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Ketogene Ernährung: Bei diesem Gesundheitsproblem nicht ratsam

Die strenge ketogene Diät gilt bei manchen Beschwerden als heilsame Ernährungsform, etwa bei Epilepsie. Bei bestimmten anderen Krankheiten aber scheint die ketogene Diät die Beschwerden verschlimmern zu können.

Aktualisiert: 13 Februar 2024

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Ketogene Ernährung ist nicht bei jeder Krankheit sinnvoll

Bei der ketogenen Diät wird ein Grossteil der täglich erforderlichen Kalorien in Form von Fetten verzehrt (75 bis 90 Prozent), ein gemässigter Teil in Form von Proteinen (so viel, wie zur Proteinbedarfsdeckung erforderlich ist) und nur ein sehr kleiner Teil in Form von Kohlenhydraten (5 bis 10 Prozent bzw. maximal 50 g Kohlenhydrate).

Wenn Fett also ein so wichtiger Nährstoff bei der ketogenen Diät ist, dann ist es natürlich enorm wichtig, die richtigen, also qualitativ hochwertigen Fette zu wählen – besonders dann, wenn man die ketogene Diät als Heilkost bei bestimmten Krankheiten einsetzen möchte.

Bei Hauterkrankungen wie der Psoriasis (Schuppenflechte) wirken sich Fette – je nach Art des Fettes – auf die Krankheit ganz unterschiedlich aus (zumindest bei Mäusen), so eine Studie, die im Oktober 2019 im Journal of Investigative Dermatology veröffentlicht wurde ( 1 ) ( 2 ).

Studie: Ketogene Ernährung verschlimmert Hautbild

Erstaunlicherweise verschlimmerten ausgerechneten jene Fette das Hautbild, die im Allgemeinen als besonders gesund gelten, wie die mittelkettigen Fettsäuren aus Kokosöl, besonders wenn man sie mit Omega-3-Fettsäuren aus Fischöl oder auch aus pflanzlichen Quellen wie Nüssen und Samen kombinierte.

„Unsere Studie hilft uns, besser die möglichen Auswirkungen einer ketogenen Diät auf entzündliche Hauterkrankungen zu verstehen. Auch wissen wir jetzt, wie wichtig es hierbei ist, auf die Wahl der richtigen Fette zu achten“, erklärte Wissenschaftlerin Barbara Kofler von der Paracelsus Medical University, Salzburg.

„Wir stellten fest, dass eine ausgewogene ketogene Ernährung, die vorwiegend Fette mit langkettigen Fettsäuren enthält (wie z. B. Olivenöl, Sojaöl, Fisch, Nüsse, Avocado und Fleisch ) die entzündlichen Hautprozesse immerhin nicht noch weiter förderte.

Ketogene Diäten mit grossen Mengen mittelkettiger Fettsäuren kombiniert mit Omega-3-Fettsäuren sollten bei entzündlichen Hauterkrankungen daher nicht praktiziert werden, da sie die Entzündungsprozesse verschlimmern könnten.“

Was passiert im Körper beim Verzehr der falschen Fette?

Roland Lang, Wissenschaftler an der dermatologischen Fakultät der Paracelsus Medical University in Salzburg erklärte:

„Nimmt man im Rahmen einer ketogenen Ernährung grössere Mengen mittelkettiger Fette (MCT-Fette) zu sich, führt dies nicht nur zu einer Erhöhung der entzündungsfördernden Botenstoffe (Zytokine), sondern auch zu einer Ansammlung sog. neutrophiler Granulozyten in der Haut, was zu einem schlechteren Hautbild bei den Mäusen führte.

Neutrophile Granulozyten gehören zu den weissen Blutkörperchen. Es handelt sich um spezialisierte Immunzellen, die Rezeptoren für mittelkettige Fettsäuren ausbilden können, was bedeutet, dass sie von mittelkettigen Fettsäuren aktiviert werden und es so zu entzündlichen Abwehrreaktionen kommen kann.

Da eine erhöhte Aktivität der neutrophilen Granulozyten auch mit anderen Autoimmunerkrankungen in Verbindung steht, also nicht nur mit der Psoriasis, sondern auch mit z. B. dem Lupus erythematodes oder der rheumatoiden Arthritis, sollte man nach Möglichkeit Faktoren meiden, die diese Aktivität der neutrophilen Granulozyten noch weiter anheizen. Andernfalls könnten sich unter Umständen weitere Autoimmunerkrankungen entwickeln.

Ketogene Ernährung immer beliebter

Ketogene Ernährungsformen werden immer beliebter, einerseits weil man hofft, manche Krankheiten damit zu besiegen, andererseits aber auch weil immer wieder behauptet wird, man könne damit so wunderbar abnehmen. Besonders entzündliche Krankheiten sollen mit ketogenen Ernährungsformen angegangen werden können.

Da gerade die mittelkettigen Fettsäuren und auch Omega-3-Fettsäuren im Allgemeinen als entzündungshemmend beworben werden, verwenden viele Menschen gerade letztere als Nahrungsergänzungsmittel (z. B. in Form von Fischölkapseln).

Wer sich ketogen ernährt, wird diese Fette u. U. jedoch in noch viel höheren Mengen konsumieren, was laut obiger Studie also nicht ratsam sein könnte, wenn man an entzündlichen Hautproblemen leidet.

Fett- und kohlenhydratreiche Ernährungsformen wirken entzündungsfördernd

Frühere Studien zeigten bereits, dass Ernährungsformen, die gleichzeitig fettreich und kohlenhydratreich sind, das Fortschreiten einer Psoriasis und auch das spontane Auftreten von Hautentzündungen fördern können.

Die Wissenschaftler obiger Studie vermuteten nun, dass die Kohlenhydrate das Problem waren und dass sich eine ketogene Ernährung, die zwar fettreich, aber kohlenhydratarm ist, bei Entzündungen positiv auswirken müsse. Auch dachten sie, dass es sinnvoll sei, langkettige Fette wenigstens teilweise gegen mittelkettige Fette und gegen Omega-3-Fettsäuren auszutauschen, um den entzündungshemmenden Effekt einer kohlenhydratarmen Ernährung noch zu verstärken.

Ketogene Ernährung: Bei Psoriasis besser nicht

Das aber war nicht der Fall. Die Entzündung verstärkte sich unter dieser Form der ketogenen Ernährung. Bei einer ketogenen Ernährung auf Basis von langkettigen Fetten verschlechterte sich die Entzündung hingegen wenigstens nicht.

In vorgestellter Studie betrug der Fettgehalt der ketogenen Mäusenahrung 77 Prozent, was von den Forschern als extrem hoch eingestuft wurde, bei einer echten ketogenen Ernährung aber durchaus üblich ist. Dr. Kofler rät: „Die meisten Menschen, die sich ketogen ernähren, müssen sich keine Sorgen um unerwünschte entzündliche Hautreaktionen machen. Wer jedoch bereits an einer Psoriasis leidet, sollte eine ketogene Ernährung eher nicht praktizieren.“

  1. Einen beispielhaften Ernährungsplan bei Psoriasis (mit einer pflanzenbasierten Ernährung), finden Sie hier: Ernährung bei Psoriasis

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Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel wurde auf Grundlage (zur Zeit der Veröffentlichung) aktueller Studien verfasst und von MedizinerInnen geprüft, darf aber nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung genutzt werden, ersetzt also nicht den Besuch bei Ihrem Arzt. Besprechen Sie daher jede Massnahme (ob aus diesem oder einem anderen unserer Artikel) immer zuerst mit Ihrem Arzt.