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Tyrosin: Das natürliche Aufputschmittel

Steht eine Prüfung an? Erfordert Ihr Job Kopfarbeit? Lässt Ihre Stimmung zu wünschen übrig? Sehnen Sie sich gelegentlich nach einem Mittel, das Sie wach macht und Ihnen den geistigen Durchblick verschafft? Natürlich ohne Nebenwirkungen. Tyrosin könnte die Lösung sein. Die Aminosäure steigert nachweislich die Denkleistung, die Konzentrationsfähigkeit und die geistige Fitness. Tyrosin könnte daher in Zeiten hoher Anforderungen als natürliches Aufputschmittel eingesetzt werden.

Fachärztliche Prüfung: Gert Dorschner
Stand: 01 Juli 2024

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Tyrosin erhöht Denkleistung

Viele Studenten und Berufstätige, vereinzelt sogar schon Schüler, leiden unter enormem Leistungsdruck. Sie greifen zu Aufputschmitteln, von denen Koffein noch das harmloseste ist. Viele haben sich längst mit verschreibungspflichtigen Psychopharmaka oder Ritalin eingedeckt, um noch mehr und noch länger Leistung bringen zu können. Gesund ist das natürlich nicht. Und da es Alternativen gibt, ist es auch nicht wirklich nötig. Eine dieser Alternativen heißt Tyrosin.

Tyrosin (auch L-Tyrosin genannt) ist eine nichtessentielle Aminosäure, die in vielen Proteinen enthalten ist und im menschlichen Körper für die Herstellung von z. B. Thyroxin (Schilddrüsenhormon) oder Dopamin (Botenstoff im Gehirn) verwendet wird.

Dr. Lorenza Colzato von der niederländischen Universiteit Leiden und ihr Team haben herausgefunden, dass Tyrosin die Leistungsfähigkeit des Gehirns steigern kann. Ist nämlich viel Tyrosin vorhanden, dann kann auch viel Dopamin hergestellt werden – und Tyrosin pusht regelrecht die Dopaminbildung.

Tyrosin fördert Dopaminbildung

Dopamin ist ein Nervenbotenstoff und gehört zu jenen Hormonen, die allgemein auch als "Glückshormone" bezeichnet werden. Ist die Dopaminbildung gesteigert, nehmen auch die Denkleistung, die Reaktionsschnelligkeit und die Konzentrationsfähigkeit zu – was Dr. Colzato und Kollegen an ihren Probanden ganz eindeutig beobachten konnten.

Sie bestellten 32 Testpersonen zweimal in ihr Labor. Beim ersten Mal bekamen die Teilnehmer Orangensaft zu trinken, dem zuvor Tyrosin hinzugefügt worden war. Statt des Tyrosins wurde dem Getränk beim zweiten Besuch im Labor ein Placebo zugesetzt.

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Tyrosin macht kreativ

Beide Male mussten die Studienteilnehmer Rätsel lösen. Einmal ging es darum, möglichst schnell viele verschiedene Lösungen für eine Frage zu finden, etwa: "Was alles kann man mit einem Stift machen?"

Die Probanden mussten jedoch auch lösungsorientiert denken, beispielsweise bei Fragen nach Zusammenhängen zwischen Wörtern, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun hatten. Es stellte sich heraus, dass die Teilnehmer bessere Denkleistungen vollbringen konnten, wenn sie eine Extraportion Tyrosin im Körper hatten ( 3 )

Tyrosin steigert Reaktionsfähigkeit

Dies war nicht die erste Studie, die Dr. Colzato zur Wirkung von Tyrosin durchführte. Einige Monate zuvor testete sie bereits mit der gleichen Methode, ob die Aminosäure die Reaktionsfähigkeit beeinflussen kann.

Statt Rätsel zu lösen, mussten die Teilnehmer dabei am Computer Reaktionstests absolvieren. Auch hier konnten die Forscher einen positiven Effekt durch das Tyrosin feststellen, es steigerte nämlich auch die Reaktionsfähigkeit der Teilnehmer (Video: Eating to Stop ).

Besser durch die Prüfung mit Tyrosin

Dr. Colzato betont, dass sich jeder Mensch diese Ergebnisse ganz einfach zu Nutze machen kann. Eine Nahrungsergänzung mit Tyrosin sei ein gesunder und preisgünstiger Weg, die Denkleistung zu erhöhen.

Gerade auch bei Prüfungen könne man gezielt eine Extraportion Tyrosin einsetzen, um ein besseres Ergebnis zu erzielen – ganz legal und ohne gesundheitliche Risiken.

Besonders tyrosinreich sind auch manche Lebensmittel, wie z. B. Erdnüsse, Erbsen, Bio-Eier und Sojaprodukte.

Nichtsdestotrotz ist es schwierig, mit der normalen Ernährung genügend Tyrosin aufzunehmen, um die Denkleistung tatsächlich zu steigern. Daher empfiehlt sich im Ernstfall (Prüfung, Prüfungsvorbereitung u. ä.) die Einnahme eines Nahrungsergänzungsmittels mit Tyrosin.

Tyrosin wirkt jedoch nicht nur energiesteigernd, sondern auch stimmungsaufhellend. Zudem macht es stressresistenter, so dass es in allen Lebenslagen eingesetzt werden kann, die mit reichlich Stress und psychischer sowie körperlicher Belastung einhergehen – wie die Untersuchungen der US-Armee zeigen.

Tyrosin reduziert Stress

Eine Studie des U.S. Army Research Institute of Environmental Medicine belegte bereits 1989, dass die Aufnahme von Tyrosin in einer Dosis von 100 mg pro Kilogramm Körpergewicht die negativen Auswirkungen von Kälte und Sauerstoffmangel ausgleichen kann.

Normalerweise reagiert der menschliche Organismus auf diese Umweltfaktoren mit einer verminderten Denkleistung bei gleichzeitigen Verhaltensauffälligkeiten.

In der Army-Studie wurden die Teilnehmer viereinhalb Stunden lang Kälte und Sauerstoffmangel ausgesetzt. Zuvor hatten sie entweder eine Nahrungsergänzung mit Tyrosin oder ein Placebo erhalten.

Es zeigte sich, dass das Tyrosin Symptome wie Leistungsschwäche bei den Teilnehmern drastisch reduzierte.

Wie lässt sich diese Wirkung erklären?

Tyrosin ist die Vorstufe von Neurotransmittern, die das Gehirn leistungsfähig halten, wie z. B. Dopamin. Bei Kälte kann es zu einem Mangel dieser sogenannten Katecholaminen kommen. Die Einnahme von Tyrosin beugt jedoch einem Katecholamin-Mangel vor.

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Tyrosin macht stress-resistent

Zu einem ähnlichen Ergebnis kam eine weitere US-Studie. Hier mussten acht männliche Teilnehmer eine halbe Stunde lang am Computer Aufgaben lösen. Die Umgebungstemperatur lag dabei entweder bei vier oder bei zweiundzwanzig Grad Celsius.

Die Teilnehmer schnitten bedeutend schlechter ab, wenn sie sich in einer kalten Umgebung aufhielten. Die Einnahme von Tyrosin konnte diesen Effekt der Kälte jedoch ausgleichen. Nach der Einnahme einer tyrosinhaltigen Nahrungsergänzung glichen sich die Ergebnisse der Studienteilnehmer in der kalten Umgebung denen der anderen in der warmen Umgebung an.

Tyrosin hält das Gehirn leistungsfähig

Im Jahr 2007 führte das US-amerikanische Militär erneut eine Studie zur Wirkung von Tyrosin auf die geistige Leistungsfähigkeit durch. Diesmal mussten neunzehn Testpersonen zweimal jeweils eineinhalb Stunden lang tauchen und dabei Aufgaben erfüllen. Die Wassertemperatur lag entweder bei 35 oder nur bei 10 Grad.

Vor jedem Durchgang bekamen die Probanden ein Placebo oder 150 mg Tyrosin pro Kilogramm Körpergewicht verabreicht. Die Placebo-Studienteilnehmer, die ins kalte Wasser mussten, empfanden nicht nur subjektiv mehr Stress. Sie hatten auch erhöhte Stresshormon, also Cortisolwerte.

Außerdem schnitten sie bei den Aufgaben schlechter ab und wiesen eine eingeschränkte Reaktionsfähigkeit auf. Hatten die Studienteilnehmer vor ihrem Tauchgang ins 10 Grad kalte Wasser jedoch Tyrosin zu sich genommen, unterschieden sich ihre Leistungen nicht von denen der Teilnehmer im warmen Wasser.

Körperlich leistungsfähiger mit Tyrosin

Die U.S. Army untersuchte überdies, ob Tyrosin auch die körperliche Leistungsfähigkeit erhöhen kann. Zu diesem Zweck absolvierten die 15 Studienteilnehmer drei Tests, jeweils mit einer Woche Abstand. Nach einem Wasserbad und der Einnahme von Tyrosin oder einem Placebo mussten die Testpersonen erst Denkaufgaben lösen und sich dann am Schießstand beweisen.

Beim ersten Mal war das Wasser 35 Grad warm, beim zweiten und dritten Mal war es jedoch kalt. Die Körpertemperatur der Teilnehmer nahm durch das kalte Wasser um durchschnittlich 1,6 Grad ab. Hatten sie ein Placebo erhalten, schnitten die Teilnehmer durch die geringere Körpertemperatur bei den Denktests um achtzehn, beim Schießtest um vierzehn Prozent schlechter ab als nach dem warmen Bad.

Wenn die Teilnehmer jedoch Tyrosin erhalten hatten, hatte die Kälte keinerlei Auswirkungen auf ihre Ergebnisse bei den Denk- bzw. Schießtests (6, 7, 8).

Tyrosin-Wirkung vergleichbar mit Speed?

Forscher des US-amerikanischen Pennington Biomedical Research Center verglichen im Jahr 2003 die Wirkung verschiedener Aufputschmittel auf die Denkleistung nach Schlafentzug. Die Teilnehmer erhielten entweder Tyrosin (150mg/kg Körpergewicht), Koffein, (300 mg/70 kg Körpergewicht), das Psychostimulans Phentermin oder D-Amphetamin. Letzteres ist Bestandteil der Droge "Speed" (9).

Der Schlafentzug setzte die Denkleistung der Teilnehmer in zahlreichen Bereichen merklich herab. Doch konnten alle genannten Substanzen das Abschneiden der Teilnehmer trotz Schlafentzugs verbessern, auch Tyrosin. Zwar wirkte Tyrosin nicht ganz so effektiv wie der Speed-Stoff D-Amphetamin – dafür ist die Einnahme von Tyrosin deutlich ungefährlicher. Schlafentzug kommt natürlich nicht nur im Versuchslabor vor, sondern auch im Alltag vieler Menschen, etwa bei Nachtschicht.

Tyrosin bei Nachtschicht

In vielen Berufen ist Nachtarbeit notwendig. Dazu gehört längst nicht mehr nur die Arbeit im Krankenhaus oder an der Hotelrezeption. Auch in zahlreichen Büros wird von den Mitarbeitern erwartet, dass diese bei Bedarf eine oder mehrere Nachtschichten einlegen.

Das bedeutet ein immenses Maß an Stress für den Körper. Besonders wenn man bedenkt, dass die meisten Menschen, die nachts arbeiten, tagsüber auch nicht schlafen, sondern einkaufen gehen, den Haushalt erledigen und sich um die Kinder kümmern. Die daraus resultierende Übermüdung führt wiederum zu einem Leistungsabfall bei der Arbeit.

Wissenschaftler des Naval Aerospace Medical Research Laboratory aus den USA haben jedoch festgestellt, dass Tyrosin die Leistungsfähigkeit von Menschen, die nachts arbeiten, zumindest zeitlich begrenzt erhöhen kann. Um das festzustellen, ließen sie die Studienteilnehmer zwischen 19.30 und 08.20 Uhr insgesamt neunmal Aufgaben lösen. Da die Testpersonen tagsüber auch nicht geschlafen hatten, waren sie gegen Ende der Versuchsreihe länger als vierundzwanzig Stunden wach gewesen.

Sechs Stunden nach Beginn des Experiments bekam die eine Hälfte der Teilnehmer ein Placebo, die andere Hälfte Tyrosin (150 mg/kg Körpergewicht) verabreicht. Immerhin drei Stunden lang waren die Personen der Tyrosin-Gruppe leistungsfähiger und wiesen eine geringere Fehlerquote auf (10).

Tyrosin senkt Blutdruck bei Stress

Bei einer Studie der niederländischen Vrije Universiteit stellte sich heraus, dass Tyrosin bei Stress sogar kurzfristig den Blutdruck senkt. Sechzehn gesunde junge Teilnehmer mussten zweimal kognitive Tests absolvieren. Die Aufgaben waren bei Stress schwieriger zu lösen, und während die Testpersonen sie lösten, waren sie Lärm von 90 Dezibel ausgesetzt. Zum Vergleich: In der Diskothek ist man – 1 Meter vom Lautsprecher entfernt – einem Lärm von 100 Dezibel ausgesetzt. Tyrosin ließ die Teilnehmer nicht nur besonders stresssensible Aufgaben besser lösen, sondern senkte, wenn auch nur kurzfristig, zusätzlich den Blutdruck (11, 12).

Mögliche Nebenwirkungen von Tyrosin

Eine Leserin schrieb uns, sie habe gehört/gelesen, dass L-Tyrosin das Krebswachstum fördern könne sowie schädlich sei, da es Phenylalanin enthalte, das ja auch in Aspartam enthalten sei. Unsere Antwort war die folgende:

Tyrosin ist eine Aminosäure, die im Körper aus Phenylalanin - einer anderen Aminosäure - hergestellt werden kann. Tyrosin enthält also nicht Phenylalanin. Phenylalanin ist eine essentielle Aminosäure, die unbedingt mit der Nahrung aufgenommen werden muss und nicht schädlich ist.

Nur wer an der Erbkrankheit Phenylketonurie (PKU) leidet, muss Phenylalanin meiden, da in diesem Fall der Körper Überschüsse dieser Aminosäure nicht abbauen kann, was unbehandelt zu geistigen Behinderungen führen würde. Oft erhalten diese Menschen Tyrosin als Nahrungsergänzung, weil ihnen ja das Phenylalanin als Rohstoff zur Tyrosinsynthese fehlt.

Da Menschen mit PKU möglichst wenig Phenylalanin zu sich nehmen sollten und lebenslang strenge Diät halten müssen, gibt es auf phenylalaninhaltigen Fertigprodukten den Warnhinweis "Enthält eine Phenylalaninquelle". Dieser Hinweis ist also nur für PKU-Betroffene relevant, nicht für alle anderen Menschen.

Was nun die Krebssache betrifft, so verhält es sich folgendermaßen: Nimmt man Tyrosin einige Male kurzfristig zur Leistungssteigerung (vor einer Prüfung o. ä.), also nicht dauerhaft, dann ist die Einnahme von Tyrosin kein Problem. Auch will man Tyrosin künftig in Impfstoffe gegen Krebs (1) integrieren, was vermutlich (hoffentlich) nicht gemacht werden würde, wenn Tyrosin konkret Krebs verursachen würde.

Andererseits ist bekannt, dass Tumoren nicht nur Zucker brauchen, sondern auch Aminosäuren, um wachsen und gedeihen zu können. Es ist jedoch nicht nur Tyrosin, das von Krebszellen zum Wachstum verwendet wird, sondern auch andere Aminosäuren, z. B. Tryptophan, Lysin, Valin, Methionin, Serin, Threonin, Isoleucin, Leucin und Glutamin ( 2 ) .

Andere Studien raten bei Krebs auch zur Einschränkung von Glycin. Krebstherapien können daher gerne von einer aminosäurearmen Ernährung begleitet werden, was in ganzheitlichen Krebszentren auch der Fall ist, wo es insbesondere eine pflanzenbasierte Kost gibt, die grundsätzlich proteinärmer ist als Ernährungsformen mit Fleisch, Fisch und Eiern. Viele Grüße, Ihr ZDG-Team

Gehirnleistung natürlich steigern

Wer also kurzfristig seine Leistung auf gesunde Weise steigern möchte, sollte besser auf eine Aminosäure (L-Tyrosin) zurückgreifen und Psychopharmaka links liegen lassen. Eine dauerhafte Einnahme von L-Tyrosin zum Aufputschen ist dagegen nicht ratsam. Hier sollten Sie besser schauen, was zu Ihrer Erschöpfung führt und Ihren Alltag umorganisieren sowie für mehr Entspannung und eine vitalstoffreiche Ernährung sorgen, damit Sie natürlicherweise energiegeladen und leistungsfähig sind.

Zum Einfluss der Vitalstoffversorgung und auch der Darmflora auf die Denkleistung haben wir bereits in unserem Artikel Steigern Sie die Leistungsfähigkeit Ihres Gehirns berichtet.

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Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel wurde auf Grundlage (zur Zeit der Veröffentlichung) aktueller Studien verfasst und von MedizinerInnen geprüft, darf aber nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung genutzt werden, ersetzt also nicht den Besuch bei Ihrem Arzt. Besprechen Sie daher jede Massnahme (ob aus diesem oder einem anderen unserer Artikel) immer zuerst mit Ihrem Arzt.