Zentrum der Gesundheit
  • Soja Brustkrebs
3 min

Soja bei Brustkrebs - wann schädlich, wann nützlich

Die Sojabohne ist als Lebensmittel sehr umstritten. Manch einer bezeichnet sie gar als krebserregend, andere behaupten, sie schütze vor Krebs. In Sachen Brustkrebs gewann man im Frühjahr 2015 Klarheit, als Forscher der Universität von Illinois/USA herausfanden, in welcher Form Soja das Wachstum von Brustkrebs beschleunigte und in welcher Form Soja den Brustkrebs unterdrücken konnte. Es kommt also sehr darauf an, ob man nun vollwertige Sojaprodukte verzehrt oder die isolierten Isoflavone als Nahrungsergänzung einnimmt.

Fachärztliche Prüfung: Dr. med. Jochen Handel
Stand: 01 August 2024

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Soja – Krebserregend oder krebsschützend

Die Sojabohne ist der Rohstoff für Sojadrink, Sojajoghurt, Sojasahne, Sojamehl sowie Tofu, Tofuwürstchen und vieles mehr. Und obwohl alle diese Lebensmittel immer beliebter werden, fehlen natürlich auch die Kritiker nicht, die keine Gelegenheit verstreichen lassen, um lautstark vor Soja zu warnen.

Was die vermeintliche Brustkrebsgefahr durch Soja angeht, so dürfte diesbezüglich nun etwas mehr Klarheit herrschen:

Im April 2015 veröffentlichten Forscher der University of Illinois folgende Erkenntnisse, die zeigen, warum Soja so oft als Krebserreger bezeichnet wird, andererseits aber auch wieder zur Vorbeugung von Brustkrebs empfohlen wird:

Die Wissenschaftler hatten die Gene kartiert, die von den Phytonährstoffen (sekundären Pflanzenstoffen) der Sojabohne beeinflusst werden. Sie stellten fest, dass ein nur minimal verarbeitetes Sojamehl Brustkrebs unterdrückt, während isolierte Isoflavone jene Gene stimulieren, die das Tumorwachstum beschleunigen.

Veröffentlicht wurde die Studie im Journal Molecular Nutrition and Food Research ( 1 ) ( 2 ).

Eine Probandengruppe erhielt eine Diät aus Sojamehl mit der natürlicherweise im Mehl enthaltenen Isoflavonmischung, eine andere Gruppe erhielt einen Mix mit isolierten Isoflavonen (ohne Sojamehl). Jede Diät enthielt 750 ppm Genisteinäquivalente, also eine Genisteinmenge, die mit jener vergleichbar war, die eine Frau zu sich nimmt, die eine typische asiatische Kost praktiziert, zu der regelmässig auch Sojaprodukte gehören.

Genistein ist das wichtigste Isoflavon in der Sojabohne und etliche Studien aus den letzten Jahren hatten in Bezug auf die Langzeitwirkung des Genisteins und seine Rolle in der Krebsentstehung Bedenken angemeldet. Die Forscher von Illinois gingen auf diese Bedenken ein, um die zwiespältige Situation zu klären.

Der grosse Unterschied: Sojaverzehr oder eine Nahrungsergänzung aus Isoflavonen

Asiatische Frauen haben ein drei- bis fünfmal kleineres Risiko, Brustkrebs zu bekommen als Frauen, die sich nach westlichen Massstäben ernähren. Das verminderte Brustkrebsrisiko wird von manchen Forschern mit dem in Asien üblichen Sojaverzehr erklärt. Nun essen Asiatinnen aber Tofu und andere Sojaprodukte, während man Frauen im Westen häufig die aus der Sojabohne isolierten Isoflavone als Nahrungsergänzung anbietet.

Die Frage, die sich die Wissenschaftler nun stellten, war, ob die isolierten Isoflavone – die von den meisten westlichen Frauen erst mit Beginn der Wechseljahre eingenommen werden – dieselben gesundheitlichen Vorteile bringen können wie der lebenslange Tofu- und Sojaprodukteverzehr in Asien. Nein, können sie nicht!

Das, was wir aus ganzheitlicher Sicht immer wieder betonen – nämlich dass ein isoliertes Produkt in seinen Wirkungen in den seltensten Fällen einem vollwertigen ebenbürtig ist – wurde jetzt von Wissenschaftlerseite in Bezug auf Soja und Sojaisoflavone bestätigt.

Werden vollwertige Sojaprodukte verzehrt, wie z. B. Sojamehl oder Tofuprodukte, dann werden verstärkt jene Gene aktiv, die Tumoren unterdrücken. Gleichzeitig werden Gene unterdrückt, die das Tumorwachstum und die unkontrollierte Ausbreitung von Krebszellen andernfalls fördern würden.

Soja stärkt Immunsystem, Isoflavone schwächen Immunsystem

Besonders wichtig erschien uns die Tatsache, dass Sojamehl die gesamte Immunfunktion stärkte, was ebenfalls erklären könnte, warum es das Tumorwachstum nicht stimulierte", so die leitende Forscherin Yunxian Liu (angehende Doktorin in Humanernährung und Master für Statistik). Die isolierten Isoflavone aktivierten hingegen krebsfördernde Gene und schwächten sogar die Immunfunktionen des Organismus und so auch seine Fähigkeiten, Krebszellen aufzuspüren und zu zerstören."

Liu stellte ferner fest, dass die isolierten Isoflavone zwei Gene förderten, die bei Frauen mit Brustkrebs zu einer kürzeren Überlebensrate führten. Gleichzeitig wurde ein anderes Gen unterdrückt, dass die Überlebensrate verlängern würde.

Bei Brustkrebs: Vollwertige Sojaprodukte – ja! Isoflavone als Nahrungsergänzung – nein!

Liu's Erkenntnisse unterstützen damit die Hypothese namens Soy Matrix Effect, derzufolge die krebsschützende Wirkung von Soja nur aus dem vollständigen Lebensmittel stammt. Es sind also keineswegs die Isoflavone, sondern die Kombination aller in der Sojabohne enthaltenen bioaktiven Substanzen, die in ihrer Gesamtheit gesundheitliche Vorteile mit sich bringen.

Interessant war zudem, dass beide Gruppen dieselbe Genisteinmenge zu sich nahmen. Einmal isoliert und das andere Mal im Rahmen des vollwertigen Lebensmittels – und während die Stoffe in isolierter Form schädlich waren, konnten dieselben Stoffe im Verbund mit all den anderen Stoffen aus der Sojabohne sehr positiv wirken.

Frauen mit Brustkrebs sollten daher keinesfalls Nahrungsergänzungsmittel mit isolierten Isoflavonen aus der Sojabohne einnehmen, sondern einfach Sojaprodukte, wie z. B. Tofu, Tempeh oder Sojamehl in einen gesunden und vitalstoffreichen Speiseplan aus viel Obst, Hülsenfrüchten, Gemüse und Vollkorngetreide einbauen.

Hier hatten wir bereits eine weitere Studie vorgestellt, die ebenfalls im Jahr 2015 mit der Sojabohne durchgeführt worden war und gezeigt hatte, wie genau Soja das Immunsystem so stärken kann, dass es Krebszellen besser erkennt: Soja bei Brustkrebs

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Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel wurde auf Grundlage (zur Zeit der Veröffentlichung) aktueller Studien verfasst und von MedizinerInnen geprüft, darf aber nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung genutzt werden, ersetzt also nicht den Besuch bei Ihrem Arzt. Besprechen Sie daher jede Massnahme (ob aus diesem oder einem anderen unserer Artikel) immer zuerst mit Ihrem Arzt.