Stress und chronische Krankheiten
„Der Zusammenhang zwischen starkem Stress und der Entwicklung von Arthritis, COPD (chronisch obstruktiver Lungenerkrankung), Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes ist belegt”, sagt Catharine Gale, Professorin an der University of Southampton im Vereinigten Königreich. „Doch wie es um den entsprechenden Einfluss eines niedrigen bis gemässigten Stresslevels aussieht, war bislang noch nicht geklärt.“
Gemeinsam mit Kyle McLachlan von der University of Edinburgh führte Gale nun eine diesbezügliche Studie ( 2 ) durch, die im Juni 2018 im Journal of Psychosomatic Research veröffentlicht wurde. Die Forscher nutzten dazu die Daten von 16,485 Erwachsenen aus einem Zeitraum von 3 Jahren. Datenquelle war die UK Household Longitudinal Study, eine grosse Studie zur Erforschung des Gesundheitszustandes der Bevölkerung.
Auch bei wenig Stress steigt Risiko für Arthritis und Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Das Ergebnis war, dass nicht besonders viel Stress erforderlich ist, um die körperliche Gesundheit in Gefahr zu bringen. Schon wenig Stress genüge, warnen die Wissenschaftler, um zu einem späteren Zeitpunkt im Leben chronische Erkrankungen entstehen zu lassen.
Im Vergleich zu Menschen ohne psychischen Stress, war das Arthritisrisiko für jene mit geringem Stresslevel um 57 Prozent erhöht. Bei gemässigtem Stress stieg das Risiko um 72 Prozent. Wer starken Stress hatte, musste gar mit einem um 110 Prozent erhöhten Risiko für Arthritis rechnen.
Ähnliche Zahlen ergaben sich für das Herz-Kreislauf- und COPD-Risiko. Wer geringfügig unter Stress litt, hatte ein um 46 Prozent erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Bei gemässigtem Stress waren es 77 Prozent und bei starkem Stress gar 189 Prozent.
Risiko für Lungenkrankheiten steigt schon bei mässigem Stresslevel
Bei den Lungenerkrankungen stieg das Risiko bei gemässigtem Stress um 125 Prozent und bei starkem Stress um 148 Prozent, während immerhin bei niedrigem Stresslevel noch keine Erhöhung des Risikos beobachtet werden konnte ( 1 ).
Interessanterweise liess sich in vorliegender Studie kein Zusammenhang zwischen psychischem Stress und Diabetes erkennen.
Andere mögliche Risikofaktoren zur Entstehung chronischer Beschwerden wurden in der Studie berücksichtigt, wie etwa die Ernährungsgewohnheiten, Sport, Rauchen und sozioökonomischer Status der Teilnehmer.
Selbstverständlich ging es in beschriebener Studie um den sog. Distress, also um negativen Stress. Im Gegensatz dazu kann Eustress (positiver Stress) die Gesundheit sogar fördern. Eustress könnte beispielsweise auftreten, wenn man seine Leistungsfähigkeit z. B. im Sport oder einem anderen Hobby aus eigener Motivation steigern möchte und viel Freude dabei empfindet.
Stress reduzieren, chronischen Krankheiten vorbeugen!
„Ergreift man nun Massnahmen zur Reduzierung von Stresssymptomen wie Ängsten oder Depressionen, könnte dies dabei helfen, chronischen Krankheiten vorzubeugen”, vermutet Professor Gale.
Sowohl die Untersuchung auf Stress als auch ein gutes Stressmanagement sollten daher künftig unbedingt in die Prävention und Therapie von Krankheiten miteinbezogen werden.
So weiss man bereits aus einer Studie vom April 2018, dass Tai Chi (Methode, die Bewegung, Meditation und Entspannung miteinander verbindet) die chronisch obstruktive Lungenerkrankung bessern kann – und zwar deutlicher als die üblichen Reha-Massnahmen.
Zu einem hilfreichen Stressmanagement gehören eine gute Organisation des Alltags, Entspannungsmethoden und begleitend auch sog. pflanzliche Adaptogene (z. B. Rhodiola), also pflanzliche Mittel, die den Organismus gegen Stress etwas unempfindlicher machen können. Auch andere Nahrungsergänzungen schützen den Organismus vor den schädlichen Auswirkungen von Stress, etwa Probiotika, wie wir in unserem entsprechenden Artikel beschrieben haben.