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Probiotika für eine gesunde Darmflora

Die Einnahme von Probiotika zur Steigerung der allgemeinen Gesundheit wurde lange Zeit unterschätzt. Tatsache ist jedoch, dass die Darmflora einen enormen Einfluss sowohl auf die physische als auch auf die mentale Gesundheit hat. So steuern die in uns lebenden Darmbakterien nicht nur unser Immunsystem, sondern auch unsere Emotionen.

Fachärztliche Prüfung: Gert Dorschner
Stand: 13 September 2024

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Was sind Probiotika?

Ein Probiotikum ist eine Zubereitung aus lebenden Mikroorganismen (z. B. Milchsäurebakterien), die eine gesundheitsfördernde Wirkung auf den menschlichen Organismus, insbesondere auf den Darm haben. Probiotika sind also Präparate mit probiotischen Bakterienstämmen.

Probiotika und der gesunde Darm

In unserem Magen-Darm-Trakt existieren zwischen 400 und 500 Arten von Bakterien. Würde man den Magen-Darm-Trakt flach ausbreiten, hätte er etwa die Grösse eines Tennisplatzes und die dort lebenden Bakterienkolonien würden ungefähr 1,5 Kilogramm auf die Waage bringen.

Lange Zeit wurde die Bedeutung von Darmbakterien stark unterschätzt. Inzwischen weiß man jedoch um deren enormen Einfluss auf unsere Gesundheit. Denn probiotische Bakterien weisen noch viel mehr Funktionen auf, als nur Hilfe bei der Verdauung.

Probiotika aktivieren beispielsweise Immunreaktionen im gesamten Körper, darunter befindet sich auch die Aktivierung bestimmter Abwehrzellen - der so genannten T-Zellen ( 1 ).

In einem gesunden Darm sollten ungefähr 85 % der gesamten Darmflora aus nützlichen Bakterien bestehen, während maximal 15 % der Bakterien pathogen sein dürfen. Da sich etwa 80 % unseres Immunsystems im Darm befinden, spielt dieses Bakterienverhältnis auch eine grosse Rolle für unsere Abwehr.

Studien belegen zudem, dass die Zusammensetzung der Darmflora einen enormen Einfluss auf unsere Emotionen und unsere geistige Leistungsfähigkeit hat. (Mehr zu diesem Thema finden Sie hier: Der Darm steuert Emotionen)

Zehn Gründe, warum Probiotika wichtig sind

Die Einnahme eines Probiotikums oder probiotischen Lebensmitteln unterstützt aktiv den Aufbau und Erhalt der Darmflora und kann daher die physische und psychische Gesundheit steigern. Im folgenden Abschnitt nennen wir Ihnen 10 Gründe für die tägliche Einnahme von probiotischen Präparaten oder Lebensmitteln. Daraus wird schnell ersichtlich, wie wichtig die Rolle ist, die probiotische Bakterien im Körper spielen:

1. Probiotika verbessern die Immunfunktion

Eine klinische Doppelblindstudie an Patienten auf der Intensivstation hat nachgewiesen, dass probiotische Bakterien das so genannte Multiorganversagen (MODS, engl. für: Multiple organ dysfunction syndrome) verhindern können, also ein Leiden verhindern helfen, das als die Hauptursache für Todesfälle unter Intensivpatienten gilt ( 2 ).

Wenn probiotische Bakterienstämme das schaffen, kann man erahnen, wie sie auch schon vor einfachen Erkältungen oder der Grippe schützen können. Ist der Darm gesund und sein Milieu im Gleichgewicht, ist also auch der betreffende Mensch gesund.

* Hier finden Sie einen Flora-Status-Heimtest

* Hier finden Sie einen Gesundheits-Check für den Darm

2. Probiotika wirken gegen Allergien, Hauterkrankungen und Asthma

Wirksame Probiotika, die den Darm regenerieren, führen zu einem starken Immunsystem und dadurch zu mehr Gesundheit. Die Folge ist, dass der Mensch auch für Asthma, Allergien, Ekzeme und andere Hauterkrankungen weniger anfällig ist.

In einer Studie aus dem Jahre 2009 wurde gezeigt, dass probiotische Bakterien die körpereigene Abwehr gegen Hautallergien stärken können. Die Zielgruppe der Studie waren Säuglinge und Kleinkinder, die oft zu Ekzemen oder anderen allergischen Reaktionen der Haut neigten.

150 schwangere Frauen, in deren Familien Allergien an der Tagesordnung waren, bekamen in den letzten sechs Schwangerschaftswochen drei verschiedene Sorten probiotischer Präparate bzw. ein wirkungsloses Placebo-Präparat verabreicht. Weder die Teilnehmerinnen noch ihre Ärzte wussten, was sie erhielten.

Nachdem die Frauen entbunden hatten, blieben die meisten ihrer Kinder nach wie vor unter ärztlicher Beobachtung und erhielten für weitere zwölf Monate ein Probiotikum (oder ein Placebo-Präparat). Schon nach drei Monaten stellte man fest, dass diejenigen Kinder, die das Probiotikum einnahmen, seltener an Ekzemen litten als jene, die das Placebo-Präparat schluckten.

Nach Ablauf der zwölf Monate setzte man sowohl das Probiotikum als auch das Placebo-Präparat ab. Bis zum Alter von zwei Jahren wurden die Kinder beobachtet und auch bei Erreichen dieses Alters war immer noch ein deutlicher Unterschied zwischen den Gruppen zu erkennen.

Die einstige Probiotikum-Gruppe wies zwar zwischenzeitlich ebenfalls eine höhere Anfälligkeitsrate für Hautallergien auf als dies noch während ihrer Probiotikum-Einnahme der Fall war, doch zeigten sie nach wie vor eine stärkere Abwehrkraft gegen Ekzeme als die Placebo-Gruppe. Diese Studienergebnisse zeigen, dass ein Probiotikum positive Auswirkungen auf den Nachwuchs von allergieanfälligen Müttern haben können ( 3 ).

Der positive Effekt von Probiotika auf die Immunfunktion von Kindern wird auch durch die Muttermilch erhöht, wenn die Mutter während und nach der Schwangerschaft täglich ein Probiotikum einnimmt. Wenn die Mutter nicht stillen kann, können probiotische Präparate (in Absprache mit Kinderarzt und/oder Hebamme) auch in die Babynahrung gegeben werden. (Mehr zum Thema finden Sie hier: Probiotika für den Babydarm)

Doch nicht nur Allergien ( 4 ) und Hauterkrankungen, sondern auch Asthma kann durch eine gesunde Darmflora vorgebeugt und gelindert werden. Mehr dazu finden Sie hier: Asthma natürlich behandeln

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3. Probiotika wirken gegen Nahrungsmittelunverträglichkeiten

Im Journal of Nutrition wurde im Jahr 2009 eine Untersuchung veröffentlicht, wobei man Mäusen ein Probiotikum verabreicht hatte, um deren Einfluss auf mögliche Nahrungsmittelallergien zu untersuchen. Die Mäuse litten alle an einer Milchallergie, was sich in Hautausschlägen äusserte, sobald sie Milch tranken ( 7 ).

Nun gab man ihnen gleichzeitig mit der Milch auch ein probiotisches Präparat sowie Präbiotika*. Sofort verbesserte sich die Milch-Intoleranz der Mäuse sichtbar – es kam zu fast keinen Hautreaktionen mehr.

Heutzutage haben bis zu acht Prozent der Kinder verschiedene chronische Nahrungsmittelallergien. Bei einer Ausweitung dieser Studie auf Menschen liesse sich herausfinden, ob sich probiotische Präparate auch dazu eignen, Nahrungsmittelunverträglichkeiten bei Kindern vorzubeugen oder gar zu heilen.

Mit der Einnahme eines Probiotikums lassen sich offenbar auch Nahrungsmittelunverträglichkeiten wie Zöliakie oder Glutenunverträglichkeit lindern, denn eine gesunde Darmflora schützt die Darmschleimhaut vor dem Leaky-Gut-Syndrom (durchlässige Darmschleimhaut), welches oftmals für die Entstehung von Nahrungsmittelunverträglichkeiten verantwortlich ist.

*Präbiotika sind Stoffe, die den Mikroorganismen einer gesundenDarmflora als Nahrung dienen.

4. Probiotika schützen vor Darmerkrankungen

Probiotische Bakterien können Geschwüre zurückdrängen und bei der Behandlung von Krankheiten wie dem Reizdarm, Morbus Crohn, Colitis ulcerosa, chronisch entzündlichen Darmerkrankungen und anderen Entzündungserkrankungen, die auch auf Grund eines Mangels an probiotischen Bakterien ausbrechen, eingesetzt werden.

Die Behandlung mit einem Probiotikum – in Kombination mit der oralen Rehydrierung versteht sich – verkürzte in Studien die Dauer der Diarrhö um einen Tag ( 10 ). Gleichzeitig wurde das Risiko, dass eine Durchfallerkrankung länger als vier Tage andauerte, um 59 Prozent gesenkt.

5. Probiotika schützen vor den Folgen von ungesunden Lebensmitteln

Nimmt man viele industriell verarbeitete Nahrungsmittel zu sich und ernährt man sich sehr ballaststoffarm, ermöglicht man es den schädlichen Bakterien, die Oberhand zu erlangen – mit der Folge, dass die Darmfunktion beeinträchtigt wird. Doch auch Menschen, die sich bewusst ernähren, nehmen ab und zu ungesunde oder belastete Lebensmittel zu sich.

Eine gesunde Darmflora kann die Folgen dieser Schadstoffe abpuffern. Es ist daher eine gute Idee, immer mal wieder eine Kur mit Probiotika zu machen, z. B. 2 - 4 Wochen lang.

6. Probiotika wirken gegen Pilzinfektionen

Wenn pathogene Bakterien das bereits oben angemerkte Verhältnis von 85:15 zwischen nützlichen und schädlichen Bakterien durcheinander bringen, können Pilzinfektionen wie zum Beispiel Candida nicht nur den Darm, sondern den ganzen Körper befallen. Um Darmpilz, Scheidenpilz und anderen Infektionen keine Chance zu geben, sollte man stets für eine gesunde Darmflora sorgen. Probiotische Stämme helfen dabei.

7. Probiotika unterstützen die Krebsvorsorge

Eine gesunde Darmflora hilft offenbar sogar bei der Krebsvorsorge. Es gibt verschiedene Studien, die die positiven Effekte von Probiotika zur Vorbeugung von Darmkrebs bestätigen. In einer Untersuchung aus dem Jahre 2012 wurde gezeigt, dass probiotische Stämme auch der Entwicklung von Gebärmutterhalskrebs bei Frauen entgegenwirken können. Ausserdem wurde festgestellt, dass Antibiotika das Darmkrebsrisiko erhöhen.

Ausserdem konnte in einer Studie an Mäusen eine brustkrebshemmende Wirkung von probiotischen Bakterien bestätigt werden ( 18 ). Eine weitere Studie wies nach, dass Probiotika gegen Darmkrebs hilfreich sein können ( 16 )

* Hier finden Sie eine grosse Auswahl an Probiotika

8. Probiotika schützen vor UV-Strahlung

Eine gesunde Darmflora beugt auch Folgeschäden durch Bestrahlung am Dick- und Dünndarm wie z. B. Durchfall vor. Ausserdem konnte gezeigt werden, dass probiotische Bakterien die Haut vor den Schäden von UV-Strahlen schützen können, indem sie das Immunsystem der Haut aktivieren ( 20 ) ( 21 ).

9. Probiotika dienen als Schutz vor Schäden durch Antibiotika

Viele Menschen nehmen probiotische Nahrungsergänzungen nach einer Antibiotika-Behandlung ein, um ihre Darmflora wieder aufzubauen.

Dies ist enorm wichtig, um die durch das Antibiotikum zerstörte Darmflora schnellstmöglich wieder aufzubauen. Doch nicht nur eine mehrtägige Einnahme eines Antibiotikums, sondern bereits geringe Mengen ändern das Milieu in einem gesunden Darm und zerstören das sensible mikrobielle Gleichgewicht der Darmflora.

Leider sind auch in einigen Nahrungsmitteln - vor allem in Fleisch- und Milchprodukten - Antibiotika-Rückstände zu finden. Um die schädliche Wirkung von Antibiotika abzuwehren, ist es daher sinnvoll, immer wieder kurweise probiotische Präparate einzunehmen (vor allem dann, wenn man häufig Fleisch- und Milchprodukte verzehrt).

10. Probiotika wirken gegen mentale und neurologische Leiden

Wie bereits oben kurz erwähnt, spielt die Darmflora auch eine sehr wichtige Rolle für die mentale Gesundheit. Wussten Sie, dass Probiotika sogar Autismus-Symptome lindern können? ( 22 )

Dr. Natasha Campbell-McBride konnte ihrem an Autismus erkrankten Sohn beispielsweise durch die tägliche Einnahme probiotischer Bakterien (und anderen Massnahmen, z. B. einer bestimmten Ernährung) helfen. Die Anzeichen von Autismus verschwanden dadurch fast vollständig ( 23 ).

* Hier finden Sie einen Flora-Status-Heimtest

* Hier finden Sie einen Gesundheits-Check für den Darm

Wie versorgt man den Körper mit Probiotika?

Wie Sie sehen, kann die Einnahme von Probiotika die Gesundheit unterstützen und verschiedene Krankheiten vorbeugen oder lindern. Eine mögliche Methode, probiotische Bakterien zu sich zu nehmen, besteht darin, fermentierte Nahrungsmittel wie Sauerkraut, Miso, Kimchi oder ähnliche Produkte zu verzehren.

Milchsauer vergorene Lebensmittel wie milchsauer eingelegte Gemüse (z. B. Sauerkraut) enthalten hochwertige probiotisch wirksame Mikroorganismen. Dazu muss das Sauerkraut aber roh verzehrt werden, andernfalls sterben die nützlichen Mikroorganismen in der Hitze des Kochtopfs.

Eine andere Lösung sind qualitativ und quantitativ hochwertige probiotische Präparate, die in Form von Kapseln oder Flüssigkonzentrat kurweise eingesetzt werden können (u. U. kombiniert mit Postbiotika). Welche Bakterienstämme wichtig sind und was man bei der Einnahme eines Probiotikums beachten sollte, haben wir beispielsweise in diesem Text zusammengefasst: Probiotika: Anwendung und richtige Einnahme

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Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel wurde auf Grundlage (zur Zeit der Veröffentlichung) aktueller Studien verfasst und von MedizinerInnen geprüft, darf aber nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung genutzt werden, ersetzt also nicht den Besuch bei Ihrem Arzt. Besprechen Sie daher jede Massnahme (ob aus diesem oder einem anderen unserer Artikel) immer zuerst mit Ihrem Arzt.

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