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Sechs Anzeichen für eine Glutenunverträglichkeit

Medizinische Tests scheitern oft genug, wenn es um die Feststellung einer Glutenintoleranz (Glutenunverträglichkeit) geht. Das Ergebnis ist nicht selten negativ, während die Betroffenen weiterhin an einer Fülle von Symptomen leiden und häufig zu psychosomatisch Erkrankten abgestempelt werden. Leiden auch Sie an einer Glutenunverträglichkeit? Vielleicht ohne dass Sie es wissen? Wir stellen sechs weit verbreitete Symptome vor, die häufig mit einer Glutensensitivität einhergehen, aber gar nicht als solche erkannt werden und infolgedessen falsch oder gar nicht behandelt werden.

Fachärztliche Prüfung: Gert Dorschner
Aktualisiert: 19 Februar 2024

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Glutenintoleranz – Die unerkannte Qual

Eine Glutenunverträglichkeit kann sich in vielen Symptomen äussern. Meist sind es Verdauungsbeschwerden, oft Kopfschmerzen, häufig Konzentrationsstörungen und nicht selten auch Übergewicht, das sich einfach nicht abbauen lässt.

Glutenintoleranz gehört bei den meisten Ärzten leider noch immer nicht zum üblichen Diagnose-Repertoire – obwohl immer mehr Menschen mit einer unerkannten Glutenintoleranz zu kämpfen haben und sich aufgrund der glutenintoleranztypischen Symptomvielfalt mehr schlecht als recht durch den Alltag quälen.

Symptome ohne Grund? – Ein Erfahrungsbericht

Marika litt viele Jahre lang an Verdauungsbeschwerden und bekam die wenig hoffnungsvolle Diagnose Reizdarm, die auf einen Symptomenkomplex hinweist, für den die Schulmedizin weder Ursachen noch Heilmassnahmen kennt. An eine Glutenintoleranz dachte nie ein Arzt.

Da Marika ausserdem so gut wie nie durchschlafen konnte, häufig von Migräneattacken heimgesucht wurde, mal hier und mal da Schmerzen verspürte, ohne dass je eine Ursache dafür gefunden worden wäre und sich infolge all dieser körperlichen Beeinträchtigungen eine gewisse Schwermut entwickelte, erhielt sie schliesslich nach einer langen Odyssee von Arzt zu Arzt vor einem knappen Jahr endlich eine Diagnose. Doch lautete sie nicht Glutenintoleranz, sondern Fibromyalgie.

An ihrem Befinden änderte diese Diagnose leider nichts. Marikas Symptome waren nach wie vor da und die verordneten Medikamente ( Antidepressiva, Schmerz- und Schlafmittel ) wirkten kaum oder nur kurzfristig, brachten ihr im Gegenteil auch noch Nebenwirkungen ein.

Wärmebehandlungen, Kälteanwendungen, Moorbäder, Akupressur, Hydrotherapie, Guaifenesin* u. a. – Marika hat alle bei Fibromyalgie empfohlenen Alternativen durch – ohne Erfolg.

*Guaifenesin ist eigentlich ein schleimlösendes Hustenmittel, das aufgrund einer Theorie eines amerikanischen Arztes in manchen Fällen auch bei Fibromyalgie hilfreich sein soll.

Vor einem halben Jahr dann las Marika in einem Artikel über die möglichen Anzeichen einer Glutenintoleranz. Fasziniert erkannte sie sich selbst in all den aufgezählten Symptomen. Reizdarmähnliche Probleme könnten von einer Glutensensitivität ausgelöst werden, stand da.

Ausserdem könne Glutenintoleranz bei manchen Menschen zu Migräne, zu Depressionen, Schlafstörungen und vielen weiteren Symptomen mehr führen. Von Fibromyalgie war da jedoch nichts zu lesen. Oder doch? Ist Fibromyalgie nicht genau das, was dort beschrieben war?

Eine Symptomsammlung ohne bekannte Ursache, die zudem noch bei jedem Betroffenen ganz individuell ausfallen kann?

Sofort liess sich Marika seinerzeit einen Termin bei ihrem Arzt geben und bat diesen um einen Test auf Glutenintoleranz. Grosse Überzeugungskraft war dazu nötig, weil ihr Arzt zunächst keinen Anlass für einen solchen Test sah.

Schliesslich liess er sich jedoch erweichen, und gespannt wartete Marika auf das Ergebnis – voller Hoffnung, endlich dem Spuk ein Ende setzen zu können und bald wieder normal und ohne Beschwerden leben zu dürfen. Dann die Enttäuschung: Negativ, keine Glutenintoleranz.

Auf dem Nachhauseweg entschied sich Marika dennoch dazu, ihre Ernährung umzustellen. Schaden könne es ja nicht, dachte sie sich, wenn sie einfach einmal eine Zeitlang glutenfrei leben würde.

Und in der Tat, schaden tat ihr die glutenfreie Ernährung wirklich nicht. Mehr noch: Marika fühlte sich bereits am dritten Tag mit glutenfreier Ernährung deutlich wohler. Ihr Reizdarm schien sich spürbar beruhigt zu haben.

Sie schlief überdies nachts besser, und tagsüber fühlte sie sich geistig wacher und leistungsfähiger. Hatte sie womöglich doch an einer Glutenintoleranz gelitten?

Nach insgesamt vier Wochen hatte sich ihre Verdauung annähernd normalisiert. Und während sie normalerweise fast wöchentlich eine Migräneattacke erlitt, war das im letzten Monat mit der neuen Ernährung nur ein einziges Mal der Fall gewesen – und zwar mit überdies merklich geringerer Intensität.

Schmerzen hatte sie nur noch selten und ihre Depression wich aufgrund der plötzlichen Genesung einem erfrischenden Hochgefühl.

Jetzt ein halbes Jahr, nachdem Marika ihre Ernährung umgestellt hat, geht es ihr so gut wie nie zuvor. Migräne hat sie keine mehr. Verdauungsbeschwerden und Schmerzen scheinen sich in Luft aufgelöst zu haben und ihre Stimmung ist die einer lebensbejahenden Frau.

Produkte mit Weizen oder Gluten rührt Marika noch immer nicht an und dabei wird es auch bleiben. Zu gut sind ihr die undefinierbaren Schmerzen – mal in den Gelenken, dann wieder in der Muskulatur – in Erinnerung geblieben.

Auch die Migräne, die schlaflosen Nächte und die Hoffnungslosigkeit nach jedem Arztbesuch lassen sich nicht so leicht vergessen. Marika ist sich sicher, glutenintolerant zu sein.

Wie kann es sein, dass Gluten – ein Proteinkomplex in manchen Getreidearten – zu all diesen Symptomen führt? Und wie kann es sein, dass der Test auf Glutenintoleranz negativ ausfiel, wenn es doch eindeutig das Gluten war, das die Beschwerden verursachte?

Was ist Gluten?

Gluten ist eine Mischung aus verschiedenen Proteinen, die sich nicht nur im Weizen, sondern auch in vielen anderen Getreidearten befinden, z. B. im Dinkel, Roggen, Hafer und in der Gerste. Ebenfalls glutenhaltig sind etliche sog. Urgetreidearten wie Einkorn, Kamut und Emmer.

Für das Getreidekorn ist das Gluten ein Speicherprotein, das im Laufe des Keimprozesses dem Keimling Nährstoffe bereitstellt. In der Backstube des Menschen sorgt das Gluten hingegen dafür, dass das Brot beim Backen schön zusammenhält.

Es ist der Kleber. Daher gibt man in Brotrezepte mit glutenfreien Getreidearten oder Pseudogetreidearten regelmässig Bindemittel hinzu, welche die Klebereigenschaften des hier fehlenden Glutens übernehmen sollen.

Zu den glutenfreien Getreidearten gehören die Hirse, der Teff (eine Hirseart) und der Reis sowie die Pseudogetreidearten Quinoa, Amaranth und Buchweizen.

Gluten nun besteht aus zwei Gruppen, den sog. Prolaminen und den Glutelinen. Diese unterscheiden sich geringfügig in ihrer Struktur je nach Getreideart und bekommen dann gleich auch andere Namen.

Die weizentypischen Gluteline werden Glutenin genannt.

Die Prolamine heissen im Weizen Gliadin, im Hafer heissen sie Avenin und im Roggen Secalinin. Und auch diese Stoffe lassen sich jetzt noch weiter unterteilen: Denn es gibt nicht nur ein einziges Gliadin im Weizen, sondern viele verschiedene, nämlich das Alpha-, das Beta-, das Gamma- und das Omega-Gliadin.

Tests für Glutenunverträglichkeit oft sinnlos

Bei den üblichen Tests für Glutenintoleranz wird lediglich nach einem einzigen "Stoff" gefahndet, nämlich nach Antikörpern gegen Gliadin in der alpha- oder beta-Variante. Das Gluten birgt aber viel mehr riskante Stoffe, wie z. B. das Weizenkeimagglutinin, das Gluteomorphin (auch Gliadorphin genannt, das erst bei der Verdauung von Gliadin entsteht), dann das Glutenin und auch das omega- oder gamma-Gliadin.

Jede einzelne oder auch eine Kombination aus diesen Substanzen kann ebenfalls zu Unverträglichkeitsreaktionen führen. Infolgedessen ist es durchaus möglich, auch dann an einer Glutensensitivität zu leiden, wenn der übliche Glutenintoleranz-Test negativ ausfällt.

Glutensensitivität, Glutenunverträglichkeit und Glutenintoleranz – Was ist der Unterschied?

Vielleicht fragen Sie sich an dieser Stelle, was wohl der Unterschied zwischen Glutensensitivität und Glutenunverträglichkeit ist. Und was die Glutenintoleranz damit zu tun hat. Die gute Nachricht ist, dass alle drei Begriffe dieselbe Erscheinung bezeichnen können.

Meist jedoch werden "Glutenunverträglichkeit" und "Glutenintoleranz" als Oberbegriffe für sämtliche Unverträglichkeitsreaktionen verwendet, die im Zusammenhang mit Gluten auftreten können. Hierzu zählen dann sowohl die Zöliakie als auch die Glutensensitivität.

Während die Diagnose der Zöliakie – einer Autoimmunerkrankung – relativ sicher anhand einer Biopsie und bestimmter Blutmarker gestellt werden kann, verhält es sich bei der Glutensensitivität aufgrund oben erwähnter Schwierigkeiten in Bezug auf den Glutenintoleranz-Test nicht ganz so einfach.

Die vielfältige Symptomatik der Glutensensitivität erleichtert die Diagnose auch nicht gerade. Zu den Symptomen der Glutensensitivität können zwar auch Verdauungsstörungen gehören, doch genauso Kopfschmerzen, Erschöpfung, Schlafstörungen, ein Gefühl des Benebeltseins, Konzentrationsstörungen, ADHS, ADS, Autismus-Symptome, Stimmungsschwankungen, Schwindel oder ein Übergewicht, das sich trotz aller Bemühungen einfach nicht mehr abbauen lässt.

Beide Glutenunverträglichkeiten können überdies zu (weiteren) Autoimmunerkrankungen führen bzw. solche verstärken. Dazu gehören z. B. die Hashimoto Thyreoiditis (chronische Schilddrüsenentzündung) oder auch die Rheumatoide Arthritis.

Weizenallergie

Der Vollständigkeit halber sei noch die Weizenallergie erwähnt, die häufig Kleinkinder betrifft. Die allergische Reaktion richtet sich hier ausschliesslich gegen Eiweisse des Weizens, also nicht unbedingt auch gegen Eiweisse anderer Getreidearten.

Eine generell glutenfreie Ernährung kann hier daher nicht in jedem Fall helfen, da Weizen neben Gluten auch noch andere Eiweisse enthält, die allergen wirken können.

Die Symptome der Weizenallergie können jedoch – genau wie bei der Glutensensitivität – sehr unterschiedlich sein und bis hin zu Neurodermitis und Epilepsie reichen.

Die Diagnose erfolgt über den Nachweis entsprechender IgE-Antikörper, die typisch für Allergien vom Soforttyp sind. Hier treten die Symptome meist innerhalb weniger Minuten nach dem Verzehr des entsprechenden Allergens ( hier Weizen ) auf.

Bei der Glutensensitivität hingegen können Symptome auch zeitversetzt, also einige Tage später auftreten, was das Erkennen eines Zusammenhanges umso schwieriger macht – sowohl für den Patienten als auch für den Arzt.

Glutensensitivität betrifft viele Menschen – Nur die wenigsten wissen davon

Die Glutensensitivität betrifft viele Menschen – und die meisten wissen gar nichts davon. Die Gründe dafür haben wir oben bereits genannt: Die Glutensensitivität äussert sich in Symptomen, die genauso zu vielen anderen Krankheiten gehören könnten und die ausserdem oft nicht – wie bei einer Allergie vom Soforttyp – direkt nach Glutenverzehr auftreten, sondern auch erst später.

Da ferner die Symptome bei jedem Menschen andere Formen und Ausmasse annehmen können, ist es kaum möglich, allein anhand der Symptomatik hundertprozentig auf eine Glutensensitivität zu schliessen.

Sechs Gluten-Symptome

Wir stellen Ihnen nun zunächst sechs häufige Symptome vor, die mit einer Glutensensitivität einhergehen können und geben dann Hinweise, wie Sie sicher gehen können, ob es sich bei Ihnen – falls Sie an diesen (oder auch anderen rätselhaften Symptomen) leiden – um eine Glutensensitivität handelt oder nicht.

Manchmal halten sich die Symptome immer nur wenige Stunden. In manch anderen Fällen, bleiben die Symptome über viele Wochen hinweg bestehen und sind damit gar schon chronisch geworden.

Verdauungsbeschwerden

Verdauungsbeschwerden gehören zu den häufigsten Symptomen einer Glutenunverträglichkeit. Hierzu gehören Blähungen, nicht abgehende Blähungen, Bauchkrämpfe ohne medizinischen Befund, Verstopfung, Durchfall oder beides abwechselnd.

Häufig werden Menschen mit diesen Symptomen – wenn sich mit den üblichen Diagnosemethoden keine körperlichen Ursachen finden lassen – vom Arzt mit der Diagnose Reizdarmsyndrom bedacht.

Migräne und Depressionen

Während Verdauungsbeschwerden meist den Verdacht nahe legen, dass die Ernährung an deren Entstehung beteiligt sein könnte, ist das bei Kopfschmerzen und Migräne jedoch selten der Fall. Selbst manche Migräneexperten behaupten, dass ein Zusammenhang zwischen bestimmten Lebensmitteln und einer Kopfschmerzattacke nur auf Einbildung oder falschen Schlussfolgerungen der Patienten beruhe.

Ob es nun Einbildung ist, dass eine Migräne häufig bei jenen Patienten auftritt, die zu Blutzuckerschwankungen bzw. einer entsprechend zuckerreichen Ernährung neigen, bei Patienten, die empfindlich auf histaminreiche Lebensmittel reagieren (reifer Käse, Wein, Räucherfisch etc.) oder bei Patienten, die Koffein nicht vertragen, mag ja – mangels wissenschaftlicher Beweise - bezweifelt werden können.

Nicht bezweifelt werden kann jedoch der Zusammenhang zwischen Gluten und Kopfschmerz.

Bereits mehrere Studien belegen hier, dass eine Glutenunverträglichkeit nicht nur ein Problem ist, das im Darm sein Unwesen treibt, sondern vielmehr eine Krankheit darstellt, die zu eindeutigen neurologischen Störungen einschliesslich Kopfschmerz führen kann.

So schreibt beispielsweise Dr. Rodney Ford von der Kinderklinik für Gastroenterologie und Allergien in Christchurch, Neuseeland in seiner Arbeit " Das Gluten-Syndrom: Eine neurologische Krankheit", dass Gluten sowohl bei Zöliakie als auch bei einer Glutensensitivität das Nervensystem schädige und somit neurologische Symptome auslöse. In seiner Zusammenfassung gibt er folgendes an:

Gluten kann aufgrund einer Kombination aus kreuzreagierenden Antikörpern, einer Serumkrankheit und direkter Toxizität neurologische Schäden verursachen. Diese Schäden können sich in einer Regulationsstörung des autonomen Nervensystems, in Zerebellären Ataxien (Bewegungsstörungen, die ihren Ursprung im Gehirn haben), in einer Hypotonie ( niedriger Blutdruck), in Entwicklungs- und Lernstörungen (bei Kindern), in Depressionen sowie Migräne und Kopfschmerz zeigen.

Dr. Ford weiter:

Es ist sinnlos, mit Darmschäden und Nährstoffmängeln die Symptomvielfalt der glutensensitiven Menschen erklären zu wollen, wenn doch Gluten der ursächliche Schuldige an diesem Leid ist, das sich "Gluten-Syndrom" nennt.

Kribbeln und Taubheitsgefühle in Armen und Beinen

Auch Schwindel, Gleichgewichtsstörungen sowie Schwäche-, Kribbel- oder Taubheitsgefühle in Armen und Beinen weisen auf Störungen im Nervensystem hin und können daher auf eine Glutensensitivität hinweisen.

Autoimmunerkrankungen

Selbst Autoimmunerkrankungen – wie z. B. die chronische Schilddrüsenentzündung Hashimoto oder eine rheumatoide Arthritis – können ein Zeichen einer Glutensensitivität sein bzw. sich durch eine solche gravierend verschlechtern.

Details zu den Zusammenhängen zwischen Autoimmunerkrankungen und Gluten erklären wir hier:

  1. Gluten heizt Autoimmunerkrankungen an.

Fibromyalgie

Fibromyalgie ist vermutlich keine Krankheit, sondern ein Symptomenkomplex mit unbekannter Ursache. Ähnlich wie beim Reizdarmsyndrom könnte auch die Fibromyalgiediagnose in manchen Fällen nichts weiter sein als eine Verlegenheitsdiagnose, weil sich eben keine Erklärung für die vorhandenen Symptome finden lässt.

Doch ist es wirklich hilfreich, wenn man Ihnen sagt, Sie hätten Muskel- und Bindegewebsschmerzen? Nichts anderes bedeutet der Begriff "Fibromyalgie". "Fibro" heisst Bindegewebe, "Myo" steht für Muskeln und "Algia" bedeutet Schmerz.

Wie aber würden Sie es finden, wenn Ihre Symptome – wie auch immer man sie nennen mag – nichts weiter als die Folgen einer unerkannten Glutensensitivität wären? Wenn sich Ihre Symptome merklich bessern würden, wenn Sie Ihre Ernährung umstellten?

Wenn Sie in Wirklichkeit gar keine Antidepressiva, Muskelrelaxantien, Schmerzmittel etc. bräuchten, sondern aufgrund Ihrer Glutensensitivität viel eher eine glutenfreie Ernährung nötig hätten?

In seiner Dissertationsarbeit aus dem Jahr 2005 an der medizinischen Fakultät der Universität München beschrieb Dr. med. Mario Krause ein Projekt mit Fibromyalgie-Patienten, die eine Eliminationsdiät durchführten und in regelmässigen Abständen über ihr Befinden berichteten.

Krause schrieb, er sei zu einem solchen Projekt durch frühere Studien zum Chronic fatigue syndrome ( CFS – Chronisches Müdigkeitssyndrom) und Nahrungsmittelunverträglichkeiten sowie durch die Arbeiten von Eneström motiviert worden.

Letzterer habe eine vermehrte IgG-Antikörper-Ablagerung in der Haut von Fibromyalgie-Patienten nachweisen können, so dass man vermuten könne, die Fibromyalgie stehe mit Nahrungsmittelallergien in Verbindung oder werde von diesen zumindest verschlimmert.

Die Schulmedizin hält von einer Verbindung zwischen IgG-Antikörpern und bestimmten chronischen Beschwerden dennoch nahezu gar nichts, ja, sie rät in den meisten Fällen sogar von diätetischen Einschränkungen ab, da diese sinnlos seien.

An Krauses Projekt nun nahmen 68 Patienten teil, die durchschnittlich seit 10 Jahren an einer ärztlich diagnostizierten Fibromyalgie litten. Nach 8 Wochen, in denen sie jene Lebensmittel aus ihrem Speiseplan eliminierten, gegen die man bei ihnen IgG-Antikörper gefunden hatte (= Eliminationsdiät), klagten nur noch 25 % der Patienten an Muskelschmerzen. Zu Beginn der Studie waren es 66 % gewesen. Anfangs schliefen 63 % sehr schlecht, nach 8 Wochen Diät waren es nur noch 22 %. Gelenkschmerzen begleiteten 54 % der Patienten vor der Studie, nach 8 Wochen nur noch 29 %.

Auch sämtliche andere Symptome besserten sich markant, ob Migräne, Depression, Reizblase, Wortfindungsstörungen, Rückenschmerzen, schmerzhafte Regelblutung, kribbelnde oder taube Füsse, Tinnitus, trockene Schleimhäute, geschwollene Hände, Füsse und Gesicht etc.

Zwar führten die Patienten nicht ausschliesslich eine glutenfreie Diät durch, sondern eine Eliminationsdiät, was bedeutet, dass sie auch andere Lebensmittel mieden, die sich im IgG-Test für sie persönlich als problematisch entpuppt hatten.

Da jedoch Gluten zu den häufigsten Allergenen zählt, lohnt es sich – insbesondere für Menschen, die keinen IgG-Test machen möchten/können – zunächst einmal mit einer glutenfreien und idealerweise auch einer milchfreien Ernährung zu beginnen.

Ständige Müdigkeit

Manche Menschen fühlen sich ständig wie zerschlagen, andere werden regelmässig nach dem Essen hundemüde und sind vorerst zu nichts mehr fähig. Häufig spricht man bei Menschen, deren Alltag von der ständigen Müdigkeit eingeschränkt wird, vom Chronischen Müdigkeitssyndrom (CFS). Eine Glutensensitivität kann sich in genau einer solchen Müdigkeit zeigen, die u. U. zu einer Fehldiagnose führen kann (CFS), sich aber nach einer Umstellung auf eine glutenfreie Ernährungsweise beheben lassen würde.

In oben genanntem Projekt waren vor der Ernährungsumstellung 60 % der Patienten tagsüber chronisch müde und 42 % litten an Antriebsschwäche. Nach 8 Wochen bezeichneten sich nur noch 22 % als müde und nur noch 17 % als antriebsschwach.

Leiden auch Sie an einer Glutenunverträglichkeit?

Wenn eines oder sogar mehrere dieser Symptome bei Ihnen vorhanden sind oder zeitweise auftreten und Sie regelmässig glutenhaltige Lebensmittel zu sich nehmen, dann könnten Ihre Beschwerden tatsächlich im Gluten ihren Ursprung haben.

Wie aber können Sie nun herausfinden, ob Sie an einer Glutenunverträglichkeit leiden?

Schreiben Sie zunächst jedes einzelne Symptom auf, das Sie an sich beobachten können – sowohl sporadische als auch chronische Symptome. Schreiben Sie wirklich alle Ihre derzeitigen Symptome auf, auch solche, die Sie nicht mit Gluten in Verbindung bringen und die wir hier nicht aufgezählt haben.

Schliessen Sie also nicht manche Symptome von vornherein aus, weil sie andere Ursachen vermuten. Womöglich ist doch das Gluten daran schuld.

Wenn Sie also beispielsweise Rückenschmerzen haben, dann schreiben Sie die Rückenbeschwerden auf Ihre Liste – auch wenn Sie zunächst der Meinung sein sollten, sie kämen nur von ihrer sitzenden Tätigkeit.

Machen Sie die 60-Tage-Probe!

Anschliessend streichen Sie für einen Zeitraum von 60 Tagen alle Produkte aus Ihrem Speiseplan, die Gluten enthalten. Streichen Sie nicht nur glutenhaltiges Brot und glutenhaltige Nudeln. Denken Sie auch daran, dass Gluten in vielen Fertigprodukten als Lebensmittelzusatz stecken kann, wie z. B. in vielen Süssigkeiten und sogar in Wurst.

Lesen Sie also beim Einkauf sorgfältig die Zutatenlisten und fragen Sie auch im Restaurant, ob das von Ihnen bestellte Gericht glutenfrei ist.

Ihnen ist beim Gedanken an die 60-Tage-Probe mulmig zumute? Sie bezweifeln, dass Sie das schaffen? Sie haben keine Lust, auf Ihre Frühstücksbrötchen zu verzichten. Und irgendwie glauben Sie auch nicht, dass Ihr "so gesundes" selbst gebackenes Vollkornbrot Ihnen schaden könnte?

Alle diese zweifelnden Gedanken könnten ganz besonders auf eine Unverträglichkeit hinweisen. Oft sind wir nämlich gerade nach jenen Dingen süchtig, die uns besonders stark schaden und gegen die sich unser Körper schon lange verzweifelt wehrt.

Machen Sie den Test! Es sind nur 60 Tage! Das schaffen Sie!

Bleiben Ihre Symptome unverändert bestehen, haben Sie höchstwahrscheinlich keine Glutensensitivität oder aber Ihre Ernährung enthält doch noch Gluten – etwa in Fertigprodukten – das Ihnen entgangen ist.

Verschwinden Ihre Symptome oder bessern Sie sich, dann sind Sie glutensensitiv und es lohnt sich, bei der glutenfreien Ernährung zu bleiben.

Verschwinden Ihre Symptome zwar, aber Sie können es immer noch nicht so recht glauben, dass dies ein Verdienst der glutenfreien Ernährung war? Schliesslich könnte das auch Zufall sein, nicht wahr?

Dann machen Sie nach der 60-Tage-Probe doch die Gegenprobe. Essen Sie jetzt am besten in jeder Mahlzeit irgendein glutenhaltiges Produkt. Meist zeigt Ihnen Ihr Körper schon nach dem ersten Glutentag, dass er lieber wieder glutenfrei ernährt werden möchte.

Die glutenfreie Ernährung

Eine glutenfreie Ernährung schliesst Weizen, Roggen, Gerste, Dinkel, Kamut, Einkorn, Emmer und alle Produkte aus, die diese Getreide enthalten. Denken Sie daran, dass auch manche Fertigprodukte glutenhaltige Bestandteile enthalten können, bei denen man nicht gleich an Mehl und Getreide denkt, wie z. B. Fertigsuppen, Saucen, Salatdressings, Schokoriegel und vieles andere mehr.

Hafer ist ein Sonderfall: Er enthält naturgemäss sein hafertypisches Gluten, das aber sogar von vielen Zöliakie-Betroffenen in kleinen Mengen verträglich ist. Der als "glutenfrei" deklarierte Hafer enthält dieses hafertypische Gluten noch immer. Es handelt sich lediglich um Hafer, der frei von "Verunreinigungen" mit glutenhaltigen Körnern ist. Er enthält also keine vereinzelten Weizen-, Dinkel- oder Gerstenkörner, die sonst immer mal während Ernte, Transport oder Lagerung in den Hafer gelangen können.

Glutenfrei sind beispielsweise Quinoa, Buchweizen, Hirse, Amaranth, Reis, Mais sowie Erdmandeln, Esskastanien, Teffmehl und Nussmehle. Gerade aus Erdmandeln (auch Chufas genannt), Mandeln, Braunhirseflocken und Esskastanien lassen sich sehr köstliche glutenfreie Mahlzeiten zubereiten: In unserem ZDG-Kochstudio finden Sie viele glutenfreien Rezepte.

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Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel wurde auf Grundlage (zur Zeit der Veröffentlichung) aktueller Studien verfasst und von MedizinerInnen geprüft, darf aber nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung genutzt werden, ersetzt also nicht den Besuch bei Ihrem Arzt. Besprechen Sie daher jede Massnahme (ob aus diesem oder einem anderen unserer Artikel) immer zuerst mit Ihrem Arzt.