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  • Nahrungsmittelallergie
30 min

Nahrungsmittelallergie - Ursachen und Lösungen

Immer mehr Menschen vertragen bestimmte Lebensmittel nicht oder reagieren darauf sogar allergisch. Erfahren Sie bei uns, was es mit Nahrungsmittelallergien und Nahrungsmittelunverträglichkeiten auf sich hat und was Sie dagegen tun können.

Fachärztliche Prüfung: Dr. med. Jochen Handel
Stand: 28 August 2024

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Die Menschen leiden unter Nahrungsmittelallergien

Rund 20 Prozent ( 3 ) aller Deutschen leiden an einer Allergie; das sind etwa 16 Millionen Menschen. In Österreich sind es etwa 2 Millionen und in der Schweiz 3 Millionen Leute, die auf irgendetwas allergisch reagieren ( 4 ) ( 5 ). Zu den wichtigsten allergieauslösenden Substanzen zählen Pollen, Tierhaare, Staubmilben sowie Komponenten von Medikamenten und Lebensmitteln.

Wie viele Menschen an einer Nahrungsmittelunverträglichkeit leiden, kann schwer beziffert werden. Eine im Jahr 2014 durchgeführte Studie ( 6 ) mit 1.000 Österreichern, Süddeutschen und Deutsch-Schweizern hat gezeigt, dass fast 17 Prozent der Probanden mindestens mit 1 Unverträglichkeit zu kämpfen hatten, viele mit mehreren gleichzeitig.

Doch obwohl Allergien, Unverträglichkeiten und Intoleranzen häufig auftreten, kennen viele Betroffene den Unterschied nicht und wissen oft gar nicht, was ihnen eigentlich fehlt und was sie dagegen tun können ( 1 ).

Allergie oder Unverträglichkeit: Der Unterschied

Eine Nahrungsmittelallergie ist wie jede andere Allergie stets dadurch gekennzeichnet, dass es zu einer Reaktion des Immunsystems kommt. Es kommt zu einer Überreaktion des Körpers auf einen Fremdstoff, ein sogenanntes Allergen, das an sich (für nicht-allergische Menschen) ungefährlich ist.

Es kann sich hierbei praktisch um fast jede Substanz handeln, die in einem Lebensmittel steckt – ob natürlich oder zugesetzt, z. B. um Proteine, aber auch um Zusatzstoffe wie Geschmacksverstärker. Schon kleinste Mengen können ausreichen, um eine allergische Reaktion auszulösen.

Im Gegensatz dazu ist das Immunsystem bei einer Intoleranz (Unverträglichkeit) nicht beteiligt, weshalb es auch nicht zu einer immunologischen Reaktion kommt. Stattdessen fehlen dem Körper hier gewisse Enzyme oder Transporterproteine, was dann zu Symptomen führt. Bei der Laktoseintoleranz beispielsweise fehlt das Enzym Lactase, das die Laktose (Milchzucker) abbauen würde. Bei der Fruktoseintoleranz sind hingegen zu wenige Transporterproteine in der Darmschleimhaut vorhanden, über die der Körper die Fruktose aufnehmen könnte.

Die häufigsten Nahrungsmittelunverträglichkeiten bzw. Intoleranzen haben wir bereits an anderer Stelle besprochen inkl. möglicher Ursachen, der Diagnose und Therapie, daher nachfolgend nur die weiterführenden Links:

  1. Laktoseintoleranz: Symptome, Ursachen und Lösungen
  2. Fructoseintoleranz: Wenn Fruchtzucker nicht vertragen wird
  3. Histaminintoleranz – Die Weinallergie
  4. Anzeichen für eine Glutenintoleranz

Wie es zu einer Nahrungsmittelallergie kommt

Der allererste Kontakt mit einem Allergen und die diesbezügliche Immunantwort des Körpers werden als Sensibilisierung bezeichnet. Es kommt hierbei zur Bildung des Antikörpers Immunglobulin E (IgE). Diese Sensibilisierung verursacht in der Regel jedoch keinerlei oder nur geringfügige Krankheitssymptome. Die Antikörper können jedoch bereits im Blut nachgewiesen werden.

Die Sensibilisierungsphase kann nur 5 Tage, aber auch mehrere Jahre dauern. Erst wenn sie beendet ist, treten bei Allergikern erstmals Symptome auf, sobald sie erneut mit dem entsprechenden Allergen in Kontakt kommen. Denn durch den sogenannten Zweitkontakt werden die IgE-Antikörper aktiviert, wodurch im Körper Stoffe wie z. B. Histamine freigesetzt werden, welche letztendlich die Nahrungsmittelallergie bzw. die allergischen Reaktionen auslösen.

Anders verläuft die Sache bei Menschen, die keine Nahrungsmittelallergien entwickeln. Denn bei diesen kommt es entweder zu gar keiner oder lediglich zu einer milden Immunantwort. Sie entwickeln eine Toleranz, was bedeutet, dass sie sich an die Fremdstoffe gewöhnen. Ihr Immunsystem lernt, harmlose Substanzen von schädlichen zu unterscheiden und dieses Wissen zu behalten. Oft kommt es auch bei Allergikern irgendwann wieder zu einer Toleranz, sodass sie die Allergene wieder vertragen.

Nahrungsmittelallergien: Die Symptome

Die Symptome können bei einer Nahrungsmittelallergie variieren und unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Auch hängen sie davon ab, ob es eine Nahrungsmittelallergie vom Soforttyp ist (die Symptome treten unmittelbar nach dem Verzehr des Lebensmittels auf) oder vom verzögerten Typ (die Symptome können auch erst am nächsten Tag oder zwei bis drei Tage später eintreten). Besonders letztere sind schwer mit dem auslösenden Lebensmittel in Verbindung zu bringen, da die Reaktion so zeitversetzt auftritt.

Nahrungsmittelallergien vom Soforttyp

Die Symptome von Nahrungsmittelallergien vom Soforttyp sind die folgenden:

  1. Von einem leichten Jucken und Brennen im Mundraum bis hin zu Schleimhautschwellungen im gesamten Mund-, Nasen- und Rachenraum mit oder ohne Schleimbildung.
  2. Auch die Atemwege (allergisches Asthma) und die Haut (Ekzeme, Juckreiz und Nesselsucht) können bei einer Nahrungsmittelallergie betroffen sein.
  3. Überdies können bei Nahrungsmittelallergien Symptome im Magen-Darm-Bereich wie z. B. Übelkeit, Erbrechen, Blähungen und Durchfall auftreten.
  4. Im Extremfall kann eine Nahrungsmittelallergie zu einem lebensbedrohlichen anaphylaktischen Schock führen (Kreislaufversagen).

Nahrungsmittelallergien vom verzögerten Typ

Nahrungsmittelallergien vom verzögerten Typ können die folgenden Symptome haben:

  1. Auch bei Nahrungsmittelallergien vom verzögerten Typ können sich Symptome im Verdauungsbereich zeigen und ähneln dem Reizdarmsyndrom mit Blähungen, Aufstoßen oder auch Durchfall und Verstopfung im Wechsel.
  2. Es können sich aber auch Hautausschläge zeigen, so dass der Betroffene glaubt, er leide an Neurodermitis, die jedoch verschwinden würde, ließe er das auslösende Nahrungsmittel weg.
  3. Selbst Übergewicht kann ein mögliches Symptom dieser Art von Nahrungsmittelallergien sein.
  4. Besonders häufig sind es jedoch unspezifische Symptome wie eine erhöhte Infektanfälligkeit der Atemwege (Erkältungen, Bronchitis) sowie Kopfschmerzen bis hin zu immer wieder kehrenden Migräneattacken oder auch immer wieder kehrende Phasen mit chronischer Müdigkeit und Konzentrationsproblemen.
  5. Zum anaphylaktischen Schock kommt es bei dieser Form von Nahrungsmittelallergien nicht.

Die 14 wichtigsten allergenen Lebensmittel

14 Nahrungsmittel und die daraus gewonnenen Erzeugnisse führen am häufigsten zu Nahrungsmittelallergien ( 2 ). Da sie mehr als 90 Prozent aller gemeldeten Nahrungsmittelallergien ausmachen, gilt im EU-Raum seit Dezember 2014 für verpackte und unverpackte Waren eine Kennzeichnungspflicht ( 8 ).

Es gilt zu wissen, dass nicht das Lebensmittel an und für sich zu einer Allergie führt, sondern darin enthaltene Stoffe, die als Allergene fungieren. Abgesehen vom Schwefel bzw. den Sulfiten handelt es sich hierbei bei allen folgenden Nahrungsmitteln um Eiweißverbindungen.

Manche Allergene sind hitzestabil, sodass auch das gekochte Lebensmittel zu einer Nahrungsmittelallergie bzw. einer allergischen Reaktion führt. Ist das entsprechende Allergen hitzeanfällig, kann das Lebensmittel in gegarter Form genossen werden. Auf welche/n Stoff/e man genau allergisch reagiert, wird durch Tests abgeklärt, worauf wir noch zu sprechen kommen.

1. Eier

Bis zu 2,5 Prozent der Menschheit leidet an einer Hühnerei-Allergie, meist sind Kinder davon betroffen. Die meisten Allergene wie z. B. Ovomucoid befinden sich im Eiweiß. Ovomucoid ist hitzestabil und führt zu den heftigsten allergischen Reaktionen. Bei bis zu 80 Prozent der Kinder lösen nur rohe Eier eine Allergie aus. Das entsprechende Allergen ist hitzelabil. Studien haben zudem gezeigt, dass 68 Prozent der zuvor allergischen Kinder ab einem Alter von 16 Jahren ihre Nahrungsmittelallergie verlieren und Eier wieder tolerieren.

2. Erdnüsse

Erdnüsse lösen bei Kindern am häufigsten eine Nahrungsmittelallergie aus, Erwachsene erkranken daran selten. Wer jedoch als Kind eine Erdnussallergie entwickelte, hat sie meist auch noch als Erwachsener (in rund 80 Prozent der Fälle). Bei Erdnüssen kann es sein, dass die Allergie auf die Röstung zurückzuführen ist, sodass die rohen Nüsse gut vertragen werden. Weiterführende Infos finden Sie hier: Rohe Erdnüsse weniger allergen als geröstete.

3. Milch

In der westlichen Welt gehört die Milchallergie zu den häufigsten Nahrungsmittelallergien bei Kindern, ja, generell zu den häufigsten Allergien. Die Reaktion kann sofort oder auch verzögert eintreten. Oft trifft es Kinder, die mit hypoallergener Säuglingsfertignahrung (Formula) gefüttert wurden, bis zu 7,5 Prozent von ihnen entwickeln eine Milchallergie.

Je nachdem, ob ein hitzestabiler oder hitzelabiler Stoff die Allergie auslöst, kann gekochte Milch vertragen werden. Das Milcheiweiß kann in das schwerlösliche und hitzestabile Casein und das leichtlösliche, hitzeempfindliche Molkeneiweiß eingeteilt werden. Besteht eine Allergie gegen das Molkeneiweiß, ist die Nahrungsmittelallergie auf rohe Kuhmilch(produkte) begrenzt. Der Allergiker hat daher die Möglichkeit, auf Ziegen- oder Schafsmilch auszuweichen bzw. kann testen, ob er abgekochte Kuhmilch verträgt (wenn er diese unbedingt konsumieren möchte).

Wenn aber eine Nahrungsmittelallergie gegen Casein vorliegt, müssen alle tierischen Milcharten vermieden werden - ob roh oder gekocht. Das aber ist nicht weiter schlimm, da es ja milchähnliche Pflanzendrinks gibt, etwa Reis-, Hafer-, Mandel- oder Sojamilch sowie längst pflanzenbasierte Käse, Joghurts, Camemberts, Skyr und vieles mehr.

Viele Milchallergiker können überdies Butter oder Sahne vertragen, da der Eiweißanteil in diesen Produkten sehr gering ist.

4. Fisch

Auf Fisch reagieren 0,2 Prozent aller Menschen mit einer Nahrungsmittelallergie. Betroffen sind insbesondere Regionen mit hohem Fischkonsum. Ist jemand Fischallergiker, genügen schon geringste Mengen, um Reaktionen auszulösen.

5. Krustentiere

In Ländern wie Norwegen und Spanien, wo Krustentiere wie etwa Garnelen und Hummer häufig gegessen werden, zählt die Krustentierallergie zu den häufigsten Nahrungsmittelallergien. Das Hauptallergen ist ein hitzestabiles Eiweiß namens Tropomyosin, das in gekochtem Zustand sogar eine stärkere Reaktion hervorrufen kann.

Sowohl bei Krustentieren als auch bei Fisch wird nicht selten eine Nahrungsmittelallergie mit einer Lebensmittelvergiftung verwechselt, weshalb unbedingt ein Prick-Test durchgeführt werden sollte.

6. Weichtiere

Die Gruppe der Weichtiere umfasst Muscheln, Kraken, Tintenfische und Schnecken. Eine Nahrungsmittelallergie gegen Weichtiere tritt nur sehr selten auf.

7. Weizen

Weizen gehört in vielen Ländern zu den am häufigsten konsumierten Getreidearten und deckt weltweit fast 50 Prozent des täglichen Kalorienbedarfs ab. Zu den Allergenen zählen diverse Eiweißbestandteile. Neben Weizen können auch andere Getreide allergische Beschwerden auslösen.

Im Kindesalter zählt Weizen zu den Hauptallergenen, meist verschwindet die Nahrungsmittelallergie aber bis zum Schuleintritt. Tritt eine Weizenallergie erst im Erwachsenenalter auf, ist sie meist dauerhaft. Symptome können sowohl beim Einatmen von Weizenbestandteilen, bei Hautkontakt als auch durch das Essen von Weizen – sofort oder verzögert – auftreten.

8. Lupinen

Lupinen können gelegentlich ebenfalls eine Nahrungsmittelallergie auslösen. Sie kommen insbesondere in mediterranen Ländern zum Einsatz, z. B. um Snacks und Vorspeisen herzustellen. Da Lupinenmehl in allerlei Backwaren wie Brot und Keksen enthalten sein kann, wo es nicht vermutet wird, besteht Kennzeichnungspflicht.

9. Schalenfrüchte

Zu den Schalenfrüchten zählen Mandeln, Walnüsse, Haselnüsse, Cashewnüsse, Paranüsse, Pekannüsse, Pistazien, Macadamianüsse und Queenslandnüsse. Es sind bislang 32 Allergene aus Schalenfrüchten bekannt, die recht hitzestabil sind. Das bedeutet, dass für Leute mit den entsprechenden Nahrungsmittelallergien auch geröstete Nüsse oder gebrannte Mandeln problematisch sein können. Betroffen sind sowohl Kinder als auch Erwachsene.

10. Schwefeldioxid und Sulfite

Manche Menschen entwickeln auf Schwefeldioxid und Sulfite eine Nahrungsmittelallergie. Die Stoffe kommen oft als Konservierungsmittel und Antioxidantien zum Einsatz, z. B. in Saucen, Sauerkraut, eingelegtem Gemüse, Trockenfrüchten, Marmeladen, Backwaren sowie in Getränken wie Wein, Bier, Fruchtsäften und Softdrinks.

Schwefeldioxid und Sulfite müssen ab einer Menge von 10 Milligramm pro Kilogramm bzw. Liter im Zutatenverzeichnis oder auf dem Etikett – in Deutschland mit dem Wort "geschwefelt" – gekennzeichnet werden. Bei geringerem Gehalt können auch nur die jeweilige E-Nummer (E220-228) oder Begriffe wie Natriumsulfit angegeben werden.

11. Sellerie

In Mitteleuropa zählt Sellerie zu den häufigsten Allergenen, die bei Erwachsenen Nahrungsmittelallergien verursachen. Bedenken Sie, dass Sellerie z. B. auch in Gemüsesäften, in der Selleriesaat, in Kräutermischungen, im Gewürzbrot, in Fleischprodukten, im Kräuterkäse und in Fertiggerichten enthalten sein kann.

12. Senf

Was Gewürze anbelangt, ist die Senfallergie wohl die am häufigsten vorkommende Nahrungsmittelallergie. Da die Allergene des Senfs hitze- und verdauungsstabil sind, kann es zu starken Reaktionen kommen.

13. Sesamsamen

Bislang konnten in Sesamsamen 7 und im Sesamöl 3 Allergene identifiziert werden. Ist die Allergie einmal aufgetreten, bleibt sie häufig dauerhaft bestehen. Nur 20 bis 30 Prozent der Sesam-Allergiker können auf eine Toleranz hoffen, was bedeutet, dass die Nahrungsmittelallergie gegen Sesam irgendwann einmal wieder verschwindet.

Allerdings geht man bei diesen Zahlen natürlich davon aus, dass die jeweiligen Personen nur schulmedizinische Therapien in Anspruch nehmen, um ihre Allergie zu überwinden. Untersuchungen zur Toleranz nach ganzheitlichen Maßnahmen gibt es leider bislang noch nicht. In der Praxis zeigt sich jedoch immer wieder, dass ein naturheilkundliches Vorgehen viele Allergien zumindest lindern, wenn nicht gar ganz beheben kann.

14. Sojabohnen

In Sojabohnen wurden bislang mehr als 10 Allergene entdeckt. An einer Nahrungsmittelallergie gegen Soja leiden Säuglinge und Kleinkinder häufiger als Erwachsene, doch selbst Kinder leiden seltener an einer Sojaallergie als an einer Milch-, Eier- oder Erdnussallergie.

Wenn man auf das Sojaprotein namens Gly m4 allergisch reagiert (was beim Allergietest festgestellt werden kann), dann kann man offenbar manche Sojaprodukte (Miso, Sojasaucen, geröstete Sojabohnen) verzehren, da das Allergen im Allgemeinen beim Herstellungsprozess (durch Erhitzen und Fermentieren) zerstört wird.

In Tofu, Sojadrinks und Sojaflocken konnte das Allergen jedoch nach wie vor nachgewiesen werden. Man müsste die Sojabohnen 4 Stunden lang kochen - so das Bundesinstitut für Risikobewertung ( 8 ) - um das Allergen zu entschärfen.

In Anbetracht der Risiken, die eine allergische Reaktion mit sich bringen kann, würden wir bei Vorliegen einer Sojaallergie von Sojaprodukten und Experimenten (z. B. mit einem vorherigen 4-stündigen Erhitzen) eher abraten.

Im nachfolgenden Link finden Sie Alternativen zu Soja, die rein pflanzlich sind und die Sie auch einfach selber machen können.

Was ist eine Kreuzallergie?

Von einer sekundären Allergie – auch bekannt als Kreuzallergie – ist immer dann die Rede, wenn der Antikörper Immunglobulin E nicht nur auf sein spezifisches Allergen (z. B. Birkenpollen) reagiert, sondern auch auf verwandte, also ähnliche Allergene, etwa im Sellerie.

So kann es sein, dass man gegen immer mehr Stoffe allergisch wird. Erst ist es nur der Birkenpollen, dann der Sellerie, dann vielleicht noch Nüsse und Mandeln.

Gerade die Sellerieallergie liegt nur sehr selten als primäre Nahrungsmittelallergie vor, sondern meist als Kreuzallergie bei Birkenpollen- und/oder Beifuß-Allergikern. Besteht eine Nahrungsmittelallergie gegen Senf, kommt es häufig auch zu allergischen Reaktionen gegen verwandte Kreuzblütler wie den Chinakohl oder Raps. Darüber hinaus kommt es oft zu Kreuzreaktionen zwischen verschiedenen Fischarten, und manche Hausstaubmilbenallergiker entwickeln eine Kreuzallergie gegen Krusten- und Weichtiere.

Während von der echten bzw. primären Nahrungsmittelallergie in erster Linie Kinder betroffen sind, leiden Jugendliche und Erwachsene meist an einer sekundären Nahrungsmittelallergie. Experten ( 9 ) zufolge sind bis zu 60 Prozent aller Nahrungsmittelallergien bei Jugendlichen und Erwachsenen Kreuzallergien.

Was ist eine Pseudoallergie?

Bei den sogenannten Pseudoallergien handelt es sich nicht um Allergien, da das Immunsystem hier auf eine andere Weise reagiert. Die Bezeichnung „Pseudoallergie“ rührt daher, dass dieselben Symptome – z. B. Atembeschwerden, Nessel- und Hautausschläge – wie bei einer Allergie auftreten können.

Zu den Auslösern können die folgenden zählen:

  1. Arzneimittel, z. B. Kontrastmittel, Opiate, NSAR (Nicht-Steroidale-Anti-Rheumatika z. B. Aspirin)) u. a.
  2. Lebensmittelzusatzstoffe, z. B. Säuerungs- und Konservierungsmittel

Manchmal werden auch Stoffe aus Lebensmittel als Auslöser einer Pseudoallergie aufgeführt, wie z. B. Salicylate aus manchen Früchten, die aber eher zu den Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder Intoleranzen gezählt werden sollten.

Da bei Pseudoallergien keine Antikörper vorhanden sind, können diese auch nicht zur Diagnose der Pseudoallergie verwendet werden. Man kann nur durch Austesten, also Weglassen der entsprechenden Stoffe herausfinden, welcher davon die Symptome verursacht.

Die Ursachen von Nahrungsmittelallergien

Wodurch Nahrungsmittelallergien oder allgemein Allergien entstehen, gilt offiziell als noch nicht geklärt. Wissenschaftler gehen davon aus, dass dabei nicht eine einzige Ursache, sondern mehrere Faktoren eine Rolle spielen. Als gesichert gilt, dass eine Fehlsteuerung des Immunsystems vorliegt, was aber im Grunde keine Ursache ist, sondern die Folge der tatsächlichen Ursache(n).

Die Gene tragen ihren Teil dazu bei, ob Menschen an einer Nahrungsmittelallergie erkranken oder nicht. Leidet die Mutter und/oder der Vater an einer Allergie, sind deren Kinder eher gefährdet. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn der Antikörper Immunglobulin E (IgE) maßgeblich beteiligt ist ( 26 ).

Doch das Erbgut allein führt zu keiner Allergie. Aus Sicht der Naturheilkunde sind die Ursachen relativ eindeutig. Dazu gehören eine der Natur entfremdete Lebensweise (zu der alle möglichen heute üblichen Lebensbereiche gehören, wie falsche Ernährung, Medikamente, Bewegungsmangel, zu viel Hygiene, Vitalstoffmangel, zu viel Stress etc.), die zu Störungen insbesondere des Verdauungssystems (Darmflora und Darmschleimhaut) führt, was nun wiederum das Immunsystem irritiert.

Der pH-Wert im Magen als Ursache für Allergien

Laut einer im Jahr 2012 an der Medical University of Vienna durchgeführten Studie ( 7 ) spielt nicht nur der Darm, sondern auch der Magen bei der Entstehung von Nahrungsmittelallergien eine wichtige Rolle. In vitro wurde festgestellt, dass Allergene in Nahrungsmitteln, z. B. in der Milch oder in Haselnüssen, bei Anhebung des pH-Wertes nicht komplett verdaut werden können, was der Fall ist, wenn der Magen über zu wenig Magensäure verfügt.

Die Forscher kamen zum Schluss, dass Nahrungsmittelallergien mit einem erhöhten pH-Wert im Magen zusammenhängen können. Dafür spreche auch, dass Kleinkinder, die generell häufig an Allergien erkranken, im Normalfall über wenig Magensäure verfügen.

Bei Erwachsenen sind es nicht selten die beliebten Säureblocker für den Magen, die den Magen-pH-Wert heben und somit anfälliger für Allergien machen können – wie Forscher im Jahr 2019 belegt haben ( 14 ).

Sie werteten Daten von 97 Prozent der österreichischen Bevölkerung aus und fanden heraus, dass Menschen, die Magensäurehemmer (auch Säureblocker oder Protonenpumpeninhibitoren genannt) einnehmen, häufig Allergien entwickeln. Die Wissenschaftler mahnten deshalb die Ärzteschaft, diese Arzneimittel mit Vorsicht zu verschreiben und sicherzustellen, dass sie so kurz wie möglich eingenommen werden.

Sie erkennen diese Mittel an der Endung -prazol, z. B. Omeprazol, Pantoprazol o. ä. Diese Medikamente sollten wo immer möglich gemieden werden, da sie nicht nur das Allergierisiko erhöhen, sondern noch viele andere Beschwerden mehr verursachen können und überdies in eine Art Abhängigkeit führen können, wie wir schon hier beschrieben haben: Der Teufelskreis der Säureblocker

Die Diagnose von Nahrungsmittelallergien

Wenn Sie vermuten, an einer Nahrungsmittelallergie zu leiden, können Sie bei einem Arzt verschiedene Tests durchführen lassen. Die Krankengeschichte spielt hierbei eine wichtige Rolle. Vielleicht wissen oder ahnen Sie bereits, welche Nahrungsmittel als Auslöser in Frage kommen. Da sich die Symptome aber oft zeitverzögert zeigen, ist die Diagnose nicht immer einfach. Es kommen zur Abklärung drei Tests in Frage ( 25 ):

1. Hauttest:

Meist wird ein Prick-Test durchgeführt, wobei Nahrungsmittel-Extrakte auf die Haut aufgetragen und diese dann leicht angeritzt wird. Bei einem Prick-to-Prick Test wird hingegen ein kleines Stück eines Lebensmittels auf die Haut aufgelegt. In Folge wird mit einer kleinen Spitze sowohl durch das Nahrungsmittel durchgestochen als auch die Haut leicht angeritzt.

Rötungen, Juckreiz und Quaddelbildung an der entsprechenden Hautstelle zeigen eine allergische Reaktion an, die jedoch nicht den Schweregrad der Allergie widerspiegelt. Beide Hauttests deuten auf eine Sensibilisierung hin, zeigen aber nicht, ob wirklich eine Nahrungsmittelallergie vorliegt.

2. Labortest:

Die IgE-Bestimmung im Blut wird in spezialisierten Diagnoselabors durchgeführt. Hierbei wird geschaut, ob sich im Blut erhöhte Mengen von Antikörpern befinden und gegen welche Allergene diese gerichtet sind. Problematisch ist, dass auch dieser Test nur darüber Auskunft gibt, ob eine Sensibilisierung vorliegt, aber nicht, ob es sich in der Tat um eine bereits ausgebildete Nahrungsmittelallergie handelt.

3. Oraler Provokationstest:

Dieser Test ist zurzeit die einzige Möglichkeit, um eine Nahrungsmittelallergie sicher zu diagnostizieren und festzustellen, welche Mengen eines Lebensmittels eine allergische Reaktion auslösen. Da eine solche sehr heftig ausfallen kann, wird der orale Provokationstest nur in darauf spezialisierten Krankenhäusern und unter ständiger ärztlicher Aufsicht durchgeführt.

Die Menge des verabreichten Nahrungsmittels, das im Hauttest und/oder Labortest positiv getestet wurde, wird dabei schrittweise erhöht, bis es zu einer Reaktion kommt. Eine doppelblinde Durchführung – weder Mediziner noch Patienten wissen, wann das unter Verdacht stehende Nahrungsmittel verabreicht wird – sorgt für eine eindeutige Reaktion.

Mit der Irisdiagnose, die von naturheilkundlichen Therapeuten gelegentlich eingesetzt wird, lässt sich keine Allergie entdecken, aber u. U. ein Hinweis auf die zugrundeliegende Schwachstelle im Organismus finden. Wenn Sie also regelmäßig beim Heilpraktiker sind, erkundigen Sie sich, ob er entsprechende Diagnostiken einsetzt.

Sind IgG-Tests zur Diagnose von Nahrungsmittelallergien sinnvoll?

Darüber hinaus werden zur Diagnose von Nahrungsmittelallergien weitere Allergietests angeboten. Darunter IgG-Tests, welche meist gemeinsam mit Diätempfehlungen angeboten werden. Die Europäische Akademie für Allergologie und Klinische Immunologie hat die IgG-Antikörpertests als ungeeignet eingestuft und lehnt diese demzufolge strikt ab ( 29 ).

Denn wenn nach dem Verzehr von Lebensmitteln IgG4-Antikörper nachgewiesen werden, deute dies nicht auf krank machende Vorgänge, sondern nur auf den Kontakt mit den entsprechenden Lebensmitteln hin. Diesbezügliche Diätempfehlungen führten zu Verunsicherung, erhöhten den Leidensdruck, schränkten die Lebensqualität ein und könnten Allergiker ernsthaft gefährden - wird häufig behauptet.

Allerdings zeigt die Praxis, dass genau diese Tests und nachfolgenden Ernährungsempfehlungen den Betroffenen oft (aber nicht immer) sehr gut helfen können.

Hier stellt sich mal wieder die Frage, was die Lebensqualität tatsächlich einschränkt, die oft lähmenden allergischen Reaktionen und Symptome oder die Ernährungsumstellung, an die man sich oft schnell gewöhnt und die sodann - im Erfolgsfall - mit Symptomfreiheit einhergeht. Erst jetzt hat man die Energie und Kraft, sich weiteren Maßnahmen zu widmen, die sodann die Überempfindlichkeit lindern können, etwa einer Darmsanierung, Optimierung der Vitalstoffversorgung und weiteren naturheilkundlichen Therapien.

Mögliche Mängel, die mit einer Einschränkung des Speiseplans einhergehen, lassen sich meist mit einem intelligent zusammengestellten Ernährungsplan und zusätzlichen Nahrungsergänzungen umgehen. Hier kann ein ganzheitlicher Ernährungsberater und/oder Heilpraktiker weiterhelfen.

Die schulmedizinische Therapie von Nahrungsmittelallergien

Vonseiten der Schulmedizin steht bislang keine ursächliche Therapie bei Nahrungsmittelallergien zur Verfügung. Das Vermeiden des Allergens stellt deshalb nach wie vor die am häufigsten empfohlene Behandlung dar.

Diverse Therapien befinden sich noch in Studien und werden deshalb nur an spezialisierten Krankenhäusern angewandt. So kann etwa eine orale Immuntherapie bei einer Erdnussallergie hilfreich sein. Studien ( 15 ) zufolge könnten die Symptome vieler Allergiker dadurch verhindert oder abgeschwächt werden.

Es könnte dadurch zumindest verhindert werden, dass bereits Spuren dieses Lebensmittels zu allergischen Reaktionen führen. Bei Allergien gegen Hausstaubmilben, Pollen und Insektengifte haben sich Immuntherapien bereits bewährt, bei Nahrungsmittelallergien ist jedoch noch einige Forschungsarbeit vonnöten.

Außerdem ist es wichtig zu wissen, dass Nahrungsmittelallergien, die bereits im Säuglingsalter auftreten, oft schon vor der Einschulung wieder verschwinden. Darum kann bei Kindern alle 1 bis 2 Jahre - in Gegenwart des Arztes - überprüft werden, ob derweil eine Toleranz eingetreten ist. Nahrungsmittelallergien, die im Erwachsenenalter erstmals in Erscheinung treten, begleiten die Betroffenen meist ein Leben lang – besonders dann, wenn man sich ausschließlich auf die Schulmedizin verlässt.

Die Naturheilkunde bei Nahrungsmittelallergien

Anders als viele Schulmediziner vertreten Alternativmediziner die Auffassung, dass "Abwarten und Tee trinken" bei Nahrungsmittelallergien nicht zielführend ist. Der wichtigste Teil der Allergiebehandlung ist auch bei einem ganzheitlichen Konzept zunächst die strikte Vermeidung der entsprechenden Allergene.

Darüber hinaus gibt es aber einige Maßnahmen, die von Ihnen ergriffen werden können, um den Körper bzw. das Immunsystem zu unterstützen und eine Toleranz zu fördern. Diese Maßnahmen sind auch wichtige Aspekte bei der Vorbeugung und Therapie von Nahrungsmittelunverträglichkeiten.

1. Gesunde Ernährung

Ernähren Sie sich basenüberschüssig, vitalstoffreich und pflanzenbasiert. Auf diese Weise können Sie Ihrem Körper wertvolle Nährstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe zufügen, worauf er gerade während der Wiederherstellung seines Gleichgewichtes angewiesen ist. Außerdem trägt diese Ernährungsweise zur Entsäuerung des Körpers bei, entlastet den Darm und wirkt entzündungshemmend. Unsere Tabelle hilft Ihnen dabei, sich mit der basenüberschüssigen Ernährung vertraut zu machen.

2. Störfelder beseitigen

Beseitigen Sie wo immer möglich vorhandene Störfelder. Denn diese stellen eine chronische Belastung für Ihren Organismus und insbesondere für Ihr Immunsystem dar. Dazu zählen vordergründig Zahn-Kiefer-Störfelder wie z. B. Amalgamfüllungen, tote Zähne und Gebissfehlstellungen.

3. Entgiftung bei Nahrungsmittelallergien

Die körpereigene Entgiftung sollte bei Allergien gezielt gestärkt werden. Das Heilfasten kann hierbei ein erster Schritt sein. Trinken Sie genügend Wasser und Kräutertee, um die Ausleitung über die Nieren zu fördern und die Entgiftungsorgane (Haut, Leber, Niere und Darm) zu stärken. Heilpflanzen können hier hilfreich sein, worüber wir für Sie bereits berichtet haben: Entgiftung mit Kräutern. Bewegen Sie sich an der frischen Luft, wodurch die Ausleitung über Haut und die Lunge sowie der Stoffwechsel angeregt werden.

4. Stressmanagement bei Nahrungsmittelallergien

Meiden Sie Stress und lernen Sie, sich zu entspannen. Studien ( 30 ) haben gezeigt, dass durch Stress das Immunsystem überreagiert und geschwächt wird. Auch neigen Allergiker viel eher zu Stress als gesunde Menschen und unterdrücken öfter ihre Gefühle. Es gibt viele Methoden, um zu entspannen, z. B. Progressive Muskelentspannung, Yoga, Meditation und Akupressur.

Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, auf sog. Adaptogene zurückzugreifen, also auf pflanzliche Mittel, die gegen Stress resistenter machen, z. B. Rhodiola rosea.

5. Probiotika einnehmen und Darmflora aufbauen

Kaiserschnittgeburten, die sterile Umgebung während und nach der Geburt sowie Säuglingsnahrung statt Muttermilch verhindern, dass sich beim Kind eine gesunde Darmflora entwickeln kann. Eine gesunde Darmflora jedoch schützt die Darmschleimhaut und verhindert, dass Allergene in den Blutkreislauf gelangen und dort zur Entwicklung von Allergien führen.

Später sind es Medikamente (u. a. Antibiotika), antibakterielle Zusätze in Körper- bzw. Zahnpflegeprodukten (z. B. Triclosan ), Alkohol, Zucker, salzreiche Ernährung oder generell eine falsche Ernährung, die allesamt die Darmflora durcheinander bringen und zur Entwicklung von Nahrungsmittelallergien beitragen.

In der Tat haben Studien gezeigt (19), dass Menschen mit schweren Allergien (u. a. Nahrungsmittelallergien) eine wesentlich weniger vielfältige Darmflora haben. Auch kann die Komposition der Darmflora die individuelle Reaktion auf laktose- bzw. fruktosehaltige Nahrungsmittel beeinflussen, so dass auch Nahrungsmittelunverträglichkeiten wie die Laktose- und Fruktoseintoleranz auf eine gestörte Darmflora zurückgeführt werden könnten.

Da die Nahrung eine besondere Bedeutung für die Besiedlung des Darms hat, benötigen wir eine abwechslungsreiche und gesunde Ernährung mit vielen verschiedenen Früchten und Gemüsen. Zum einen tragen die darin enthaltenen Ballaststoffe zu einer vielfältigen Darmflora bei, zum anderen helfen die Vitamine, Mineralstoffe und sekundären Pflanzenstoffe, das Immunsystem auf Trab zu halten und uns vor Allergien zu schützen oder diese zu eliminieren. Wie die richtige Ernährung für eine gesunde Darmflora aussieht, haben wir hier beschrieben: Die richtige Ernährung für die Darmflora

Darüber hinaus können Probiotika die Darmflora zum Positiven verändern und die Beschwerden bei Allergien verbessern. Hierbei handelt es sich um lebensfähige Mikroorganismen, die in fermentierten Lebensmitteln wie rohem Sauerkraut und - in deutlich höherer Zahl und größerer Diversität - in Nahrungsergänzungsmitteln enthalten sind.

  1. Wie Sie Probiotika zum Aufbau der Darmflora einnehmen, erklären wir hier in dieser Anleitung: Darmflora aufbauen
  2. Wie die Darmflora bei Kindern (ab 3 Jahren) aufgebaut werden kann, finden Sie hier erklärt: Darmflora bei Kindern aufbauen
  3. Wie die Darmflora bei Säuglingen und Kleinkindern (bis 3 Jahren) aufgebaut werden kann, erklären wir hier: Probiotika für den Babydarm

Auch eine vollständige Darmsanierung kann als eine ganzheitliche Methode sinnvoll sein, um eine erworbene Allergie, Unverträglichkeit oder Intoleranz wieder loszuwerden. Die genaue Anleitung finden Sie hier: Darmreinigung – Die Anleitung.

6. Versorgen Sie sich und Ihr Baby mit ausreichend Vitamin D

Auch Vitamin D spielt beim Allergierisiko eine große Rolle. Forscher haben festgestellt, dass das Allergierisiko mit dem Sonnenlicht in Verbindung steht. So hat eine Studie ( 23 ) mit 5.276 einjährigen Kindern an der The University of Melbourneergeben, dass ein Mangel an Sonnenlicht und der daraus resultierende Vitamin-D-Mangel die Wahrscheinlichkeit einer Eiallergie 3-fach und einer Erdnussallergie 11-fach erhöht.

Da Kinder vor der Geburt in puncto Vitamin D vollkommen auf ihre Mütter angewiesen sind, sollten Schwangere unbedingt auf eine adäquate Versorgung mit Vitamin D achten – ob über die Sonne oder Nahrungsergänzungsmittel.

Nach der Geburt des Kindes wird das Vitamin D durch Sonnenlicht über seine Haut gebildet. Doch es ist unbedingt darauf zu achten, dass Babyhaut sehr empfindlich ist und keinesfalls der prallen Mittagssonne ausgesetzt werden darf! Laut einer Studie ( 31 ) reicht es aus, wenn das 6 Monate alte Baby für 30 Minuten pro Woche (insgesamt 16 Wochen lang) die Nachmittagssonne genießt, um einen ausreichenden Vitamin-D-Spiegel zu erreichen.

Wie Sie vorgehen, um insbesondere bei sich selbst für einen ausreichend hohen Vitamin-D-Spiegel zu sorgen und wie Sie einen möglichen Mangel beheben, lesen Sie hier: Die richtige Einnahme von Vitamin D

7. Vitamin-C-Infusionen bei Nahrungsmittelallergien

In einer Übersichtsarbeit von 2018 ( 32 ) ergab sich, dass Vitamin-C-Infusionen bei Allergien eine gute Möglichkeit zur Symptomlinderung darstellen. Fragen Sie Ihren naturheilkundlich orientierten Arzt danach und lesen Sie unseren Artikel zu diesem Thema: Vitamin-C-Therapie in der Hausarztpraxis

8. Omega-3-Fettsäuren einnehmen

Omega-3-Fettsäuren (die langkettigen aus Fisch- oder Algenöl mindern das Risiko einer Nahrungsmittelallergie. Aufgrund ihrer antioxidativen und entzündungshemmenden Wirkung aber geht man auch davon aus, dass sie bestehende Allergien lindern können ( 33 ).

9. Curcumin

Das bekannte Allround-Antioxidans aus Kurkuma - Curcumin - ist längst für seine antiallergischen Eigenschaften bekannt, da es die Histaminausschüttung aus den Mastzellen hemmen kann. Überprüft wurde dieser Effekt - laut einer Veröffentlichung von 2008 zunächst an allergischen Mäusen, bei denen die allergische Reaktion dank Curcumin deutlich eingeschränkt wurde ( 34 ).

Im Jahr 2015 schrieben Forscher der Western New England University in Springfield sodann, dass Curcumin eine schützende Rolle bei allergischen Reaktionen gegen Nahrungsmittel spiele, so dass man davon ausgehe, die regelmäßige Einnahme von Kurkuma (bzw. von Curcumin) könne den weiteren Verlauf einer Nahrungsmittelallergie sehr positiv beeinflussen ( 35 ).

Und in einer koreanischen Studie aus demselben Jahr hieß es, dass Kurkuma ganz signifikant die Symptome einer Nahrungsmittelallergie bessern könne und ein antiallergischer Stoff sei. Kurkuma würde die Immunantwort regulieren, indem es das sog. TH1/TH2-Gleichgewicht aufrechthalte. Curcumin selbst hemme überdies eine überschießende Reaktion des Immunsystems, so dass die Einnahme von Kurkuma bei etlichen Störungen des Immunsystems hilfreich sei, etwa bei Nahrungsmittelallergien, aber auch bei Asthma und Neurodermitis ( 36 ).

Zur Erstellung eines ganzheitlichen Konzeptes wenden Sie sich am besten an einen ganzheitlich orientierten Arzt, Allergologen oder Heilpraktiker, der Erfahrung in der naturheilkundlichen Allergiebehandlung hat. Er wird mit Ihnen gemeinsam die für Sie passende Vorgehensweise entwickeln, die perfekt an Ihre individuellen Bedürfnisse angepasst ist.

Nahrungsmittelallergie vom Soforttyp: Ein Notfallset kann Leben retten

Gerade bei stark ausgeprägten Nahrungsmittelallergien bzw. Allergien ist es für Betroffene darüber hinaus essenziell, Bescheid zu wissen, welche Lebensmittel gefährlich werden können, wie sich eine allergische Reaktion bemerkbar macht und was im Notfall zu tun ist.

Ein Notfallset kann für Allergiker lebensrettend sein. Sie sollten es stets mit sich führen, so dass sie sich schon vor dem Eintreffen des Arztes oder der Sanitäter sofort selbst behandeln können. Es umfasst üblicherweise:

  1. ein antiallergisches Mittel (Antihistaminikum)
  2. einen Adrenalin-Autoinjektor
  3. ein Kortison-Präparat
  4. ein Bronchien-erweiterndes Spray

Lassen Sie sich die Vorgehensweise im Detail erklären und üben Sie sich und andere im Umgang mit dem Notfallset ein, bis es Routine wird! Nur so können Sie oder Ihre Verwandten im Notfall konzentriert agieren, ohne in Panik zu fallen.

Nahrungsmittelallergien und Nahrungsmittelunverträglichkeiten treten immer häufiger auf

Immer mehr Menschen sind der Überzeugung, an einer Nahrungsmittelunverträglichkeit oder Nahrungsmittelallergie zu leiden. Doch trifft das wirklich zu? Einigen Wissenschaftlern zufolge handelt es sich bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten bzw. Intoleranzen oft schlichtweg um Einbildung ( 20 ) und bei Nahrungsmittelallergien um Fehldiagnosen.

Die European Centre for Allergy Research Foundation (gemeinnützige europäische Stiftung für Allergieforschung) widerspricht Anmassungen wie diesen aber ganz klar. Denn auf dem 14. Deutschen Allergiekongress im Jahr 2019 in Hannover wiesen Experten darauf hin, dass Klinikaufenthalte aufgrund von schweren allergischen Reaktionen bis hin zum anaphylaktischen Schock – insbesondere bei Kindern – stark gestiegen seien, nämlich um das Siebenfache in den letzten zehn Jahren. ( 10 )

Prof. Katie Allen ( 21 ) vom Murdoch Children’s Research Institute in Melbourne war sichtlich überrascht, als sie die Daten von 5.300 Kindern auswertete. Denn sie dachte, dass etwa eines von 20 Kindern allergisch auf Nüsse reagieren würde, doch es waren gleich doppelt so viele. Die Forscherin gab an, dass man hier schon von einer Epidemie sprechen müsse.

Fakt ist also, dass die Häufigkeit von Nahrungsmittelallergien in den letzten 30 Jahren zugenommen hat, insbesondere in Industrieländern (18). Warum dies aber so ist, weiß noch niemand genau. Drei Faktoren könnten dabei jedoch eine wichtige Rolle spielen: 1. Naturferne Lebens- und Ernährungsweise, die zu Darmflorastörungen führt, 2. Vitamin-D-Mangel und 3. Säuglinge erhalten zu spät potenziell allergene Nahrungsmittel.

Säuglinge: Früh oder besser spät mit Allergenen füttern?

Lange Zeit hieß es, man solle Säuglingen möglichst spät potenziell allergene Nahrungsmittel geben. Mittlerweile hat sich das Blatt gewendet. Laut Professor Gideon Lackat vom King's College London war die Verzögerungstaktik nicht nur falsch, sondern habe dazu beigetragen, die Epidemie in puncto Nahrungsmittelunverträglichkeiten voranzutreiben. Seine Studie ( 22 ) mit 640 gefährdeten Babys hat gezeigt, dass das Risiko einer Erdnuss-Allergie dramatisch gesenkt werden kann, wenn Kinder zwischen 4 und 11 Monaten pürierte Erdnüsse essen.

Eine Gruppe bekam zumindest 6 Gramm Erdnüsse pro Woche, die andere Gruppe gar keine. Als die Kinder das Alter von 5 Jahre erreichten, reagierten nur rund 3 Prozent in der Erdnuss-Gruppe allergisch, während mehr als 17 Prozent der anderen Kinder eine Erdnuss-Allergie entwickelt hatten.

Hierbei handelt es sich jedoch um eine von Ärzten überwachte Studie. Sie sollten Ihren 4 Monate alten Säugling also nicht mit pürierten Erdnüssen füttern! Vielmehr lautet die Empfehlung, Babys frühestens zu Beginn des 5. Monats - wenn das Kind entsprechend Interesse an Beikost zeigt - immer wieder neue Lebensmittel anzubieten. Offiziell heißt es, man solle das mehrmals tun, um sie damit vertraut zu machen, da Kleinkinder Lebensmittel bis zu mehr als 10-mal ablehnen, bis sie sich damit anfreunden.

Aus unserer Sicht (ZDG-Redaktion) sollte jedoch der gesunde Instinkt des Kindes nicht unterschätzt und daher nicht versucht werden, das Kind zu etwas zu überreden, was es nicht essen möchte. Möglicherweise ist das Kind auch noch nicht für die Beikost bereit, was bei jedem Kind in einem anderen Alter der Fall sein kann. Richten Sie sich besser nach Ihrem Kind als nach irgendwelchen ärztlichen oder anderweitig offiziellen Vorgaben. Sie finden hier Informationen zum babygeführten Abstillen und babygerechter Beikost

So kann man Nahrungsmittelallergien und Nahrungsmittelunverträglichkeiten bei Kindern vorbeugen

Laut der Medizinischen Universität Wien (24) gibt es einige vorbeugende Massnahmen, die das Nahrungsmittelallergierisiko, aber auch das Risiko anderer Allergien bei Kindern verringern:

  1. Meiden Sie in der Schwangerschaft und Stillzeit Tabak und Alkohol. Rauchen Sie nicht im Beisein von Kindern, weil Passivrauch zu einer Nahrungsmittelallergie beitragen kann ( 28 ).
  2. Stillen Sie Ihr Baby mindestens die ersten vier Monate voll, besser länger. Dadurch wird die Entwicklung des Immunsystems gefördert und die Mikroorganismen im Körper (Darm-, Haut-, Mundflora) werden positiv beeinflusst.
  3. Führen Sie bei Ihrem Kind zwischen Beginn des 5. und bis spätestens Ende des 6. Lebensmonats Beikost ein (aber nur, wenn es dafür auch Interesse zeigt!). Denn laut Studien ( 12 ) können Säuglinge durch den schrittweisen Übergang eine Reihe von Nahrungsmitteln testen und das Immunsystem wird mit möglicherweise allergieauslösenden Stoffen früh bekannt gemacht. Achten Sie also darauf, Ihrem Kleinkind immer wieder Lebensmittel anzubieten (püriert, roh oder schonend gegart) und finden Sie heraus, was ihm mundet. Selbstverständlich darf das Kind nicht zum Essen gezwungen werden!
  4. Eine hypoallergene Säuglingsnahrung (Formula) ist ausschließlich für Risikokinder (wenn etwa bereits Allergien diagnostiziert wurden oder die Eltern an einer Allergie leiden) gedacht, die nicht gestillt werden können.
  5. Laut Forschern ( 16 ) aus Norwegen ist das Risiko für Zöliakie bei Kindern niedriger, wenn sich werdende Mütter ballaststoffreich ernähren. Eine hohe Aufnahme von Ballaststoffen aus Obst und Gemüse anstelle von Getreide war mit dem geringsten Risiko verbunden - was darauf hinweisen könnte, dass damit automatisch der Glutenverzehr gemindert war und auch genau dieser geringere Glutenverzehr das Risiko reduziert haben könnte.
  6. Die European Academy of Allergy and Clinical Immunology ( 11 ) schlägt Präbiotika in Form von Nahrungsergänzungsmitteln zur Allergievorbeugung bei Säuglingen vor, die nicht ausschließlich Muttermilch bekommen. Mit Präbiotika sind spezielle für Säuglinge und Kleinkinder geeignete Nahrungsergänzungen aus sog. FOS (Fructo-Oligosacchariden) oder GOS (Galacto-Oligosacchariden) gemeint, die meist industrieller Kindernahrung beigemischt werden.
  7. Laut der World Allergy Organization ( 11 ) kann eine Probiotika-Einnahme in der Schwangerschaft, Stillzeit und Kindheit bei hohem Allergierisiko sinnvoll sein. Welche Produkte in Frage kommen, haben wir oben beschrieben (unter: "Probiotika: Wie Sie Ihre Darmflora (und die Ihrer Kinder) aufbauen und sich so gegen Allergien schützen").
  8. Meiden Sie bei sich als auch bei Ihren Kindern Übergewicht.
  9. Eine Kaiserschnittgeburt sollte laut Studien ( 27 ) nur dann erfolgen, wenn sie medizinisch unumgänglich ist. Denn bei einer natürlichen Geburt kommt das Kind mit der Darm- und Scheidenflora und somit mit nützlichen Bakterien der Mutter in Kontakt, die sein Immunsystems stärken und das Allergierisiko mindern.
  10. Antibiotika sollten, außer bei medizinischer Notwendigkeit, nicht eingenommen werden, da sie das Allergierisiko erhöhen, wie wir schon hier beschrieben haben: Antibiotika erhöhen Allergierisiko bei Kindern.

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Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel wurde auf Grundlage (zur Zeit der Veröffentlichung) aktueller Studien verfasst und von MedizinerInnen geprüft, darf aber nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung genutzt werden, ersetzt also nicht den Besuch bei Ihrem Arzt. Besprechen Sie daher jede Massnahme (ob aus diesem oder einem anderen unserer Artikel) immer zuerst mit Ihrem Arzt.