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Vitamin A: Wirkung und Anwendung

Vitamin A ist als Augenvitamin bekannt, ist aber auch für die Haut, die Immunabwehr und die Entwicklung wichtig. Hier erfahren Sie, was Vitamin A im Körper bewirkt und wie Sie den Bedarf decken und das Vitamin sicher anwenden können.

Fachärztliche Prüfung: Gert Dorschner
Stand: 21 Juni 2025
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Was ist Vitamin A?

Bei Vitamin A handelt es sich um eine Gruppe fettlöslicher Vitamine, die unter dem Begriff Vitamin A zusammengefasst werden. Vitamin A ist als Augenvitamin bekannt, da es am Sehvorgang beteiligt ist. Das Vitamin ist aber auch für die Hautgesundheit von Bedeutung und ist für das Wachstum, die Entwicklung und das Immunsystem wichtig.

Vitamin A selbst kommt nur in tierischen Lebensmitteln vor. Pflanzliche Lebensmittel enthalten eine Vorstufe von Vitamin A, sogenanntes Provitamin A, das vom Körper in Vitamin A umgewandelt werden kann. Zu Provitamin A gehören Betacarotin und andere Carotinoide. Sie dienen jedoch nicht nur als Vorstufe von Vitamin A, sondern haben auch eine wichtige antioxidative Wirkung.

Verschiedene Formen von Vitamin A

Es gibt verschiedene Formen von Vitamin A. In (tierischen) Lebensmitteln besteht der Vitamin-A-Anteil aus:

  1. 90 - 95 % Retinolester (v. a. Retinylpalmitat)
  2. 5 - 10 % Retinol
  3. Weniger als 1 % Retinal, meist nicht nachweisbar
  4. 0 % Retinsäure

Provitamin A (z. B. Beta-Carotin befindet sich hingegen fast ausschließlich in pflanzlichen Lebensmitteln.

Retinolester

Retinolester dienen als stabile Vitamin-A-Speicherform. Hier ist Vitamin A an eine Fettsäure gebunden. Ein Großteil von Vitamin A wird in Form von Retinylpalmitat in der Leber gespeichert. Hier ist Retinol an die Fettsäure Palmitinsäure gebunden. Vitamin-A-Speicher der Leber können bis zu zwei Jahre vorhalten.

Retinolester sind mit Abstand die häufigste Vitamin-A-Form in tierischen Lebensmitteln, insbesondere in Leber. Sie machen etwa 90–95 % des gesamten Vitamin-A-Gehalts aus.

Retinol

Retinol ist die Transportform von Vitamin A. Das Vitamin wird als Retinol im Blut transportiert. Retinol kann nach Bedarf in alle anderen aktiven Vitamin-A-Formen umgewandelt werden.

Retinol kommt in geringeren Mengen als freies Molekül in tierischen Lebensmitteln vor, typischerweise etwa 5–10 % des gesamten Vitamin-A-Gehalts.

Retinol ist kurzzeitig im Blut vorhanden und kann in Geweben vorübergehend auftreten. Aufgrund seiner Instabilität wird es aber nicht als Speicherform genutzt und ist deshalb auch nur in geringen Mengen in Lebensmitteln enthalten.

Retinal

Retinal ist für die Augen wichtig. Es ist Bestandteil des Sehpigments Rhodopsin, das für das Hell- und Dunkelsehen benötigt wird.

Retinal ist kaum in Lebensmitteln enthalten, meist unterhalb der Nachweisgrenze. Denn Retinal ist eine kurzlebige Zwischenform im Vitamin-A-Stoffwechsel. Es wird im Körper gezielt dort gebildet, wo es benötigt wird (z. B. in der Netzhaut), aber nicht gespeichert oder durch den Körper transportiert.

Retinsäure

Retinsäure fungiert als Hormon, da die Säure an Rezeptoren im Zellkern bindet. Sie ist an der Zellteilung beteiligt und hat wichtige Funktionen in der Embryonalentwicklung und im Immunsystem.

Retinsäure ist nicht in Lebensmitteln enthalten. Denn es handelt sich um ein sehr aktives Signalmolekül, das lokal in Zellen aus Retinol gebildet wird. Es wird weder gespeichert noch transportiert, da es bei Überdosierung toxisch wirken kann.

Provitamin A

Provitamin A ist insbesondere in Pflanzenkost enthalten, also so gut wie nicht in tierischen Lebensmitteln. (Ausnahmen: Kleine Mengen sind in Butter, Milch und Eigelb, wenn die Tiere entsprechend angereichertes Futter erhielten bzw. Weidegang hatten).

Bei Provitamin A handelt es sich um Betacarotin und einige andere Carotinoide (Z. B. Alpha-Carotin und Beta-Cryptoxanthin). Provitamin A kann vom Körper in Retinal umgewandelt werden, das dann zu Retinol oder Retinsäure weiterverarbeitet werden kann - je nach Bedarf.

Carotinoide sind wirkungsvolle Antioxidantien, die oxidativem Stress entgegenwirken und so Entzündungen verringern können. Außerdem können sie das Immunsystem stimulieren und die Zellkommunikation fördern.

Was macht Vitamin A im Körper?

Vitamin A hat viele Aufgaben im Körper (1). Hier sind die wichtigsten beschrieben.

Augen

Vitamin A ist an der Bildung des Sehpigments Rhodopsin in den Stäbchen der Netzhaut beteiligt. Rhodopsin wird für das Hell-Dunkel-Sehen benötigt. Aus diesem Grund führt ein Vitamin-A-Mangel zu Nachtblindheit.

Darüber hinaus ist Vitamin A für die Struktur der Hornhaut und die Produktion von Tränenflüssigkeit wichtig.

Haut und Schleimhäute

Vitamin A hat wichtige Funktionen in der Zellteilung und -differenzierung und ist dadurch für die Hautgesundheit essenziell. Das Vitamin fördert die Regeneration der Haut und kann Verhornungen verringern. Das betrifft nicht nur die äußere Haut, sondern auch innere Schleimhäute wie z. B. im Darm und in den Atemwegen.

Immunabwehr

Vitamin A fördert die Schutzbarriere der Haut und Schleimhäute, die das Eindringen von Krankheitserregern verhindern. Außerdem kann Vitamin A die Aktivität von Immunzellen erhöhen und die Bildung von Antikörpern unterstützen.

Das Vitamin fördert auch ein gesundes Gleichgewicht zwischen bestimmten Immunzellen (T-Helfer-Zellen) und hält Entzündungsreaktionen in Schach.

Entwicklung

Vitamin A spielt eine wichtige Rolle bei der Embryonalentwicklung. Es wird u. a. für die Entwicklung von Lunge, Herz und Nervensystem benötigt.

Anwendung von Vitamin A

Vitamin A kann bei verschiedenen Beschwerden helfen und wird bei diesen auch medizinisch eingesetzt. Oftmals liegen therapeutische Dosen jedoch deutlich über der Tagesdosis, die als sicher gilt. Im Abschnitt zur Nahrungsergänzung von Vitamin A erfahren Sie mehr darüber, welche Dosen sicher sind.

Wenn Sie Vitamin A ohne ärztliche Verordnung einnehmen, sollten Sie unbedingt darauf achten, die empfohlene Tagesdosis nicht zu überschreiten.

Bei Nachtblindheit

Nachtblindheit ist ein frühes Symptom eines Vitamin-A-Mangels. Bereits bei einem leichten Mangel ist das Sehen in der Dunkelheit beeinträchtigt, bei einem ausgeprägten Mangel kommt es zu Nachtblindheit.

Mit hohen Dosen Vitamin A (50.000 IE täglich) lässt sich Nachtblindheit oft innerhalb weniger Wochen rückgängig machen (2). Solch eine hohe Dosis birgt jedoch die Gefahr einer Überdosierung und darf daher nur kurzfristig und in therapeutischer Begleitung genommen werden.

Langfristig lassen sich auch mit sehr moderaten Dosen gute Ergebnisse erzielen. Dies veranschaulicht beispielsweise eine Studie in Nepal, an der 29.000 Frauen im gebärfähigen Alter teilnahmen. Aufgrund eines erhöhten Vitamin-A-Bedarfs in der Schwangerschaft entwickeln schwangere Frauen oft einen Vitamin-A-Mangel.

Die Frauen nahmen über einen Zeitraum von 3 Jahren wöchentlich 7.000 IE RE (2.100 µg RE) ein, entweder in Form von Vitamin A oder Betacarotin. Das entspricht einer täglichen Dosis von 1.000 IE RE (300 µg).

(Zu Retinoläquivalenten (RE) und zur Umrechnung von µg in internationale Einheiten (IE) erfahren Sie mehr im entsprechenden Abschnitt weiter unten).

In der Studie entwickelten 10,7 % der Frauen, die kein Vitamin A supplementierten, in der Schwangerschaft Nachtblindheit. Bei den Frauen, die Vitamin A supplementierten, waren es nur 6,7 %, mit Betacarotin 8,9 % (3).

Bei Akne

Akne ist mit einem Vitamin-A-Mangel assoziiert: Menschen mit Akne weisen einen niedrigeren Vitamin-A-Spiegel (4) auf als Menschen ohne Akne (4).

Bei der Akne-Behandlung kommt häufig das Vitamin-A-Derivat Tretinoin zum Einsatz. Es ist zur äußeren Anwendung als Creme oder für die innere Anwendung in Form von Tabletten erhältlich.

Oral wird Tretinoin meist mit 0,5 – 1 mg pro kg Körpergewicht pro Tag dosiert. Bei einem Körpergewicht von 60 kg sind das 30 – 60 mg. Aufgrund der hohen Dosierung ist Tretinoin verschreibungspflichtig und Frauen im gebärfähigen Alter müssen während der Therapie auf eine sichere Empfängnisverhütung achten.

Mit Vitamin A in Form von Retinol lassen sich ähnliche Ergebnisse erzielen. In einer Studie erhielten 100 Aknepatienten täglich 100.000 IE (30 mg) Vitamin A. Bei 79 Probanden verbesserte sich die Akne. Bei den meisten davon trat die Verbesserung nach ca. drei Monaten ein (5).

Die Wirksamkeit von Vitamin A ist mit der von Tretinoin vergleichbar (6). Auch die Nebenwirkungen sind ähnlich. Zu den häufigsten Nebenwirkungen gehören trockene und irritierte Haut und Schleimhäute. Außerdem wird die Haut lichtempfindlicher, wodurch ein hoher Sonnenschutz notwendig ist. Gelegentlich kann es zu Müdigkeit, Konzentrationsproblemen und Übelkeit kommen.

Auch wenn Vitamin A nicht verschreibungspflichtig ist, dürfen solch hohe Dosen nur in therapeutischer Begleitung genommen werden.

Für Frauen im gebärfähigen Alter sind solche Vitamin-A-Dosen genauso problematisch wie Tretinoin. Auch hier ist eine wirksame Empfängnisverhütung sehr wichtig.

Bei Multipler Sklerose

Multiple Sklerose (MS) ist eine Autoimmunerkrankung, bei der körpereigene Immunzellen die Myelinscheide von Nervenzellen angreifen. Durch den Angriff der Antikörper werden die Nervenzellen geschädigt und es kommt zu Entzündungsreaktionen. Deswegen sind bei Multipler Sklerose Entzündungsmarker wie Interleukine und Interferone erhöht.

Eine tägliche Dosis von 25.000 IE (7.500 µg) über einen Zeitraum von 6 Monaten kann die Genexpression der entzündungsfördernden Marker IL-17, IFN-gamma und T-bet signifikant senken (7) und die der entzündungshemmenden Marker TGF-beta und FOXP3 erhöhen (7).

Dies führt auch zu Verbesserungen klinischer Symptome. In einer Studie mit 101 MS-Patienten konnten 25.000 IE täglich innerhalb von 6 Monaten Erschöpfung und Depressionen im Vergleich zur Placebogruppe signifikant lindern (8).

Vitamin A bessert Aufnahme von Vitamin D

Vitamin A kann die Aufnahme bzw. Bioverfügbarkeit von Vitamin D verbessern. Wenn Sie daher Vitamin D einnehmen, denken Sie auch an eine gute Vitamin-A-Versorgung. Details lesen Sie in unserem Artikel Vitamin D braucht Vitamin A.

Umrechnung von Provitamin A in Vitamin A

Da es verschiedene Formen von Vitamin A gibt, wird der Vitamin-A-Gehalt von Lebensmitteln und Nahrungsergänzungsmitteln oft als Retinoläquivalent (RE) oder Retinolaktivitätsäquivalent (RAE) wiedergegeben. Dies ist vor allem bei Betacarotin und anderen Carotinoiden hilfreich.

Neben Betacarotin können noch Alpha- und Beta-Cryptoxanthin in Vitamin A umgewandelt werden, allerdings ist die Umwandlungsrate geringer als bei Betacarotin. Die Carotinoide Lutein, Zeaxanthin und Lycopin können nicht in Vitamin A umgewandelt werden.

Das RE gibt die maximale, theoretisch mögliche Umwandlung an. Beim RAE wird berücksichtigt, dass Wechselwirkungen zwischen Carotinoiden und Nahrungsmittelinhaltsstoffen die Umwandlung von Provitamin A in Vitamin A verringern können. Dadurch entspricht das RAE eher der tatsächlichen Umwandlung im Rahmen der Nahrungsverwertung.

Retinoläquivalent-Berechnung

Das Retinoläquivalent wird manchmal in µg oder mg (1.000 µg = 1 mg) oder auch in internationalen Einheiten (IE) angegeben. Das kann verwirrend sein.

Hier finden Sie einige nützliche Gleichungen, die die Interpretation von Angaben und die Umrechnung erleichtern:

1 µg RE = 1 µg Retinol = 3,33 IE Retinol = 6 µg Beta-Carotin = 12 µg andere Provitamin-A-Carotinoide

1.000 IE Retinol = 300 µg RE = 300 µg Retinol = 1.800 µg Betacarotin = 3.600 µg andere Provitamin-A-Carotinoide

1.000 µg Betacarotin = 2.000 µg andere Provitamin-A-Carotinoide = 167 µg RE = 167 µg Retinol = 556 IE Retinol

Retinolaktivitätsäquivalent-Berechnung

Folgende Gleichung kann bei der Berechnung vom RAE helfen:

1 µg RAE = 1 µg Retinol = 3,33 IE Retinol = 12 µg Betacarotin = 24 µg andere Provitamin-A-Carotinoide

Der Tagesbedarf

Kinder und Jugendliche benötigen laut Deutscher Gesundheit für Ernährung (DGE) je nach Alter und Geschlecht täglich 300 bis 950 µg RAE (9). Erwachsene Frauen benötigen täglich 700 µg RAE. Männer unter 65 Jahren benötigen täglich 850 µg RAE und über einem Alter von 65 800 µg RAE.

Schwangere und stillende Frauen haben einen erhöhten Bedarf. Schwangere benötigen täglich 800 µg RAE und Stillende sogar 1.300 µg RAE.

Wird der Tagesbedarf gedeckt?

Der Vitamin-A-Tagesbedarf lässt sich über eine ausgewogene Ernährung in der Regel gut decken. Laut der Nationalen Verzehrsstudie II nehmen Männer im Schnitt 1.800 µg RE zu sich und Frauen 1.500 µg RE (10).

Ein guter Teil davon stammt aus Betacarotin. Männer nehmen im Schnitt 4.300 µg Betacarotin zu sich (716 µg RE), Frauen 4.400 µg (733 µg RE).

Lebensmittel mit Vitamin A

Vitamin A kommt nur in tierischen Lebensmitteln vor, pflanzliche Lebensmittel enthalten Provitamin A in Form von Betacarotin und anderen Carotinoiden.

Tierische Lebensmittel wie Leber, Eigelb, Fisch und Milchprodukte gelten als gute Quellen für Vitamin A. Die folgende Tabelle zeigt den Vitamin-A-Gehalt einiger solcher Lebensmittel (11):

Lebensmittel (100 g) Retinoläquivalent
Lebertran 30.000 µg
Rinderleber 17.900 µg
Eigelb 886 µg
Aal 702 µg
Butter 653 µg
Camembert 362 µg
Schlagsahne, 30 % Fett 360 µg

Viele Obst- und Gemüsesorten sind reich an Betacarotin. Diese erkennt man oft an der orange-roten Färbung. Bei grünem Blattgemüse wird der orange Farbstoff durch das grüne Chlorophyll überdeckt.

Hier ist eine Auswahl betacarotinreicher pflanzlicher Lebensmittel (11):

Lebensmittel (100 g) Betacarotin Retinoläquivalent (RE) Retinolaktivitätsäquivalent (RAE)
Palmöl 26.015 µg 4.336 µg 2.168 µg
Möhren, frisch 9.820 µg 1.637 µg 818 µg
Süßkartoffeln 7.887 µg 1.314 µg 657 µg
Grünkohl, frisch 5.169 µg 862 µg 431 µg
Honigmelone 4.700 µg 783 µg 392 µg
Spinat, frisch 4.687 µg 781 µg 391 µg
Feldsalat 3.900 µg 650 µg 325 µg
Sojaöl 3.500 µg 583 µg 292 µg
Chicoree 3.430 µg 572 µg 286 µg

Vitamin-A-Mangel: Symptome und Ursachen

Vitamin A-Mangel ist in Industrienationen selten, da der Bedarf in der Regel über die Nahrung gedeckt wird. Unter bestimmten Umständen kann es aber dennoch zu einem Mangel kommen.

Ursachen eines Mangels

Zu einem Mangel kommt es, wenn entweder nicht genügend Vitamin A und Vitamin-A-Vorstufen über die Ernährung zugeführt werden oder die Umwandlung von Betacarotin in Vitamin A gestört ist. Auch Probleme bei der Vitamin-A-Aufnahme können einen Mangel begünstigen.

Verringerte Aufnahme

Bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa wird Vitamin A oft nicht gut aufgenommen, wodurch ein erhöhtes Risiko eines Mangels besteht (12). Dies ist auch bei Zöliakie der Fall.

Auch eine Insuffizienz der Bauchspeicheldrüse kann einen Vitamin-A-Mangel begünstigen (13), da die Bauchspeicheldrüse Enzyme produziert, die für die Fettverdauung benötigt werden. Da Vitamin A fettlöslich ist, wird es bei Störungen in der Fettverdauung nicht mehr so gut aufgenommen.

Schlechte Umwandlung von Betacarotin zu Retinol

Die Fähigkeit, Betacarotin in Retinol umzuwandeln, ist sehr variabel. Manche Menschen können aus einer gegebenen Menge Betacarotin 8-mal so viel Vitamin A herstellen wie andere.

Dies ist auf Variationen im BCMO1-Enzym zurückzuführen, das für die Umwandlung benötigt wird. Es gibt zwei häufige Genvarianten, die zu einer verringerten Aktivität des Enzyms führen. Die eine Variante ist in der europäischen Population mit 44 % vertreten, die andere mit 62 %. Ca. 24 % tragen beide Mutationen, in diesem Fall ist die Umwandlung von Betacarotin zu Retinol um 69 % verringert (14).

Mit diesen beiden Mutationen ist es sehr schwer, den Vitamin-A-Bedarf mit Carotinoiden zu decken. Bei unzureichender Zufuhr von aktivem Vitamin A besteht das Risiko, im Laufe der Zeit einen Vitamin-A-Mangel zu entwickeln.

Symptome

Ein Mangel an Vitamin A äußert sich durch folgende Symptome (15):

Nachtblindheit (bei extremem Mangel sogar Blindheit), stumpfes Haar, erhöhte Infektanfälligkeit (Atemwegsinfekte), trockene Haut, Wachstumsstörungen bei Kindern, verminderte Fruchtbarkeit bis hin zur Unfruchtbarkeit (Männer und Frauen), Blutarmut und Eisenmangel.

Vitamin A messen

Es ist nicht einfach, den Vitamin-A-Spiegel zu überprüfen. Da es keine alltagstaugliche Messmethode gibt, die aussagekräftige Ergebnisse liefert, zumindest nicht wenn man einen latenten Mangel rechtzeitig erkennen möchte, um gegenzusteuern.

Die nachfolgend vorgestellte Messung zeigt erst einen Mangel an, wenn dieser schon deutlich ausgeprägt ist.

Messung von Retinol im Serum

Bei dieser Messung wird das Retinol im Serum bestimmt (Retinol = Transportform von Vitamin A im Blut).

Da 90 % des Vitamin A in der Leber gespeichert werden, sind die Werte im Serum jedoch nur bedingt aussagekräftig. Sie sind in der Regel erst auffällig, wenn sich die Speicher dem Ende zuneigen. Bis es so weit ist, werden die Speicher immer weiter geleert, um den Serumspiegel relativ identisch zu halten.

Erst bei schwerem Mangel fällt daher der Serum-Wert ab, so dass latente Mängel mit diesem Wert nicht festgestellt werden können. Selbst bei Nachtblindheit durch einen Vitamin-A-Mangel können die Serumwerte noch in Ordnung sein.

Daher sind auch die im Handel erhältlichen Vitamin-A-Heimtests nicht sehr hilfreich.

  1. Normalwert: 1,05 – 2,8 µmol/l
  2. Hinweis auf Vitamin-A-Mangel: unter 0,7 µmol/l
  3. Hinweis auf Überversorgung: über 2,8 µmol/l (z. B. bei Einnahme von Nahrungsergänzungen oder wenn jemand zu viel Leber isst, zu viel Lebertran einnimmt).

Messung von RBP

Zuverlässiger wäre die Messung des Retinol-Binding-Proteins (RBP), einem Protein, das in der Leber gebildet wird, Retinol bindet und transportiert. Bei einem Vitamin A-Mangel wird von der Leber vermehrt ungebundenes RBP freigesetzt (16).

Je höher somit das ungebundene RBP, umso stärker der Vitamin-A-Mangel. Nur wird die Messung des RBP im Praxisalltag unseres Wissens nicht angeboten, sondern kommt eher in Studien zum Einsatz.

Vitamin A als Nahrungsergänzungsmittel

Vitamin A ist als Nahrungsergänzungsmittel weit verbreitet. Häufig findet man es in Multivitaminpräparaten, es gibt Vitamin A aber auch als Einzelpräparat. Hier erfahren Sie, was sie bei einer Nahrungsergänzung mit Vitamin A beachten sollten.

Dosierung

Die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat für Vitamin A eine sichere tägliche Obergrenze (17) von 3.000 µg (3 mg) festgelegt (17). Damit ist die Gesamtzufuhr, also Vitamin A aus der Nahrung und gegebenenfalls aus Nahrungsergänzungsmitteln gemeint.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) leitet daraus ab, dass bis zu 400 µg Vitamin A in Form von Nahrungsergänzungsmitteln zugeführt werden können (18). Einzelne Präparate sollten laut BfR jedoch pro empfohlener Tagesdosis nur 200 µg Vitamin A enthalten.

Mit dieser niedrigen Dosis will man möglichen Überdosierungen zuvorkommen, z. B. wenn manche Leute mehrere Nahrungsergänzungen einnehmen und jedes enthält Vitamin A oder auch wenn man versehentlich zu viel von einem Präparat einnimmt.

Einnahme

Da Vitamin A fettlöslich ist, wird es mit einer fetthaltigen Mahlzeit besser aufgenommen. Es gibt zwar auch Vitamin-A-Tropfen, bei denen Vitamin A bereits in Öl gelöst ist, doch ist es dennoch sinnvoller, auch diese Tropfen mit einer Mahlzeit zu nehmen, die noch etwas Fett enthält.

Die Tageszeit spielt bei der Einnahme von Vitamin A keine Rolle.

Vitamin A-Überdosierung

Vitamin A ist in hohen Dosen toxisch. Es ist daher wichtig, eine Überdosierung zu vermeiden.

Bei einer akuten Überdosierung von 100 mg Retinol oder mehr innerhalb kurzer Zeit kann es zu Schwindel, Übelkeit, verschwommenem Sehen, Kopfschmerzen und Müdigkeit kommen.

Bei 14 mg Retinol pro Tag über mehrere Monate hinweg kommt es zu einer chronischen Überdosierung. Sie äußert sich durch erhöhte Infektanfälligkeit, Haarausfall, verringerte Knochendichte, Erbrechen, trockener Haut und Geruchsstörungen.

Beim Ungeborenen kann es zu Missbildungen kommen. Darüber erfahren Sie mehr im folgenden Abschnitt über Vitamin A in der Schwangerschaft.

Vorsicht in der Schwangerschaft

Vitamin A ist einerseits in der Schwangerschaft sehr wichtig, da das Vitamin eine bedeutende Rolle bei der Entwicklung spielt. Andererseits wirkt zu viel Vitamin A aber auch teratogen (fruchtschädigend) und kann beim Ungeborenen Fehlbildungen verursachen. Deswegen sollte man mit Vitamin A in der Schwangerschaft besonders vorsichtig sein und eine Überdosierung unbedingt vermeiden.

Eine tägliche Dosis von 3.000 µg (3 mg) RE gilt auch für Schwangere als sicher. Dabei sollte berücksichtig werden, dass im Schnitt ca. 1.500 µg RE über die Nahrung zugeführt werden. Leber sollten Schwangere aufgrund des hohen Vitamin-A-Gehalts meiden.

Nahrungsergänzungsmittel mit Vitamin A sollten in der Schwangerschaft nur nach Absprache mit dem Arzt eingenommen werden. Präparate mit Betacarotin können hingegen bedenkenlos genommen werden.

Betacarotin als Alternative

Da bei Vitamin A die Gefahr einer Überdosierung besteht, bietet sich Betacarotin als Alternative an. Betacarotin wird nach Bedarf in Vitamin A umgewandelt, wodurch keine akute Gefahr der Überdosierung besteht.

Dies ist vor allem für schwangere Frauen relevant, da zu viel Vitamin A in der Schwangerschaft sehr gefährlich sein kann. Ein Vitamin-A-Mangel ist in der Schwangerschaft jedoch ebenfalls gefährlich.

Da es bei der Umwandlung von Carotinoiden in Vitamin A große genetisch bedingte Unterschiede gibt, kann eine Nahrungsergänzung mit Betacarotin die Versorgung mit Vitamin A nicht immer sicherstellen. Es ist auch nicht üblich zu testen, welche Varianten des BCMO1-Enzyms vorliegen, sodass Personen, die Carotinoide nur schlecht umwandeln können, davon meist nichts wissen.

Außerdem kann Betacarotin bei Rauchern und Personen, die berufsbedingt mit Asbest arbeiten, das Risiko für Lungenkrebs erhöhen. Darüber haben wir in einem separaten Beitrag berichtet, den Sie unterhalb dieses Artikels finden (Verursacht Betacarotin Lungenkrebs?).

Aus diesem Grund legt das BfR für Betacarotin bei Nahrungsergänzungsmitteln eine Obergrenze von 3,5 mg (3.500 µg) als tägliche Dosierungsempfehlung fest (19). Dies entspricht 583 µg RE oder 292 µg RAE, bzw. 1.941 IE RE. oder 972 IE RAE.

Vitamin A kaufen – worauf achten?

Beim Kauf von Vitamin A sollten Sie darauf achten, dass das Präparat keine unnötigen Zusatzstoffe enthält. Vitamin A gibt es als Kapseln oder Tropfen. Da Vitamin A fettlöslich ist, bieten sich in Öl gelöste Tropfen an. Hochwertige Tropfen enthalten nur Vitamin A (in der Regel als Retinylpalmitat) und Öl, zum Beispiel MCT- oder Kokosöl.

Beachten Sie, dass bei vielen Präparate die empfohlene Tagesdosis des BfR überschritten wird. Sie können die Dosis verringern, indem Sie das jeweilige Präparat nicht täglich nehmen. Auch eine kurweise, also nicht dauerhafte Einnahme verhindert Überschüsse.

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Fazit: Zu viel und zu wenig Vitamin A ist nicht gut

Vitamin A ist ein essenzieller Nährstoff, der viele wichtige Funktionen hat und der nicht zu kurz kommen darf. Leider besteht bei Vitamin A aber auch eine Gefahr der Überdosierung, wodurch Vitamin A insbesondere in der Schwangerschaft gefährlich sein kann.

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Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel wurde auf Grundlage (zur Zeit der Veröffentlichung) aktueller Studien verfasst und von MedizinerInnen geprüft, darf aber nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung genutzt werden, ersetzt also nicht den Besuch bei Ihrem Arzt. Besprechen Sie daher jede Massnahme (ob aus diesem oder einem anderen unserer Artikel) immer zuerst mit Ihrem Arzt.

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