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  • Lithium - Element des Periodensystems
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Lithium: Anwendung, Wirkung, Nebenwirkungen

Ob in Batterien, Reaktoren, Lebensmitteln oder in der Medizin: Lithium ist ein wahres Multitalent. Lithium war das erste erfolgreiche Medikament zur Behandlung psychiatrischer Erkrankungen. Zurzeit wird erforscht, ob es bei Alzheimer hilfreich sein könnte. Doch kann der Stoff selbst bei geringer Dosierung gesundheitliche Vorteile bieten. Experten sind zunehmend davon überzeugt, dass Lithium ein essenzielles Spurenelement ist, das bei der Prävention von Krankheiten eine wichtige Rolle spielt.

Fachärztliche Prüfung: Gert Dorschner
Stand: 04 April 2025
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Was ist Lithium?

Lithium (Li) ist ein chemisches Element und zählt wie z. B. Natrium, Magnesium und Aluminium zu den Leichtmetallen. Der wasserlösliche Stoff kommt in der Erdkruste, in Gewässern und auch in Pflanzen, Tieren und Menschen vor.

Da das relativ seltene Metall stark verteilt auftritt, gestaltet sich die Gewinnung schwierig. Zu den wichtigsten Abbauländern zählen Australien, Chile und China.

Lithium ist heiß begehrt. Denn es wird bei der Herstellung von Lithium-Akkumulatoren benötigt. Ohne diese Batterien würden z. B. Smartphones, Laptops, Elektroautos oder E-Bikes nicht laufen. Das Leichtmetall spielt außerdem in Kernfusionsreaktoren und in der Medizin eine wichtige Rolle. Darüber hinaus streiten sich Experten, ob Lithium ein essentielles Spurenelement ist oder nicht.

Ist Lithium ein Mikronährstoff?

Die Wissenschaft ist sich nach wie vor uneinig, ob Lithium wie z. B. Magnesium ein essentielles Spurenelement und somit für einen Organismus lebensnotwendig ist. Lange Zeit wurde mehrheitlich die Annahme vertreten, dass dies nicht der Fall sei.

Inzwischen häufen sich jedoch Studien, dass Lithium möglicherweise doch zu den Mikronährstoffen gehört (2). Das breite Wirkungsspektrum spricht jedenfalls dafür.

Studiendaten zufolge wirkt Lithium nicht nur in hoher, pharmakologischer Dosierung auf das zentrale Nervensystem (7). Selbst Mikrodosen, die durch Lebensmittel und das Trinkwasser aufgenommen werden, scheinen physiologische Vorgänge beeinflussen zu können.

Dagegen spricht letztendlich nur, dass bislang keine zentrale biologische Funktion von Lithium bekannt ist, ohne welche der Organismus nicht existieren könnte, wie es eben bei "anerkannten" essentiellen Spurenelementen der Fall ist.

Wie wirkt Lithium?

Bei psychiatrischen Erkrankungen (z. B. bipolarer Störung und schweren Depressionen) kommen sehr hohe Lithium-Dosen (mindestens 113 mg reines Lithium täglich) zum Einsatz.

Im Vergleich dazu werden über die Ernährung bzw. das Wasser nur Mikrodosen aufgenommen (also meist weniger als 1 mg pro Tag). Diese sind aber nicht ausreichend, um bei schweren Leiden eine pharmakologische Wirkung entfalten zu können.

Doch selbst Mikrodosen haben Studien zufolge eine schützende Wirkung auf das Nervensystem und einen positiven Einfluss auf die psychische Gesundheit. Dafür verantwortlich sind entzündungshemmende und antioxidative Effekte sowie die Regulierung des Stoffwechsels des Nervensystems.

Es ist bekannt, dass Lithium in Form von löslichen Salzen nahezu vollständig im Dünndarm über Natriumkanäle aufgenommen und gleichmäßig im Körper verteilt wird (1). Die Mechanismen der Wirkung sind jedoch nur teilweise verstanden.

Bislang konnte in keiner Studie ein direkter Zusammenhang zwischen dem Li-Gehalt in Lebensmitteln sowie Trinkwasser und Erkrankungen nach langfristiger Aufnahme nachgewiesen werden. Jedoch wird eine zu geringe Aufnahme über die Nahrung wiederum mit vielen psychosozialen Störungen in Verbindung gebracht (4).

Mehr Lithium im Wasser, weniger Selbsttötungen

Verglichen mit den medizinischen Dosen sind die im Oberflächen- und Grundwasser vorkommenden Konzentrationen sehr niedrig. Eine tägliche Wasseraufnahme von 2 l würde nur einen Bruchteil einer typischen therapeutischen Dosis liefern.

Angesichts des durchschnittlichen täglichen Wasserverbrauchs von etwa 1,3 l pro erwachsener Person würden selbst Bewohner von Gebieten mit einer hohen Li-Konzentration im Trinkwasser nur etwa 0,2 mg Lithium pro Tag über das Wasser aufnehmen.

Nichtsdestotrotz haben einige Studien ergeben: Je mehr natürlich vorkommendes Lithium im Wasser, desto geringer die Suizidrate, die Anzahl von Krankenhauseinweisungen aufgrund psychischer Probleme und umso geringer auch die Häufigkeit von aggressivem Verhalten (9).

Auch dies könnte dafür sprechen, dass es sich bei Lithium tatsächlich um ein essentielles Spurenelement handeln könnte.

Wirkt Lithium gegen Alzheimer?

Seit einigen Jahren gibt es Hinweise, dass Lithium bei ausreichender Aufnahme über die Ernährung sowie Wasser das Fortschreiten von Alzheimer verlangsamen und einen vorbeugenden Effekt haben könnte.

Laut einem im Jahr 2021 durchgeführten Review regt niedrig dosiertes Li die Nervenbildung im Hippocampus an und verbessert kognitive Fähigkeiten. Nach einer 3-monatigen Lithiumbehandlung wurde bei Patienten mit Alzheimer eine Verlangsamung des kognitiven Abbaus beobachtet (12).

Eine Studie zeigte, dass sogar eine Mikrodosis von 0,3 mg Lithium pro Tag Wirkung zeigen kann (22). Der Zustand von Alzheimer-Patienten blieb über 15 Monate stabil, während sich die Verfassung jener Patienten unter Placebo weiter verschlechterte.

Einer weiteren Studie aus dem Jahr 2024 zufolge wirkt sich das Leichtmetall zudem positiv auf Parkinson aus (13).

Manche Forscher wie etwa der deutsche Molekulargenetiker Michael Nehls sind der festen Überzeugung, dass ein Mangel an Lithium wesentlich an der Entwicklung von Alzheimer beteiligt ist (15). Nehls gab an, dass die tägliche Einnahme von mikrodosiertem Li (mindestens 300 µg mit lithiumhaltigem Trinkwasser) von hoher therapeutischer Relevanz sein kann.

Beugt Lithium im Trinkwasser Krebs vor?

Mehrere Beobachtungsstudien mit bipolaren Patienten haben einen Zusammenhang zwischen der Lithiumbehandlung und einem verringerten Krebsrisiko festgestellt. In einer im Jahr 2025 veröffentlichten Kohortenstudie mit mehr als 252.000 Teilnehmern war ein höherer Li-Gehalt im Trinkwasser mit einem verringerten Krebsrisiko verbunden (5).

Auf biologischer Ebene wurde festgestellt, dass Lithium mehrere Enzyme beeinflusst, die an der Krebsentwicklung beteiligt sein können (z. B. die Glykogensynthase-Kinase 3). Dies bietet eine plausible Erklärung für eine mögliche Antikrebswirkung.

Die Vermutung liegt nahe, dass eine zu geringe Lithiumzufuhr diverse gesundheitliche Probleme begünstigen und somit ein Mangel an einem essentiellen Spurenelement vorliegen könnte.

Nahrungsergänzungsmittel mit Lithium in EU verboten

Nahrungsergänzungsmittel mit dem Inhaltsstoff Lithium sind im gesamten EU-Raum verboten. Zulässig sind lediglich Arzneimittel, für welche man ein ärztliches Rezept benötigt. Dennoch werden im Internet zahlreiche Nahrungsergänzungsmittel angeboten. Hierzu sei gesagt, dass sich nicht nur die Händler, sondern auch die Käufer strafbar machen.

Ausschlaggebend für dieses Verbot ist, dass Lithium nicht als essentielles Spurenelement anerkannt ist und der Grat zwischen einer hilfreichen Dosis und einer Vergiftung sehr schmal ist. Darum muss eine medikamentöse Therapie ärztlich überwacht werden. Selbst niedrig dosiertes Li kann sich u. U. auf die Schilddrüsen- und Nierenfunktion, auf die Schwangerschaft und fetale Entwicklung negativ auswirken.

Das Risiko wird bei einer Mikro-Dosierung zwar als überaus gering eingeschätzt. Doch wird die Herstellung von Nahrungsergänzungsmitteln – im Vergleich zu Medikamenten – nicht so streng überwacht. Vom illegalen Bezug über das Ausland wird darum dringend abgeraten, da die Qualität des Produktes nicht garantiert ist.

Das Nahrungsergänzungsmittel Lithiumorotat

Anders als im EU-Raum gibt es Länder wie die USA, wo Nahrungsergänzungsmittel mit Lithium ganz legal erworben werden können. Diese enthalten meist Lithiumorotat (das Lithiumsalz der Orotsäure). Es besteht zu etwa 3,86 Prozent aus Lithium, zu 86,14 Prozent aus Orotat und zu 10 Prozent aus Wasser.

Da in Studien in den 1970er Jahren die Nierenfunktion von Tieren durch Lithiumorotat beeinträchtigt wurde (11), schwand schnell das Interesse. Später stellte sich aber heraus, dass die Dosis im toxischen Bereich lag. Erst in den 2020er Jahren wurde die Forschung fortgesetzt.

Neuen Studien zufolge gibt es in Bezug auf die Toxizität von Lithiumorotat keine Bedenken (8). Wird Lithiumorotat vorschriftsgemäß niedrig dosiert, ist das Nebenwirkungspotenzial gering. Das Nahrungsergänzungsmittel soll für ein ruhigeres Gefühl sorgen, die Reaktionen auf Stressoren verbessern und zu einem weniger impulsivem Verhalten führen.

Eine Umfrage mit 211 Teilnehmern in Großbritannien ergab, dass die Einnahme rezeptfreier Lithiumpräparate wie Lithiumorotat oder auch Lithiumaspartat (10 mg 1-mal täglich) die Stimmung verbessert, bei Angstzuständen hilft und im Bereich der Kognition wertvolle Dienste leistet (23).

Laut Dr. Nehls entspricht eine Mikrodosierung 23 mg Lithium-Orotat (also 1 mg reinem Lithium) bzw. etwa 26 mg Lithium-Orotat-Monohydrat (die gängigste Form des Lithium-Orotats), was ebenfalls 1 mg reinem Lithium pro Tag entspricht (19).

Wie bereits erläutert, sind Nahrungsergänzungsmittel mit Lithium in der EU in jedweder Form und selbst in Mikrodosen verboten. Es besteht allerdings die Möglichkeit, sich niedrig dosiertes Lithiumorotat von einem Arzt verschreiben zu lassen. Die entsprechende Rezeptur wird dann in der Apotheke hergestellt. Die Kosten werden nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.

Lithiumgehalt in Lebensmitteln

So wie bei allen anderen Mikronährstoffen hängt der Lithiumgehalt in Lebensmitteln von diversen Faktoren ab, so z. B. vom Standort, von der Pflanzenart, vordergründig aber von der geographischen Lage. Die Konzentration von Li in Böden reicht von 0,1 bis 400 mg/l.

Es folgt eine Auflistung des durchschnittlichen Li-Gehalts in Lebensmitteln pro g Trockengewicht:

Lebensmittel pro 1 g
Nüsse 8,8 µg
Getreide 4,4 µg
Fisch 3,1 µg
Gemüse 2,3 µg
Milchprodukte 0,5 µg
Pilze 0,19 µg

Doch kann der Lithiumgehalt in Lebensmitteln abhängig von ihrer Herkunft erheblich variieren (3). So wurden etwa in Tomaten im Schnitt hohe Werte (2,88 ± 0,95 mg/kg) festgestellt. In untersuchten italienischen Tomaten lag der Li-Gehalt hingegen nur bei 0,002 mg/kg.

In Gewässern

Die Li-Konzentration im Wasser hängt hauptsächlich von den Verwitterungsprozessen der Mineralgesteine ab. Sie liegt im Schnitt zwischen 4,6 und 219 µg/l.

Am meisten Lithium findet sich im Meerwasser (140 bis 200 µg/l). Im Süßwasser finden sich viel geringere Werte (z. B. in Flüssen 0,16 bis 4,5 µg/l). Entsprechend reichern Lebewesen im Meer auch mehr von dem Leichtmetall an als im Süßwasser.

Im Trinkwasser

In bestimmten Gegenden Griechenlands, Englands, Italiens, der USA (Texas) und Japans wurden relativ hohe Li-Konzentrationen von etwa 200 µg/l im Trinkwasser gefunden. Obwohl die Werte in einigen Regionen der Welt bis zu 5.200 µg /l betragen können, liegen diese im europäischen Leitungswasser in der Regel weit darunter.

Sie können zudem stark schwanken (zwischen 0,1 und (in Österreich) 1300 µg/l, in Dänemark hingegen nur bis 30 µg/l).

In Europa gibt es allerdings keine gesetzlichen Anforderungen zur Überwachung des Li-Gehalts im Oberflächen- und Trinkwasser. Darum wurden bislang keine Richtwerte festgelegt.

Im Mineralwasser

Studien haben gezeigt, dass Mineralwässer verschiedener Hersteller hohe Li-Konzentrationen aufweisen können. In einem slowakischen Produkt erreichte der Gehalt sogar fast 10.000 µg/l. Die Li-Konzentration in europäischem Mineralwasser wurde jedoch im Schnitt lediglich auf rund 1 µg/l geschätzt.

Der durchschnittliche Li-Gehalt in skandinavischem Leitungswasser und Flaschenwasser beträgt etwas mehr als 0,5 µg/l. In polnischen Quell- und Heilwässern wurden jedoch Lithiumwerte von rund 2 bis 15 mg/l festgestellt, für Heilwässer wurde die höchste Konzentration beobachtet.

In deutschen Mineralwässern wurde über Werte von 1,5 bis 1.320 µg/l berichtet. Der Li-Gehalt in Mineralwässern bzw. Heilwässern ist z. B.:

  1. Österreich: Thalheimer Heilwasser (0,4 mg/l)
  2. Deutschland: Gerolsteiner Ursprung 0,45 mg/l
  3. Schweiz: Zurzacher Mineralwasser (1,3 mg/l)

In anderen Getränken

Lithium findet sich natürlich nicht nur im Mineralwasser, sondern auch in anderen Getränken, da diese ja schließlich auch Wasser enthalten. In einer Studie wurde die durchschnittliche Li-Konzentration in 319 Getränkeproben ermittelt (gerundet).

  1. Rotweine: 18 µg/l
  2. Weißweine: 14 µg/l
  3. Bier und Fruchtsaft: 7 µg/l

Die Lithiumaufnahme

Schätzungen zufolge werden 66 bis über 90 Prozent des täglich aufgenommenen Lithiums über Getreide und Gemüse gedeckt. Der Rest stammt aus tierischen Lebensmitteln und dem Trinkwasser bzw. Getränken. Dies legt nahe, dass eine vegetarische bzw. vegane Ernährung, die besonders reich an Getreide und Gemüse ist, grundsätzlich mehr Lithium liefert als eine fleischlastige Ernährung (2).

Die Schätzungen zur täglichen oralen Lithiumaufnahme sind sehr unterschiedlich. Sie kann je nach Verfügbarkeit in der Umwelt bzw. in Lebensmitteln und im Wasser zwischen einigen wenigen und mehreren 1.000 µg pro Tag variieren.

In Europa ist die Li-Aufnahme eher gering. Einer Studie zufolge betrug die durchschnittliche Aufnahme in der täglichen Nahrung polnischer Studenten 10,7 µg, bei Erwachsenen in Belgien kam man auf einen Durchschnittswert von 8,6 µg.

Im Übrigen beeinflussen diverse Faktoren wie z. B. die Ernährung, Stress und Genussmittel den individuellen Bedarf einer ganzen Reihe von wasserlöslichen Mikronährstoffen (z. B. Magnesium, Vitamin C, Zink und B-Vitamine). Dies kann auch bei Lithium der Fall sein.

Wie viel Lithium braucht nun der Mensch?

Obwohl Lithium offiziell nicht als Mikronährstoff gilt, empfehlen einige Autoren eine Zufuhr von 1.000 µg pro Tag für einen 70 kg schweren Erwachsenen, also 1 mg (14,3 µg/kg Körpergewicht).

Anderen Experten zufolge handelt es sich hierbei aber nur um eine vorsichtige Schätzung, wobei individuelle Unterschiede nicht berücksichtigt wurden. Möglicherweise ist also eine noch höhere Aufnahme zur Erhaltung einer optimalen Gesundheit erforderlich.

Wie kann man den Lithiumspiegel im Blut messen?

Der „normale“ Lithiumspiegel kann nur durch eine hoch sensitive ICP-MS-basierte Analyse im EDTA-Vollblut bestimmt werden.

Die für die Medikamentenspiegel-Analyse verwendete Methode ist hingegen die photometrische Lithiummessung im Serum. Diese ist aber aufgrund ihrer geringen Sensitivität nicht geeignet, um den physiologischen Li-Blutspiegel zu bestimmen. Sie kann nur den sehr hohen Spiegel bestimmen, der durch therapeutisch hochdosiertes Lithium entsteht.

Lithium in der Medizin

Lithium kam erstmals im 19. Jahrhundert bei psychiatrischen Leiden zum Einsatz. Berichte über Nebenwirkungen und Todesfälle haben aber dazu geführt, dass entsprechende Medikamente Mitte des 20. Jahrhunderts kaum mehr eingesetzt oder sogar verboten wurden (z. B. in den USA). Die Forschung wurde dennoch fortgesetzt.

Nachdem australische Forscher nachweisen konnten, dass Lithiumsalze bei Manien hilfreich sein können, wurde Lithium zum ersten erfolgreichen Medikament zur Behandlung psychiatrischer Erkrankungen. 1970 waren die USA weltweit das 50. Land, das Lithium zugelassen hat.

Heute zählen Lithiumsalze – vordergründig Lithiumcarbonat (Li₂CO₃) – zu den am häufigsten eingesetzten Arzneimitteln in der psychiatrischen Behandlung. Hierbei kommen meist sehr hohe Dosen zum Einsatz, die mit schweren Nebenwirkungen einhergehen können. Zu Todesfällen kommt es zum Glück nur noch sehr selten.

1. Psychische Erkrankungen

Die wichtigste Indikation von Lithium ist die bipolare affektive Störung (Manie und Depression im Wechsel) (6). Das stimmungsstabilisierende Arzneimittel wird hierbei insbesondere zur Behandlung von akuter Manie und manischen Episoden empfohlen. Weitere Anwendungsgebiete sind Schizophrenie und Depressionen.

Lithium wird aber auch als vorbeugendes Mittel gegen manisch-depressive Erkrankungen angewandt. Zudem wurde festgestellt, dass bei Patienten das Suizidrisiko gesenkt werden kann.

Therapeutische orale Li-Dosen liegen üblicherweise im Bereich von 600 bis 1.200 mg Li₂CO₃ pro Tag (entspricht 113 bis 226 mg reinem Lithium). Interessanterweise kann der Stoff jedoch bereits bei deutlich geringeren Dosen eine stabilisierende Wirkung zeigen. Ein Teil der Patienten spricht so gut auf Lithium an, dass es sich Experten zufolge so anfühlt, als litten sie an einem Lithiummangel.

Die Wirkung von Lithium ist wie gesagt noch nicht eindeutig geklärt, scheint aber auf seinen Einfluss auf die intrazelluläre Neurotransmission (Kommunikation zwischen Neuronen über Synapsen) zu beruhen. Als wichtigster Wirkort gilt jedenfalls das zentrale Nervensystem.

2. Cluster-Kopfschmerzen (Prophylaxe)

Cluster-Kopfschmerzen sind durch einen einseitigen, extrem heftigen Schmerz im Bereich von Schläfe und Auge charakterisiert, der in Attacken auftritt. Diverse Studien haben gezeigt, dass Lithium bei Cluster-Kopfschmerz wirksam sein kann (10). Lithiumsalze (Lithiumcarbonat und Lithiumacetat) sind in Deutschland die einzigen, zur vorbeugenden Behandlung zugelassenen Medikamente.

Die häufigste Tagesdosis liegt bei 2-mal 400 mg Lithium. Nachteilhaft sind mögliche Nebenwirkungen. Darüber hinaus ist eine regelmäßige Kontrolle der Blutwerte erforderlich, um eine Vergiftung zu vermeiden.

Die Nebenwirkungen

Eine niedrigdosierte Li-Aufnahme (z. B. über das Wasser) kann einen positiven Einfluss auf die Gesundheit von Pflanzen, Tieren und Menschen haben. Im Gegensatz dazu korreliert eine hohe Dosis (z. B. bei bipolarer Störung) mit diversen Nebenwirkungen.

Typische Nebenwirkungen sind

  1. Gewichtszunahme
  2. Kreislaufstörungen
  3. Zittern (Tremor, besonders in den Händen)
  4. Übelkeit, Erbrechen und Durchfall
  5. Veränderungen des Blutbilds (Leukozytose)
  6. Müdigkeit
  7. verstärkter Durst und verstärktes Wasserlassen
  8. Unterfunktion der Schilddrüse

Nebenwirkungen sind in der Regel reversibel, wenn sie frühzeitig erkannt und die Dosis reduziert oder die Behandlung abgebrochen wird.

Die Toxizität

Problematisch bei Therapien mit hoher Dosierung ist, dass der toxische Serumspiegel von Lithium nahe an seinem therapeutischen Niveau liegt. Ist die Dosis zu gering, kann sich die Wirkung nicht bzw. nicht ausreichend entfalten. Ist sie zu hoch, kann es zu einer Vergiftung kommen. Dies erklärt, warum eine individuell exakte Dosierung derart wichtig ist.

In Anbetracht der geringen therapeutischen Breite erfordert die Behandlung mit Lithium regelmäßige Kontrollen der Serumspiegels sowie die Überwachung der Schilddrüsen- und Nierenfunktion.

Bedacht werden sollte außerdem, dass selbst bei korrekter Dosierung unter Langzeitbehandlung mit Lithium z. B. Wasser- und Natrium-Verluste (Diabetes insipidus), Übersäuerung des Blutes (Azidose) und eine Lithium-Nephropathie mit Einschränkung der Nierenfunktion auftreten können.

Über 95 Prozent des Lithiums werden unverändert über die Nieren ausgeschieden (14). Rund 70 Prozent aller chronischen Intoxikationen sind auf Spiegelerhöhungen aufgrund einer reduzierten Lithium-Ausscheidung (Clearance) zurückzuführen (21). Zu den Ursachen zählen:

  1. natriumarme Ernährung
  2. Dehydration mit Elektrolytverlust
  3. Ödeme
  4. Einnahme von Blutdrucksenkern (z. B. ACE-Hemmer, Betablocker) und nichtsteroidalen Antirheumatika (außer Aspirin)

Lithium in der Schwangerschaft und Stillzeit

Die Datenlage aus Studien ist nicht ausreichend, um die Entstehung von Fehlbildungen (z. B. Herzfehler) beim Fötus durch hohe Lithium-Dosen ausschließen zu können. Doch sollte Lithium nach Feststellung einer Schwangerschaft nicht abrupt abgesetzt werden, um einem Rückfall (z. B. im Falle einer bipolaren Störung) entgegenzuwirken.

Einer Studie zufolge sollte Lithium im 1. Trimester und in den Tagen unmittelbar vor der Entbindung im niedrigsten therapeutischen Bereich verschrieben werden (16). Denn Lithium geht in die Muttermilch über und ist auch im Serum des Säuglings nachweisbar (17).

Fallberichten zufolge nehmen Säuglinge 11 bis 42 Prozent der gewichtsangepassten Li-Dosis der Mutter über die Muttermilch auf (18). Der Einfluss auf das Baby ist aber noch weitgehend unerforscht. Sollten stillende Mütter Lithium einnehmen, ist es wichtig, dass u. a. die Schilddrüsenfunktion und der Lithiumspiegel des Kindes regelmäßig ärztlich überwacht werden.

Die American Academy of Pediatrics führt Lithium als kontraindiziert für die Schwangerschaft und Stillzeit auf. Es gilt darum unbedingt, das Sicherheits- und Wirksamkeitsprofil in Rücksprache mit dem behandelnden Arzt im individuellen Fall genau abzuwägen.

Fazit: Lithium – in niedrigen Dosen vermutlich sehr wichtig

Lithium gilt als der Goldstandard in der Behandlung der bipolaren Störung. Außerdem wird inzwischen heiß diskutiert, ob es sich bei Lithium um ein essentielles Spurenelement handeln könnte, dessen Mangel Krankheiten wie Alzheimer, Depressionen oder Krebs begünstigen kann.

In Europa wird die Lithium-Aufnahme über Lebensmittel und Wasser in den meisten Regionen als zu gering eingestuft. Dennoch sind Nahrungsergänzungsmittel mit Lithium, wodurch die Zufuhr erhöht werden könnte, in der EU noch immer verboten.

Korrektur 7.4.2025: Im Abschnitt "Beugt Lithium im Trinkwasser Krebs vor" stand, die Kohorenstudie sei 2025 durchgeführt worden. Dies war falsch. Die Studie wurde 2025 nicht durchgeführt, sondern veröffentlicht. Dies haben wir heute korrigiert.

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Dieser Artikel wurde auf Grundlage (zur Zeit der Veröffentlichung) aktueller Studien verfasst und von MedizinerInnen geprüft, darf aber nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung genutzt werden, ersetzt also nicht den Besuch bei Ihrem Arzt. Besprechen Sie daher jede Massnahme (ob aus diesem oder einem anderen unserer Artikel) immer zuerst mit Ihrem Arzt.

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