Was ist Artemisia annua?
Artemisia annua ist der wissenschaftliche Name für den Einjährigen Beifuß. Es handelt sich um eine einjährige Pflanze aus der Familie der Korbblütler wie die oder die Kamille. Ursprünglich in Asien beheimatet, wird sie heute weltweit kultiviert.
Die Pflanze hat eine lange Geschichte in der traditionellen chinesischen Medizin und wird wegen ihrer vielfältigen medizinischen Eigenschaften geschätzt. Einsatzgebiete sind z. B. die Behandlung von Fieber, Entzündungen, Kopfschmerzen, Blutungen und Malaria ( 1 ).
Neben dem Einjährigen Beifuß werden auch andere Beifuß-Arten, wie z. B. der Gemeine Beifuß (Artemisia vulgaris) als Heilpflanzen eingesetzt. Der Gemeine Beifuß ist besonders beliebt als Mittel gegen Verdauungsbeschwerden und Frauenleiden.
Neben ihrer Anwendung als Heilpflanzen werden Beifuß-Arten auch als Gewürzpflanzen eingesetzt. Estragon (Artemisia dracunculus) ist ein bekanntes Bespiel dafür. Aber auch der Gemeine Beifuß wird in der Küche verwendet, insbesondere für deftige Speisen und traditionell zur Zubereitung der Weihnachtsgans.
So kam Artemisia annua nach Europa
Im Gegensatz zum Gemeinen Beifuß zählt der Einjährige Beifuß nicht zur ursprünglichen heimischen Flora in Mitteleuropa. Es wird angenommen, dass sich die Pflanze von pharmakologischen Versuchsflächen ausgehend in die Umwelt ausgebreitet hat. Man bezeichnet solche Pflanzen, die ursprünglich nicht heimisch sind, aber dennoch in der Umwelt überleben können, als Neophyten.
Bis vor wenigen Jahren war Artemisia annua in Deutschland nur vereinzelt anzutreffen. Die Pflanze bevorzugt Standorte auf Unkrautfluren und entlang von Wegen. In den letzten Jahren breitete sich die Einwandererpflanze jedoch zunehmend aus, besonders entlang von Wasserläufen ( 2 ).
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Wie wirkt Artemisia annua?
Artemisia annua enthält verschiedene Pflanzenstoffe, für die mögliche gesundheitsförderliche Wirkungen nachgewiesen wurden. Der am meisten beforschte Inhaltsstoff ist der Wirkstoff Artemisinin, der für seine Wirksamkeit gegen Malaria bekannt ist und in Studien u. a. auch eine Wirksamkeit gegen Krebs und virale Infektionen gezeigt hat.
Artemisinin zählt zur chemischen Stoffgruppe der Sesquiterpene und kommt in den Blättern und Blüten von Artemisia annua vor. Neben Artemisinin enthält die Pflanze nach aktuellem Stand noch 17 weitere Sesquiterpene ( 3 ), sowie weitere Pflanzenstoffe wie Flavonoide und ätherische Öle.
Artemisia annua gegen Krebs
Neben der Wirksamkeit gegen Malaria (siehe nächster Abschnitt) deuten neuere Studien auch auf einen möglichen Einsatz von Artemisia annua gegen Krebs hin. Dabei wurde insbesondere die Wirkung von Artemisinin untersucht ( 10 ).
Artemisinin wirkt dabei selektiv auf Krebszellen, während gesunde Zellen weitgehend unbeschädigt bleiben. Wissenschaftler des BioQuant-Zentrums der Universität Heidelberg und des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) haben in Zellversuchen festgestellt, dass Artemisinin in den Tumorzellen den Eisenstoffwechsel beeinflusst und freie Radikale erzeugt, wodurch es schließlich zum Zelltod kommt ( 11 ).
Eine Wirksamkeit könnte gegen verschiedene Krebsarten gegeben sein, so z. B. gegen Brustkrebs ( 12 ) und Dickdarmkrebs ( 13 ). In den genannten Humanstudien wurde Artemisinin (Artesunat, das als Malaria-Medikament im Handel ist) gut vertragen. In der zuerst genannten Studie (12) wurde insbesondere die Verträglichkeit überprüft. In der Dickdarmkrebs-Studie (13) wurde auch die Wirkung beobachtet.
Es zeigte sich, dass in der Artemisinin-Gruppe im Verlauf von 42 Monaten nach der Studie nur 1 Patient (von 9) einen Rückfall erlitt. In der Placebogruppe waren es 6 Patienten von 11. Auch war die Apoptoserate (Selbstmordrate) der Krebszellen in der Artemisinin-Gruppe höher als in der Placebogruppe.
Neben der Wirkung gegen vorhandene Krebszellen, könnte Artemisia annua aufgrund des hohen Gehalts an Antioxidantien auch eine präventive, also schützende Wirkung vor Krebs haben ( 14 ).
Artemisia annua: Das Malaria-Heilmittel Nummer 1
Artemisinin wurde in den 1970er Jahren in China entdeckt und steht seitdem im Fokus der Malaria-Forschung ( 4 ). Im Jahr 2015 wurde die chinesische Pharmakologin Youyou Tu für die Entdeckung von Artemisinin mit dem Medizinnobelpreis ausgezeichnet ( 5 ).
Malaria ist eine lebensbedrohliche Erkrankung, die durch dämmerungs- und nachtaktive Mücken der Gattung Anopheles übertragen wird. Die Krankheitserreger sind einzellige Parasiten, sogenannte Plasmodien, die durch den Stich der Mücken in den Körper gelangen.
Die Krankheit beginnt oft unspezifisch mit Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen und führt schließlich zu intermittierenden Fieberschüben. Es gibt verschiedene Krankheitsverläufe. In schweren Fällen kann es neben dem Fieber z. B. zu Krampfanfällen, Bewusstseinstrübungen, Nierenversagen, Blutarmut und Kreislaufkollaps kommen ( 6 ).
Nach dem Vorbild des Artemisinins wurden verschiedene halbsynthetische Wirkstoffe entwickelt (Artemisinin-Derivate), die zur Behandlung der Malaria eingesetzt werden. Hierzu zählen z. B. Artemether und Artenimol.
Artemisinin und seine Derivate töten die Malaria-Parasiten auf zwei Arten: Erstens, sie beschädigen die Proteine der Parasiten, und zweitens, sie stören die "Reinigungsmaschine" (Proteasom) der Parasiten, die normalerweise beschädigte Proteine abbaut. Dadurch sammeln sich defekte Proteine im Parasiten an, was eine Stressreaktion auslöst und den Parasiten abtötet ( 7 ).
Die Artemisinin-Derivate werden oft mit anderen synthetisch hergestellten Wirkstoffen kombiniert (z. B. Lumefantrin). Man bezeichnet die entsprechenden Medikamente als Artemisinin-Kombinationspräparate. Diese werden von der WHO als Präparate der ersten Wahl zur Therapie der Malaria empfohlen.
Zunehmende Gefahr der Resistenzbildung
Problematisch ist jedoch, dass Plasmodien Resistenzen gegenüber Artemisinin und verwandten Wirkstoffen ausbilden können. Dies spielt besonders in Ländern mit häufigem Vorkommen von Malaria eine wichtige Rolle ( 8 ).
Eine kombinierte Gabe mit Methylenblau kann Resistenzen offenbar vorbeugen und auch die Wirkung von manchen Malariamedikamenten verstärken. Details dazu lesen Sie in unserem Artikel über Methylenblau.
Forscher haben außerdem in einer Studie mit Mäusen gezeigt, dass der Einsatz von getrockneten Blättern des Einjährigen Beifuß die Resistenz-Bildung verlangsamte und sogar eine verbesserte Wirksamkeit haben könnte als die isolierten Wirkstoffe ( 9 ).
Einjähriger Beifuß wirksamer als Malaria-Medikamente?
In der genannten Studie erhielten die Tiere entweder das synthetische Medikament oder die zermahlenen, getrockneten Blätter des Einjährigen Beifuß. Die enthaltene Menge an Artemisinin war gleich.
Bei Gabe der zermahlenen Blätter wurden deutlich mehr Malaria-Parasiten abgetötet. Die Wissenschaftler führen dies darauf zurück, dass nach Einnahme des pflanzlichen Heilmittels etwa 40-mal mehr Artemisinin im Blut der Tiere zirkulierte als nach Verabreichung des synthetischen Medikaments. Die Bioverfügbarkeit scheint aus den Blättern also deutlich besser zu sein.
Zudem weisen die Forscher darauf hin, dass in den Blättern des Einjährigen Beifuß – abgesehen vom Wirkstoff Artemisinin – einige weitere Pflanzenstoffe zu finden sind, die ebenfalls gegen Malaria wirken und die Wirkung des Artemisinins verstärken.
Ob sich dieses Ergebnis auf den Menschen übertragen lässt, ist bisher nicht bekannt.
Einjähriger Beifuß mit entzündungshemmender und schmerzlindernder Wirkung
Studien weisen außerdem auf eine entzündungshemmende und schmerzlindernde Wirkung von Artemisia annua hin. Die Pflanze könnte insbesondere bei entzündlichen Erkrankungen des Bewegungsapparats geeignet sein.
In einer Studie erhielten Patienten mit Arthrose des Knies oder der Hüfte über 12 Wochen einen Artemisia-annua-Extrakt (150 oder 300 mg, 2x pro Tag) oder ein Placebo. Die Patienten mit der Dosierung von 150 mg zeigten eine deutliche klinische Verbesserung und hatten nach dem 12-wöchigen Zeitraum eine verbesserte Beweglichkeit und weniger Schmerzen. In der Gruppe mit der höheren Dosierung und der Placebo-Gruppe gab es keine signifikanten Veränderungen ( 15 ). Es ist nicht klar, warum die höhere Dosierung anscheinend schlechter wirkt.
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Einjähriger Beifuß zum Schutz vor Infektionen
Zahlreiche Laboruntersuchungen zeigen eine Wirksamkeit von Extrakten des Einjährigen Beifußes gegen eine Vielzahl an Infektionserregern.
Insbesondere die ätherischen Öle, die in einem Destillationsverfahren gewonnen werden können, zeigen eine Wirkung gegen verschiedene bakterielle und fungale Krankheitserreger ( 16 ). Außerdem können die Inhaltsstoffe von Artemisia annua dabei helfen die Wirksamkeit von anderen antimikrobiellen Wirkstoffen zu verstärken und einer Entstehung von resistenten Erregern vorzubeugen ( 17 ).
Im Folgenden stellen wir Ihnen einige mögliche Einsatzgebiete vor.
Einjähriger Beifuß gegen Multiresistente Escherichia coli
In einer Studie wurden alkoholische und wässrige Extrakte des Einjährigen Beifußes sowie ein ätherisches Artemisia-annua-Öl gegen multiresistente E. coli angewendet. Das Öl zeigte dabei die stärkste antibakterielle Wirksamkeit und könnte sogar verschiedene Antibiotika wie Amoxicillin oder Tetracyclin ersetzen. Die Wirkung wurde auf verschiedene enthaltene Pflanzenstoffe wie Terpenoide und Flavonoide zurückgeführt ( 18 ).
Einjähriger Beifuß bei Covid
Laborstudien zeigen, dass Heißwasser-Extrakte aus Artemisia-annua-Blättern gegen verschiedene Covid-19-Varianten wirken ( 19 ) ( 20 ). Ein Tee aus Beifuß-Blättern könnte daher die antivirale Abwehr stärken.
Einjähriger Beifuß bei Leishmaniose
Leishmaniose ist eine parasitäre Infektionskrankheit, die durch einzellige Parasiten der Gattung Leishmania verursacht wird. Die Parasiten werden durch den Stich infizierter Sandmücken auf Menschen und Tiere (insbesondere Hunde) übertragen.
Es gibt verschiedene Krankheitsbilder, darunter eine mildere Form, die die Haut betrifft und als kutane Leishmaniose bezeichnet wird und eine schwerwiegende viszerale Form, die innere Organe wie die Leber und die Milz befällt und unbehandelt tödlich verlaufen kann.
In einer Tierstudie mit Mäusen mit viszeraler Leishmaniose führte eine Injektion des ätherischen Öls von Artemisia annua in die Bauchhöhle der Tiere zu einer fast 90-prozentigen Abtötung der Parasiten. Eine Schädigung von Organen durch das injizierte Öl wurde nicht festgestellt ( 21 ).
Eine Veröffentlichung von zwei Fallberichten mit menschlichen Patienten mit kutaner Leishmaniose beschreibt außerdem den erfolgreichen Einsatz eines Pulvers aus den getrockneten Blättern des Einjährigen Beifuß, das in Form von Kapseln eingenommen wurde.
Die beiden Patienten nahmen 3 g des Pulvers von Tag 1 bis Tag 3, 2 g von Tag 4 bis Tag 7 und 1 g von Tag 8 bis Tag 20. Sämtliche Krankheitssymptome verschwanden nach der Einnahme und auch über zwei Jahre nach der Behandlung sind keine Symptome mehr aufgetreten ( 22 ).
Die Wirkung gegen weitere Infektionskrankheiten
- Als topisches Präparat gegen Wundinfektionen mit Staphylococcus aureus ( 23 )
- Gegen Tuberkulose ( 24 )
- Gegen Flaviviren (z. B. Zika-Virus, FSME-Virus) in der Human- und Tiermedizin ( 25 )
Einjähriger Beifuß bei Diabetes Typ 2
Neben der Wirksamkeit gegen Infektionskrankheiten und Krebs zeigt Artemisia annua auch vielversprechende Wirkungen gegen Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes Typ 2. Laborstudien und Tierstudien zeigen, dass die Inhaltsstoffe von Artemisia annua auf verschiedene Weise der Entstehung von Diabetes entgegenwirken können bzw. bei der Behandlung hilfreich sein könnten ( 26 ).
Studien an Mäusen zeigen z. B., dass wässrige und alkoholische Extrakte der Blätter des Einjährigen Beifuß der Entstehung einer Insulinresistenz entgegenwirken und dabei helfen den Blutzuckerspiegel zu regulieren ( 27 ) ( 28 ). Die Insulinresistenz ist ein zentraler Mechanismus bei der Entstehung von Diabetes und führt dazu, dass die Körperzellen schlechter Glucose aus dem Blut aufnehmen können, wodurch es zu einem dauerhaft erhöhten Blutzuckerspiegel kommt.
Die Extrakte von Artemisia annua führten in den genannten Mäuse-Studien dazu, dass sich die Mengen an bestimmten Botenstoffen (Hormone), die die Fettzellen bildeten, veränderten (27):
- Die Menge an gebildetem Adiponektin nahm zu. Adiponektin ist ein Hormon, das das Hungergefühl unterdrückt und die Wirkung von Insulin an den Fettzellen verstärkt.
- Die Bildung des Hormons Resistin nahm ab. Resistin fördert die Entstehung einer Insulinresistenz und begünstigt Übergewicht ( 29 ).
- Die gebildete Menge an Leptin nahm ab. Leptin ist wie Adiponektin ein Hormon, das das Sättigungsgefühl verstärkt. Ein hoher Leptin-Wert ist jedoch ein Hinweis auf eine Stoffwechselstörung und tritt bei Übergewicht auf. In diesem Fall entsteht eine sogenannte Leptin-Resistenz und das Sättigungszentrum im Gehirn reagiert nicht mehr normal auf das Hormon. Entsprechend ist eine Abnahme des Leptin-Werts ein Zeichen für eine Normalisierung des Stoffwechsels ( 30 ).
Weiterhin kam es bei den behandelten Mäusen zu einer Reduktion von Entzündungswerten (Interleukin 6, TNF-alpha), zu einer Verbesserung der Blutfettwerte (Abnahme der freien Fettsäuren) und zu einer Verbesserung der Cholesterinwerte (28).
Eine Veröffentlichung mit 5 Fallberichten von menschlichen Patienten mit Diabetes zeigte ebenfalls vielversprechende Ergebnisse. Die Personen tranken Tee aus Artemisia annua und Artemisia afra (afrikanische Wermut), der aus getrockneten Blättern und jungen Zweigen hergestellt wurde ( 31 ).
5 g der getrockneten Pflanzenteile wurden pro 1 l Tee verwendet. Die Personen erhielten täglich einen Liter Tee für eine Woche und ab dann nur noch 3- mal pro Woche einen Liter Tee über zwei Monate. Die Nüchternwerte des Blutzuckers reduzierten sich deutlich und die Diabetes-Symptome (z. B. Durstgefühl, Heißhunger, Schwäche, Harndrang) verbesserten sich ebenfalls (31).
Die Behandlung der 5 Patienten fand im Rahmen einer Malaria-Studie statt. Umfangreichere Untersuchungen am Menschen fehlen bisher noch.
Einjähriger Beifuß bei Atherosklerose
Artemisia annua enthält verschiedene Pflanzenstoffe, die entzündungshemmende und antioxidative Eigenschaften besitzen. Diese Eigenschaften können zur Vorbeugung und Behandlung von Atherosklerose beitragen, indem sie die Entzündungen in den Blutgefäßen reduzieren und die Bildung von Plaques verhindern.
Einige Studien deuten darauf hin, dass die Wirkstoffe des Einjährigen Beifuß die Endothelfunktion (Innenauskleidung bzw. Epithel der Blutgefäße) verbessern und den oxidativen Stress vermindern können ( 32 ).
Einjähriger Beifuß bei Autoimmunerkrankungen
Der Einjährige Beifuß könnte auch bei der Behandlung von Autoimmunerkrankungen nützlich sein. Verschiedene der enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe regulieren die Immunabwehr und wirken entzündungshemmend ( 33 ). Bisher gibt es jedoch noch keine Studien am Menschen hierzu.
Wie wird Artemisia annua angewendet?
Der Einjährige Beifuß kann in verschiedenen Formen angewendet werden - beachten Sie jedoch den nächsten Abschnitt, in dem erklärt wird, dass Präparate aus der Pflanze in der EU nicht zur inneren Anwendung zugelassen sind. Die traditionell gängigsten Methoden der Anwendung sind:
Tee
Die getrockneten Blätter können zur Herstellung eines heilenden Tees verwendet werden.
Pulver
Die getrockneten Pflanzenteile werden fein gemahlen, um ein Pulver herzustellen. Das Pulver kann in Form von Kapseln oder lose eingenommen werden. Loses Pulver eignet sich z. B. zum Einrühren in Smoothies, Säfte oder Wasser.
Extrakte
Extrakte werden häufig durch das Einweichen der Pflanzenteile in einem Lösungsmittel wie Ethanol oder Wasser hergestellt, um die Wirkstoffe zu extrahieren. Extrakte können in flüssiger Form eingenommen werden. Sie sind oftmals konzentrierter als Tee oder Pulver und werden in Tropfenform verabreicht.
Ätherische Öle
Die ätherischen Öle können durch Destillation gewonnen werden oder indem man die klein geschnittenen Blätter und Blüten in Öl (z. B. Olivenöl) ziehen lässt für 2 bis 3 Wochen.
Lotion oder Creme
Ätherisches Öl aus Artemisia annua oder Extrakte können in Cremes oder Lotionen eingearbeitet werden. Diese topischen Produkte können auf die Haut aufgetragen werden, um Entzündungen zu lindern, die Haut zu beruhigen oder antibakterielle Wirkungen zu nutzen.
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Ist Artemisia annua als Lebensmittel zugelassen?
Artemisia annua fällt in der EU unter die Novel-Food-Verordnung. Als Novel Food (neuartiges Lebensmittel) werden Lebensmittel bezeichnet, die vor dem 15. Mai 1997, als die erste Verordnung über neuartige Lebensmittel in Kraft trat, in der EU noch nicht in nennenswertem Umfang als Lebensmittel eingesetzt wurden.
Zu dieser Kategorie zählen z. B. auch Extrakte von schon bekannten Lebensmitteln, wenn diese erst nach genanntem Datum in größerem Umfang genutzt wurden, sowie neue Zubereitungsverfahren für das gleiche Lebensmittel oder auch Lebensmittel, die in Ländern außerhalb der EU eine lange Tradition haben, nur eben in der EU erst später bekannt wurden. Die Zuordnung als Novel Food erlaubt also letztlich erstmal keine Aussage darüber, ob ein Produkt gesund ist oder nicht oder ob es zum Verzehr geeignet ist oder nicht.
Um als Lebensmittel zugelassen zu werden, müssen Novel Foods einen aufwändigen Zulassungsprozess durchlaufen. Nahrungsergänzungsmittel zählen bei diesem Prozess ebenfalls zu den Lebensmitteln.
Artemisia annua ist in der EU bisher nicht als Lebensmittel zugelassen. Aus diesem Grund werden Produkte aus Artemisia annua von den Herstellern in der EU z. B. als Kosmetikum oder Raumduft vertrieben. Hinweise über den gesundheitlichen Nutzen oder zur Dosierung bei innerlicher Anwendung sind durch die Hersteller ebenfalls nicht zulässig.
In anderen Ländern, z. B. Großbritannien und USA, wird Artemisia annua hingegen als Supplement mit Empfehlungen zur Dosierung verkauft. Wir empfehlen Ihnen sich von einem kundigen Therapeuten beraten zu lassen, falls Sie in Betracht ziehen den Einjährigen Beifuß einzunehmen.
Hat Artemisia annua Nebenwirkungen?
Wie bei jeder medizinischen Anwendung können auch bei der Einnahme von Artemisia annua Nebenwirkungen auftreten. Diese sind jedoch selten.
Die empfohlenen Dosierungen variieren und hängen vom Produkt und dem Grund der Einnahme ab. Meistens wird eine Einnahme über 1 bis 2 Monate empfohlen. Hinsichtlich der passenden Dosierung sollte man sich daher an den Herstellerempfehlungen orientieren.
Zu den möglichen Nebenwirkungen gehören:
Leberschäden durch Artemisia annua?
Bei hohen Dosierungen kann es zu einer Schädigung der Leber kommen. Es existieren einige Einzelfallbeschreibungen hierzu. Beispielsweise kam es bei einem Mann, der über 4 Wochen lang täglich Artemisia-annua-Tee (1,25 g Teepulver) zur Malariaprophylaxe getrunken hatte, zur Entstehung einer Leberentzündung. Nach Absetzen des Tees erholte sich der Mann vollständig ( 34 ).
Hautreaktionen durch Cremes mit Artemisia annua
Beim topischen Auftragen von Extrakten kann es zu Hautausschlägen kommen.
Magen-Darm-Beschwerden
Bei hohen Dosen können Übelkeit, Erbrechen und Durchfall auftreten. Diese Symptome treten meist bei einer Überdosierung oder längeren Anwendung (mehrere Monate) auf.
Schwindel und Schädigung des Innenohrs
In einer Sicherheitsstudie mit Brustkrebspatientinnen kam es zu den genannten Problemen. Als Wirkstoff wurde Artesunat, ein von Artemisinin abgeleiteter, halb-synthetischer Wirkstoff eingesetzt. Die Nebenwirkungen traten nur bei wenigen Patientinnen auf und waren so gering, dass sie nicht behandelt werden mussten. Die Symptome verschwanden nach dem Absetzen außerdem wieder ( 35 ).
Gibt es Wechselwirkungen mit Medikamenten?
Der einjährige Beifuß (Artemisia annua) könnte mit bestimmten Medikamenten interagieren. Insbesondere bei der gleichzeitigen Einnahme von Medikamenten, die die Leberfunktion beeinflussen, sollte Vorsicht geboten sein ( 36 ). Allerdings gibt es keine klinischen Daten dazu.
Falls Sie entsprechende Medikamente einnehmen, sollten Sie vor der Anwendung von Artemisia annua einen Arzt konsultieren.
Fazit: Artemisia annua – Heilpflanze mit großem Potenzial
Artemisia annua ist eine beeindruckende Heilpflanze mit vielfältigen medizinischen Anwendungsmöglichkeiten. Ihre Wirkstoffe, insbesondere Artemisinin, sind bereits für die Therapie der Malaria etabliert und könnten für die Behandlung von weiteren Erkrankungen wie Krebs oder verschiedenen Infektionskrankheiten in Zukunft eine wichtige Rolle spielen.
Update 176.2024: Wir ergänzten den Artikel mit dem Abschnitt "Ist Artemisia annua als Lebensmittel zugelassen?"