Light-Getränke schlecht für die Gefäße
Vor allem in der großen, multiethnischen Studie Northern Manhattan Study (NOMAS), an der 2.564 Menschen teilnahmen, fanden Wissenschaftler heraus, dass die Teilnehmer, die jeden Tag Light-Getränke zu sich nahmen, ein um 61 Prozent höheres Risiko für Gefäßerkrankungen aufwiesen als jene Studienteilnehmer, die angaben, keine solchen künstlich gesüßten Limonaden zu trinken ( 1 ).
Studie zur Erforschung der Schlaganfall-Risikofaktoren
NOMAS, eine Zusammenarbeit von Forschungsteams der Columbia Universität in New York und der Miller School of Medicine in Miami, wurde im Jahr 1993 ins Leben gerufen, um die Risikofaktoren für Schlaganfälle in der städtischen, multiethnischen Bevölkerung zu erforschen. Die Studienteilnehmer sind im Alter zwischen 40 und 69 und werden - sofern sie noch leben - bis heute beobachtet.
Sieben Getränke-Gruppen
Zu Beginn der Light-Getränke-Studie fragten die Forscher die NOMAS-Teilnehmer, wie viel und welche Art von Soft Drinks sie tranken. Dann teilten die Wissenschaftler die Studienteilnehmer anhand dieser Daten in sieben verschiedene Gruppen ein:
- Gruppe A trank gar keine Soft Drinks,
- Gruppe B trank eine bis sechs normal gesüßte Soft Drinks pro Woche
- Gruppe C trank mindestens einen normal gesüßten Soft Drink pro Tag (meistens aber mehr)
- Gruppe D trank ein bis sechs Light-Getränke in der Woche
- Gruppe E trank mindestens ein Light-Getränk pro Tag (meistens aber mehr)
- Gruppe F trank ein bis sechs Soft Drinks pro Woche (mal normal gesüßt, mal in der Light-Version)
- Gruppe G trank täglich mindestens einen Soft Drink (ebenfalls gemischt).
Schlaganfall-Risiko um 48 Prozent höher – dank Light-Getränke
Im Laufe der darauf folgenden 10 Jahren erkrankten 559 Studienteilnehmer an einer Gefäßerkrankung. Davon erlitten 221 einen Schlaganfall und 149 einen Herzinfarkt. 338 starben an ihrer jeweiligen Gefäßerkrankung. Die Forscher stellten fest, dass das Risiko für einen Schlaganfall bei den Teilnehmern der Gruppe E um 61 Prozent höher war als in Gruppe A.
Daraufhin bezog das Forscherteam außerdem das Alter, das Geschlecht, die ethnische Zugehörigkeit, die sportliche Betätigung, den Alkohol- und Tabakkonsum sowie die tägliche Kalorienaufnahme der Teilnehmer mit in die Auswertung mit ein. Auch wurden die beobachteten Personen auf Herzkrankheiten, periphere Gefäßerkrankungen und das metabolische Syndrom hin untersucht.
Das Ergebnis war, dass das Risiko für einen Schlaganfall bei den Teilnehmern der Gruppe E auch nach Berücksichtigung dieser zusätzlichen Risikofaktoren noch immer um 48 Prozent höher war als das Risiko von Gruppe A.
Light-Getränke nicht besser als gezuckerte Getränke
„Wenn unsere Ergebnisse von weiteren Studien bestätigt werden, würde dies nahe legen, dass Light-Getränke kein besonders guter Ersatz für mit Zucker gesüßte Getränke ist, wenn man sich gegen Gefäßerkrankungen schützen möchte",
sagte Hannah Gardener, Sc.D. in einer Presseerklärung. Gardener ist Epidemiologin an der Miller School of Medicine der Universität Miami in Florida und Hauptautorin der Studie.
Light-Getränke-Industrie holt zum Gegenschlag aus
Kurz darauf kritisierte der Calorie Control Council die Studie. Das ist kein Wunder, denn es handelt sich um eine internationale gemeinnützige Organisation, die sich für die Interessen der "Industrie für kalorienarme Getränke und Nahrungsmittel" stark macht. Laut der Internetseite vertritt die Organisation die Hersteller von Light-Getränken und kalorienarmen Nahrungsmitteln sowie die Süßstoff-Industrie.
Light-Getränke-Industrie lehnt Studie ab
Der Calorie Control Council gab an, dass die Ergebnisse der Studie nicht durch unabhängige Wissenschaftler begutachtet worden seien und die Studie nicht in einer wissenschaftlichen Zeitschrift veröffentlicht worden sei.
Die Forschungsarbeit wurde bei der Postersession der International Stroke Conference präsentiert. Bei Postersessions werden vorläufige Forschungen anhand einer kurzen Zusammenfassung und mehrerer Plakate präsentiert und diskutiert. Wenn eine Studie bei einer Postersession vorgestellt wird, bedeutet dies jedoch nicht gleichzeitig, dass es sich um eine weniger glaubwürdige Forschungsarbeit handelt als solche Arbeiten, die in Fachzeitschriften veröffentlicht werden.
Light-Getränke-Industrie ist besorgt
In der Presseerklärung des Calorie Control Council wurde außerdem darauf hingewiesen, dass Dr. Richard Besser, der leitende Redakteur für Gesundheit und Medizin bei ABC News gemeint habe, die Studie könne negative Auswirkungen auf die Bevölkerung haben.
Die Studie mache Angst und könne zu unerwünschtem Verhalten führen. Und so schloss er mit den Worten:
„Ich denke nicht, dass die Menschen ihr Verhalten auf Grund dieser Studie verändern sollten."
Vermutlich geht er davon aus, dass nun statt Light-Getränken wieder gezuckerte Getränke getrunken werden. Doch wäre eine sinnvolle Verhaltensänderung ja eher, statt Soft Drinks (ob mit Zucker oder Süßstoffen) lieber Wasser oder ungesüßten Tee zu trinken.
Zumal schon frühere Studien nichts Gutes über Light-Getränke herausfanden, z. B. gibt es einen Zusammenhang zwischen Light-Limonaden und Nierenerkrankungen und auch zwischen Light-Limos in der Schwangerschaft und einem erhöhten Fehlgeburtenrisiko.
Und zu zuckerhaltigen Limos gibt es eine Studie, in der sich zeigte, dass Männer, die eine oder mehrere zuckerhaltige Limonaden am Tag tranken, ein noch höheres Risiko für das Non-Hodgkin-Lymphom hatten als die Diät-Limo-Männer. Die gesündeste Limonade ist also eindeutig gar keine Limonade.
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