LIFE-Ernährung bei arzneimittelresistenter Migräne
Migräne steht (nach Rückenschmerzen) an Platz 2 auf der Liste jener Beschwerden, die am häufigsten zu Krankmeldungen führen ( 1 ). Die Therapiemöglichkeiten der Schulmedizin sind bei dieser Erkrankung begrenzt, und immer wieder kommt es vor, dass Medikamente keine Linderung mehr bringen.
Genauso erging es einem 60-jährigen Mann, der 12 Jahre lang an schwerer Migräne litt, die schliesslich mit 18 bis 24 Attacken pro Monat chronisch wurde. Nach einem halben Jahr in diesem belastenden Zustand suchte er Dr. David M. Dunaief auf – ein US-amerikanischer Internist, der sich auf Präventions- und Ernährungsmedizin spezialisiert hat. Mit Hilfe der sog. LIFE-Ernährung, Sport und Stressmanagement therapiert er chronische Erkrankungen. Dr. Dunaief praktiziert in Long Island und Brooklyn (New York/USA) ( 4 ).
Migräne: episodisch oder chronisch
Bei Migräne unterscheidet man zwischen einer episodischen und einer chronischen Version. Bei der episodischen Form kommt es an weniger als 15 Tagen pro Monat zu einer Attacke. Hat man hingegen an mehr als 15 Tagen pro Monat Beschwerden und das auch noch für länger als 3 Monate, dann spricht man von der chronischen Form.
Eine entsprechende Attacke kann zwischen 4 und 72 Stunden lang dauern und besteht aus starken Kopfschmerzen mit einer Überempfindlichkeit gegen Licht, Geräusche und Gerüche. Auch Übelkeit kann dazu kommen. Nach einer Attacke ist man meist sehr müde, kann sich nur schwer konzentrieren und erträgt laute Geräusche nicht gut.
Über die Ernährung kann eine Migräne stark beeinflusst werden. Dabei geht es nicht nur um das Vermeiden von Triggern (Koffein, Alkohol, Glutamat etc.). Auch eine komplette Ernährungsumstellung kann die Erkrankung so beeinflussen, dass es seltener zu Attacken kommt, z. B. die Low-Glyx-Ernährung (Ernährung mit niedrigem glykämischen Index), die fettarme Ernährung oder auch die ketogene Ernährung.
Das LIFE-Konzept: Das steht auf dem Speiseplan
Der Patient hatte zuvor die üblichen Medikamente erhalten und ausserdem sämtliche ihm bekannten Migräne-Trigger aus seiner Ernährung gestrichen. Auch ernährte er sich bereits pflanzenbasiert und übte sich in Entspannungstechniken (Meditation und Yoga). Dennoch liess die Kopfschmerzerkrankung nicht nach.
Frei von entzündungsfördernden Lebensmitteln
Dr. Dunaief empfahl ihm die LIFE-Ernährung. LIFE steht für Low Inflammatory Foods Everyday steht (Deutsch: Geringfügig Entzündliche Lebensmittel jeden Tag). Diese Form der Ernährung ist vollwertig, pflanzenbasiert (kein oder nur wenig Fleisch und keine oder nur wenige Milchprodukte), frei von isolierten Kohlenhydraten (Zucker, Weissmehl etc.), frei von Ölen und damit annähernd frei von entzündungsfördernden Lebensmitteln. Auch stärkereiche Gemüse (Kartoffeln, Yucca, Mais) und Vollkornprodukte werden reduziert.
Viel grünes Blattgemüse
Stattdessen wird besonders viel dunkelgrünes Blattgemüse verzehrt. Denn dieses ist – so Dr. Dunaief – reich an Vitaminen, Mineralstoffen und antioxidativ wirksamen Pflanzenstoffen (z. B. Carotinoiden, wie Betacarotin). Man isst bei der LIFE-Diet daher täglich 150 g grüne Blattgemüse in Form von Salat oder Gemüse.
Täglich ein grüner Smoothie
Eine wunderbare – weil einfache und zugleich köstliche – Methode, um möglichst viel grünes Blattgemüse zu sich zu nehmen, ist der grüne Smoothie. Auch werden die Pflanzenstoffe viel besser aufgenommen, wenn das Blattgemüse fein püriert ist (um 86 Prozent besser im Vergleich zu Salaten). Zum LIFE-Konzept gehört deshalb auch ein spezielles Smoothie-Rezept, der LIFE-Smoothie.
Der LIFE-Smoothie: Das Rezept
In der LIFE-Ernährung trinkt man täglich 32 oz des LIFE-Smoothies, was knapp 950 ml entspricht. Die Rezeptur des LIFE-Smoothies sieht so aus:
- 400 g Blaubeeren
- 120 ml ungesüsste Soja- oder Mandelmilch
- 120 ml Wasser
- 225 g Spinat oder Kale (Grünkohl) oder Baby Pak Choi
- ½ Banane
- 1 EL Kakaopulver ungesüsst
- 1 EL gemahlene Leinsamen
Alles wird im Mixer gründlich gemixt und langsam anstatt einer Mahlzeit oder auch als Zwischenmahlzeit getrunken.
Hier spricht Dr. Dunaief über die LIFE-Ernährung und ihre Vorteile:
Zwei Monate mit LIFE-Ernährung: Migräne fast weg
Nach wenigen Wochen mit dieser Ernährung, erlebte der Patient eine starke Verbesserung seiner zuvor noch schweren Attacken. Zwei Monate nach seiner Ernährungsumstellung kam es nur noch 1-mal im Monat zu einer Attacke. Davor hatte der Mann – Sie erinnern sich – zwischen 18 und 24 Attacken pro Monat.
„Dieser Patient hatte vor seiner Ernährungsumstellung fast täglich schlimme Migräneattacken und war daher nicht mehr in Lage, ein normales Leben zu führen. Nach zwei Monaten mit der neuen Ernährung setzte er sogar seine Medikamente ab. Nach drei Monaten hatte er überhaupt keine Anfälle mehr“, berichtete Dr. Dunaief – ein Ergebnis, das das Ziel schulmedizinischer Medikamente bei weitem übertrifft. Deren Ziel lautet, die Häufigkeit der Attacken pro Monat um 50 Prozent zu reduzieren.
Die LIFE-Ernährung: Therapieoption bei Migräne
Ab dem vierten bis zum sechsten Monat probierte der Mann wieder verschiedene Lebensmittel und Getränke aus, die nicht zur LIFE-Ernährung gehörten. Er stellte fest, dass z. B. Lachs, Eistee, Eier und weitere Lebensmittel aus seiner früheren Ernährung Migräneattacken auslösten, allerdings blieben sie so schwach, dass er sie mit Aspirin in den Griff bekommen konnte.
Warum die LIFE-Ernährung so gut wirkt
Die Forscher glauben, dass ein wichtiger Vitalstoff in der LIFE-Ernährung das Betacarotin (bzw. die Gruppe der Carotinoide) darstellt, das in besonders grossen Mengen im grünen Blattgemüse enthalten ist. Carotinoide gelten als entzündungshemmende Pflanzenstoffe, die systemische Entzündungen und oxidativen Stress lindern können, was beides auch eine Migräne charakterisiert ( 7 ) ( 8 ).
Allerdings hatte der Mann schon zuvor eine pflanzenbasierte Ernährung praktiziert, die auch reich an Betacarotin war, denn er hatte täglich Süsskartoffeln gegessen, die doppelt so viel Betacarotin wie Spinat und mindestens genauso viel wie Karotten enthalten. Dennoch litt er an starker Migräne.
Grüne Blattgemüse besser als stärkereiche Gemüse
Dr. Dunaief glaubt, dass stärkereiche carotinoidreiche Lebensmittel – wie die Süsskartoffel – keinen Effekt hätten, sondern insbesondere grüne Blattgemüse. Auch sollte man keinesfalls Betacarotin als Nahrungsergänzung einnehmen, da dieses bei manchen Personengruppen auch Nachteile haben könnte, z. B. bei Rauchern das Risiko für Lungenkrebs erhöhen könnte.
Dr. Dunaief vermutet, dass die heilenden Eigenschaften der LIFE-Ernährung in der grossen Menge und Vielfalt an Pflanzenstoffen liegen, also nicht nur am Betacarotin allein. Die LIFE-Diet hingegen ist eine sichere und nährstoffreichreiche Möglichkeit, eine Migräne und andere chronische Erkrankungen zu behandeln. Der Fallbericht des Mannes erschien im November 2021 im Fachmagazin BMJ Case Reports ( 2 ) ( 3 ).
LIFE-Ernährung senkt Entzündungswerte
Wie gut die LIFE-Ernährung teilweise schon nach 7 Tagen die Entzündungswerte (CRP-Wert) senken und so chronisch entzündliche Krankheiten positiv beeinflussen kann, wurde schon in zwei Studien untersucht ( 6 ) ( 5 ), die wir hier näher vorstellen: LIFE-Ernährung senkt Entzündungswerte