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  • Junges Mädchen mit einem Handy
3 min

Zu frühe Pubertät durch häufigen Smartphone-Gebrauch

Der häufige Gebrauch von Smartphone und Tablet kann die Gesundheit auf ganz unterschiedliche Weise beeinträchtigen, z. B. Fettleibigkeit begünstigen oder auch zu Schlafstörungen und Nackenschmerzen führen. Eine weitere Folge des ständigen Hantierens mit dem Smartphone ist bei Kindern eine frühe Pubertät, stellten Forscher nun fest.

Aktualisiert: 22 April 2024

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Blaulicht aus Smartphones bringt Hormone durcheinander

Schon in einer Studie von 2017 ergab sich, dass der häufige Smartphone-Gebrauch die Gehirnleistung schrumpfen und die Konzentrationsfähigkeit sinken lässt. Im Sommer 2022 zeigte eine weitere Untersuchung, dass das ständige Schauen auf Bildschirme den Alterungsprozess zu beschleunigen scheint ( 2 ).

Das bildschirmtypische Blaulicht kann bei häufigem Konsum von Smartphones, Tablets und Laptops aber auch den Hormonhaushalt beeinflussen und bei Kindern auf diese Weise das Risiko einer verfrühten Pubertät erhöhen, teilten Forscher beim 60. Jahrestreffen der Europäischen Gesellschaft für pädiatrische Endokrinologie im September 2022 mit ( 1 ).

Je mehr Blaulicht, umso früher die Pubertät

In einer Studie mit Ratten hatte sich gezeigt, dass die weiblichen Tiere umso früher in die Pubertät kamen, je länger sie pro Tag dem blauen Licht ausgesetzt waren. Ihr Melatoninspiegel sank, während gleichzeitig der Spiegel mancher Fortpflanzungshormone stieg und ausserdem physiologische Veränderungen an den Eierstöcken beobachtet werden konnten.

Aus früheren Untersuchungen weiss man bereits, dass das Blaulicht von Handy- oder Tablet-Bildschirmen bei Kindern (und auch bei Erwachsenen) zu Schlafstörungen führen kann. Beides hängt eng miteinander zusammen: Die blaulichtbedingten Schlafstörungen und die ebenfalls blaulichtbedingte zu früh einsetzende Pubertät. Das Hormon Melatonin scheint hier ein Schlüsselelement zu sein.

Schlafhormon Melatonin schützt vor zu früher Pubertät

Durch das Blaulicht gerät die innere Uhr des Menschen aus dem Gleichgewicht. Das Licht hemmt die abendliche Bildung von Melatonin, dem Schlafhormon, das den Körper zur Ruhe kommen und ihn müde werden lässt. Schlafstörungen entstehen.

Gerade in der Phase vor der Pubertät ist der Melatoninspiegel bei Kindern normalerweise noch deutlich höher als dann später in der Pubertät. Man vermutet, dass der hohe Melatoninspiegel nicht nur am Tag-Nacht-Rhythmus beteiligt ist, sondern auch vor einer zu frühen Pubertät schützt.

In den letzten Jahren berichteten einige Studien von einer früher einsetzenden Pubertät bei Mädchen – besonders in den beiden Pandemie-Jahren. Aufgrund von Lockdowns verbrachten viele Menschen bekanntlich deutlich mehr Zeit vor Bildschirmen als je zuvor, so dass auch dies auf den genannten Zusammenhang hindeuten könnte.

Doch gibt es natürlich auch noch andere mögliche Ursachen für eine zu früh einsetzende Pubertät (vor dem 8. Lebensjahr), z. B. Chemikalien, mit denen Kinder immer häufiger in Kontakt gelangen.

Blaulicht: Zellschäden und Entzündungen in den Eierstöcken

In der eingangs erwähnten Rattenstudie hatte ein Team um Dr. Aylin Kilinç Uğurlu (Ankara/Türkei) die Tiere in drei Gruppen eingeteilt. Eine Gruppe lebte mit einem normalen Tag-Nacht-Zyklus mit natürlichem Licht, eine andere Gruppe wurde 6 Stunden, eine dritte Gruppe 12 Stunden blauem Licht ausgesetzt.

Die ersten Anzeichen einer zu frühen Pubertät zeigte sich insbesondere in den beiden Blaulichtgruppen, wobei die Pubertät umso früher eintrat, je länger die Blaulichtzeit war. Diese Tiere hatten einen zu niedrigen Melatoninspiegel, während die Spiegel des Estradiols und des luteinisierenden Hormons erhöht waren.

Auch ihre Eierstöcke hatten sich so verändert, wie es in der Pubertät der Fall war. Bei den 12-Stunden-Blaulicht-Tieren konnte man in den Eierstöcken jedoch zusätzlich Zellschäden und Entzündungsprozesse feststellen.

Gestörte Fortpflanzungsfähigkeit durch Smartphones?

Dr. Aylin Kilinç Uğurlu gibt zwar zu bedenken, dass die Ergebnisse nicht zwangsläufig auf Kinder übertragen werden können, doch die Vermutung nahelegen, dass ein häufiger Gebrauch von Geräten, die Blaulicht ausstrahlen, ein Risikofaktor für eine zu frühe Pubertät darstellen könnte – zumal bei Ratten vergleichbare körperliche Veränderungen vor und während der Pubertät beobachtet werden können wie beim Menschen.

Besonders beunruhigend sind die entdeckten blaulichtbedingten Zellschäden und Entzündungsreaktionen in den Eierstöcken. Diese können langfristig die Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigen. Nun wollen die Forscher überprüfen, ob Schutzmassnahmen wie die Funktion „Nachtmodus“ an den Geräten vor den schädlichen Effekten schützen könnten.

Besser den Gebrauch von Smartphones einschränken!

Dr. Uğurlu fügt hinzu:

„Auch wenn unsere Ergebnisse noch nicht endgültig sind, empfehlen wir, die Verwendung von Geräten, die Blaulicht abgeben, bei Kindern, die noch nicht in der Pubertät sind, deutlich einzuschränken, vor allem am Abend, wenn das Blaulicht den stärksten Einfluss auf das Hormonsystem hat.“

Wir stellen im nachfolgenden Link weitere Massnahmen vor, wie der Melatoninspiegel wieder in ein gesundes Gleichgewicht gebracht werden kann.

Mögliche Folgen einer zu frühen Pubertät

Abgesehen von einer möglichen gestörten Fortpflanzungsfähigkeit kann eine früh einsetzende Pubertät noch zahlreiche weitere Nachteile mit sich bringen ( 3 ):

  1. das Skelett reift bei diesen Kindern zu schnell aus
  2. das Wachstum wird schneller gestoppt, so dass diese Kinder kleiner bleiben
  3. das Risiko für sexuellen Missbrauch steigt
  4. die körperlichen Veränderungen führen zu Problemen in der Beziehung mit Gleichaltrigen, bei denen diese Veränderungen noch nicht auftreten
  5. im Jugendalter leiden die Betroffenen häufiger an Verhaltensstörungen
  6. im späteren Leben besteht eine grössere Gefahr für Krebs der Fortpflanzungsorgane, für das metabolische Syndrom (Übergewicht, Diabetes, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen) und für Herz-Kreislauf-Erkrankungen

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Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel wurde auf Grundlage (zur Zeit der Veröffentlichung) aktueller Studien verfasst und von MedizinerInnen geprüft, darf aber nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung genutzt werden, ersetzt also nicht den Besuch bei Ihrem Arzt. Besprechen Sie daher jede Massnahme (ob aus diesem oder einem anderen unserer Artikel) immer zuerst mit Ihrem Arzt.