Erythrit, die Zuckeralternative
Längst ist bekannt, dass Zucker bei übermäßigem und regelmäßigem Konsum krank macht. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt in ihrer Ernährungsrichtlinie nicht grundlos, pro Tag insgesamt nicht mehr als 6 Teelöffel Zucker – darunter Mono- und Disaccharide wie Glukose, Fruktose und Saccharose (Haushaltszucker) – aufzunehmen ( 6 ), was aus unserer Sicht immer noch viel zu viel ist.
In Anbetracht dessen halten immer mehr Verbraucher, aber auch Forscher, nach Zuckeralternativen Ausschau. Ein vielversprechender Kandidat heißt Erythrit (oder Erythritol). Doch wie gesund ist dieser Zuckerersatz?
Hohe Mengen können Nachteile haben
Auch wenn der Zuckerersatz im Vergleich zu Zucker Vorteile hat, geht es - wenn das Ziel eine gesunde Ernährung ist - nicht darum, dass man nun einfach seinen kompletten Zuckerverbrauch auf Erythrit umstellt. Denn auch hohe Mengen von diesem Süßungsmittel könnten Nachteile haben, was insbesondere im Hinblick auf Langzeitfolgen noch nicht untersucht wurde (siehe Erythrit und das Herz-Kreislauf-Risiko ).
Wenn Sie also bisher gesüßte Getränke zu sich nahmen, gerne Kuchen und Gebäck aßen, regelmäßig Süßigkeiten, Desserts und Eiscreme naschten und ein Frühstück ohne Marmelade für Sie undenkbar war, dann wird Ihre Ernährung nicht sonderlich besser oder gesünder, wenn Sie all das nun mit dem Zuckeraustauschstoff herstellen oder kaufen.
Es geht bei einer gesunden Ernährung also darum, insgesamt ANDERS zu essen (mehr Gemüse, Salate, Vollkorn, Hülsenfrüchte, Obst, Nüsse) und generell weniger Süßes zu sich zu nehmen und überdies ungesüßte Getränke zu wählen.
Was ist Erythrit?
Erythrit ist wie Xylitol, Sorbit oder Mannit ein Zuckeralkohol. Es handelt sich bei Zuckeralkoholen um Verbindungen, die zwar süß schmecken, aber nicht wie Zucker verstoffwechselt werden. Man zählt die Zuckeralkohole zur Gruppe der Zuckeraustauschstoffe, also nicht zu den Süßstoffen (wozu Aspartam, Saccharin, Stevia etc. gehören).
Zuckeralkohole kommen in bestimmten Lebensmitteln auch natürlich vor (Sorbit z. B. in Pflaumen). Jene Zuckeralkohole, die man kaufen kann (Erythrit und Xylit), werden hingegen durch Fermentation – etwa von Glukose – gewonnen. Entdeckt wurde Erythrit vom schottischen Chemiker John Stenhouse, der den Stoff um 1848 erstmals isoliert hat.
Die Süßkraft
Der Zuckeraustauschstoff hat eine Süßkraft von 0,75, also eine Süßkraft, die um etwa ein Viertel geringer ist als jene von Zucker (Saccharose = Haushaltszucker). Die Süßkraft von Zucker beträgt 1 und stellt den Referenzwert dar. Im nachfolgenden PDF finden Sie die Tabelle mit verschiedenen Süßungsmitteln und ihre Süßkraft im Vergleich zu Zucker.
Die Kalorien
Erythrit hat 0 bis 0,2 kcal pro Gramm (je nach Quelle) und somit fast gar keine Kalorien. Haushaltszucker hat 4 kcal pro Gramm, Xylit hingegen liegt mit 2,4 kcal bereits deutlich unter dem herkömmlichen Zucker – siehe Tabelle oben.
Die Kohlenhydrate
Der Zuckerersatz besteht zu 100 Prozent aus Kohlenhydraten, denn Zuckeralkohole gehören zu den Kohlenhydraten. Doch können sie vom Körper nicht verwertet werden, was bedeutet, dass sie unverändert ausgeschieden werden. Dies zeigt sich auch am niedrigen bis nicht vorhandenen Kaloriengehalt. Der Zuckeralkohol wird aus diesem Grund auch sehr gerne als Süßungsmittel in der Low-Carb-Ernährung und Keto-Ernährung verwendet.
So schmeckt der Zuckeraustauschstoff
Der süße Geschmack von Zuckeralkoholen wird generell als natürlich und zuckerähnlich wahrgenommen. Störende Fremdgeschmäcker sind bei Erythrit jedoch eher vorhanden als bei Xylit - und zwar besonders dann, wenn der Zuckeraustauschstoff in größeren Mengen verwendet wird, was gerade bei Süßspeisen, Kuchen und Gebäck ungünstig ist. Um dies zu verhindern, wird er gerne mit Stevia gemischt. Stevia verstärkt die Süßkraft des Zuckeralkohols, sodass man weniger davon benötigt.
Hierbei pauschal ein ideales Mischungsverhältnis anzugeben, ist schwierig, auch da die Süßkraft von Erythrit je nach Produkt sehr variieren kann. Es gibt jedoch Erythrit-Stevia-Mischungen zu kaufen, die eine ideale Zusammensetzung aufweisen, sodass ein besseres Geschmackserlebnis erzielt wird und zusätzlich eine Süßkraft erreicht wird, die identisch ist mit der von Zucker.
* Hier finden Sie ein laborgeprüftes Erythrit
Besser als Zucker und Süßstoffe
Um 1900 wurden weltweit rund 11 Millionen Tonnen Haushaltszucker produziert – heute sind es etwa 180.000 Millionen Tonnen. Diese Zahlen verdeutlichen klar, wie immens der Zuckerkonsum in einem Zeitraum von ungefähr 100 Jahren gestiegen ist. Ob Zahnkaries, Übergewicht, Diabetes mellitus oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Lang ist die Liste der Leiden, die durch Industriezucker begünstigt werden (5). Detaillierte Infos dazu finden Sie hier: Zucker – Die Auswirkungen auf den Körper.
Süßstoffe schaden den Zähnen in der Regel nicht – oder zumindest deutlich weniger als Zucker. Denn sie werden von der Mundflora nicht verstoffwechselt und bieten den Karies verursachenden Bakterien keine Nahrung. Jedoch stehen Süßstoffe u. a. bereits im Verdacht, krebserregend zu sein (9), Migräne auszulösen (8) und der Darmflora zu schaden (10)
Auch zeigen immer mehr Studien, dass Süßstoffe für Diabetiker keineswegs so gut sind, wie bis vor kurzem angenommen wurde. Mehr dazu erfahren Sie unter folgendem Link: Süßstoffe fördern Diabetes. Wissenschaftlern zufolge könnten Zuckeralkohole wie Erythrit deshalb aus gesundheitlicher Sicht vorteilhafter sein als viele Süßstoffe und Zucker.
Zu bedenken ist allerdings, dass diesbezüglich vordergründig synthetisch hergestellte Süßstoffe wie Aspartam negativ aufgefallen sind, während natürlichen Süßstoffen wie Stevia sogar eine antidiabetische Wirkung und ein Potenzial bei der Behandlung von Diabetes Typ 2 bescheinigt wurde (24).
Für Diabetiker besser als Süßstoffe
Nach wie vor rät man Menschen mit Diabetes mellitus zu synthetischen Süßstoffen (aufgrund ihres niedrigen Energiegehalts). Doch hat eine Studie im Jahr 2020 ergeben, dass auch Süßstoffe zur Freisetzung von Insulin aus der Bauchspeicheldrüse führen, da sie – aufgrund ihres süßen Geschmacks – vom Organismus mit Glukose verwechselt werden In Folge trägt dies zu einer Insulinresistenz sowie zu einem erhöhten Insulinspiegel im Blut bei (7).
Anders als andere Zuckeralkohole erregt Erythrit erst seit Beginn der 1990er Jahre die Aufmerksamkeit der Forscher – zunächst in puncto Zahngesundheit. Seit aber bekannt wurde, dass Süßstoffe in Bezug auf Diabetiker nicht halten, was versprochen wurde, steht der Zuckeraustauschstoff auch diesbezüglich im Fokus (16).
Laut einer im Jahr 2018 veröffentlichten Studie dient der Stoff nicht nur als guter Zuckerersatz, sondern könnte sogar ein nützliches Mittel bei der Behandlung von Diabetes sein, um eine Erhöhung des Blutzuckerspiegels nach dem Essen zu regulieren (4). Außerdem hat er eine antioxidative Wirkung und kann die Funktion des Endothels (innerste Wandschicht von Lymph- und Blutgefäßen) bei Menschen mit Diabetes Typ 2 verbessern (2).
Bei Übergewicht besser als Süßstoffe
Synthetische Süßstoffe gelten als Zuckerersatz noch immer als probates Mittel gegen Übergewicht. Unter anderem haben auch Forscher vom University of Texas Southwestern Medical Center im Jahr 2017 diesbezüglich eine paradoxe Entdeckung gemacht:
Denn die Zufuhr von Süßstoffen ging tatsächlich mit einem gesteigerten Kalorienverbrauch und einer erhöhten Gewichtszunahme einher (11). Ist es da nicht fahrlässig, wenn Süßstoffe gerade Übergewichtigen und Menschen mit Diabetes ans Herz gelegt werden, zumal Übergewicht zu den Hauptursachen dieser Erkrankung zählt?
Forscher vom University Hospital Basel haben bereits im Jahr 2016 untersucht, ob die beiden Zuckeralkohole Erythrit und Xylit im Vergleich zu synthetischen Süßstoffen Vorteile aufweisen. So wurde 10 mageren und 10 fettleibigen Probanden entweder 75 Gramm Glukose oder 50 Gramm Xylit oder 75 Gramm Erythrit in 300 Milliliter Wasser oder ein Placebo (Wasser) über eine Magensonde verabreicht.
Daraufhin stellten die Wissenschaftler fest, dass durch die beiden Zuckeralkohole zwei Peptidhormone (Cholecystokinin und Glucagon-like Peptid 1) anstiegen, welche u. a. für die Auslösung des Sättigungsgefühls, die Verzögerung der Magenentleerung und die Hemmung des Hungers verantwortlich sind. In einem Punkt hatte Erythrit im Gegensatz zu Xylit die Nase vorn: Es beeinflusste die Insulinfreisetzung überhaupt nicht (12).
Nach der Aufnahme von Haushaltszucker steigt der Spiegel der Peptidhormone im Übrigen nur geringfügig an und flacht sogleich wieder ab, sodass es zu starken Schwankungen des Blutzuckerspiegels kommt und das Sättigungsgefühl auf die Schnelle wieder nachlässt.
Bei Fettleber
In einer Studie von 2021 zeigte sich, dass Erythrit bei Mäusen mit Fettleber die Fetteinlagerung in der Leber abbauen helfen konnte (34). Ob dies bei menschlichen Fettleberpatienten ebenfalls funktioniert, lässt sich daraus natürlich nicht zwangsläufig ableiten. Dennoch wird es auch hier eine sehr gute Idee sein, den täglichen Zuckerverzehr einerseits drastisch zu reduzieren und den Rest wenigstens zum Teil gegen den Zuckeralkohol auszutauschen.
* Hier finden Sie ein laborgeprüftes Erythrit
Gut für die Zähne
Alle zuckerhaltigen und die meisten stärkehaltigen Nahrungsmittel fördern die Entstehung von Karies extrem. Denn der Zahnbelag (Plaque) enthält Keime, die sich davon ernähren. Dabei wird der Zucker zu Säuren abgebaut, welche die Zahnoberfläche angreifen und Löcher – also Karies – verursachen.
Im Gegensatz zum Zucker schaden Süßstoffe den Zähnen nicht, da sie von der Mundflora nicht verstoffwechselt werden und somit den Karies verursachenden Bakterien keine Nahrung bieten. In der Kariesprophylaxe sind Süßstoffe jedoch nur von geringer Bedeutung.
Bestimmte Zuckeralkohole sind hingegen sogar in der Lage, der Entstehung von Karies entgegenzuwirken (2). Diverse In-vitro- sowie Humanstudien zur Mundgesundheit ergaben, dass Erythrit:
- den Zahnbelag reduziert
- Zahnbelagsäuren neutralisiert
- die Anzahl von Streptococcus mutans – dem wichtigsten Verursacher von Karies – und weiteren daran beteiligten Bakterien im Speichel und auf den Zahnoberflächen verringert
- das Auftreten von Karies senkt
- beim Air-Polishing (Bestandteil der Professionellen Zahnreinigung) den Biofilm nicht nur mechanisch entfernt, sondern ihn auch chemisch reduziert
Außerdem konnten niederländische Forscher nachweisen, dass der Zuckeraustauschstoff aufgrund des positiven Effekts auf die Mundflora zum Schutz vor Zahnfleischentzündungen und Parodontitis beitragen kann (23).
Erythrit vs. Xylit vs. Sorbit in der Kariesprävention
Die Karies reduzierenden Eigenschaften von Xylit wurden bereits Anfang der 1970er Jahre entdeckt, wir haben darüber bereits berichtet: Xylitol – Birkenzucker als Zuckerersatzstoff. Erythrit wird diesbezüglich hingegen erst seit den 1990ern erforscht. Seitdem sind viele Forscher bemüht herauszufinden, welcher der Zuckeralkohole am effektivsten ist.
Bei einer im Jahr 2005 an der University of Turku durchgeführten finnischen Studie verwendeten 136 Jugendliche für 6 Monate 7 Gramm Erythrit oder Xylit oder Sorbit in Form von Kautabletten, ergänzt durch die zweimal tägliche Verwendung einer Zahnpaste mit dem jeweiligen Zuckeralkohol – 30 bis 36 der Probanden bekamen pro Gruppe ein entsprechendes Placebo. Erythrit zeigte in puncto Kariesprävention die beste Wirkung (17).
Im Rahmen eines Reviews verglichen belgische Forscher im Jahr 2016 erneut die Wirksamkeit von Erythrit mit Xylit und Sorbit, wobei ersterer in Bezug auf das Kariesrisiko wieder am besten abschnitt (3).
Wo ist Erythrit natürlicherweise enthalten?
Der Zuckeralkohol ist ein natürlicher Stoff, der in einigen Obstsorten (z. B. in Erdbeeren, Birnen, Wassermelonen und Weintrauben ), in Pilzen, in fermentierten Lebensmitteln (z. B. Sojasauce, Reiswein und Bier), in Pistazien sowie in Käse – allerdings nur in sehr geringen Mengen – vorkommt.
Ein internationales Forschungsteam im Jahr 2017 herausgefunden, dass Erythrit nicht einfach ein Stoff ist, der aufgenommen und wieder ausgeschieden wird. Die Wissenschaftler gaben an, dass der Zuckeralkohol – im Gegensatz zu den bisherigen Annahmen – Bestandteil des Stoffwechsels ist und sogar vom Körper selbst hergestellt wird (u. a. aus Zucker). Die genauen Stoffwechselwege sind jedoch noch nicht geklärt (18).
Zu Xylit hingegen ist bereits bekannt, dass im menschlichen Körper – genauer gesagt in der Leber – 5 bis 15 Gramm des Zuckeralkohols pro Tag als Zwischenprodukt während des Abbaus von Kohlenhydraten hergestellt werden.
Die Herstellung
Nun könnte man denken, dass Erythrit aus den oben genannten Lebensmitteln extrahiert wird, doch dem ist nicht so. Denn es wären Massen dieser Lebensmittel vonnöten, um die benötigten Mengen des Zuckeralkohols herstellen zu können. Darum bedient sich die Lebensmittelindustrie unterschiedlichster Verfahren, in der Regel wird auf die Fermentation gesetzt.
Der Zuckeralkohol kann in einem komplexen Prozess der Hydrierung von Dialdehydstärke oder Weinsäure hergestellt werden. Hierbei handelt es sich allerdings um sehr aufwändige und kostspielige Verfahren, was sich auch im Preis widerspiegelt.
Meist kommen deshalb zuckerliebende Pilze (v. a. Hefen) zum Einsatz, die für eine mikrobielle Umwandlung von Kohlenhydraten sorgen. So wird etwa Glukose, die aus Mais oder Weizen gewonnen wird, mit Hilfe von Hefe vergärt. Anschließend wird das fermentierte Gemisch starker Hitze ausgesetzt, wobei unerwünschte Stoffe wie Ethanol abgespalten und der Zuckeraustauschstoff extrahiert wird.
Gentechnik - nicht ausgeschlossen
Problematisch ist, dass bei der Herstellung des Zuckeralkohols auch gentechnisch veränderter Mais verwendet werden kann. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn die Rohstoffe aus Nord- oder Südamerika importiert wurden. Dazu kommt, dass Enzyme zum Einsatz kommen können, die aus gentechnisch veränderten Mikroorganismen gewonnen werden.
Werden Zutaten auf der Basis von Stärke unmittelbar aus gentechnisch veränderten Pflanzen wie etwa Mais gewonnen, ist dies kennzeichnungspflichtig. Finden aber gentechnisch veränderte Mikroorganismen Verwendung, muss dies dem Verbraucher gar nicht erst mitgeteilt werden (4).
Was Sie beim Einkauf beachten sollten
Sie können Erythrit inzwischen nahezu überall kaufen. Da, wie gesagt, nicht jede Art der Herstellung als positiv zu bewerten ist, sollten Sie Wert auf eine hohe Qualität legen. Kaufen Sie das Süßungsmittel mit Bio-Siegel (5). Denn laut EU-Öko-Verordnung dürfen gentechnisch veränderte Organismen sowie aus oder durch gentechnisch veränderten Organismen hergestellte Zutaten nicht in der biologischen Produktion verwendet werden (25).
Erythrit hat durchaus seinen Preis. Während ein Kilogramm Haushaltszucker schon für wenige Cent zu haben ist, kostet 1 Kilogramm des Zuckeraustauschstoffs um die 10 Euro. Wenn man aber bedenkt, dass es sich um eine gesunde Zuckeralternative handelt und man im Rahmen einer gesunden Ernährung sowieso viel weniger Süßungsmittel benötigt, relativiert sich der Preis wieder.
* Hier finden Sie ein laborgeprüftes Erythrit
Erythrit als Lebensmittelzusatzstoff
Der Zuckeralkohol findet seit den 1990er Jahren Anwendung als Süßungsmittel. In den USA fand die Zulassung als Lebensmittelzusatzstoff im Jahr 2001 statt. In Europa stufte der Wissenschaftliche Lebensmittelausschuss den Stoff im Jahr 2003 aufgrund von diversen Tier- und Humanstudien als sicher ein (1). Die Zulassung als Lebensmittelzusatzstoff erfolgte im Jahr 2006.
In der Lebensmittelindustrie kommt er zudem als Geschmacksverstärker und Trägerstoff in einer Vielzahl von Produkten zum Einsatz (19). Dazu zählen etwa Süßwaren, Milcherzeugnisse und Fruchtzubereitungen. Ausgeschlossen ist der Zuckeralkohol bei der Herstellung von Fruchtsäften.
Ob Erythrit in Nahrungsmitteln enthalten ist, erkennen Sie an der E-Nummer E 968. Mengenbeschränkungen gibt es keine, doch es darf nur so viel eingesetzt werden, wie für die gewünschte Wirkung unbedingt notwendig ist. (Siehe unter „Nebenwirkungen?“)
Weniger Kühleffekt im Mund als Xylit
Zuckeralkohole haben die Charakteristik, dass beim Verzehr im Mund ein kühlender Effekt entsteht. Dies kann bei manchen Getränken, Lebensmitteln bzw. Gerichten durchaus erwünscht sein, muss es aber nicht. Xylit ist aus diesem Grund für die Herstellung von Tafelsüßen nicht geeignet und kommt deshalb insbesondere bei Kaugummis sowie anderen Lebensmitteln mit Mentholgeschmack zum Einsatz.
Erythrit bietet hierbei den großen Vorteil, dass diese kühlende Eigenschaft viel geringer ausgeprägt ist als bei anderen Zuckeralkoholen.
Wie beim Einsatz in der Küche dosiert wird
Sie können Erythrit sowohl zum Süßen von Getränken als auch bei der Herstellung von Desserts verwenden. Denn das Süßungsmittel verhält sich z. B. in Kuchenteigen genauso wie Zucker. Beachten Sie, dass der Zuckeraustauschstoff im Vergleich zum Haushaltszucker nur eine Süßkraft zwischen 50 und 70 Prozent besitzt.
Als Richtwert gilt: Beinhaltet ein Rezept z. B. 100 Gramm Zucker, benötigen Sie ungefähr zwischen 142 und 200 Gramm Erythrit, um den Zucker zu ersetzen.
Wenn der Zuckerautauschstoff mehr als 30 Prozent eines Rezeptes ausmacht, wie das etwa bei Marmeladen und Sirups der Fall sein kann, bilden sich beim Erkalten aufgrund der schlechten Löslichkeit Kristalle. Diese sind zwar in Hinblick auf die Gesundheit unbedenklich, aber es ist natürlich nicht angenehm, darauf zu beißen. Sie können dies verhindern, indem Sie die Erythrit-Menge auf 25 Prozent der Gesamtmasse reduzieren und ein klein wenig Stevia hinzugeben. Denn auf diese Weise wird die Süßkraft erhöht und die Kristallbildung verhindert.
Gibt es Nebenwirkungen?
Der Zuckeralkohol ist nicht nur kalorienfrei, sondern hat auch eine hohe Magen-Darm-Toleranz. Nichtsdestotrotz kann es bei einem übermäßigen Konsum zu Blähungen, Bauchschmerzen und Durchfall kommen. Die Symptome sind vergleichbar mit denen von Ballaststoffen. Aus diesem Grunde müssen Lebensmittel, die mehr als 10 Prozent Erythrit enthalten, mit dem Warnhinweis "Kann bei übermäßigem Verzehr abführend wirken" versehen werden.
Laut Untersuchungen der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit verursacht der Zuckeraustauschstoff in alkoholfreien Getränken und Nahrungsmitteln bei einem Höchstgehalt von 1,6 Prozent keinerlei Nebenwirkungen. Anders ausgedrückt können pro Kilogramm Körpergewicht in der Regel mindestens 0,7 Gramm pro Tag problemlos aufgenommen werden (20). Für Kinder wird eine Menge von 0,6 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht empfohlen.
Wie viel Erythrit am Ende vertragen wird, ist allerdings eine individuelle Angelegenheit. Denn die Symptome sind abhängig von der Empfindlichkeit einer Person und anderen gleichzeitig verzehrten Lebensmitteln. Häufig sind Menschen mit entzündlichen Darmerkrankungen betroffen. Neigen Sie aber zu Verstopfung, kann der leicht abführende Effekt des Zuckeralkohols sogar von Vorteil sein. Am besten ist es, wenn Sie austesten, wo bei Ihnen die "Schmerzgrenze" liegt.
Seltener Magen-Darm-Beschwerden als bei anderen Zuckeralkoholen
Im Vergleich zu anderen Zuckeralkoholen birgt Erythrit in Bezug auf Magen-Darm-Beschwerden ein weitaus kleineres Risiko. Denn die Abführschwelle liegt bei Sorbit, Xylit und Isomalt etwa bei 50 Gramm pro Tag, bei Erythrit und Maltit hingegen bei rund 100 Gramm täglich (13).
Dies ist darauf zurückzuführen, dass Erythrit fast vollständig über den Dünndarm aufgenommen und praktisch unverändert über den Urin ausgeschieden wird. Da nur ein geringer Prozentsatz den Dickdarm erreicht, findet kaum eine Fermentation durch Darmbakterien statt, wodurch die Magen-Darm-Probleme entstehen können. Trotz der abführenden Wirkung werden Zuckeralkohole in den Studien meist sehr gut vertragen.
Der Einfluss von Süßstoffen und Zuckeralkoholen auf die Darmflora
Spanische Forscher von der University of Granada haben im Jahr 2019 u. a. untersucht, inwiefern sich Süßungsmittel auf die Darmflora auswirken. Einige Tier- und Humanstudien haben bereits gezeigt, dass Süßstoffe die Darmflora negativ beeinflussen können.
So hat etwa eine Studie mit 172 Probanden ergeben, dass der Konsum von Süßstoffen wie Saccharin die Zusammensetzung der Darmbakterien verändert, wodurch es zu einer Glukoseintoleranz kommen kann. Dies bedeutet, dass nach der Aufnahme von Glukose der Blutzuckerspiegel stark ansteigt (21).
Ein Vergleich aller vorhandenen Studienergebnisse hat hingegen gezeigt, dass Zuckeralkohole auf die Darmflora durchwegs einen positiven Effekt haben. Viele Forscher sprechen den Zuckeralkoholen sogar eine präbiotische Wirkung zu, da sie beispielsweise den Gehalt an kurzkettigen Fettsäuren (z. B. Buttersäure) erhöhen und das Wachstum von Laktobazillen und Bifidobakterien im Darm fördern (3).
Laut einer im Jahr 2020 durchgeführten In-vitro-Studie stört Erythrit die Gemeinschaft der Darmbakterien nicht (2). Die US-Forscher gaben an, dass durch das Süßungsmittel die Produktion der Buttersäure gesteigert wurde, wodurch im Darm das Milieu für Salmonellen und andere Krankheitserreger ungünstig wird. Zudem vermag es die Buttersäure, die Darmbewegungen anzuregen und versorgt die Darmschleimhaut mit Energie.
Bei Fructoseintoleranz nur bedingt zu empfehlen
Haushaltszucker kann prima durch Früchte ersetzt werden, die neben natürlichem Zucker jede Menge gesundheitsfördernde Ballast- und Vitalstoffe enthalten. Werden etwa Datteln oder Rosinen kurz in Wasser eingeweicht und püriert, verleihen sie Nachspeisen wie Eis oder Kuchen eine besonders aromatische Süße.
Doch gibt es Menschen, die Obst schlecht oder gar nicht vertragen, etwa im Falle einer Fructoseintoleranz. Aus diesem Grunde wird diskutiert, ob Erythrit für Betroffene eine gute Zuckeralternative ist.
Neuesten Studien zufolge ist dies nur bedingt der Fall. Dies ist darauf zurückzuführen, dass Zuckeralkohole das Transportsystem von Fruktose aus dem Darm hemmen. Bei Patienten mit einer Fructoseintoleranz arbeitet aber genau dieses Transportsystem ohnehin zu langsam, weshalb es nicht zusätzlich gehemmt werden sollte (6).
Aus diesem Grunde wird in der ersten Karenz-Phase der Fruktoseintoleranz-Therapie empfohlen, Zuckeralkohole zu meiden. Anschließend gilt es herauszufinden, wie viel der Zuckeralkohole individuell vertragen werden. In der Praxis hat sich gezeigt, dass von all den Zuckeralkoholen Erythrit und Xylit am besten verträglich sind.
Für Hunde - im Gegensatz zu Xylit - nicht giftig
Während Xylit für Hunde tödlich sein kann (es führt zu einer Insulinausschüttung und daraufhin zu einem raschen Absinken des Blutzuckerspiegels), ist diese Gefahr bei Erythrit nicht gegeben. In einer schottischen Studie aus dem Jahr 1996 gab man 8 Hunden ein Jahr lang täglich bis zu 3,5 g des Zuckeralkohols pro Kilogramm Körpergewicht und konnte keinerlei negative Auswirkungen beobachten (27).
In einer aktuelleren Studie, die im Jahr 2017 in Food and Chemical Toxicity veröffentlicht wurde, hieß es, dass Xylit bei Hunden bereits ab Dosen von 0,15 g pro Kilogramm Körpergewicht zu lebensbedrohlichem Unterzucker und akutem Leberversagen führen kann, dass aber Erythrit bis zu 5 g pro Kilogramm Körpergewicht als sicher gelte (28).
Auch auf Nagetiere (Mäuse und Ratten) hat der Stoff keine toxische Wirkung (29). Nichtsdestotrotz gehört er nicht in eine gesunde Hunde-, Katzen- oder Nagerernährung - genausowenig wie Zucker oder andere Süßungsmittel.
Lediglich für Fruchtfliegen ist der Stoff toxisch (30). Die Tierchen sterben, wenn sie von einem entsprechend gesüßten Wasser trinken (31) (32). Auf erwachsene Honigbienen zeigte sich im Rahmen einer 7-tägigen Fütterungsstudie kein schädlicher Effekt (33).
Erythrit und Xylit: Der Vergleich
Mit nachfolgender Tabelle erhalten Sie einen schnellen Überblick über die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der beiden Zuckeralkohole: Erythrit und Xylit: Der Vergleich
Ein interessanter Süßstoff ist neben Stevia auch Luo Han Guo, wozu Sie im vorigen Link spannende Informationen finden, z. B. dass er ursprünglich als Heilmittel bei Diabetes eingesetzt wurde.
Update: 3.3.2023
Wir fügten den Hinweis im ersten Abschnitt ein.