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7 min

Kamillentee und warum Sie öfter eine Tasse davon trinken sollten

Die weiss-gelbe Blüte kennt wohl jeder: Kamille ist ein wahres Wunderwerk in Sachen Heilwirkung. Vor allem als Tee-Variante oder Tinktur.

Aktualisiert: 27 Juni 2023

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Kamillentee – Die Wirkungen und Eigenschaften

Kamillentee wird aus den gelben Blüten der Kamille zubereitet, einer mehrjährigen Staudenpflanze, die einst im alten Ägypten als Blume des Sonnengottes verehrt wurde. Gelb sind die Kamillenblüten deshalb, weil sie – neben ihren ätherischen Ölen – auch gelbfarbene Flavonoide enthalten. Flavonoide sind sekundäre Pflanzenstoffe mit vielen positiven Auswirkungen auf die Gesundheit. Darüber hinaus besteht die Kamillenblüte zu etwa 10 Prozent aus Schleimstoffen, die sich schützend auf die Schleimhäute des Verdauungstraktes legen ( 6 ).

Für die Kamille werden die folgenden Eigenschaften und Wirkungen beschrieben:

  1. entzündungshemmend
  2. krampflösend
  3. entblähend
  4. vor Magengeschwüren schützend
  5. beruhigend
  6. antibakteriell und pilzhemmend

Um die Wirkung bzw. die Wirkstoffmenge im Kamillentee zu erhöhen, kann man in den Kamillentee einige Tropfen einer Kamillenblütentinktur geben. Denn im Tee sind zwar die Flavonoide und Schleimstoffe der Kamille enthalten, aber nur ein kleiner Teil der ätherischen Öle. Diese wiederum finden sich in grossen Mengen in der Tinktur, so dass Ihnen die Kombination Tee-Tinktur höhere Mengen der Wirkstoffe der Kamille liefern kann. Wie Sie eine Tinktur selbst herstellen können, finden Sie hier erklärt: Tinkturen selber machen

Kamillentee: Die Zubereitung

Für eine Tasse Kamillentee nehmen Sie 1 EL Kamillenblüten (3 g), brühen diese mit 150 ml Wasser auf, lassen den Tee etwa 3 Minuten ziehen, seihen ab und trinken schlückchenweise 1 bis 3 Tassen pro Tag, z. B. bei den nachfolgend aufgeführten Beschwerden:

1. Menstruationsschmerzen

Etliche Studien zeigten bereits, dass Kamillentee ideal dazu geeignet ist, Krämpfe während der Menstruation zu lindern. Im Jahr 2010 beispielsweise wurde eine Untersuchung veröffentlicht, derzufolge das Trinken von Kamillentee Menstruationskrämpfe deutlich abschwächte. Die Teilnehmerinnen dieser Studie berichteten überdies, dass sie weniger Stress und Ängste während ihrer Periode empfanden ( 2 ).

Es wurden in dieser Studie lediglich zwei Tassen Kamillentee pro Tag getrunken – und zwar drei Monate lang nach dem folgenden Schema: eine Woche lang vor der Menstruation sowie die ersten fünf Tage des neuen Menstruationszyklusses. An den übrigen Tagen des Monats tranken die Probandinnen keinen Kamillentee.

2. Diabetes und Blutzuckerprobleme

Andere Studien wiederum zeigten, dass Kamillentee den Blutzuckerspiegel bei Diabetikern senken kann. Natürlich sollten Sie nun nicht Ihre bisherigen blutzuckersenkenden Medikamente gegen Kamillentee eintauschen, doch ein zusätzliches Hilfsmittel ist der Kamillentee allemal und kann vielleicht dazu beitragen, dass Sie Ihre Medikamentendosis verringern können, vor allem dann, wenn Sie nicht nur Kamillentee trinken, sondern auch Ihre Ernährung umstellen.

Im Jahr 2008 erschien beispielsweise eine Studie (leider an Ratten), in der man zeigte, dass Kamillentee – wenn regelmässig getrunken – den Blutzuckerspiegel davon abhielt, über Gebühr zu steigen. Kamillentee – so schlussfolgerte man damals – könnte somit dazu eingesetzt werden, um das Risiko der typischen Diabetes-Folgeerkrankungen (Nervenprobleme, Nierenbeschwerden, Augenprobleme) zu reduzieren ( 8 ).

Im Januar 2016 bestätigte man diese Wirkung des Kamillentees in einer klinischen Studie mit 64 menschlichen Probanden (zwischen 30 und 60 Jahren), die alle an Diabetes Typ 2 litten. Sie sollten über eine Zeitraum von 8 Wochen täglich drei Tassen Kamillentee trinken, je eine Tasse unmittelbar nach den Hauptmahlzeiten. Eine Kontrollgruppe sollte dagegen lediglich Wasser trinken ( 3 ).

In der Kamillentee-Gruppe konnte man sodann beobachten, dass die Langzeitzuckerwerte (HbA1c) im Vergleich zur Wasser-Gruppe genauso signifikant gesunken waren wie die Insulinwerte. Gleichzeitig war der Antioxidantienspiegel im Blut der Kamillentee-Trinker merklich gestiegen.

3. Osteoporose

Ein fortschreitender Knochendichteverlust, der mit einem erhöhten Knochenbruchrisiko einhergeht, wird als Osteoporose bezeichnet. Da insbesondere Frauen nach den Wechseljahren an einer Osteoporose erkranken, geht man von einem hormonell bedingten Krankheitsverlauf aus. Laut einer Studie aus dem Jahr 2004 hat die Kamille einen anti-östrogenen und knochendichtesteigernden Effekt ( 4 ).

4. Entzündungen: akut, chronisch, latent

Entzündungsreaktionen sind treue Begleiter von sowohl akuten als auch chronischen Erkrankungen. Seit einiger Zeit weiss man überdies, dass latente Entzündungsprozesse auch an Krankheiten wie Depressionen, Diabetes und vielen anderen beteiligt sind. Im Kamillentee nun finden sich Substanzen, die Entzündungen reduzieren können. Bei chronisch entzündlichen Erkrankungen ist Kamillentee daher ein feines Getränk, das immer wieder kurweise genossen werden kann, z. B. 6 Wochen lang 3-mal täglich eine Tasse, dann 4 Wochen pausieren und erneut 6 Wochen Kamillentee trinken.

5. Krebsprävention und Krebstherapie

Selbst Strategien gegen Krebs sollen im Repertoire der Kamille nicht fehlen. Studien lassen vermuten, dass Kamillentee Krebszellen an einer weiteren Entwicklung hemmen könnte. Da es sich nicht um Humanstudien handelt, kennt man noch keine Details zu diesen Eigenschaften. Im Jahr 2012 jedoch verglich man in einer Studie die krebsbekämpfenden Fähigkeiten des Kamillentees mit jenen der Ringelblume. Beide wirkten sich gezielt auf Krebszellen aus. Allerdings ging die Ringelblume bei diesem Vergleich als Sieger hervor. Es schadet also keinesfalls, mit den Kamillenblüten auch ein paar Ringelblumen aufzubrühen ( 5 ).

6. Schlafstörungen und Stress

Kamillentee beruhigt, hilft beim Entspannen und wirkt bei Menschen, die an Schlafstörungen leiden, schlaffördernd. In einer Übersichtsarbeit zeigte sich, dass 10 von 12 Patienten mit Herz-Kreislauf-Problemen kurz nach Kamillenteegenuss schnell einschlafen konnten. Forscher glauben, Kamillentee würde hierbei dieselben Wirkmechanismen nutzen wie Benzodiazepine. Dabei handelt es sich um verschreibungspflichtige Medikamente gegen Angstzustände und Schlafprobleme.

Kamillentee bzw. bestimmte Stoffe daraus würden sich nun – so heisst es – an dieselben Rezeptoren binden, wie das Benzodiazepine tun. Natürlich wirkt der Kamillentee nicht in derselben Intensität und offenbar auch nicht bei jedem, doch lohnt es sich allemal, erst einmal die Wirkung der Kamille auszutesten, bevor man zu Medikamenten greift.

7. Erkältungen

Bei Erkältungen kann die Kamille in Form von Tee oder Inhalationen helfen. Die ätherischen Öle wirken hier antibakteriell, beruhigend und krampflösend – allesamt Wirkungen, die bei Husten, Schnupfen und Schlafproblemen während Atemwegsinfekten angezeigt sind. Kein Wunder zeigen die in o. g. Übersichtsarbeit erwähnten Studien, dass insbesondere das Inhalieren von Kamillendämpfen die typischen Erkältungssymptome lindern kann ( 1 ).

8. Hauterkrankungen

Laut der Kommission E (einer wissenschaftlichen Sachverständigenkommission für pflanzliche Arzneimittel) kann man Kamillenpräparate bei bakteriellen Hauterkrankungen einschliesslich der Mundhöhle und des Zahnfleisches einsetzen und z. B. die o. g. Kombination aus Kamillentee und Kamillentinktur als Mundspülung nutzen.

In einer kleineren Studie von 1987 zeigte man, dass ein Kamillenextrakt die Wundheilung fördert, wenn man ihn direkt auf die Wunde aufträgt. Andere Untersuchungen (siehe Link unter 6.) ergaben, dass Cremes mit Kamille bei Ekzemen und entzündlichen Hauterkrankungen zwar nicht so eindeutig wie Hydrocortisoncremes wirken, aber dennoch heilenden Effekt zeigten ( 7 ).

9. Sterberisiko sinkt bei regelmässigem Trinken von Kamillentee

Forscher der University of Texas Medical Branch in Galveston/USA stellten fest, dass Frauen (über 65 Jahre) länger lebten, wenn sie regelmässig Kamillentee tranken. Die Studienergebnisse wurden im Fachmagazin The Gerontologist veröffentlicht ( 10 ).

Über einen Zeitraum von sieben Jahren untersuchten die Wissenschaftler die Auswirkungen der Kamille auf das Sterberisiko von weit über 1.600 Frauen mit ähnlichen Voraussetzungen in Sachen Alter, Gesundheitszustand, Lebens- und Ernährungsstil. Sie verwendeten dafür die Daten der Hispanic Established Populations for Epidemiologic Study of the Elderly. 14 Prozent der Studienteilnehmer trank regelmässig Kamillentee.

Es zeigte sich, dass die Kamillentee-Trinkerinnen ein um 29 Prozent geringeres Risiko hatten zu sterben als die Nicht-Kamillentee-Trinkerinnen. Bei Männern konnte der Kamillentee jedoch nichts ausrichten.

Wie und warum die Kamille nun konkret das Leben verlängerte, sei leider nicht bekannt – so die Forscher. Doch zeigen natürlich schon allein die oben genannten Wirkungen - entzündungshemmend, blutzuckerstabilisierend, beruhigend - dass die Kamille durchaus auch die Lebensdauer positiv beeinflussen kann.

Kamillentee ist nicht für jeden geeignet

Wie immer, so gibt es auch hier bestimmte Personen, die den Kamillentee besser nicht oder nur mit Vorsicht geniessen sollten:

  1. Menschen, die unter starken Allergien, insbesondere unter Pollenallergien leiden. Denn Kamillenblüten könnten mit einer Vielzahl anderer Pollen “verunreinigt” sein und daher allergische Reaktionen auslösen ( 9 ).
  2. Menschen, die bereits auf die Kamille mit einer Allergie reagiert haben oder generell auf Korbblütler allergisch reagieren. Falls die Allergie beim ersten Kontakt mit Kamillenpräparaten oder -blüten nur mild war, kann sich die allergische Reaktion von Mal zu Mal steigern.
  3. Menschen, die Medikamente nehmen, sollten diese nicht gegen Kamillentee austauschen, sondern den Kamillentee – falls seine Eigenschaften zu den individuellen Beschwerden passen – zusätzlich zu sich nehmen, natürlich in Absprache mit dem Arzt.

Kamillentee kaufen – Die Qualität

Meist wird die Kamille aus Osteuropa importiert, Kamille aus deutschen Anbaugebieten soll jedoch höhere Gehalte an ätherischen Ölen aufweisen. Im Supermarkt sollte man den Kamillentee nicht kaufen, schon gar nicht im Filterbeutel, da dieser zu stark zerkleinert ist und dadurch einen Teil seiner Wirksamkeit bereits einbüsste. Auch kann bei diesen Tees nicht garantiert werden, dass sie auch tatsächlich die für eine Heilwirkung nötigen Wirkstoffmengen enthalten.

Arzneibuchqualität (garantierte Wirkstoffmengen) besitzt nur ein Kamillentee aus der Apotheke. Die dort erhältlichen Tees sollen auch auf Schadstoffe überprüft sein, dürfen jedoch kein Bio-Siegel tragen, weil dies nur Lebensmitteln vorbehalten ist – und Arzneitees nicht als Lebensmittel gelten. Kamillentee im Bioladen nun kann das Bio-Siegel tragen, ist aber nicht auf seinen Wirkstoffgehalt hin überprüft.

Dass Kamillentee laut einer Studie von 2015 sogar das Leben verlängern soll, lesen Sie hier: Kamillentee verlängert das Leben

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Quellen
  1. (1) Villines Zawn, What are the benefits of chamomile tea? 15. November 2017, Medical News Today
  2. (2) Jenabi Ensiyeh, Ebrahimzadeh Samira, Chamomile tea for relief of primary dysmenorrhea, Mrz 2010, Iranian Journal of Obstetrics, Gynecology and Infertility
  3. (3) Zemestani M, Rafraf M, Asghari-Jafarabadi M, Chamomile tea improves glycemic indices and antioxidants status in patients with type 2 diabetes mellitus, Januar 2016, Nutrition
  4. (4) Kassi E et al., Greek plant extracts exhibit selective estrogen receptor modulator (SERM)-like properties. J Agric Food Chem. 2004 November
  5. (5) Ivana Z. Mati? et al., Chamomile and Marigold Tea: Chemical Characterization and Evaluation of Anticancer Activity, August 2012
  6. (6) Janmejai K Srivastava et al., Chamomile: A herbal medicine of the past with bright future, Mol Med Report. 2010 November
  7. (7) Glowania HJ, Raulin C, Swoboda M., Effect of chamomile on wound healing--a clinical double-blind study, September 1987, Z Hautkr
  8. (8) Atsushi Kato et al, Protective Effects of Dietary Chamomile Tea on Diabetic Complications, J. Agric. Food Chem., 2008
  9. (9) Javier Subiza, Anaphylactic reaction after the ingestion of chamomile tea: A study of cross-reactivity with other composite pollens, Journal of Allergy and Clinical Immunology, 1989
  10. (10) University of Texas Medical Branch at Galveston. “Drinking chamomile decreases risk of death in older Mexican American women." ScienceDaily. ScienceDaily, 20 May 2015