Spitzwegerich – Eine bekannte Heilpflanze
Der Spitzwegerich (Plantago lanceolata) – auch bekannt als Heilwegerich oder Schafzunge – gehört wie z. B. der Breitwegerich, der Mittlere Wegerich und der Flohsamen (Plantago indica) zu den Wegerichen (Gattung) und zur großen Familie der Wegerichgewächse.
Ursprünglich kam der Spitzwegerich nur in den gemäßigten Zonen Eurasiens bis hin nach Nordafrika vor, inzwischen ist er weltweit verbreitet. Wie sein Name bereits verrät, fühlt er sich am Wegesrand besonders wohl, er wächst aber ebenso auf Weiden, Äckern, Fettwiesen, an Feldrändern und in Parks.
Der Spitzwegerich gehört in der Traditionellen Europäischen Medizin (TEM) zu den bekanntesten Heilpflanzen überhaupt ( 1 ). Die wohl häufigste Anwendung ist der Spitzwegerich-Sirup, um lästigen Husten zu behandeln. Doch kann man die Pflanze auch bei vielen anderen Beschwerden einsetzen und sie außerdem in kleinen Mengen in der Küche verwenden.
Kann man den Spitzwegerich essen?
Der Spitzwegerich ist nicht nur eine uralte Heilpflanze, er diente den Menschen bereits in der Jungsteinzeit als Nahrungsmittel. Bis Mitte des 20. Jahrhundert half der König des Weges auch dabei, Notzeiten wie Kriege besser überstehen zu können. Danach geriet die Pflanze als Küchenzutat in Vergessenheit, bis kreative Köche die Wildpflanzen-Küche wieder entdeckten.
Man kann die Blätter und Blüten, aber auch die Samen und Wurzeln nutzen ( 9 ). Die jungen Blätter und Blüten können wunderbar roh im Salat genossen werden. Ältere Blätter schmecken am besten kurz gedünstet. Die Wurzel sollte vor dem Verzehr weichgekocht werden, junge, verschlossene Blütenähren schmecken am aromatischsten.
Spitzwegerich ist außerdem eine gesunde Zutat in grünen Smoothies, im Pesto, Quark oder in der Kräuterbutter. Der Geschmack ist zartbitter, etwas salzig und erinnert ein wenig an Pilze. Die kleinen Samen haben ein nussiges Aroma und (hier zeigt sich die Verwandtschaft mit dem Flohsamen) eine verdauungsfördernde Wirkung.
Da die Blätter starke Längsfasern haben, sollten sie quer zu den Längsfasern kleingeschnitten werden. Mit den Mengen sollte man es nicht übertreiben. Am besten ist es, die Pflanze mit anderen Zutaten zu kombinieren. So reichen z. B. für einen Smoothie 3 Blätter und für ein Glas Pesto 6 Blätter. Der Spitzwegerich harmoniert gut mit dem Sauerampfer, Kerbel, Löwenzahn, Giersch und Gänseblümchen.
So wirkt der Spitzwegerich auf die Gesundheit
Studien zufolge hat der Heilwegerich u. a. die folgenden Eigenschaften auf unsere Gesundheit ( 5 ) ( 7 ) ( 10 ) ( 17 ) ( 18 ):
- hustenstillend
- reizmildernd
- adstringierend (zusammenziehend) ( 10 )
- antibakteriell
- entzündungshemmend ( 5 ) ( 10 )
- blutstillend
- krampflösend
- antioxidativ
- antibiotisch
- immunregulierend
- nervenschützend
- leberschützend
- wundheilend
- antitoxisch (entgiftend, denn manche Gifte - mikrobielle, pflanzliche oder tierische Gifte werden im Organismus unschädlich gemacht)
- gerinnungshemmend
- antiviral
- schmerzstillend
Bei diesen Beschwerden hilft der Spitzwegerich laut Volksmedizin
Der Spitzwegerich ist eine uralte Heilpflanze, die in der traditionellen Heilkunde nie ihren Reiz verloren hat. Zu den wichtigsten Anwendungsgebieten zählen ( 7 ) ( 11 ) ( 29 ):
- Husten mit starker Schleimbildung
- durch Rachenentzündung verursachter trockener Husten
- akute und chronische Bronchitis ( 16 )
- Reizhusten
- Entzündungen und Katarrhe der oberen Atemwege (Erkältung)
- Asthma
- Entzündungen im Mund- und Rachenraum
- Entzündungen der Haut
- Stärkung der Schleimhäute und Haut
- Wunden (z. B. Brandwunden oder Schürfwunden)
- Geschwüre
- Erkrankungen der Harnblase
- Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts (z. B. Durchfall)
- starke Menstruationsblutungen
In-vitro-Studien und Tierstudien wurden mit dem Spitzwegerich bzw. dessen Wirkstoffen relativ viele durchgeführt, Untersuchungen am Menschen sind – wie es bei Heilpflanzen meist der Fall ist – jedoch rar gesät.
Gegen Atemwegsinfekte, Bronchitis und Reizhusten
Besonders bekannt ist die Anwendung des Spitzwegerichs bei Atemwegsinfekten, wie Husten oder Bronchitis. An einer im Jahr 1997 durchgeführten Untersuchung nahmen insgesamt 598 Patienten zwischen 1 und 88 Jahren teil ( 7 ).
32 Prozent der Probanden litten an einer akuten Atemwegsinfektion, 28 Prozent an einer akuten Bronchitis und 18 Prozent an Reizhusten nach einer akuten Atemwegsinfektion. Die mittlere Verabreichungsdauer des Hustensaftes betrug 10 Tage bei einer mittleren Tagesdosis von ca. 30 ml eines Spitzwegerich-Sirups (entspricht 6 g des Krautes).
Nach 3 bis 14 Behandlungstagen verringerten sich die Intensität und Häufigkeit des Hustens um rund 67 Prozent, Schmerzen in der Brust (z. B. beim oder nach dem Husten) nahmen um 80 Prozent ab und der Reizhusten um 69 Prozent. Die Wirksamkeit wurde bei 62 Prozent der Patienten als gut und von 26 Prozent sogar als ausgezeichnet eingeschätzt.
Im Jahr 1998 wurden die oben erhobenen Daten von 91 Kindern und Jugendlichen gesondert ausgewertet. Die mittlere Tagesdosis betrug 22,4 ml des Sirups (entspricht 4,5 g des Krautes), die mittlere Einnahmedauer 9 Tage. Die Symptome nahmen im Schnitt um 58 Prozent ab.
Den Wissenschaftlern zufolge stützen die verfügbaren Daten eine sichere orale Verabreichung bei Erwachsenen und Kindern über 3 Jahren.
* Spitzwegerichblätter finden Sie hier unter diesem Link.
Wie wird der Hustensirup selbst gemacht?
Den beliebten Spitzwegerich-Hustensirup können Sie in jeder Apotheke kaufen oder ihn selbst zubereiten. Für die folgenden Mengenangaben benötigen Sie 1 Schraubglas mit einem Fassungsvermögen von ca. 750 ml sowie braune Medizinfläschchen (z. B. 5 mit einem Volumen von je 150 ml) zum Abfüllen.
Zutaten:
- 6 Handvoll frische Spitzwegerich-Blätter
- 500 g Zucker
- 2 Zitronen (benötigen Sie erst in 2 Monaten)
Zubereitung:
- Sammeln Sie unversehrte Blätter (ohne braune oder schwarze Flecken).
- Kochen Sie das Schraubglas, den Deckel, 1 scharfes Messer und 1 Löffel für 10 Minuten aus und spülen Sie das Glas mit hochprozentigem Alkohol aus.
- Waschen Sie die Blätter unter fließendem Wasser und tupfen Sie sie vorsichtig trocken.
- Schneiden Sie die Blätter quer zu deren Längsfasern (ca. 1 cm breit).
- Befüllen Sie nun das Glas mit einer etwa 1 cm dicken Schicht des geschnittenen Krautes und bedecken dieses mit Zucker. Wiederholen Sie diesen Schritt, bis das Glas voll ist. Drücken Sie dabei das Kraut immer wieder mit dem Löffel fest nach unten. Die letzte Zucker-Schicht muss die Blätter vollständig bedecken.
- Verschließen Sie das Glas und lagern Sie es für 2 Monate in einem kühlen und dunklen Raum (z. B. im Keller).
- Nach 2 Monaten erwärmen Sie den Spitzwegerich-Sirup im Wasserbad langsam und schonend. Ob der Sirup gelungen ist, erkennen Sie auch an der dunklen, grün-braunen Färbung. Ist er hingegen schwarz-braun gefärbt, deutet das auf seine Wirkungslosigkeit hin.
- Vermengen Sie dann den Saft von 2 Zitronen zusammen mit 40 ml abgekochtem, warmem Wasser, geben Sie alles zum Sirup und lassen ihn nochmals ca. 2 bis 3 Stunden ziehen.
- Zum guten Schluss wird der Sirup abgeseiht und mit Hilfe eines desinfizierten Trichters in die desinfizierten Medizinflaschen umgefüllt, die gut verschlossen werden.
- Der Sirup kann bis zu 1 Jahr im Kühlschrank gelagert werden. Bei der Entnahme sollte stets 1 sauberer Löffel verwendet werden.
- Die Dosierung liegt für Erwachsene bei 4- bis 6-mal je 1 EL und für Kinder bei 4- bis 6-mal je 1 TL pro Tag.
Spitzwegerich-Sirup
Wie wird ein Tee zubereitet?
Wenn Sie einen Tee aus dem Spitzwegerich zubereiten möchten, gehen Sie wie folgt vor ( 6 ) ( 7 ): Übergießen Sie 2 g des getrockneten Krautes mit 150 ml kochendem Wasser. Wenn Sie frische Blätter verwenden, ist die Dosierung 2- bis 3-mal so hoch.
Lassen Sie den Tee abgedeckt für 10 bis 15 Minuten ziehen und gießen Sie ihn dann durch ein Sieb.
Empfohlen werden 3 bis 4 Tassen pro Tag (verteilt über den Tag).
Für einen Kaltauszug wird das Kraut mit kaltem Wasser angesetzt, nach 2 Stunden abgeseiht und dann kurz vor der Anwendung aufgekocht. Dadurch sind im Tee mehr Schleimstoffe enthalten, was bei Reizhusten oder einem trockenen Husten ideal ist.
Der Tee schmeckt leicht bitter, etwas salzig und adstringierend. Ist gar keine bittere Note wahrnehmbar, bedeutet dies, dass die Qualität zu wünschen übriglässt. Bei unsachgemäßer Trocknung bzw. Lagerung wird der Gehalt an Iridoiden sehr reduziert und mit ihnen auch der bittere Geschmack.
Oft wird der Heilwegerich mit anderen Heilpflanzen wie z. B. Thymian, Salbei, Pfefferminze, Brennnessel, Schlüsselblume oder Holunderblüten kombiniert, um die Wirkungskraft zu verstärken oder das Wirkungsspektrum auszuweiten. Denken Sie daran, dass Sie die Schlüsselblume nicht in der Natur sammeln, da sie unter Naturschutz steht.
Mundspülungen und Gurgeln mit Spitzwegerich-Tee
Außerdem können mit dem Tee Spülungen im Mundraum durchgeführt werden. Zum Spülen und Gurgeln sowie für Kompressen wird ein Kaltauszug zubereitet, der 3- bis 4-mal pro Tag angewandt wird. Man benötigt hierfür 450 bzw. 600 ml kaltes Wasser und 4,2 bzw. 5,6 g des Krautes. Die Ziehdauer beträgt 1 bis 2 Stunden. Die entstandene Flüssigkeitsmenge kann dann einfach in 3 bis 4 Portionen aufgeteilt werden.
Wie ist die Dosierung?
Der Ausschuss für pflanzliche Arzneimittel (HMPC)Teeaufguss empfiehlt, 3-mal täglich eine Tasse Spitzwegerich-Tee zu trinken ( 7 ):
- Bei Erwachsenen und Jugendlichen liegt die Tagesdosis bei 3 bis 6 g der getrockneten Heilpflanze (oder gleichwertige Zubereitungen wie z. B. Hustensirup oder Extrakte).
- Bei Kindern im Alter von 1 bis 4 Jahren beträgt die tägliche Dosierung 1 bis 2 g, im Alter von 4 bis 10 Jahren 2 bis 4 g.
Welche Vorteile haben Extrakte?
Im Handel – etwa in Apotheken und Biogeschäften – werden diverse Flüssig- und Trockenextrakte aus dem Spitzwegerich angeboten. Diese können den Vorteil bieten, dass die Wirkstoffkonzentration höher ausfällt und geringere Mengen für die gleiche Wirkung benötigt werden. Auch Hustensäfte enthalten oft Extrakte.
Für Allergiker können Extrakte deshalb sinnvoll sein, da diese keinen Pollen enthalten und allergische Reaktionen auf diese Präparate darum unwahrscheinlich sind. Außerdem sind Extrakte stabil und unterliegen nicht den Gefahren stofflicher Veränderungen wie etwa ein unsachgemäß (z. B. zu feucht oder zu lange) gelagerter Tee ( 19 ).
Achten Sie in Bezug auf die Dosierung stets auf die Angaben des Herstellers und lassen Sie sich im besten Fall von Ihrem Heilpraktiker oder Apotheker beraten.
Wogegen wird die Heilpflanze äußerlich verwendet?
Der Spitzwegerich wird aufgrund seiner wundheilenden, blutstillenden, schmerz- und juckreizlindernden, antibakteriellen und entzündungshemmenden Eigenschaften in der Volksmedizin seit Menschengedenken auch äußerlich angewandt. Soldaten verwendeten ihn einst zur Selbsthilfe bei Verwundungen auf dem Schlachtfeld, was ihm den Namen "Soldatenkraut" beschert hat ( 2 ) ( 13 ).
Wenn Sie unterwegs sind, etwa eine Wanderung unternehmen, sollten Sie nach dem Spitzwegerich Ausschau halten und gleich ein paar Blätter mitnehmen. Sollten Sie oder Ihre Weggefährten von einem Insekt gestochen werden, den Brennnesseln zu nahekommen, stürzen oder sich beim Schnitzen mit dem Taschenmesser verletzen: Der Heilwegerich dient als Erste-Hilfe-Kraut.
Wie wendet man den Spitzwegerich äußerlich an?
Die Anwendung ist ganz einfach: Zerreiben Sie 5 bis 6 längere Blätter der Heilpflanze zwischen Ihren Fingern, bis der Saft austritt und legen Sie sie dann auf die zu behandelnde Stelle. Ein ganzes Blatt kann verwendet werden, um das Kraut mithilfe eines Blütenstängels z. B. am Finger zu fixieren. Und fertig ist das natürliche Heftpflaster ( 12 )!
Neben den bereits erwähnten Wirkstoffen enthält der Spitzwegereich – wie z. B. auch der Echte Beinwell (Symphytum officinale) – den Stoff Allantoin. Genauer gesagt handelt es sich um ein Molekül, das Stickstoff transportiert. Studien zufolge hilft Allantoin den Pflanzen u. a., Stressfaktoren wie Dürre, Kälte, Hitze, UV-Licht und Schwermetalle besser zu managen ( 33 ).
Diverse Untersuchungen haben inzwischen gezeigt, dass Allantoin dazu beiträgt, den Wundheilungsmechanismus zu verstärken ( 34 ) ( 35 ).
Gibt es Nebenwirkungen?
Im Allgemeinen ist die Plantago lanceolata sehr gut verträglich. (Es heißt tatsächlich DIE Plantago, auch wenn es merkwürdig klingt). Doch gibt es wie bei jeder Heilpflanze oder jedem Lebensmittel Menschen, die bestimmte Inhaltsstoffe nicht vertragen, empfindlich oder auch allergisch reagieren ( 7 ).
* Spitzwegerichblätter finden Sie hier unter diesem Link.
Die sogenannte Spitzwegerich-Allergie tritt je nach Region relativ häufig auf. Oft sind Menschen betroffen, die auch auf Birkenpollen und Gräserpollen (z. B. Beifuß, Ampfer, Brennnessel) allergisch reagieren.
Gibt es Gegenanzeigen?
Kein Pflanzenteil des Spitzwegerichs ist toxisch, Gegenanzeigen sind keine bekannt. Die Plantago lanceolata gehört zu jenen Heilpflanzen, die traditionell auch bei Kindern gern angewandt werden. Meist können die Kleinen nicht genug von dem lecker schmeckenden Hustensirup bekommen.
Als besondere Vorsichtsmaßnahme sollte die Anwendung bei Säuglingen und Kleinkindern allerdings nur nach Rücksprache mit einem Heilpraktiker oder Arzt erfolgen. Dasselbe wird schwangeren und stillenden Frauen empfohlen.
Welche unerwünschten Wirkungen können auftreten?
Nebenwirkungen sind in der Regel keine zu erwarten. Außer über Allergien wurde in Studien bisher über keinerlei unerwünschte Wirkungen berichtet.
Gibt es Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln?
Wechselwirkungen sind keine bekannt.
Wie lange kann der Spitzwegerich angewandt werden?
Wenn der gleiche Tee oder Extrakt länger als einen Monat täglich angewandt wird, sollte grundsätzlich der Rat eines Heilpraktikers oder Arztes eingeholt werden.
Spitzwegerich-Präparate im Test
Im Jahr 2021 haben Wissenschaftler die Belastung von Spitzwegerich-Präparaten mit Cadmium überprüft (Präparate aus polnischen Apotheken) ( 4 ). Dies ist auch für Patienten in unseren Breiten relevant, da das hier vertriebene Kraut meist aus Kulturen in osteuropäischen Ländern stammt ( 6 ) ( 10 ).
Die Analysen zeigten zwar, dass alle Präparate Cadmium-Verunreinigungen enthielten, aber zumindest auf einem niedrigen Niveau (0,73 bis 20,6 μg pro l). Die Forscher stellten fest, dass der Cadmium-Gehalt, der täglich von Patienten über Spitzwegerich-Arzneien aufgenommen wird, keine Gefahr darstellt.
Die tolerierbare Aufnahme liegt laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) bei weniger als 7 µg Cadmium pro kg Körpergewicht und Woche. Dabei sollte jedoch bedacht werden, dass die Schadstoffaufnahme durch einen Tee, Extrakt oder Sirup schon aufgrund der geringen aufgenommenen Menge nicht sehr ins Gewicht fällt ( 31 ).
Doch womöglich konsumiert man viele weitere Lebensmittel bzw. Getränke, die ebenfalls Spuren von Cadmium oder anderen Giftstoffen enthalten, welche sich dann im Körper akkumulieren. Darum sollte auf Bio-Produkte gesetzt werden und der Anbau im eigenen Garten ökologisch sein.
Internationale Studien zeigen immer wieder aufs Neue, dass biologisch kultivierte Pflanzen niedrigere Schwermetall-Konzentrationen und weniger Pestizidrückstände aufweisen als konventionell angebaute und außerdem einen höheren Gehalt an sekundären Pflanzenstoffen haben ( 32 ).
Interessante Infos über das Ausleiten von Schwermetallen erfahren Sie unter dem vorangegangenen Link.
Die Wirkstoffe
Der Spitzwegerich enthält wie alle Heilpflanzen eine ganze Reihe von medizinisch relevanten Inhaltsstoffen, die sich in ihrer Wirkung wechselseitig beeinflussen. Meist handelt es sich um sekundäre Pflanzenstoffe. Zu den wichtigsten zählen ( 8 ) ( 30 ):
Iridoide
Diese sekundären Pflanzenstoffe sind im Spitzwegerich, aber auch in anderen Heilpflanzen wie dem Echten Baldrian (Valeriana officinalis) enthalten. In der Plantago lanceolata heißen die Hauptkomponenten Aucubin und Catalpol. Der Gehalt der Iridoide in den Blättern liegt im Schnitt zwischen 2 und 3 Prozent. Je älter die Blätter sind, desto weniger Iridoide enthalten sie. Außerdem ist in jungen Blättern Catalpol der dominierende Bestandteil, in älteren Aucubin ( 5 ) ( 7 ).
Aucubin senkt Studien zufolge den Blutdruck, wirkt leberschützend, entzündungshemmend und reizmildernd. Zudem haben Untersuchungen gezeigt, dass Catalpol ein großes Potential bei Leiden wie Diabetes Typ 2, Alzheimer und Herz-Kreislauf-Erkrankungen hat ( 20 ) ( 21 ) ( 22 ).
Phenylethanoide
Der wichtigste Vertreter dieser Gruppe ist Verbascosid (auch bekannt als Acteosid). Studien zufolge hat dieser Stoff antioxidative, entzündungshemmende, wundheilende und blutdrucksenkende Eigenschaften. Darüber hinaus wirkt er gegen Pilze, Bakterien sowie Viren und somit gegen diverse Krankheitserreger ( 23 ) ( 24 ).
Flavonoide
Zu den wichtigsten Flavonoiden im Spitzwegerich zählen Luteolin und Apigenin. Während Luteolin antioxidative, entzündungshemmende, wundheilende und immunmodulatorische Eigenschaften hat, wirkt Apigenin antidiabetisch, antidepressiv, angstlösend und krebshemmend ( 25 ) ( 26 ).
Gerbstoffe
In der Plantago lanceolata stecken rund 6,5 Prozent Gerbstoffe, genauer gesagt Tannine. Sie haben die Fähigkeit, Gewebe (z. B. Schleimhäute) oberflächlich zu verdichten und mit einer schützenden Membran zu versehen.
Durch die austrocknende und adstringierende (zusammenziehende) Wirkung entziehen Gerbstoffe den auf der Haut oder Schleimhaut angesiedelten Mikroorganismen den Nährboden. Krankheitserreger schaffen es in Folge nur mehr schwer, ins Gewebe einzudringen (antimikrobielle Wirkung). Zudem wird die Wundheilung gefördert, Schmerzen werden gelindert, Entzündungen gehemmt und Blutungen gestillt ( 28 ).
Schleimstoffe
Spitzwegerich-Blätter enthalten 2 bis 6,5 Prozent Schleimstoffe, hauptsächlich Arabinose und Galaktose (beide Einfachzucker). Schleimstoffe bedecken die Schleimhäute mit einer Schutzschicht und sorgen somit u. a. für eine Reizlinderung bei Reizhusten, Halsschmerzen sowie Entzündungen im Mund- und Rachenraum ( 27 ) ( 29 ).
Welche Pflanzenteile werden angewandt?
Laut dem Europäischen Arzneibuch wird das Spitzwegerich-Kraut verwendet. Es besteht aus den zur Blütezeit geernteten, frischen oder getrockneten, ganzen oder zerkleinerten oberirdischen Teilen der Heilpflanze. Vorwiegend kommen die Blätter (Plantaginis lanceolatae folium), aber auch das ganze Kraut, also die Blätter und Blüten (Plantaginis lanceolatae herba) zum Einsatz ( 6 ) ( 7 ).
Was ist beim Sammeln zu beachten?
Es gibt verschiedene Wegeriche, die sich ähneln können, aber relativ leicht aufgrund der Größe und Form der Blätter sowie Blüten identifiziert werden können:
Der Spitzwegerich unterscheidet sich z. B. vom Breitwegerich (Plantago major) und dem Mittleren Wegerich (Plantago media) dadurch, dass seine langen, spitzen und lanzettlichen Blätter nicht am Boden anliegen, sondern aufrecht stehen. Die Blätter des Breitwegerichs sehen zwar ähnlich aus, sind aber deutlich kürzer, runder und breiter. Die Blätter des Mittleren Wegerichs ähneln denen des Breitwegerichs sehr, sind allerdings behaart.
Die ährigen Blüten des Breitwegerichs sind gelb-braun, die des Mittleren Wegerichs haben weiße Kronblätter und lilafarbene Staubblätter. Der Spitzwegerich hingegen hat bräunliche Blütenähren mit herausragenden Staubfäden und weißen Staubbeuteln.
Selbst wenn Sie versehentlich einen anderen Wegerich sammeln sollten, ist es nicht schlimm, da erstens die Wirkungen ähnlich sind und zweitens keiner von ihnen toxisch ist. Mit Giftpflanzen im Allgemeinen besteht keine Verwechslungsgefahr. Sollten Sie ein kompletter Neuling in der Welt der Wildkräuter sein, ist eine geführte Kräuterwanderung zu empfehlen, bevor es ans Sammeln in Eigenregie geht.
Was ist beim Trocknen zu beachten?
Entweder die Blätter werden frisch genutzt, z. B. um einen Tee zuzubereiten oder Sirup herzustellen, oder sie werden getrocknet. Hierbei ist es beim Spitzwegerich besonders wichtig, dass das Kraut direkt nach der Ernte rasch getrocknet wird, um fermentative Prozesse zu vermeiden. Denn hierbei wird das Aucubin in dunkelbraune Polymere umgewandelt und der Wirkstoffgehalt extrem reduziert ( 7 ).
Um dies zu verhindern, werden die Blätter üblicherweise in Dörrgeräten bei Temperaturen von 40 bis 50°C getrocknet. Das Kraut kann zwar auch bei Raumtemperatur getrocknet werden. Entscheidend ist dabei aber, die Blätter locker auszubreiten, sie sollten sich so wenig wie möglich berühren.
Sollten die Blätter eine dunkle Färbung aufweisen, ist das ein Zeichen dafür, dass sie unsachgemäß getrocknet oder gelagert wurden. Sie sind zu entsorgen.
Kann man den Spitzwegerich selbst anbauen?
Wenn man Wildpflanzen sammelt, ist die Schadstoffbelastung schwer abzuschätzen. Natürlich meidet man viel befahrene Straßen. Doch die gerade erwähnten Studien haben gezeigt, dass Pflanzen in einem Park und somit auch in einem Garten sogar stärker belastet sein können als am Straßenrand gesammelte.
Die Kontamination ist von zahlreichen Faktoren wie der Bodenbelastung abhängig. Dies zeigt ganz klar, wie wichtig es ist, im eigenen Garten Bodenproben machen zu lassen, am besten bevor man ein Grundstück kauft. Denn nur so weiß man Bescheid, ob und inwieweit der eigene Grund und Boden belastet ist.
Abgesehen davon stellt es überhaupt kein Problem dar, den Spitzwegerich im Garten, aber auch im Hochbeet oder auf dem Balkon in einem Topf anzubauen:
* Spitzwegerichblätter finden Sie hier unter diesem Link.
Was ist der beste Standort?
Um sich wohlzufühlen, benötigt die Plantago lanceolata einen warmen und sonnigen Standort.
Welche Boden wird bevorzugt?
Der Lieblingsboden der Heilpflanze ist tiefgründig, locker und eher trocken.
Wann ist die beste Pflanzzeit?
Spitzwegerich kann im Frühjahr ausgesät werden. Die Aussaat erfolgt zwischen März und April. Die Samen werden so mit Erde bedeckt, dass sie etwa 1,5 bis 2 cm tief liegen. Bis zur Keimung vergehen ungefähr 14 Tage. Es können aber auch Jungpflanzen erworben werden. Sie werden in einem Abstand von 10 bis 20 cm gepflanzt.
Wieviel Wasser benötigen die Pflanzen?
Da die Heilpflanze einen trockenen Standort bevorzugt, sollte mit Wassergaben eher sparsam umgegangen werden. In Regel reicht das Regenwasser aus. Staunässe mögen die Pflanzen gar nicht.
Wie wird der Spitzwegerich gepflegt?
Erfolgt im Sommer ein Rückschnitt, wird ein Neuaustrieb frischer Blätter begünstigt. So kann im Herbst eine zweite Ernte erfolgen.
Wie wird die Pflanze im Topf angebaut?
Auch im Topf fühlt sich die Heilpflanze wohl. Es muss im Gegensatz zum Freiland nur darauf geachtet werden, die Pflanzen regelmäßig, aber sparsam zu gießen (an frostfreien Tagen auch im Winter). Bedenken Sie, dass der Spitzwegerich ein Tiefwurzler ist. Der unterirdische Wurzelstock reicht bis zu 60 cm tief in den Boden. Dementsprechend hoch sollte das Pflanzgefäß sein.
Sind die Pflanzen anfällig für Krankheiten und Insektenfraß?
Der Spitzwegerich ist eine unempfindliche Pflanze. Selten treten Blattläuse auf. Pilzkrankheiten wie die Blattfleckenkrankheit oder Mehltau können auftreten, wenn die Pflanzabstände zu gering sind und ein zu feuchter Standort gewählt wurde. Vorbeugend können Sie die Pflanzen mit einem Sud aus Ackerschachtelhalm stärken.
Wann blühen die Pflanzen?
Die Blütezeit reicht in der Regel von Mai bis September. Die kleinen, unscheinbaren Blüten werden gerne von Insekten wie Bienen und Hummeln besucht.
Wann ist die ideale Erntezeit?
Am besten ist es, die Blätter zu ernten, solange sie noch jung sind. Denn dann ist der Gehalt der heilenden Wirkstoffe am höchsten. Zudem schmecken die jungen Blätter am besten.
Ist die Pflanze winterhart?
In unseren Gefilden ist der Heilwegerich winterhart, es ist also kein besonderer Schutz vonnöten.
Welche Nachbarn sind ideal?
Die Plantago lanceolata ist ein guter Nachbar für zahlreiche Gemüsearten sowie Kräuter. In der Mischkultur kann er beispielsweise neben Zwiebeln, Königskerzen, Tomaten, Karotten, Goldmohn, Knoblauch, Thymian oder Oregano gepflanzt werden.
Ist der Spitzwegerich eine anerkannte Heilpflanze?
Pflanzen gelten gleich wie synthetische Medikamente offiziell erst dann als Heilmittel, nachdem sie von entsprechenden Organisationen im Gesundheitsbereich als solche anerkannt wurden. Der Spitzwegerich wurde u. a. vom Ausschuss für pflanzliche Arzneimittel (HMPC) als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft.
Sowohl die European Scientific Cooperative on Phytotherapy (ESCOP) als auch die Kommission E (Sachverständigenkommission für pflanzliche Arzneimittel) empfehlen die innerliche Anwendung bei Katarrhen der Luftwege und äußerlich zur Behandlung von Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut sowie bei Entzündungen der Haut ( 6 ).
Ist die Heilpflanze stark mit Schadstoffen belastet?
Im Jahr 2019 haben polnische Forscher den Schadstoffgehalt von wild wachsendem Spitzwegerich untersucht. Die Proben wurden an drei Standorten gesammelt – an einer Straße, in einem Park und auf dem Gelände eines Hüttenwerks in der Stadt Ruda Śląska in Südpolen. Erstere schnitten am besten ab, Letztere am schlechtesten ( 3 ).
Die in der Nähe des Hüttenwerks genommenen Bodenproben ergaben, dass der zulässige Grenzwert des Gehalts der Schwermetalle Blei, Zink und Cadmium überschritten wurde. In den Spitzwegerich-Blättern lag der Gehalt aber erfreulicherweise noch unter dem zulässigen Wert.
Darüber hinaus wurde ermittelt, dass die gewaschenen Blätter viel weniger Schadstoffe enthielten als die ungewaschenen. Der Bleigehalt lag etwa beim gewaschenen Pflanzenmaterial bei maximal 0,4 mg pro kg und bei den ungewaschenen bei maximal 4 mg pro kg. Dies zeigt, wie wichtig es ist, die selbst gesammelten Blätter vor der Anwendung bzw. Trocknung und Weiterverarbeitung zu waschen.
Eine uralte Heilpflanze
Der Spitzwegerich wurde nachweislich schon in der Antike angewandt. So vermischte etwa der griechische Arzt Dioskurides Spitzwegerich-Saft mit Honig, um eitrige Wunden zu versorgen. In der mittelalterlichen Klostermedizin wurde die Pflanze z. B. bei Blutarmut, Fieber und Durchfall verwendet. Sogar Schlangenbisse wurden damit behandelt und die Universalgelehrte Hildegard von Bingen empfahl den Heilwegerich bei Liebeszaubern ( 14 ) ( 15 ).
In früheren Zeiten wurden Heilpflanzen ganz im Allgemeinen bei viel mehr gesundheitlichen Problemen verwendet als heute. Außerdem kamen sie als Zauberpflanzen zum Einsatz. Manche Anwendungen erscheinen heutzutage als skurril, bestimmte Wirkungen wurden wissenschaftlich widerlegt. Beibehalten wurde letztendlich vor allem das, was sich im Laufe der Zeit bewährt hat.
Welche Bedeutung hat der Name Spitzwegerich?
Vermutlich stammt der Terminus aus dem Althochdeutschen und bedeutet "König des Weges". Das ist darauf zurückzuführen, dass die wehrhaften Pflanzen der Last von Schuhsohlen, Pferdehufen und Wagenrädern standhalten konnten.
Die indigenen Völker Nordamerikas bezeichneten die Plantago lanceolata als "Spur des weißen Mannes". Denn überall dort, wo die europäischen Siedler in Erscheinung traten, hinterließen sie diese wundersame Pflanze, die es vorher dort nicht gegeben hatte. Dies geschah nicht mit Absicht. Die Samen des Spitzwegerichs enthalten Schleimstoffe, blieben darum auf den Schuhsohlen oder Wagenrädern haften und so verbreiteten sich die Pflanzen allmählich auf dem ganzen Kontinent ( 2 ).
So wurde der Spitzwegerich leider für die Indigenen zum Sinnbild für die brutale Einverleibung all ihrer Jagdgründe. Nichtsdestotrotz haben auch sie schnell erkannt, um welch wertvolle Heilpflanze es sich handelte. Sie verwendeten z. B. den Presssaft bei blutenden Wunden, jede Stunde wurde 1 TL verabreicht. Die ausgequetschten Blätter wurden auf Wunden gelegt.