Was sind Bambussprossen?
Der Bambus gehört wie Weizen, Reis und Hafer zu den Süßgräsern. Es gibt mehr als 1.500 Bambusarten, die auf allen Kontinenten beheimatet sind - nur nicht in Europa und der Antarktis.
Ob als Baustoff, Brennmaterial, bei der Herstellung von Textilien, Papier, Musikinstrumenten, Gebrauchsgegenständen und Kosmetika, in der Kultur, Mythologie, Medizin, als Getränk oder als Lebensmittel: In Asien hat der Bambus seit Menschengedenken eine enorme Bedeutung.
In der asiatischen Küche kommen praktisch alle Bestandteile der Bambuspflanze zum Einsatz. So wird etwa aus den jungen Blättern Bambustee zubereitet und die Bambussamen werden ähnlich wie Getreide verzehrt. Die Bambussprossen sind aber aufgrund ihres süßlich-milden Geschmacks und der knackigen Textur bei weitem die begehrteste Zutat.
Bei den Bambussprossen handelt es sich um junge Halme, also die jungen Schösslinge der Bambuspflanze, die aus den Knoten der Rhizome wachsen. Wichtig ist, dass nicht jede Bambusart für den Verzehr geeignet ist. Im asiatisch-pazifischen Raum werden von über 1.000 Arten nur 26 als Nahrungsmittel verwendet.
Das heißt, auch die in europäischen Gärten gepflanzten Bambusarten sind selten essbar, haben also insbesondere Ziercharakter – dazu weiter unten mehr im Abschnitt über den Eigenanbau.
Wie bereitet man Bambussprossen zu?
In Europa findet man Bambussprossen fast ausschließlich vorgegart und konserviert im Glas oder in der Dose.
Sie sind meist vorgeschnitten, gekocht und in Salzlake oder Wasser eingelegt und können ohne weiteres Kochen verwendet werden – meist für Currys oder Wokgerichte (mit Gemüse, Tofu und Sojasauce), auch für asiatische Suppen (mit Glasnudeln, Gemüse, Ingwer und Chili) oder als Zutat für Frühlingsrollen.
Die enthaltenen cyanogenen Glycoside wurden im Falle der Konserven durch Erhitzen zerstört, d. h. der potenziell giftige Gehalt an Blausäure ist bereits entfernt. Details dazu weiter unten im Abschnitt "Sind Bambussprossen giftig?"
Sie können die Bambussprossen also einfach abgießen, kurz abspülen und dann je nach Rezept weiterverarbeiten, z. B. in den Wok oder zu einer Suppe geben – 1 bis 3 Minuten mit den anderen Zutaten mitgaren – fertig.
In vielen Rezepten werden sie aber auch erst noch 2 bis 5 Minuten in einem kleinen Topf mit Salzwasser aufgekocht, was ihren Geschmack und die Textur verbessert. Dann werden die Sprossen abgegossen, mit kaltem Wasser kurz abgespült und nun für das jeweilige Rezept verwendet, z. B für unser Curry mit Mangold und Bambussprossen oder für das leckere Wokgericht Pak Choi mit Austernpilzen und Sprossen.
Bambussprossen in der asiatischen Küche
In China, Indien und südostasiatischen Ländern sind Bambussprossen seit Jahrtausenden ein fester Bestandteil der Esskultur.
Die Sprossen werden meist in Stücke geschnitten, dann gekocht und nun weiterverarbeitet und als Zutat für viele Gerichte verwendet, z. B. für würzige Salate und Suppen. Auch gebraten und geschmort schmecken Bambussprossen sehr gut. Als Beilage werden meist ganze, geschälte Bambussprossen gekocht und anschließend als Gemüsebeilage serviert.
Beim Kochen nehmen die Sprossen die Aromen der anderen Zutaten und Gewürze auf, was ihren mild-nussigen Eigengeschmack verstärkt.
In China
Zu den authentischen chinesischen Rezepten mit Bambus gehören geschmorte Bambussprossen mit Sojasauce und gebratene Sprossen mit Pilzen.
In Thailand und Laos
In Thailand und Laos sind frisch geerntete Bambussprossen für die Zubereitung würziger Suppen bekannt. Die Sprossen werden fein gerieben und anschließend mit Bambusgrasbrühe und anderen Zutaten gekocht.
In Indien
Bambussprossen sind auch ein fester Bestandteil der indischen Küche. Sie werden in verschiedenen Gerichten mit Tomaten und Okras verwendet.
Die Sprossen werden typischerweise sautiert oder in Öl gebraten, als Gemüse verzehrt und mit anderem Gemüse kombiniert. Ein bekanntes indisches Gericht ist Usoi-Ooti (Eintopf mit Erbsen und Bambussprossen).
Sind Bambussprossen giftig?
In rohen (!) Bambussprossen sind bestimmte natürliche Pflanzenstoffe enthalten, sogenannte cyanogene Glycoside - das Taxiphyllin. Wenn das Pflanzengewebe beschädigt wird – etwa durch Schneiden oder Kauen – wird Taxiphyllin in hochgiftige Blausäure (Cyanwasserstoff) umgewandelt.
Der Cyanidgehalt gibt nun an, wie viel potenziell freisetzbare Blausäure in den Sprossen steckt. Er liegt in rohen Bambussprossen zwischen 32 und 2.000 mg/kg.
Er kann abhängig von der Art, dem Alter und dem Teil der Pflanze sehr variieren. Bambussprossen – insbesondere die äußere Schale und die Spitzen – weisen von allen Pflanzenteilen die höchsten Werte auf. Der zulässige Grenzwert für den Gehalt in Lebensmitteln beträgt 500 mg/kg (4).
Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie auch in unserem Artikel Blausäure in Lebensmitteln.
Welche Bambusarten sind blausäurearm?
Analysen haben gezeigt, dass der Cyanidgehalt in rohen Bambussprossen einiger Arten über 1.000 mg/kg betragen kann. Bei den Sprossen anderer Arten wie Bambusa jaintia liegt der Gehalt zwischen 285 und 778 mg/kg.
Arten wie Chimonobambusa callosa oder Bambusa polymorpha weisen hingegen nur einen Cyanidgehalt zwischen rund 30 und 285 mg/kg auf (5). Diese Sprossen können somit roh und ohne weitere Verarbeitung verzehrt werden. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie knackig sind und süß schmecken.
Nur sind sie nicht in Europa erhältlich und können daher nur probiert werden, wenn man in Asien lebt.
Wie erkennt man hohe Blausäuremengen in Bambussprossen?
Abgesehen von der Art gibt es weitere Faktoren wie das Klima, das Wetter und den Erntezeitpunkt, die den Cyanidgehalt ungeahnt in die Höhe schnellen lassen können.
Ein hoher Taxiphyllin-Gehalt kann dadurch erkannt werden, dass die Sprossen einen sehr bitteren, beißenden Geschmack und einen eigenartigen, modrigen Geruch haben.
Welche Bambussprossen sind unbedenklich?
Durch Erhitzen (z. B. Kochen oder Braten), aber auch durch Einweichen und Fermentieren kann der Cyanidgehalt weitgehend entfernt werden. Deshalb ist der Verzehr gut zubereiteter Bambussprossen in der Regel unbedenklich.
Allein durch Einweichen/Wässern über Nacht in Wasser kann man den Giftstoffgehalt der frischen Bambussprossen um bis zu 73 % reduzieren. Das Einweichwasser wird natürlich weggeschüttet. Um bis zu 86 % lässt sich der Giftstoffgehalt reduzieren, wenn man die Sprossen erst einige Stunden in 2-prozentiger Salzlösung einweicht und erst dann über Nacht in Wasser.
Bambussprossen in der Dose oder im Glas erfüllen alle Sicherheitsstandards für den Verzehr. Beachten Sie dennoch die Empfehlungen des Herstellers. Oft ist z. B. angegeben, dass das Gemüse vor dem Verzehr soundso lange gegart werden soll.
Wie bereitet man frische Bambussprossen zu?
In Europa kommen frische Bambussprossen so gut wie nie in den Handel. Sie werden allenfalls gelegentlich in sehr gut sortierten Asia-Shops angeboten. Bedenken Sie aber, dass Sie bei der Zubereitung unbedingt einiges beachten müssen, so dass sich der Aufwand oft nicht lohnt.
Wie kann man die Sprossen kochen?
Die Sprossen müssen zunächst von der dicken, braunen Schale – falls vorhanden – befreit werden. Dies gilt immer, egal ob das Gemüse anschließend gekocht oder fermentiert wird. Denn in den äußeren Schichten der Bambussprossen ist der Taxiphyllin-Gehalt am allerhöchsten.
Analysen zufolge konnte der Cyanidgehalt durch das Kochen von Bambussprossen bei 98 °C für 20 Minuten um fast 70 Prozent reduziert werden. Durch höhere Temperaturen und längere Kochzeiten konnte der Wert schrittweise um bis zu 96 Prozent gesenkt werden.
Somit können selbst Sprossen, die in roher Form pro 100 g satte 800 mg Taxiphyllin enthalten, durch 2-stündiges Kochen komplett entgiftet werden. Das Kochwasser wird nach dem Garen weggeschüttet.
Wie kann man die Sprossen trocknen?
Das Trocknen ist eine der gängigsten und ältesten Konservierungsmethoden. Die Bambussprossen werden zunächst geschält und zerkleinert, also z. B. gehackt oder in Scheiben geschnitten. Dann werden sie gleichmäßig auf Tellern oder sauberen Tüchern verteilt und unter direkter Sonneneinstrahlung getrocknet, bis der Feuchtigkeitsgehalt unter 10 Prozent sinkt.
Industriell werden die Sprossen in Heißluftöfen getrocknet. Nachteilhaft ist, dass hitzeempfindliche Stoffe wie z. B. manche sekundären Pflanzenstoffe (Phenole) dadurch geschädigt werden. Auch Geschmack und Textur leiden. Zusätzlich sinkt der Gehalt an Eiweiß und Vitamin C um bis zu 30 %.
Gefriertrocknungsverfahren weisen im Vergleich dazu einen viel geringeren Nährstoffverlust auf.
Getrocknete Sprossen müssen vor der Zubereitung in Wasser eingeweicht werden, am besten über Nacht. Lesen Sie die Empfehlungen auf der Verpackung. Dort ist z. B. auch vermerkt, ob und wie lange das Gemüse anschließend gekocht werden muss.
Die Sprossen sollten nach dem Einweichen das Zwei- bis Dreifache ihrer ursprünglichen Größe erreichen. Getrocknete Sprossen haben eine fleischige Konsistenz.
* Hier finden Sie den Kochkurs asiatisch kochen mit Ben
Wie kann man Bambussprossen einlegen und fermentieren?
Das Einlegen frischer Bambussprossen ist eine bewährte Methode zur Konservierung, die nicht nur ihre Haltbarkeit verlängert, sondern auch Geschmack und Aroma verbessern kann.
Dazu wird das frische Gemüse gekocht, kurz abgetrocknet, mit Salz und Gewürzen vermischt, in sterile Gläser gefüllt und mit heißem Senföl übergossen. Die Gläser bleiben anschließend eine Woche verschlossen – bei dieser Variante findet keine Fermentation statt, die Konservierung erfolgt rein durch Salz und Öl.
Im Unterschied zum einfachen Einlegen beinhaltet das fermentierte Einlegen eine mikrobielle Gärung, meist durch Milchsäurebakterien. Hierbei werden die vorbereiteten Sprossen – geschnitten, gewaschen, ggf. blanchiert – in Salzlake eingelegt und bei Raumtemperatur mehrere Wochen bis Monate gelagert.
Dieser Prozess verleiht den Sprossen ein säuerliches Aroma, macht sie leichter verdaulich und baut gleichzeitig gefährliche cyanogene Glycoside wie Taxiphyllin ab. Untersuchungen zeigen, dass die Fermentation die beste Methode ist (6), um den Blausäuregehalt unter die Grenzwerte zu senken und die Haltbarkeit deutlich zu verlängern.
Traditionelle Gerichte mit fermentierten Bambussprossen sind z. B. Gaeng Phed Nor Mai (Curry aus Thailand) oder Suan la tang (Suppe aus China).
Warum überlebt der Pandabär?
Pandas fressen den Bambus roh – und haben dabei nicht das geringste Blausäureproblem.
Das liegt daran, dass in ihrem Darm spezielle Mikroben leben, die sich von sogenannten cyanogenen Glycosiden ernähren, welche natürlicherweise im Bambus vorkommen.
Diese Mikroorganismen verhindern, dass sich die Glycoside in giftige Blausäure umwandeln.
Dadurch kann der Bambus gefahrlos verdaut werden, ohne dass es zu einer toxischen Wirkung kommt.
Die symbiotische Beziehung zwischen Panda und Darmmikroben ermöglicht es den Tieren, ihre Hauptnahrung ohne Risiko zu konsumieren.
Die Nährwerte
Bambussprossen enthalten fast gar kein Fett und fast nur gesunde Kohlenhydrate (Ballaststoffe). Darum sind sie auch in der Low-Carb-Küche ein gern gesehener Gast. 100 g frisch gegarte Bambussprossen haben die folgenden Nährwerte:
Nährwert | pro 100 g |
Energie | 16 kcal |
Wasser | 93 g |
Ballststoffe | 3,0 g |
Eiweiß | 2,0 g |
Kohlenhydrate | 1,0 |
Fett | 0,29 g |
Die Vitamine
Bambussprossen enthalten abgesehen von Vitamin B12, alle B-Vitamine, manche in einem nennenswerten Bereich. Pro 100 g stecken in frisch gegarten Bambussprossen die folgenden Vitamine (wobei wir nur jene nennen, die in relevanten Mengen enthalten sind):
Vitamin | pro 100 g |
Vitamin b1 (Thiamin) | 69 µg |
Vitamin B3 (Niacinäquivalent) | 782 µg |
Vitamin B6 (Pyridoxin) | 69 mg |
Vitamin B9 (gesamte Folsäure) | 32 mg |
Vitamin K | 5 µg |
Die Mineralstoffe
Bambussprossen enthalten die folgenden Mineralstoffe in relevanten Mengen – immer pro 100 g frisch gegartem Gemüse:
Mineralstoff | pro 100 g |
Mangan | 334 µg |
Kupfer | 253 µg |
Kalium | 249 mg |
Warum sind Bambussprossen gesund?
Bambussprossen haben aus gesundheitlicher Sicht die folgenden Vorteile:
1. Eiweiß
Analysen zufolge liegt der Eiweißgehalt zwischen 1,5 und 4 g pro 100 g frischen Sprossen. Abhängig vom jeweiligen Ausgangsmaterial und der Zubereitungsmethode verändert sich der Wert.
So wurde beobachtet, dass während der Fermentation der Gehalt an löslichem Eiweiß aufgrund der Stoffwechselaktivitäten der Mikroorganismen von 3 auf 7,8 Prozent anstieg. Fermentierte Sprossen sind somit eine gute Quelle für pflanzliches leicht verdauliches Eiweiß.
2. Ballaststoffe
Bemerkenswert ist, dass die Ballaststoffe in Bambussprossen 60 bis 90 Prozent der Gesamtkohlenhydrate ausmachen.
Die Ballaststoffe in Bambussprossen sorgen für mehr Volumen im Stuhl, fördern einen regelmäßigen Stuhlgang und beugen Verstopfung vor. Sie tragen außerdem zur Erhaltung eines gesunden Gewichts bei, indem sie das Sättigungsgefühl steigern und die Gesamtkalorienaufnahme reduzieren.
Studien zufolge sind die Ballaststoffe mitverantwortlich für die lipidsenkende, präbiotische, antidiabetische, gewichtsreduzierende, entzündungshemmende und immunmodulierende Wirkung von Bambussprossen (1).
3. Sekundäre Pflanzenstoffe
Bambussprossen enthalten eine ganze Reihe von sekundären Pflanzenstoffen, die eine bioaktive Wirkung haben. Dazu zählen u. a. antioxidativ wirksame Phenole (z. B. Tannine und Flavonoide), cholesterinsenkende Phytosterole und antibakterielle Glucosinolate.
Studien belegen, dass Bambus eine reichhaltige Quelle für Antioxidantien ist und der regelmäßige Verzehr von Bambussprossen das Risiko für chronische Erkrankungen senken kann (2). Dazu zählen Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Alzheimer, Parkinson, Krebs und Diabetes.
Analysen zufolge stecken in 100 g frischen Sprossen im Schnitt 450 mg Phenole (3). Doch kann dieser Wert abhängig von der Zubereitung drastisch abnehmen.
Bei Bambussprossen in Konserven wurde eine Abnahme von bis zu 93 Prozent beobachtet. Die Fermentation ist in Bezug auf den Erhalt sekundärer Pflanzenstoffe im Allgemeinen bei weitem die beste Zubereitungsform.
4. Antinährstoffe
Neben Taxiphyllin enthalten Bambussprossen einige weitere sogenannte Antinährstoffe wie z. B. Glucosinolate, Tannine, Oxalate und Phytate. Sie sollen die Aufnahme von Vitaminen und Mineralstoffen im Verdauungstrakt beeinträchtigen können.
Antinährstoffe haben jedoch nur in hohen Konzentrationen schädliche Auswirkungen. So wie bei den cyanogenen Glycosiden kann auch ihr Gehalt durch das Einweichen, Kochen, Fermentieren und Trocknen drastisch reduziert werden.
In niedrigen Konzentrationen können Antinährstoffe im Übrigen auch gesundheitsfördernde Vorteile bieten, etwa in Bezug auf Entzündungen und Krebserkrankungen. Lesen Sie mehr dazu in unserem Artikel Sind Antinährstoffe schädlich?
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Bambussprossen bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten
Bei Menschen, die an einer Fructoseintoleranz leiden, beeinträchtigen fructosereiche Lebensmittel die Verdauung negativ. In 100 g Bambussprossen verbirgt sich lediglich 0,36 g Zucker bzw. 0,17 g Fructose. Aus diesem Grund wird das Gemüse bei vorliegender Fructoseintoleranz in der Regel bestens toleriert.
Bambussprossen gelten als histaminarmes Gemüse, weshalb sie bei Histaminintoleranz gut vertragen werden. Doch spielt auch die Zubereitung eine entscheidende Rolle. Handelt es sich um fermentierte Sprossen, ist Vorsicht geboten.
Bambussprossen in der Heilkunde
Medizinische Anwendungen von Bambus wurden erstmals vor etwa 10.000 Jahren in Indien erwähnt. Bambussprossen kamen z. B. schon damals als ein Bestandteil des Ayurveda-Arzneimittels Chyawanprash (Mus) zum Einsatz. Es handelt sich hierbei um ein Stärkungsmittel, das Jugend, Schönheit und Langlebigkeit verleihen soll.
In Asien wird Bambus nach wie vor als traditionelles Heilmittel angesehen. Jeder Bestandteil der Pflanze findet klinische Anwendung, so auch die Bambussprossen. In der traditionellen chinesischen Medizin werden sie zur Behandlung verschiedener Beschwerden verwendet, etwa zur Kühlung, Beruhigung und Schleimlösung.
In Japan und Korea werden die Sprossen in der traditionellen Medizin als entzündungshemmendes Medikament eingesetzt. Zudem werden sie verwendet, um das Immunsystem zu stärken, die Verdauung und Fettverbrennung anzukurbeln sowie Depressionen zu behandeln.
In der aktuellen Literatur werden u. a. folgende medizinische Wirkungen hervorgehoben (7): antioxidativ, lipidsenkend, präbiotisch, antidiabetisch, entzündungshemmend, blutdrucksenkend und antimikrobiell.
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Wo wachsen Bambussprossen?
Das wichtigste Anbauland von Bambussprossen ist eindeutig China, gefolgt von Ländern wie Japan, Korea, Indien und Thailand. Die größten Importländer sind die USA und die EU. Meist wird das Gemüse bereits vorgekocht geliefert, da dir Sprossen leicht verderblich sind und in frischem Zustand nur 3 bis 4 Tage haltbar sind.
In Europa ist es bislang nur in Italien gelungen, Bambussprossen gewerbsmäßig anzubauen. Ausschlaggebend ist das dortige Klima, die milden Winter und feucht-heißen Sommer. Die Anbauflächen sind aber nicht allzu groß, sodass italienische Sprossen nicht leicht zu ergattern sind.
Essbare Bambus-Arten für den heimischen Garten
Manche essbaren Bambus-Arten sind auch für Mitteleuropa geeignet, insbesondere Phyllostachys edulis. Die Art ist aber nur bis etwa -15 Grad winterhart und wuchert stark.
Viele andere Arten, auch der horstbildenden/nicht-wuchernden Gattung Fargesia werden manchmal als essbar bezeichnet. Essbar bedeutet aber nicht, dass der Verzehr dann auch ein Genuss ist. Die Sprossen sind häufig klein, faserig und hart und überzeugen geschmacklich keineswegs.
Was ist beim Anbau zu beachten?
Bambuspflanzen benötigen einen sonnigen und warmen, am besten windgeschützten Standort. Ideal ist ein humoser und durchlässiger Boden. Bambus wächst auch in sandiger oder schwerer Erde. Stark verdichtete Böden vertragen die Pflanzen allerdings gar nicht, da schnell Staunässe entsteht.
Bambus der Gattung Phyllostachys neigt dazu, sich ungeniert im Garten auszubreiten. Dies kann verhindert werden, wenn beim Einpflanzen eine Wurzelsperre ins Pflanzloch eingebaut wird.
Ist der Eigenanbau sinnvoll?
Allerdings stellt sich die Frage, ob es sinnvoll ist, überhaupt Bambus – eine nicht-heimische Pflanze – in unsere Gärten zu pflanzen. Bambus bietet kaum Lebensraum oder Nahrung für heimische Tiere und Insekten: Kein Nektar, keine Blüten für Bestäuber, kein Raupenfutter, keine Möglichkeit für Vögel, ein Nest zu bauen.
Gerade die wuchernden Arten können sich zudem unkontrolliert ausbreiten und einheimische Arten verdrängen – falls sie ohne Wurzelsperre gepflanzt wurden und ins Freiland gelangen. Horstbildende Arten (wie Fargesia) gelten dagegen als nicht invasiv, sind aus ökologischer Sicht jedoch genauso wertlos.
Wenn Sie daher dann und wann Bambussprossen essen möchten, kaufen Sie sich diese besser und pflanzen in Ihren Garten heimische Sträucher oder Blühhecken und unterstützen damit Biodiversität, Insekten und Vögel.
Die Ernte
In ihren Heimatländern durchbrechen die Bambussprossen meist während oder nach dem Ende der Regenzeit den Boden – ungefähr wie der Spargel. In unseren Gefilden ist das Frühjahr der ideale Erntezeitpunkt. Die Sprossen werden geerntet, wenn sie eine Höhe von 20 bis 30 cm und einen Durchmesser von 3 - 6 cm (bei sehr großen Arten maximal 10 cm) erreicht haben. Im Durchschnitt wiegt eine Sprosse 150 bis 200 g.
Wenn Bambussprossen mit Licht in Berührung kommen, wird Taxiphyllin gebildet. Werden sie also nicht unmittelbar nach dem Austrieb geerntet, werden sie bitter, aber auch härter. Darum werden die Sprossen am besten – wie unser Spargel – mit einer Hacke freigelegt und dann mit einem scharfen Messer ausgestochen.
Daraufhin werden die Wurzelreste um die Schnittfläche abgeschnitten und die unteren Niederblätter gezupft. Wichtig ist außerdem, nicht mehr als ein Drittel aller Sprossen zu ernten, um die Pflanze nicht zu gefährden. Nach der Ernte muss das Gemüse innerhalb von 3 Tagen verzehrt oder verarbeitet werden.
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Alternativen für Bambussprossen
Bambussprossen sind in der westlichen Küche nicht üblich. Insbesondere in Fusion-Rezepten wird das Gemüse als Zutat aber gerne verwendet. Dass in der Regel nur Konserven auf dem Markt erhältlich sind, schreckt so manchen gesundheitsbewussten Konsumenten ab.
In diesem Fall könnte Spargel die Bambussprossen in entsprechenden Rezepten ersetzen. Er hat eine ähnliche Struktur und passt geschmacklich sehr gut. Dies gilt natürlich nur für die Spargelsaison, da der Spargel andernfalls ebenfalls häufig aus Übersee stammt und konserviert in Gläsern verkauft wird.
Darüber hinaus kämen auch der Kohlrabi oder die Schwarzwurzel als Alternativen in Frage.
Fazit: Bambussprossen – lecker und gesund
Bambussprossen sind nicht nur kulinarisch interessant, sondern auch gesund. Sie weisen antioxidative, entzündungshemmende, antidiabetische und gewichtsreduzierende Eigenschaften auf.
Sollte man sie in roher Form kaufen oder selbst angebaut haben, muss man bei der Zubereitung einiges beachten, da die wenigsten Arten roh verzehrt werden können.
Meist wird man sie eingelegt im Glas kaufen und kann sie in dieser Form ohne großen Aufwand vielseitig zubereiten.