Was ist Kaempferol und wo kommt der Stoff vor?
Kaempferol gehört zur Gruppe der Flavonoide, einer Klasse von Polyphenolen, die für ihre antioxidativen und entzündungshemmenden Eigenschaften bekannt sind. Weitere Flavonoide sind z. B.
- Quercetin (in Kapern, Zwiebeln)
- Rutin (in Buchweizen, Petersilie)
- Anthocyane (in Rotkohl, Blaubeeren)
- Isoflavone (in Soja)
- EGCG (in Grüntee)
Eine flavonoidreiche Ernährung ist grundsätzlich empfehlenswert und bei vielen Krankheiten hilfreich, z. B. auch bei Long Covid oder dem Post-Covid-Syndrom.
Kaempferol ist in vielen Lebensmitteln enthalten – siehe Liste weiter unten. Ein typisch westlicher Ernährungsstil, der oft reich an verarbeiteten Lebensmitteln und arm an frischer pflanzlicher Kost ist, enthält meist nicht genügend Flavonoide und folglich auch nicht genügend Kaempferol.
Zwar gelten sekundäre Pflanzenstoffe nicht als essentielle Nährstoffe. Dennoch zeigen sich gesundheitliche Vorteile, wenn man reichlich davon zu sich nimmt. Es kann sich somit lohnen, bewusst flavonoidreiche Lebensmittel in den Speiseplan zu integrieren.
Woher stammt der Begriff Kaempferol?
Der Pflanzenstoff wurde nach dem deutschen Naturforscher und Botaniker Engelbert Kaempfer (1651–1716) benannt, hat also nichts mit Kampfer bzw. Campher zu tun.
Kampfer/Campher ist ebenfalls ein Pflanzenstoff. Er zählt jedoch – wie Menthol – zu den Monoterpenen, wird aus dem Holz des Kampferbaums (Cinnamomum camphora) gewonnen und besitzt einen intensiven, charakteristischen Geruch.
Aufgrund seiner durchblutungsfördernden und schmerzlindernden Wirkung wird er gerne in der Naturheilkunde genutzt, z. B. in Salben gegen Muskelschmerzen oder Rheuma.
Welche Lebensmittel enthalten den Pflanzenstoff?
Das Flavonoid ist als pflanzlicher Stoff nur in Pflanzen enthalten. Nachfolgend beispielhaft einige Lebensmittel und ihr Gehalt an Kaempferol (5), wobei grüne Blattgemüse zu den besten Quellen zählen (immer pro 100 g bzw. bei Getränken pro 100 ml):
- Frühlingszwiebeln (das Zwiebelgrün): 83 mg -
- Spinat: 55 mg
- Kohl: 47 mg
- Kürbis: 37 mg
- Blumenkohl: 27 mg -
- Karotten: 14 mg -
- Brokkoli: 3 - 7,2 mg -
- Zwiebeln: 4,5 mg
- Blaubeeren: 3,17 mg
- Schwarztee: 1,7 mg in 100 ml
- Rotwein: 0,23 mg in 100 ml
Gewürze:
- Kapern: 104,29 mg
- Cumin: 38,6 mg
- Nelken: 23,8 mg
Cumin und Nelken werden als Gewürze natürlich nur in geringen Mengen gegessen. Gibt man z. B. 3 g Cumin in eine Portion einer Mahlzeit (= ¼ EL), dann sind das nur etwa 1,2 mg.
(Hinweis: Die mit - markierten Werte stammen aus einer anderen Quelle, die ebenfalls den Gehalt an Kaempferol in Lebensmitteln angibt (3).
Welche Wirkungen hat der Stoff?
Der Pflanzenstoff hat zahlreiche Eigenschaften und Wirkungen, die sich positiv auf die menschliche Gesundheit auswirken können – zumal er auch recht gut bioverfügbar ist, also in relevanten Mengen in den Blutkreislauf aufgenommen werden kann.
Besonders gut bioverfügbar sollen Kaempferol und auch Quercetin aus Zwiebeln sein (8).
Der Pflanzenstoff wirkt insbesondere antioxidativ und entzündungshemmend.
Die antioxidative Wirkung zum Schutz der Zellen
Als Antioxidans hilft das Flavonoid, oxidativen Stress (durch freie Radikale) zu reduzieren (1), was man in Zellstudien untersuchte, z. B. an Zellen des menschlichen Auges – zur Erforschung möglicher Medikamente gegen die Makuladegeneration.
Denn oxidativer Stress kann auch einen Wachstumsfaktor aktivieren, der wiederum an der Entstehung der Augenerkrankung beteiligt ist.
Freie Radikale sind instabile Moleküle, die in hoher Konzentration Zellschäden verursachen können – nicht nur im Auge, sondern überall im Organismus. Diese Schäden stehen im Verdacht, auch an der Entstehung von chronischen Krankheiten wie Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer beteiligt zu sein.
Kaempferol hat die Fähigkeit, diese freien Radikale zu neutralisieren und so die Zellen vor oxidativem Stress zu schützen. Gleichzeitig kann der Pflanzenstoff die Aktivität von körpereigenen antioxidativen Enzymen wie der Superoxiddismutase (SOD) und der Glutathionperoxidase unterstützen.
Diese antioxidative Aktivität trägt nicht nur zum Schutz vor Zellschäden bei, sondern unterstützt auch die allgemeine Gesundheit und das Wohlbefinden.
Das Flavonoid ist zwar ein starkes Antioxidans, dabei aber schwächer als z. B. Quercetin, das eine um 1,67-mal stärkere antioxidative Wirkung hat als Kaempferol (4).
Idealerweise enthalten viele Lebensmittel jedoch beide Antioxidantien, so dass sich diese gegenseitig in ihrer Wirkung ergänzen und verstärken können.
Die entzündungshemmende Wirkung zum Schutz vor chronischen Erkrankungen
Chronische Entzündungen sind ein zentraler Faktor bei vielen Erkrankungen, darunter Herzkrankheiten, Diabetes, Arthritis und sogar Krebs.
Kaempferol wirkt über verschiedene Mechanismen hemmend auf Entzündungsprozesse – sowohl auf akute wie auch auf chronische – z. B. indem der Stoff entzündliche Botenstoffe hemmt oder auch als COX-Hemmer wirkt:
Kaempferol hemmt entzündliche Botenstoffe
Das Flavonoid kann beispielsweise die Freisetzung entzündungsfördernder Botenstoffe (z. B. IL-6, IL-1β, IL-18 und TNF-α) und den sog. Toll-like-Rezeptor 4 (TLR 4) hemmen (3).
Letzterer ist ein Rezeptorprotein auf der Oberfläche mancher Immunzellen. Eine ständige Aktivierung von TLR 4 wird bei zahlreichen chronischen Erkrankungen beobachtet, darunter Arteriosklerose, Diabetes und Autoimmunerkrankungen.
Kaempferol ist ein COX-Hemmer
Der Pflanzenstoff ist ein COX-Hemmer. Denn er konnte in In-vitro-Studien eine signifikante hemmende Wirkung auf COX1 und COX2 ausüben. Dabei handelt es sich um zwei entzündungsfördernde körpereigene Enzyme (Cyclooxygenasen), die bei entzündlichen Erkrankungen, bei Fieber und Schmerzen besonders aktiv sind (3).
Vielleicht kennen Sie den Begriff COX-Hemmer auch bereits von Medikamenten, die Sie oder Verwandte einnehmen müssen. Bekannte COX-Hemmer im Arzneimittelbereich sind Ibuprofen, Diclofenac, Indometacin oder auch Aspirin. Medikamente, die nur COX2 hemmen, haben weniger Nebenwirkungen auf das Verdauungssystem und heißen z. B. Celecoxib oder Parecoxib.
Verordnet werden die Mittel bei Rheuma, Arthrose, Migräne, Gicht, Menstruationsschmerzen, Fieber, Rückenschmerzen und auch Schmerzen nach Operationen.
Wirkung gegen akute Entzündungen
In einer Studie von 2015 an Mäusen half der Stoff gegen akute entzündliche Prozesse bei aspirinbedingter Gastritis, bei Pankreatitis (Entzündung der Bauchspeicheldrüse) und bei säurebedingten Bauchschmerzen (2).
Wirkung gegen chronische Entzündungen
In einer Studie von 2013 mit Kaninchen, die aufgrund einer fettreichen Fütterung an Arteriosklerose litten (einer chronisch entzündlichen Erkrankung der Arterien), zeigte sich, dass sowohl eine niedrige als auch eine hohe Kaempferoldosis (30 bzw. 150 mg pro Kilogramm Körpergewicht) die Entzündungswerte senken konnte.
Einer der beiden gemessenen Entzündungswerte konnte vom Pflanzenstoff sogar besser gesenkt werden als von Fenofibrat, einem blutfettsenkenden Medikament (3).
Bei welchen Krankheiten könnte Kaempferol helfen?
Die oben genannten antioxidativen und entzündungshemmenden Eigenschaften sind es dann auch, die aus Kaempferol einen hilfreichen Stoff zur Therapie und Prävention vieler Erkrankungen machen.
Zum Schutz der Darmschleimhaut
In unserem Artikel über die Maßnahmen zur Regeneration der Darmschleimhaut erklären wir, dass Kaempferol gemeinsam mit Quercetin die Tight Junctions in der Darmschleimhaut schützen und somit einem Leaky Gut Syndrom vorbeugen helfen kann.
Als Tight Junctions bezeichnet man die Verbindungen zwischen den Zellen der Darmschleimhaut, die wie eine Barriere wirken und verhindern, dass unerwünschte Stoffe wie Bakterien oder Schadstoffe unkontrolliert vom Darm ins Blut gelangen.
Beim Leaky Gut Syndrom sind diese Tight Junctions geschwächt oder beschädigt, was dazu führt, dass Lücken zwischen den Zellen entstehen. Dadurch können Schadstoffe, unverdaute Nahrungsmittelpartikel und Bakterien in den Blutkreislauf gelangen, was zu Entzündungen und anderen Gesundheitsproblemen führen kann.
Zum Schutz vor Krebs
Verschiedene Labor- und Tierstudien deuten darauf hin, dass Kaempferol krebshemmende Eigenschaften (6) hat, etwa bei Brust-, Leber-, Lungen- und Knochenkrebs.
Der Pflanzenstoff scheint nicht nur die Ausbreitung von Krebszellen (7) zu hemmen und das Immunsystem des Betroffenen gegen Krebs fitter zu machen, sondern auch die Apoptose, den sogenannten programmierten Zelltod bei Krebszellen, zu fördern. Dies bedeutet, dass das Flavonoid Krebszellen gezielt zur Selbstzerstörung anregen kann, während gesunde Zellen weitgehend unversehrt bleiben (7).
Der Stoff kann vermutlich auch an einer Verringerung der Häufigkeit von hormonbedingten Krebserkrankungen beteiligt sein (7). Wie man ihn konkret beim Menschen in der Krebstherapie einsetzen könnte, ist jedoch noch nicht bekannt.
Zum Schutz von Herz und Gefäßen
Das Herz-Kreislauf-System kann ebenfalls von Kaempferol profitieren. Studien haben gezeigt, dass das Flavonoid die Blutgefäße schützt (9) und ihre Elastizität verbessert, indem es Entzündungen und oxidativen Stress in den Arterienwänden reduziert (3).
Diese Schutzwirkung könnte dazu beitragen, erhöhten Blutdruck zu senken (10) und das Risiko von Arteriosklerose (Arterienverkalkung) zu verringern, einer Hauptursache für Herzinfarkte und Schlaganfälle.
In der oben (im Kapitel zur entzündungshemmenden Wirkung) genannten Kaninchen-Studie (3) konnte eine hohe Dosis (150 mg pro Kilogramm Körpergewicht) die Ablagerungen an den Arterien mindestens genauso gut verhindern wie Fenofibrat (ein Medikament, das zur Blutfettsenkung gegeben wird).
Eine niedrigere Dosis war nicht so gut wirksam (30 mg pro Kilogramm Körpergewicht), zeigte aber immer noch eine Wirkung im Vergleich zu den unbehandelten Tieren (3).
Dennoch waren durch die ungünstige Ernährung in allen Kaninchengruppen gewisse Ablagerungen in den Arterien zu sehen – ob sie nun Fenofibrat oder Kaempferol erhielten. In der Gruppe, die keines von beiden erhielt, waren die Ablagerungen nur sehr viel stärker.
Wichtig: Die Kontroll-Kaninchen, die einfach nur eine artgerechte Kaninchennahrung erhielten, hatten überhaupt keine Ablagerungen in den Blutgefäßen.
Die den Kaninchen verabreichte Kaempferoldosis würde beim Menschen ca. 10 – 50 mg pro Kilogramm Körpergewicht entsprechen. Ein 70-Kilogramm-Mensch müsste somit 700 bis 3500 mg des Pflanzenstoffs täglich zu sich nehmen.
Sie sehen an den oben genannten Gehalten des Flavonoids in den verschiedenen Gemüsearten, dass dies mit der Ernährung kaum möglich ist.
Entsprechende Studien haben daher meist das Ziel, aus Pflanzenstoffen letztendlich Medikamente herzustellen, die dann hochdosiert verordnet werden können, dann aber auch u. U. Nebenwirkungen haben.
Machen Sie es besser wie die Kontroll-Kaninchen und essen Sie gesund und pflanzenbasiert, denn eine solche Ernährung liefert Ihnen viel mehr heilsame Vitalstoffe als einfach nur Kaempferol.
Zum Schutz vor Alzheimer und Parkinson
Als antioxidativ und entzündungshemmend wirkender Stoff, der zudem in der Lage ist, die Blut-Hirn-Schranke zu passieren (11), kann das Flavonoid das Gehirn erreichen und dort neuroprotektive Wirkungen entfalten.
Das bedeutet, das Gehirn kann vor altersbedingten Schäden und Entzündungen geschützt werden (12), was zur Prävention von neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer, Parkinson oder auch Multipler Sklerose beitragen kann.
Wie kann man wirksame Mengen zu sich nehmen?
Das Flavonoid lässt sich relativ leicht in den Alltag integrieren, insbesondere dann, wenn man bereits Wert auf eine gesunde und pflanzenbasierte Ernährung legt. Aus den oben genannten Lebensmitteln können Sie sich ganz leicht einen kaempferolreichen Speiseplan zusammenstellen, z. B. mit unseren folgenden Rezepten.
Wir starten mit zwei Rohkostrezepten, da der Pflanzenstoff – wie generell Flavonoide – ein hitzeempfindlicher Stoff ist, der also mengenmäßig reduziert wird, wenn man die entsprechenden Gemüse länger bei hohen Temperaturen kocht.
- Blumenkohlsalat mit Frühlingszwiebel
- Spinatsalat mit Paprika und Tomate
- Brokkoli-Spinat-Suppe
- Spinat-Blumenkohl-Lasagne
- Gebratener Kürbis mit Shiitake und Frühlingszwiebeln
- Blumenkohl-Pesto mit Kapern
- Linsencurry mit gebratenem Blumenkohl – gewürzt mit Cumin
Zwar gibt es auch Nahrungsergänzungsmittel, die das Flavonoid in konzentrierter Form enthalten. Doch würden wir davon abraten. Denn der Stoff wirkt am besten gemeinsam mit anderen Pflanzenstoffen – also in Kombinationen, wie sie in Lebensmitteln vorkommen.
Fazit – Kaempferol für die Gesundheit nutzen
Kaempferol ist ein vielversprechender Pflanzenstoff mit zahlreichen gesundheitlichen Vorteilen, die von der Krebsprävention bis hin zum Schutz des Herz-Kreislauf-Systems und des Gehirns reichen.
Menschen, die sich bereits gesund und pflanzenbasiert ernähren, nehmen sicher ausreichend davon zu sich, da der Stoff insbesondere in Gemüse enthalten ist.
Bei eher gemüsearmer Ernährung empfiehlt es sich, verstärkt grüne Blattgemüse, Zwiebeln, Kapern und Kohlgemüse zu essen, da diese die besten Quellen für das Flavonoid und viele andere gesunde Pflanzenstoffe darstellen.