Was ist Artemisia annua?
Artemisia annua ist der wissenschaftliche Name für den Einjährigen Beifuß. Es handelt sich um eine einjährige Pflanze aus der Familie der Korbblütler wie die oder die Kamille. Ursprünglich in Asien beheimatet, wird sie heute weltweit kultiviert.
Die Pflanze hat eine lange Geschichte in der traditionellen chinesischen Medizin und wird wegen ihrer vielfältigen medizinischen Eigenschaften geschätzt. Einsatzgebiete sind z. B. die Behandlung von Fieber, Entzündungen, Kopfschmerzen, Blutungen und Malaria (1).
Neben dem Einjährigen Beifuß werden auch andere Beifuß-Arten, wie z. B. der Gemeine Beifuß (Artemisia vulgaris) als Heilpflanzen eingesetzt. Der Gemeine Beifuß ist besonders beliebt als Mittel gegen Verdauungsbeschwerden und Frauenleiden.
Neben ihrer Anwendung als Heilpflanzen werden Beifuß-Arten auch als Gewürzpflanzen eingesetzt. Estragon (Artemisia dracunculus) ist ein bekanntes Bespiel dafür. Aber auch der Gemeine Beifuß wird in der Küche verwendet, insbesondere für deftige Speisen und traditionell zur Zubereitung der Weihnachtsgans.
So kam Artemisia annua nach Europa
Im Gegensatz zum Gemeinen Beifuß zählt der Einjährige Beifuß nicht zur ursprünglichen heimischen Flora in Mitteleuropa. Es wird angenommen, dass sich die Pflanze von pharmakologischen Versuchsflächen ausgehend in die Umwelt ausgebreitet hat. Man bezeichnet solche Pflanzen, die ursprünglich nicht heimisch sind, aber dennoch in der Umwelt überleben können, als Neophyten.
Bis vor wenigen Jahren war Artemisia annua in Deutschland nur vereinzelt anzutreffen. Die Pflanze bevorzugt Standorte auf Unkrautfluren und entlang von Wegen. In den letzten Jahren breitete sich die Einwandererpflanze jedoch zunehmend aus, besonders entlang von Wasserläufen.
Wie wirkt Artemisia annua?
Artemisia annua enthält verschiedene Pflanzenstoffe, für die mögliche gesundheitsförderliche Wirkungen nachgewiesen wurden. Der am meisten beforschte Inhaltsstoff ist der Wirkstoff Artemisinin, der für seine Wirksamkeit gegen Malaria bekannt ist und in Studien u. a. auch eine Wirksamkeit gegen Krebs und virale Infektionen gezeigt hat.
Artemisinin zählt zur chemischen Stoffgruppe der Sesquiterpene und kommt in den Blättern und Blüten von Artemisia annua vor. Neben Artemisinin enthält die Pflanze nach aktuellem Stand noch 17 weitere Sesquiterpene) sowie weitere Pflanzenstoffe wie Flavonoide und ätherische Öle (3).
Artemisia annua gegen Krebs
Neben der Wirksamkeit gegen Malaria (siehe nächster Abschnitt) deuten neuere Studien auch auf einen möglichen Einsatz von Artemisia annua gegen Krebs hin (10). Dabei wurde insbesondere die Wirkung von Artemisinin untersucht.
Artemisinin wirkt dabei selektiv auf Krebszellen, während gesunde Zellen weitgehend unbeschädigt bleiben. Wissenschaftler des BioQuant-Zentrums der Universität Heidelberg und des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) haben in Zellversuchen festgestellt, dass Artemisinin in den Tumorzellen den Eisenstoffwechsel beeinflusst und freie Radikale erzeugt, wodurch es schließlich zum Zelltod kommt (11).
Eine Wirksamkeit könnte gegen verschiedene Krebsarten gegeben sein, so z. B. gegen Brustkrebs (12) und Dickdarmkrebs (13). In den genannten Humanstudien wurde Artemisinin (Artesunat, das als Malaria-Medikament im Handel ist) gut vertragen. In der zuerst genannten Studie (12) wurde insbesondere die Verträglichkeit überprüft. In der Dickdarmkrebs-Studie wurde auch die Wirkung beobachtet.
Es zeigte sich, dass in der Artemisinin-Gruppe im Verlauf von 42 Monaten nach der Studie nur 1 Patient (von 9) einen Rückfall erlitt. In der Placebogruppe waren es 6 Patienten von 11. Auch war die Apoptoserate (Selbstmordrate) der Krebszellen in der Artemisinin-Gruppe höher als in der Placebogruppe.
Neben der Wirkung gegen vorhandene Krebszellen, könnte Artemisia annua aufgrund des hohen Gehalts an Antioxidantien auch eine präventive, also schützende Wirkung vor Krebs haben (14).
Artemisia annua: Das Malaria-Heilmittel Nummer 1
Artemisinin wurde in den 1970er Jahren in China entdeckt und steht seitdem im Fokus der Malaria-Forschung (4). Im Jahr 2015 wurde die chinesische Pharmakologin Youyou Tu für die Entdeckung von Artemisinin mit dem Medizinnobelpreis ausgezeichnet (5).
Malaria ist eine lebensbedrohliche Erkrankung, die durch dämmerungs- und nachtaktive Mücken der Gattung Anopheles übertragen wird. Die Krankheitserreger sind einzellige Parasiten, sogenannte Plasmodien, die durch den Stich der Mücken in den Körper gelangen.
Die Krankheit beginnt oft unspezifisch mit Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen und führt schließlich zu intermittierenden Fieberschüben. Es gibt verschiedene Krankheitsverläufe. In schweren Fällen kann es neben dem Fieber z. B. zu Krampfanfällen, Bewusstseinstrübungen, Nierenversagen, Blutarmut und Kreislaufkollaps kommen.
Nach dem Vorbild des Artemisinins wurden verschiedene halbsynthetische Wirkstoffe entwickelt (Artemisinin-Derivate), die zur Behandlung der Malaria eingesetzt werden. Hierzu zählen z. B. Artemether und Artenimol.
Artemisinin und seine Derivate töten die Malaria-Parasiten auf zwei Arten: Erstens, sie beschädigen die Proteine der Parasiten, und zweitens, sie stören die "Reinigungsmaschine" (Proteasom) der Parasiten, die normalerweise beschädigte Proteine abbaut. Dadurch sammeln sich defekte Proteine im Parasiten an, was eine Stressreaktion auslöst und den Parasiten abtötet (7).
Die Artemisinin-Derivate werden oft mit anderen synthetisch hergestellten Wirkstoffen kombiniert (z. B. Lumefantrin). Man bezeichnet die entsprechenden Medikamente als Artemisinin-Kombinationspräparate. Diese werden von der WHO als Präparate der ersten Wahl zur Therapie der Malaria empfohlen.
Zunehmende Gefahr der Resistenzbildung
Problematisch ist jedoch, dass Plasmodien Resistenzen gegenüber Artemisinin und verwandten Wirkstoffen ausbilden können (8). Dies spielt besonders in Ländern mit häufigem Vorkommen von Malaria eine wichtige Rolle.
Eine kombinierte Gabe mit Methylenblau kann Resistenzen offenbar vorbeugen und auch die Wirkung von manchen Malariamedikamenten verstärken. Details dazu lesen Sie in unserem Artikel über Methylenblau am Ende dieser Seite..
Forscher haben außerdem in einer Studie mit Mäusen gezeigt, dass der Einsatz von getrockneten Blättern des Einjährigen Beifuß die Resistenz-Bildung verlangsamte und sogar eine verbesserte Wirksamkeit haben könnte als die isolierten Wirkstoffe (9).
Einjähriger Beifuß wirksamer als Malaria-Medikamente?
In der genannten Studie erhielten die Tiere entweder das synthetische Medikament oder die zermahlenen, getrockneten Blätter des Einjährigen Beifuß. Die enthaltene Menge an Artemisinin war gleich.
Bei Gabe der zermahlenen Blätter wurden deutlich mehr Malaria-Parasiten abgetötet. Die Wissenschaftler führen dies darauf zurück, dass nach Einnahme des pflanzlichen Heilmittels etwa 40-mal mehr Artemisinin im Blut der Tiere zirkulierte als nach Verabreichung des synthetischen Medikaments. Die Bioverfügbarkeit scheint aus den Blättern also deutlich besser zu sein.
Zudem weisen die Forscher darauf hin, dass in den Blättern des Einjährigen Beifuß – abgesehen vom Wirkstoff Artemisinin – einige weitere Pflanzenstoffe zu finden sind, die ebenfalls gegen Malaria wirken und die Wirkung des Artemisinins verstärken.
Ob sich dieses Ergebnis auf den Menschen übertragen lässt, ist bisher nicht bekannt.
Einjähriger Beifuß mit entzündungshemmender und schmerzlindernder Wirkung
Studien weisen außerdem auf eine entzündungshemmende und schmerzlindernde Wirkung von Artemisia annua hin. Die Pflanze könnte insbesondere bei entzündlichen Erkrankungen des Bewegungsapparats geeignet sein.
In einer Studie erhielten Patienten mit Arthrose des Knies oder der Hüfte über 12 Wochen einen Artemisia-annua-Extrakt (150 oder 300 mg, 2x pro Tag) oder ein Placebo.
Die Patienten mit der Dosierung von 150 mg zeigten eine deutliche klinische Verbesserung und hatten nach dem 12-wöchigen Zeitraum eine verbesserte Beweglichkeit und weniger Schmerzen (15). In der Gruppe mit der höheren Dosierung und der Placebo-Gruppe gab es keine signifikanten Veränderungen. Es ist nicht klar, warum die höhere Dosierung anscheinend schlechter wirkt.
Einjähriger Beifuß zum Schutz vor Infektionen
Zahlreiche Laboruntersuchungen zeigen eine Wirksamkeit von Extrakten des Einjährigen Beifußes gegen eine Vielzahl an Infektionserregern.
Insbesondere die ätherischen Öle, die in einem Destillationsverfahren gewonnen werden können, zeigen eine Wirkung gegen verschiedene bakterielle Krankheitserreger und schädliche Pilze (16).
Außerdem können die Inhaltsstoffe von Artemisia annua dabei helfen die Wirksamkeit von anderen antimikrobiellen Wirkstoffen zu verstärken und einer Entstehung von resistenten Erregern vorzubeugen (17).
Im Folgenden stellen wir Ihnen einige mögliche Einsatzgebiete vor.
Einjähriger Beifuß gegen Multiresistente Escherichia coli
In einer Studie wurden alkoholische und wässrige Extrakte des Einjährigen Beifußes sowie ein ätherisches Artemisia-annua-Öl gegen multiresistente E. coli angewendet. Das Öl zeigte dabei die stärkste antibakterielle Wirksamkeit und könnte sogar verschiedene Antibiotika wie Amoxicillin oder Tetracyclin ersetzen. Die Wirkung wurde auf verschiedene enthaltene Pflanzenstoffe wie Terpenoide und Flavonoide zurückgeführt (18).
Einjähriger Beifuß bei Covid
Laborstudien zeigen, dass Heißwasser-Extrakte aus Artemisia-annua-Blättern gegen verschiedene Covid-19-Varianten wirken (19). Ein Tee aus Beifuß-Blättern könnte daher die antivirale Abwehr stärken.
Einjähriger Beifuß bei Leishmaniose
Leishmaniose ist eine parasitäre Infektionskrankheit, die durch einzellige Parasiten der Gattung Leishmania verursacht wird. Die Parasiten werden durch den Stich infizierter Sandmücken auf Menschen und Tiere (insbesondere Hunde) übertragen.
Es gibt verschiedene Krankheitsbilder, darunter eine mildere Form, die die Haut betrifft und als kutane Leishmaniose bezeichnet wird und eine schwerwiegende viszerale Form, die innere Organe wie die Leber und die Milz befällt und unbehandelt tödlich verlaufen kann.
In einer Tierstudie mit Mäusen mit viszeraler Leishmaniose führte eine Injektion des ätherischen Öls von Artemisia annua in die Bauchhöhle der Tiere zu einer fast 90-prozentigen Abtötung der Parasiten. Eine Schädigung von Organen durch das injizierte Öl wurde nicht festgestellt (21).
Eine Veröffentlichung von zwei Fallberichten mit menschlichen Patienten mit kutaner Leishmaniose beschreibt außerdem den erfolgreichen Einsatz eines Pulvers aus den getrockneten Blättern des Einjährigen Beifuß, das in Form von Kapseln eingenommen wurde.
Die beiden Patienten nahmen 3 g des Pulvers von Tag 1 bis Tag 3, 2 g von Tag 4 bis Tag 7 und 1 g von Tag 8 bis Tag 20. Sämtliche Krankheitssymptome verschwanden nach der Einnahme und auch über zwei Jahre nach der Behandlung sind keine Symptome mehr aufgetreten (22).
Einjähriger Beifuß gegen Bakterien und Viren
Artemisia kann auch in Form von Cremes gegen Wundinfektionen mit Staphylococcus aureus eingesetzt werden (23).
In-vitro-Versuche zeigten auch eine Wirkung gegen Tuberkulose (24) sowie gegen Flaviviren (z. B. Zika-Virus, FSME-Virus) (25).
Einjähriger Beifuß bei Diabetes Typ 2 und Übergewicht
Neben der Wirksamkeit gegen Infektionskrankheiten und Krebs zeigt Artemisia annua auch vielversprechende Wirkungen gegen Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes Typ 2. Laborstudien und Tierstudien zeigen, dass die Inhaltsstoffe von Artemisia annua auf verschiedene Weise der Entstehung von Diabetes entgegenwirken können bzw. bei der Behandlung hilfreich sein könnten (26).
Studien an Mäusen zeigen z. B., dass wässrige und alkoholische Extrakte der Blätter des Einjährigen Beifuß der Entstehung einer Insulinresistenz entgegenwirken (27) und dabei helfen den Blutzuckerspiegel zu regulieren sowie das Gewicht.
Die Insulinresistenz ist ein zentraler Mechanismus bei der Entstehung von Diabetes und führt dazu, dass die Körperzellen schlechter Glucose aus dem Blut aufnehmen können, wodurch es zu einem dauerhaft erhöhten Blutzuckerspiegel kommt.
Die Extrakte von Artemisia annua führten in den genannten Mäuse-Studien dazu, dass sich die Mengen an bestimmten Botenstoffen (Hormone), die die Fettzellen bildeten, veränderten:
Schlankmacher-Hormone steigen, Dickmacher-Hormone sinken
Die Menge an gebildetem Adiponektin nahm zu. Adiponektin ist ein Hormon, das das Hungergefühl unterdrückt und die Wirkung von Insulin an den Fettzellen verstärkt.
Die Bildung des Hormons Resistin nahm ab. Resistin fördert die Entstehung einer Insulinresistenz und begünstigt Übergewicht (29).
Spiegel von Leptin normalisiert sich
Die gebildete Menge an Leptin nahm ab. Leptin ist wie Adiponektin ein Hormon, das das Sättigungsgefühl verstärkt. Ein hoher Leptin-Wert ist jedoch ein Hinweis auf eine Stoffwechselstörung und tritt bei Übergewicht auf (30).
In diesem Fall entsteht eine sogenannte Leptin-Resistenz und das Sättigungszentrum im Gehirn reagiert nicht mehr normal auf das Hormon. Entsprechend ist eine Abnahme des Leptin-Werts ein Zeichen für eine Normalisierung des Stoffwechsels.
Entzündungswerte sinken
Weiterhin kam es bei den behandelten Mäusen zu einer Reduktion von Entzündungswerten (Interleukin 6, TNF-alpha), zu einer Verbesserung der Blutfettwerte (Abnahme der freien Fettsäuren) und zu einer Verbesserung der Cholesterinwerte.
Fallberichte mit Diabetes-Patienten, die Artemisia-Tee tranken
Eine Veröffentlichung mit 5 Fallberichten von menschlichen Patienten mit Diabetes zeigte ebenfalls vielversprechende Ergebnisse. Die Personen tranken Tee aus Artemisia annua und Artemisia afra (afrikanische Wermut), der aus getrockneten Blättern und jungen Zweigen hergestellt wurde.
5 g der getrockneten Pflanzenteile wurden pro 1 l Tee verwendet. Die Personen erhielten täglich einen Liter Tee für eine Woche und ab dann nur noch 3- mal pro Woche einen Liter Tee über zwei Monate. Die Nüchternwerte des Blutzuckers reduzierten sich deutlich und die Diabetes-Symptome (z. B. Durstgefühl, Heißhunger, Schwäche, Harndrang) verbesserten sich ebenfalls.
Die Behandlung der 5 Patienten fand im Rahmen einer Malaria-Studie statt. Umfangreichere Untersuchungen am Menschen fehlen bisher noch.
Einjähriger Beifuß bei Atherosklerose
Artemisia annua enthält verschiedene Pflanzenstoffe, die entzündungshemmende und antioxidative Eigenschaften besitzen. Diese Eigenschaften können zur Vorbeugung und Behandlung von Atherosklerose beitragen, indem sie die Entzündungen in den Blutgefäßen reduzieren und die Bildung von Plaques verhindern.
Einige Studien deuten darauf hin, dass die Wirkstoffe des Einjährigen Beifuß die Endothelfunktion (Innenauskleidung bzw. Epithel der Blutgefäße) verbessern und den oxidativen Stress vermindern können (32).
Einjähriger Beifuß bei Autoimmunerkrankungen
Der Einjährige Beifuß könnte auch bei der Behandlung von Autoimmunerkrankungen nützlich sein. Verschiedene der enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe regulieren die Immunabwehr und wirken entzündungshemmend (33). Bisher gibt es jedoch noch keine Studien am Menschen hierzu.
Wie wird Artemisia annua angewendet?
Der Einjährige Beifuß kann in verschiedenen Formen angewendet werden - beachten Sie jedoch den nächsten Abschnitt, in dem erklärt wird, dass Präparate aus der Pflanze in der EU nicht zur inneren Anwendung zugelassen sind.
Bei uns in der EU sind hingegen die folgenden Präparate erhältlich:
Tee
Die getrockneten Blätter können zur Herstellung eines Tees verwendet werden. Wenn man korrekt vorgeht, können mit einem Tee erstaunlich hohe Wirkstoffmengen extrahiert werden, so dass man letztendlich mit Tee höhere Mengen zu sich nehmen kann als mit manchen Extrakten.
Allerdings weiß man natürlich nie genau, wie viel sich nun im Tee löst und wie viel der Wirkstoffe im vorhandenen Pflanzenmaterial vorliegen.
Wenn das Kraut hochwertig ist (z. B. 1 % Artemisinin-Gehalt), eine ausreichende Menge verwendet wird (5 - 10 g Kraut pro Liter und Tag) und der Tee richtig zubereitet wird (kochendes Wasser, lange Ziehzeit), kann man mit 5 - 15 mg Artemisinin pro Liter rechnen. Das ist zwar deutlich weniger als in Artemisinin-Kapseln enthalten ist, doch sind diese in der EU ohnehin nicht erhältlich.
Zubereitung
Für einen Tee nimmt man 5 g getrocknete Blätter, überbrüht sie mit 1 l kochendem Wasser und lässt das Ganze 10 - 15 Minuten ziehen. Anschließend abseihen und über den Tag verteilt in vier Portionen trinken - dies aber nur kurweise (siehe auch unten unter Nebenwirkungen).
* Hier z. B. erhalten Sie Artemisia-annua-Blätter in Demeter-Qualität.
Pulver
Die getrockneten Pflanzenteile werden fein gemahlen, um ein Pulver herzustellen. Das Pulver kann in Form von Kapseln oder lose eingenommen werden. Loses Pulver eignet sich z. B. zum Einrühren in Smoothies oder Pflanzenmilch. Es sollte immer etwas Fett dabei sein, da die Hauptwirkstoffe fettlöslich sind.
Man könnte nun getrocknete Blätter natürlich auch selbst pulverisieren, z. B. im Mixer, einer Küchenmaschine oder einem Mörser und das Pulver dann entsprechend verwenden.
Das Pulver kann aber auch zu Verdauungsbeschwerden führen, da es manche Mägen/manchen Darm reizen und irritieren könnte. Gehen Sie also vorsichtig vor.
Mehr als 3 - 5 g pro Tag würden wir keinesfalls einnehmen - und dies auf mehrere Dosen verteilt, z. B. wenn eine Infektion vorliegt.
Extrakte in Alkohol
Extrakte werden häufig durch das Einweichen der Pflanzenteile in einem Lösungsmittel wie Ethanol oder Wasser hergestellt, um die Wirkstoffe zu extrahieren. Extrakte können in flüssiger Form eingenommen werden. Sie sind oftmals konzentrierter als Tee oder Pulver und werden in Tropfenform verabreicht.
Allerdings geben Hersteller so gut wie nie den Wirkstoffgehalt an, allenfalls das Extraktverhältnis. Wenn ein Produkt z. B. ein Verhältnis von 1:3 hat, dann bedeutet dies, dass man 1 Teil Blätter mit 3 Teilen des Extraktionsmittels (z. B. Alkohol) ansetzte. Entsprechend schwächer konzentriert sind Extrakte mit einem Verhältnis von z. B. 1:12.
Abgesehen vom Extraktverhältnis kommt es noch darauf an, ob frische oder getrocknete Pflanzen verwendet werden. Frische Pflanzen bestehen zu einem Großteil aus Wasser, sodass hier dann auch ein niedrigeres Verhältnis gewählt werden muss (also 1:3).
Bei getrockneten Pflanzen würde dies einem Verhältnis von 1:12 bis 1:15 entsprechen.
Höhere Wirkstoffmengen lösen sich in Extrakten mit Verhältnis 1:1 bis 1:3 aus getrockneten Pflanzen (was auch für Glycerin-Extrakte gilt). Aber auch hier werden kaum Wirkstoffmengen (Artemisinin) erreicht, die gegen Malaria oder Krebs helfen könnten. Vermutlich kommt man nicht über 1 - 4 mg Artemisinin pro Tagesdosis.
Die in den USA und GB frei verkäuflichen Artemisinin-Kapseln enthalten hingegen 200 bis 400 mg Artemisinin pro Tagesdosis.
Extrakte mit Glycerin
Manche Extrakte sind mit Glycerin hergestellt. Denn auch Glycerin kann sowohl wasserlösliche als auch einige fettlösliche Substanzen extrahieren, jedoch weniger effektiv als Alkohol. Der Artemisinin-Gehalt ist daher in Glycerin-Extrakten vermutlich niedriger als in alkoholischen Auszügen.
Der Vorteil ist jedoch, dass Glycerin-Extrakte alkoholfrei sind und daher ideal für Menschen, die Alkohol meiden möchten oder müssen. Mit den üblichen Dosierungen nimmt man aber auch mit alkoholischen Extrakten nicht so sehr viel Alkohol zu sich - täglich etwa so viel wie mit einem Schluck Wein oder Bier (aber auch das ist für manche zu viel und unangenehm).
Extrakte mit DMSO
Es gibt auch Extrakte mit DMSO statt Alkohol oder statt Glycerin (die aber nur äußerlich einzusetzen sind!). Diese sollten maximal zu 70 % aus DMSO bestehen, besser niedriger dosiert sein, z. B. 30 - 60 %.
Was ist DMSO?
Dimethylsulfoxid (DMSO) ist ein organisches Lösungsmittel, das sowohl wasserlösliche als auch fettlösliche Substanzen effektiv extrahieren kann.
DMSO wird gerne auch als Transportmittel verwendet (für äußerliche Anwendungen), da es die Haut durchlässiger macht und auf diese Weise Wirkstoffe aus Cremes o. ä. leichter die Haut durchdringen können.
Alles über DMSO lesen Sie in unserem Artikel DMSO: Wirkung und Anwendung. Wir haben ihn ganz unten unterhalb der Kommentare eingefügt.
Wie wirkt die Kombi DMSO mit Artemisia?
DMSO löst ein breites Spektrum an Pflanzeninhaltsstoffen, einschließlich Artemisinin und ätherischer Öle und dürfte daher eine höhere Konzentration an Artemisinin und anderen bioaktiven Substanzen enthalten im Vergleich zu wässrigen oder glycerinhaltigen Auszügen.
DMSO allein wirkst bereits entzündungshemmend, schmerzlindernd, abschwellend, antioxidativ und durchblutungsfördernd.
Die Kombination mit Artemisia kann die DMSO-Eigenschaften teilweise verstärken (Entzündungen hemmen), kann aber auch zusätzliche Eigenschaften liefern, etwa antivirale, antiparasitäre, antitumorale, antimykotische und hautregenerierende Wirkungen.
Wogegen anwenden?
Artemisia-Extrakte mit DMSO könnten daher z. B. bei Herpes oder anderen virusbedingten Hautproblemen hilfreich sein, auch bei Pilzinfektionen und Ekzemen. Die Haut sollte jedoch verschlossen sein, den Extrakt also bitte nicht auf offene Wunden und auch nicht auf Schleimhäuten anwenden.
Wie anwenden?
Bei Herpes könnte man z. B. punktuell 1 - 2 Tropfen mit einem Wattestäbchen 2- bis 3-mal täglich anwenden. Bei anderen Hautproblemen (Pilzekzemen o. ä.) könnte man 1- bis 2-mal täglich 1 - 2 ml täglich auftragen. Studien gibt es dazu aber nicht. Die Angaben basieren auf Erfahrungswerten ganzheitlich tätiger Therapeuten.
Worauf achten? - Vorsichtsmaßnahmen
Vor einer Anwendung die Verträglichkeit am besten an einer kleinen Hautstelle z. B. am Unterarm testen. Da DMSO ferner Stoffe aller Art durch die Haut schleusen kann, also auch ungewollte bzw. schädliche, achten Sie auf das Folgende:
Die Haut vorab gründlich mit Wasser reinigen (ohne Seife, ohne Alkohol) und mindestens im Abstand von 2 Stunden vor und nach der Anwendung kein Parfüm, keine Cremes, keine Lotionen etc. verwenden.
Waschen Sie auch die Hände vor dem Auftragen gründlich und verwenden Sie keine synthetischen Handschuhe beim Auftragen.
Lotion oder Creme
Ätherisches Öl aus Artemisia annua oder Extrakte können in Cremes oder Lotionen eingearbeitet werden. Diese topischen Produkte können auf die Haut aufgetragen werden, um Entzündungen zu lindern, die Haut zu beruhigen oder antibakterielle Wirkungen zu nutzen.
Artemisia-Extrakt in Kapseln oder als loses Pulver
Alle oben vorgestellten Darreichungsformen enthalten relativ geringe Wirkstoffmengen. Kapseln mit hochdosierten Artemisia-Extrakten oder Extrakt-Pulver, die Tagesdosen von 200 - 400 mg Artemisinin enthalten und in dieser Form z. B. in den USA oder in GB erhältlich sind, sind in der EU nicht erlaubt.
Erhältlich sind entsprechende Produkte bei uns dennoch, nur eben nicht zur Einnahme deklariert, sondern für kosmetische Zwecke, z. B. * hier mit einem Artemisinin-Gehalt von 10 %.
Vom genannten Pulver enthalten somit 1000 mg (1g) bereits 100 mg Artemisinin.
Dosierung von alkoholischen Extrakten bzw. Extrakten mit Glycerin
Auch wenn bei den Alkohol- und Glycerinextrakten eine geringe Wirkstoffkonzentration vorliegt, haben wir hier Vollextrakte, also Extrakte, die nicht nur Artemisinin enthalten, sondern alle Stoffe aus der Pflanze.
Sie eignen sich zur Unterstützung des Immunsystems, bei chronischer Schwäche, Entzündungen und begleitend bei Therapien (z. B. zur Entgiftung, bei Parasitenprotokollen).Man könnte die genannten Extrakte folgendermaßen dosieren:
Alkoholische Extrakte
Von einem alkoholischen Extrakt mit z. B. 35 % Vol Alkohol und einem Extraktverhältnis von 1:3 (frischer Pflanze) könnte man präventiv 2- bis 3-mal täglich je 15 bis 20 Tropfen (0,75 - 1 ml) nehmen.
Bei einem akuten Infekt könnte man 3-mal täglich je 20 - 30 Tropfen nehmen (kurweise für 1 bis 2 Wochen).
Die Einnahme erfolgt vor dem Essen und mit Wasser verdünnt.
Extrakte mit Glycerin
Von einem Glycerin-Extrakt könnte man 2- bis 3-mal täglich je 1 bis 2 ml nehmen - direkt oder mit Wasser vermischt.
Es wird auch bei geringeren Dosierungen stets eine kurweise Einnahme empfohlen, z. B. 3 Wochen Einnahme, 1 Woche Pause.
Die Einnahme erfolgt auch hier vor dem Essen.
Ist Artemisia annua verboten?
Wenn Sie Präparate mit Artemisia annua kaufen möchten, werden Sie feststellen, dass auf den Etiketten und in den Produktbeschreibungen z. B. "Raumduft" steht und dass das Produkt nicht für die Einnahme zugelassen sei.
Denn Artemisia annua fällt in der EU unter die Novel-Food-Verordnung. Als Novel Food (neuartiges Lebensmittel) werden Produkte/Stoffe/Pflanzen bezeichnet, die vor dem 15. Mai 1997, als die erste Verordnung über neuartige Lebensmittel in Kraft trat, in der EU noch nicht in nennenswertem Umfang als Lebensmittel eingesetzt wurden.
Zu dieser Kategorie zählen z. B. auch Extrakte von schon bekannten Lebensmitteln, wenn diese erst nach genanntem Datum in größerem Umfang genutzt wurden, sowie neue Zubereitungsverfahren für das gleiche Lebensmittel oder auch Lebensmittel, die in Ländern außerhalb der EU eine lange Tradition haben, nur eben in der EU erst später bekannt wurden.
Die Zuordnung als Novel Food erlaubt also letztlich erstmal keine Aussage darüber, ob ein Produkt gesund ist oder nicht oder ob es zum Verzehr geeignet ist oder nicht.
Um als Lebensmittel zugelassen zu werden, müssen Novel Foods einen aufwändigen Zulassungsprozess durchlaufen. Nahrungsergänzungsmittel zählen bei diesem Prozess ebenfalls zu den Lebensmitteln.
Artemisia annua ist in der EU bisher nicht als Lebensmittel bzw. Nahrungsergänzungsmittel zugelassen. Aus diesem Grund werden Produkte aus Artemisia annua von den Herstellern in der EU z. B. als Kosmetikum oder Raumduft vertrieben.
Hinweise über den gesundheitlichen Nutzen oder zur Dosierung bei innerlicher Anwendung sind durch die Hersteller ebenfalls nicht zulässig.
In anderen Ländern, z. B. Großbritannien und USA, wird Artemisia annua hingegen als Supplement mit Empfehlungen zur Dosierung verkauft. Wir empfehlen Ihnen sich von einem kundigen Therapeuten beraten zu lassen, falls Sie in Betracht ziehen den Einjährigen Beifuß einzunehmen.
Hat Artemisia annua Nebenwirkungen?
Wie bei jeder medizinischen Anwendung können auch bei der Einnahme von Artemisia annua Nebenwirkungen auftreten. Diese sind jedoch selten.
Die empfohlenen Dosierungen variieren und hängen vom Produkt und dem Grund der Einnahme ab. Meistens wird eine Einnahme über 1 bis 2 Monate empfohlen. Hinsichtlich der passenden Dosierung sollte man sich daher an den Herstellerempfehlungen orientieren.
Zu den möglichen Nebenwirkungen gehören:
Leberschäden durch Artemisia annua?
Bei hohen Dosierungen kann es zu einer Schädigung der Leber kommen. Es existieren einige Einzelfallbeschreibungen hierzu. Beispielsweise kam es bei einem Mann, der über 4 Wochen lang täglich Artemisia-annua-Tee (1,25 g Teepulver) zur Malariaprophylaxe getrunken hatte, zur Entstehung einer Leberentzündung. Nach Absetzen des Tees erholte sich der Mann vollständig (34).
Hautreaktionen durch Cremes mit Artemisia annua
Beim topischen Auftragen von Extrakten kann es zu Hautausschlägen kommen.
Magen-Darm-Beschwerden
Bei hohen Dosen können Übelkeit, Erbrechen und Durchfall auftreten. Diese Symptome treten meist bei einer Überdosierung oder längeren Anwendung (mehrere Monate) auf.
Schwindel und Schädigung des Innenohrs
In einer Sicherheitsstudie mit Brustkrebspatientinnen kam es zu den genannten Problemen. Als Wirkstoff wurde Artesunat, ein von Artemisinin abgeleiteter, halb-synthetischer Wirkstoff eingesetzt. Die Nebenwirkungen traten nur bei wenigen Patientinnen auf und waren so gering, dass sie nicht behandelt werden mussten. Die Symptome verschwanden nach dem Absetzen außerdem wieder (35).
Gibt es Wechselwirkungen mit Medikamenten?
Der einjährige Beifuß (Artemisia annua) könnte mit bestimmten Medikamenten interagieren (36). Insbesondere bei der gleichzeitigen Einnahme von Medikamenten, die die Leberfunktion beeinflussen, sollte Vorsicht geboten sein. Allerdings gibt es keine klinischen Daten dazu.
Falls Sie entsprechende Medikamente einnehmen, sollten Sie vor der Anwendung von Artemisia annua einen Arzt konsultieren.
Fazit: Artemisia annua – Heilpflanze mit großem Potenzial
Artemisia annua ist eine beeindruckende Heilpflanze mit vielfältigen medizinischen Anwendungsmöglichkeiten. Ihre Wirkstoffe, insbesondere Artemisinin, sind bereits für die Therapie der Malaria etabliert und könnten für die Behandlung von weiteren Erkrankungen wie Krebs oder verschiedenen Infektionskrankheiten in Zukunft eine wichtige Rolle spielen.
Update 17.6.2024
Wir ergänzten den Artikel mit dem Abschnitt "Ist Artemisia annua als Lebensmittel zugelassen?"
Update 29.3.2025
Wir ergänzten im Artikel den Abschnitt "Wie wird Artemisia annua angewendet?" und fügten den Abschnitt zu den Extrakten und der Dosierung hinzu.