Tomatensaft schmeckt im Flugzeug ganz anders
Der Tomatensaft zählt – neben Karottensaft und Rote-Bete-Saft – zu den begehrtesten Gemüsesäften. Doch während Fruchtsäfte hoch im Kurs stehen, wird vergleichsweise selten auf Gemüsesäfte zurückgegriffen. Jeder Deutsche geniesst jährlich rund 40 Liter Fruchtsaft, aber nur 1 Liter Gemüsesaft, obgleich dieser weniger Kalorien und Zucker enthält ( 1 ).
Erstaunlich ist, dass sich der Saft aus Tomaten gerade auf Flugreisen einer aussergewöhnlichen Beliebtheit erfreut. So wurden davon an Bord der Lufthansa im Jahr 2008 ganze 1,7 Millionen Liter ausgeschenkt. Als die US-Airline United den Saft im Sommer 2018 von der Karte strich, wurde sie prompt mit einem Shitstorm belohnt – jetzt kann er auch dort wieder bestellt werden ( 12 ).
Schon im Jahr 2010 wurde das Geheimnis gelüftet: Eine Studie des Fraunhofer-Instituts hat gezeigt, dass der Geschmack von Tomatensaft am Boden und in der Luft ganz unterschiedlich wahrgenommen wird. Während der Saft bei Normaldruck als muffig beschrieben wurde, standen bei Niederdruck verführerische fruchtige Aromen und kühlende sowie süsse Geschmacksnuancen im Fokus ( 11 ).
Tomatensaft trinken statt Gemüse essen
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt, täglich drei Portionen Gemüse (etwa 400 Gramm) zu essen. Dadurch könne der Gesundheitsstatus verbessert und das Krankheitsrisiko gesenkt werden. Leider verzehren Europäer im Schnitt nur rund 50 Prozent dieser empfohlenen Tagesmenge.
Eine Studie an der University of California Davis hat gezeigt, dass Gemüsesäfte wie der Tomatensaft dazu beitragen können, täglich die empfohlene Gemüsemenge zu erreichen, z. B. indem man eine Gemüseportion durch ein Glas (200 ml) Gemüsesaft ersetzt. Doch es gibt viele weitere gute Gründe, öfter Gemüsesaft, z. B. aus Tomaten zu trinken. ( 10 )
Schutz vor Lebererkrankungen, Darmtumoren und Prostatakrebs
Wie in der Tomate selbst, so stecken natürlich auch im Saft zahlreiche bioaktive Substanzen wie Vitamin C, Polyphenole und Carotinoide, die unter anderem zur Prävention von Prostatakrebs, Darmkrebs und Lebererkrankungen beitragen. So hat eine Studie an der University of Murcia gezeigt, dass der knallrote Saft zur Gesunderhaltung der Leber beiträgt, indem freie Radikale unschädlich gemacht werden und der Zellzyklus positiv beeinflusst wird ( 6 ) ( 7 ) ( 9 ).
Eine Untersuchung italienischer Forscher hat ergeben, dass das im Tomatensaft enthaltene Carotinoid Lycopin Zellwucherungen und dem Wachstum von Darmtumoren entgegenwirkt. Überdies soll der Saft das Risiko für Prostatakrebs senken, was durch ein umfassendes Review an der University of Illinois im Jahr 2018 erneut bestätigt wurde. Dabei schnitten verarbeitete Tomaten besser ab als rohe, was auf die bessere Bioverfügbarkeit von Lycopin in gekochten Tomatenspeisen zurückgeführt wird ( 5 ) ( 8 ).
In Studie (5) hieß es: Das Prostatakrebsrisiko sank um 3 % beim Verzehr von 60 g Tomatensauce/-saft pro Woche, um 12 % beim Verzehr von 120 g, um 19 % beim Verzehr von 240 g und um 49 % beim Verzehr von 420 g pro Woche. Pro weitere 30 g pro Woche, sank das Risiko um weitere 3,5 %.
Gesund für Herz, Gefässe und Cholesterinspiegel
Chronische Entzündungen ebnen nicht nur Krebs, sondern vielen weiteren Krankheiten den Weg. Eine spanische Studie hat gezeigt, dass der Genuss von Tomatensaft das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen senkt, da er Entzündungen und somit der Arteriosklerose entgegenwirkt - (in der Studie tranken die Teilnehmer 200 - 400 ml täglich des Safts über 4 Wochen lang) ( 4 ).
Griechische Forscher haben hingegen festgestellt, dass der Saft Menschen mit metabolischem Syndrom guttut. Die Probanden tranken viermal pro Woche für zwei Monate je 200 ml Saft aus Tomaten, woraufhin sich ihre Entzündungswerte, Gefässstörungen und die Insulinresistenz verbesserten. Während das böse LDL-Cholesterin gesenkt wurde, nahm das gute HDL-Cholesterin zu ( 3 ).
Spermaqualität bessert sich
Laut einer japanischen Studie kann der regelmässige Konsum von Tomatensaft ausserdem unfruchtbaren Männern helfen. Nachdem die Probanden für 12 Wochen täglich eine Dose des Safts (mit 30 Milligramm Lycopin) getrunken hatten, wurde die Beweglichkeit der Spermien, die u. a. durch Entzündungen negativ beeinflusst werden kann, signifikant verbessert ( 2 ).
Tomatensaft im Test
Halten Sie beim Kauf von industriell gefertigten Tomatensäften unbedingt die Augen offen. Die Qualität lässt nämlich meist zu wünschen übrig. Bei einem Test von 13 Tomatensäften zeigte sich, dass kein einziger eine gute Bewertung13 bekommen hat: 10 erhielten ein Befriedigend und 3 wurden sogar als mangelhaft eingestuft ( ).
Es wurde u. a. kritisiert, dass die Säfte zu stark rückverdünnt waren und etliche Zutaten enthielten, obgleich auf der Verpackung "100 Prozent Fruchtgehalt" zu lesen war. Pro Liter steckte in den Säften ausserdem bis zu 9,5 Gramm Salz. Nicht zuletzt konnte das Aroma überhaupt nicht überzeugen.
Wenn Sie Tomatensaft kaufen möchten, dann tun Sie es im Bio-Supermarkt. Sie können Ihren Tomatensaft aber auch selbst herstellen. Wenn Sie keinen Entsafter haben, dann geben Sie vollreife Tomaten einfach in Ihren Mixer, geben je nach Konsistenzwunsch noch Wasser hinzu, vielleicht auch Kräuter wie Basilikum und Oregano, mixen gründlich und giessen den Tomatensmoothie sodann (den Sie natürlich auch ungesiebt trinken können) durch ein feines Sieb. Nun können Sie ihn nach Geschmack mit Salz und Pfeffer und ggf. etwas Olivenöl abschmecken.