Tartrazin – einst verboten, heute wieder erlaubt
Tartrazin gehört zu den gesundheitsbedenklichen Azo-Farbstoffen und färbt viele Fertigprodukte und Süsswaren gelb oder orange. Besonders häufig ist der Farbstoff in Back- und Süsswaren, Brausepulver, Knabberprodukten, Puddingpulver, Desserts, Senf, Schmelzkäse, Käserinden und manchen Kunstdärmen.
Auch in Kosmetika, Pflegeprodukten und sogar in Arzneimitteln kann Tartrazin enthalten sein. Da man aber weiss, wie ungünstig sich der Farbstoff auf die menschliche, besonders die kindliche Gesundheit auswirken kann, müssen entsprechende Lebensmittel seit Sommer 2010 einen Warnhinweis tragen, dass der Farbstoff die Aufmerksamkeit und Aktivität bei Kindern beeinträchtigen kann – zumindest in Deutschland. Lesen Sie auch hierzu unseren Artikel: Gefährliche Giftstoffe im Lippenstift
Gelber Lebensmittelfarbstoff
In Spanien hingegen wird der gelbe Lebensmittelfarbstoff in allen Supermärkten verkauft, ersetzt dort den wertvollen und früher eingesetzten Safran und wird mittlerweile täglich in grossen Mengen in der traditionellen Küche verwendet.
Denken Sie daran, wenn Sie dort im Urlaub sind und man Ihnen eine schön gelb gefärbte Paella serviert (typisches Landesgericht - Reispfanne mit Gemüse, Fleisch und Meeresfrüchten).
In manchen Ländern wird der Stoff auch an Hühner verfüttert, damit der Dotter ihrer Eier optisch ansprechender wirkt.
Lebensmittelfarbstoff aus Teer
Tartrazin kann neben E102 auch die Bezeichnungen "640" oder "19140" oder "Acid Yellow 23" tragen und wird aus Steinkohleteer gewonnen. Auch in der Textil-, Leder und Papierindustrie wird der Farbstoff verwendet.
Mögliche gesundheitliche Nachteile
Der Lebensmittelfarbstoff kann sich negativ auf die Gesundheit auswirken. Mögliche gesundheitliche Nachteile des Lebensmittelzusatzstoffs sind die folgenden:
Angstzustände, Migräne, Sehprobleme, Schilddrüsenkrebs, Eosinophilie (der Anstieg einer bestimmten Art Weisser Blutkörperchen), Depressionen, ADHS oder Hyperaktivität (siehe weiter unten), unwiderrufliche Schädigung des Erbgutes, Herzrasen, Schlafstörungen oder Schlaflosigkeit, allgemeines Unwohlsein, Hitzewallungen und OCD (psychische Störungen mit dem inneren zwanghaften Drang, bestimmte Dinge zu denken oder zu tun, engl.: Obsessive Compulsive Disorder).
Allergische Reaktionen
Der Farbstoff kann allergische Reaktionen auslösen. Diese äussern sich in Asthmaanfällen, Nesselausschlag, Schnupfen, Ekzemen und anderen Hautausschlägen. In schweren Fällen können auch anaphylaktische Reaktionen auf Tartrazin auftreten.
Karpaltunnelsyndrom
Untersuchungen haben ausserdem gezeigt, dass der Verzehr des Farbstoffs die Symptome des Karpaltunnelsyndroms (ein schmerzhaftes Leiden im Handgelenk, das durch die Kompression des Nervus medianus - der zwischen den Bändern und den Knochen des Handgelenks verläuft - ausgelöst wird) verschlimmern kann.
Der Grund für diese Wirkung liegt darin, dass Tartrazin Einfluss auf den Vitamin B6-Stoffwechsel im Körper nimmt. Wenn der Farbstoff aus der Ernährung verbannt wird, kann das Karpaltunnelsyndrom zumindest gelindert oder dessen Ausbruch komplett verhindert werden.
Hyperaktivität
Im Jahre 2007 führten Wissenschaftler eine Studie mit 153 dreijährigen und 144 acht- bis neunjährigen Kindern durch. Die Kinder wurden in je drei Gruppen aufgeteilt.
- Gruppe 1 erhielt einen Farbstoffmix, der u. a. Tartrazin enthielt,
- Gruppe 2 trank einen ähnlichen Farbstoffcocktail, der jedoch kein Tartrazin enthielt und
- Gruppe 3 war die Kontrollgruppe, die farbstofffrei lebte.
Gruppe 1 zeigte dabei ein auffallend gegenteiliges Verhalten im Vergleich zur Kontrollgruppe. Mit anderen Worten: Gruppe 1 bzw. 2 verhielten sich deutlich hyperaktiver als Gruppe 3.
Die Forscher schlussfolgerten, dass eine Ernährung, die Farbstoffe enthält, generell das Verhalten von Kindern in Richtung Hyperaktivität beeinflussen kann. ( 1 )
Harmlose Alternativen
Der Hauptgrund für die Verwendung von Tartrazin ist die Tatsache, dass es eine billige Alternative zu natürlichen Farbstoffen wie z. B. Beta-Carotin oder Safran darstellt.
Kurkuma könnte ebenfalls als alternativer gelber Farbstoff in pikanten Speisen verwendet werden. Auch Annatto, ein rötlichgelber Farbstoff, der aus den Samen einer südamerikanischen buschförmigen Pflanze gewonnen wird, könnte Tartrazin ersetzen. Alternativen gäbe es also genug.
Beachten Sie als Verbraucher am bestendie Zutatenlisten bei Fertigprodukten oder – noch besser – kaufen Sie Ihre Lebensmittel im Bio-Handel. Denn dort ist die Verwendung von Tartrazin und ähnlich bedenklichen Zusatzstoffen nicht erlaubt.