutgruppe AB ergab sich ein ähnliches Bild mit Ausnahme des BMI und des Taillenumfangs. Bei der B-Blutgruppendiät (mit Konsum von Milchprodukten) konnten keine Verbesserungen festgestellt werden.

Das Resultat zeigte für 0, A und AB soweit also verbesserte Werte; offensichtlich können die Ernährungsempfehlungen kardiometabolische Risikofaktoren reduzieren. Allerdings konnte am Schluss der Studie keinerlei Zusammenhang hergestellt werden zwischen den Blutgruppen der Studienteilnehmer und den blutgruppenspezifischen Diäten.

Die Auswirkungen der Blutgruppendiäten waren gänzlich unabhängig von der Blutgruppe der Personen, sodass die Studie die Hypothese der Blutgruppendiät, nämlich dass sie bei strenger Einhaltung für die Gesundheit förderlich ist und chronischen Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugt, nicht unterstützen konnte ( 29)

Die Blutgruppendiät – eine umsichtige Ernährungsform

2018 haben die gleichen Forscher noch einmal eine Studie mit 973 erwachsenen, adipösen Teilnehmern der Toronto Healthy Diet Study herausgebracht (Altersdurchschnitt 44,6 Jahre). Das Ergebnis war das gleiche:

Nach sechsmonatigem Einhalten der Blutgruppendiäten konnten zwar abermals Verbesserungen der kardiometabolischen Risikofaktoren festgestellt werden, doch waren sie wiederum unabhängig von der Blutgruppe der Probanden.

Die Blutgruppendiät wird jedoch von den Forschern dieser Studie als umsichtige Ernährung angesehen, die einen hohen Verzehr von Obst und Gemüse sowie dem Vermeiden von industriell verarbeiteten Lebensmitteln empfiehlt.

Von daher sei es auch nicht verwunderlich, dass die Biomarker (HDL- und LDL-Cholesterin, BMI, Taillenumfang, Blutdruck, Nüchternblutzucker), nach sechs Monaten Einhalten der Blutgruppendiät deutlich günstiger ausfallen würden als sie zu Beginn der Studie waren ( 30 ).

Pflanzenbasierte Typ-A-Diät für alle Blutgruppen förderlich

2021 wurde im Journal of the Academy of Nutrition and Dietetics eine Studie veröffentlicht, bei der man zwischen 2017 und 2018 bei 68 übergewichtigen Studienteilnehmern aus Washington, DC. im Alter von 28 und 40 Jahren herausfinden wollte, ob die AB0-Blutgruppen in einem Zusammenhang mit den Effekten einer fettarmen, veganen Ernährung stehen ( 31 ).

Diese ähnelte in der Blutgruppendiät der Empfehlung für Personen mit der Blutgruppe A (während Blutgruppe 0 sich keinesfalls so ernähren soll).

Die Forscher kamen gleichfalls zu dem Schluss, dass die Blutgruppe in keinem Zusammenhang steht mit den Auswirkungen einer pflanzlichen Ernährung (Blutgruppendiät für Blutgruppe A) auf Körpergewicht, Körperfett, Plasmalipidkonzentrationen oder dem Blutglucosespiegel und dass eine pflanzenbasierte Kost nicht nur für Menschen mit Blutgruppe A, sondern für alle Blutgruppen von Vorteil ist.

Es wäre daher nicht sinnvoll, Nicht-A-Blutgruppen von dieser vorteilhaften Kost mit viel Gemüse, Obst und Getreide auszuschließen.

Die Vorteile der Blutgruppendiät

Wie Wang et al. 2018 (30) und Neal D. Barnard 2021 (31) herausgestellt haben, ist die Blutgruppendiät für Blutgruppe A als pflanzenbasierte, vegetarisch ausgerichtete Kost eine gesunde Ernährungsform, die unabhängig von der Blutgruppe jedem empfohlen werden kann.

Viele ernährungsbewusste Menschen beherzigen sie heute schon. Man könnte sie auch mit der Mittelmeerdiät vergleichen, die ohnehin als gesunde Ernährung empfohlen wird, vor allem für Menschen, die zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen neigen (zu welchen in der Tat Blutgruppe-A-Menschen eher neigen als andere) ( 20 ).

Zu dieser Diätform gehören frisches Gemüse und Salate, Zwiebeln und Knoblauch, frisches Obst, wenig fettarmes Fleisch und wenig Fisch, Hülsenfrüchte, Vollkorngetreide, Nüsse, frische Kräuter, gutes Olivenöl sowie abends auch mal ein Glas Rotwein oder ein Stück dunkle Schokolade.

Die beiden Verfechter der Blutgruppendiät (die Naturheilärzte D‘Adamo) gehen davon aus, dass man sich auf die Nahrung, die die Natur zur Verfügung stellt, zurückbesinnt. Das heißt, während der empfohlenen Diäten müssen alle hochverarbeiteten Lebensmittel aus dem Speiseplan entfernt werden.

Fleisch sollte aus biologischer Aufzucht stammen, Milch und Milchprodukte sollten gemieden werden genauso wie Weizen und Haushaltszucker. Dazu sollte man sich ausreichend sportlich bewegen.

Allein wer diese Regeln beherzigt, wird schon innerhalb weniger Wochen einen besseren Cholesterinspiegel vermerken, womöglich weniger Schmerzen haben, besser schlafen, besser denken können, sich im Allgemeinen viel wohler fühlen und besser gelaunt sein – unabhängig davon, welche Blutgruppe man hat.

Die beiden Autoren präsentieren eine Fülle an Ratschlägen aus ihrem Spektrum der Naturheilmedizin, die man durchaus überdenken kann. Dennoch betonen sie, dass vor Beginn der Blutgruppendiät der eigene Arzt um Rat gefragt werden sollte, ob die Blutgruppendiät - je nach individueller Krankheitsgeschichte - für einen persönlich geeignet ist (25) (32).

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Dieser Artikel wurde auf Grundlage (zur Zeit der Veröffentlichung) aktueller Studien verfasst und von MedizinerInnen geprüft, darf aber nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung genutzt werden, ersetzt also nicht den Besuch bei Ihrem Arzt. Besprechen Sie daher jede Massnahme (ob aus diesem oder einem anderen unserer Artikel) immer zuerst mit Ihrem Arzt.