Postbiotika und ihre Wirkungen
Die Familie der Biotika wird immer grösser. Zu den inzwischen bekannten Antibiotika, Probiotika und Präbiotika und den weniger bekannten Psychobiotika gesellen sich nun noch die Postbiotika – bestimmte Präparate aus ausgewählten, aber inaktivierten Bakterien- oder Hefestämmen. Ihre wichtigsten Eigenschaften und Wirkungen sind:
- Postbiotika beeinflussen die Darmflora positiv. Sie modulieren und regulieren die Darmflora.
- Sie helfen bei Verstopfung.
- Sie verkürzen die Dauer einer Erkältung.
- Sie zeigen bei Heuschnupfen einen Schutzeffekt.
- Sie stärken die körpereigene Abwehr.
- Sie können in der Anfangsphase der Therapie eines Leaky Gut Syndroms statt Probiotika eingesetzt werden.
- Sie können beim Reizdarmsyndrom und entzündlichen Darmerkrankungen zum Einsatz kommen.
- Postbiotika werden teilweise auch während einer Chemotherapie oder Strahlentherapie gegeben und begleitend zu Antibiotikatherapien eingenommen (wenn Probiotika hier nicht möglich sind oder gemeinsam mit Probiotika).
Da es unterschiedliche Postbiotika gibt, unterscheiden sich die Wirkungen, Eigenschaften und Einsatzgebiete je nach Mittel. Achten Sie daher auf die Angaben der Hersteller.
Probiotika, Präbiotika und Postbiotika: Der Unterschied
Falls Sie bei all den Biotika etwas verwirrt sind, hier zunächst ein kleiner Überblick:
Antibiotika
Antibiotika sind Medikamente, die Mikroorganismen abtöten sollen, worauf auch die Bezeichnung Antibiotika hinweist: Anti stammt aus dem Griechischen und bedeutet „gegen“. Bios entstammt ebenfalls dem Griechischen für „Leben“. Antibiotika agieren also gegen lebende Mikroorganismen, insbesondere gegen Bakterien.
Probiotika
Probiotika ist der Begriff für lebende Mikroorganismen – und zwar für solche, die dem Menschen freundlich gesinnt sind und sogar auf oder im Menschen leben, z. B. in seinem Verdauungssystem, in der Scheide oder auf der Haut. Man nennt sie auch probiotische Bakterien.
Als Probiotika bezeichnet man dabei weniger die Bakterien, die bereits an Ort und Stelle leben, sondern eher Präparate (Kapseln, Tropfen, Flüssigkeiten), die diese Bakterien enthalten. Pro stammt aus dem Griechischen und heisst „für“, so dass der Begriff Probiotika so viel wie „für das Leben“ bedeutet.
Psychobiotika
Psychobiotika sind Probiotika, also probiotische Bakterien, die sich besonders auf die Psyche sehr positiv auswirken. Denn über die sog. Darm-Hirn-Achse beeinflusst der Darm auch den Zustand des Gehirns, so dass man mit Hilfe ausgewählter probiotischer Bakterien auch die Psyche therapieren kann bzw. entsprechende Präparate in die Therapie psychischer Problematiken integriert werden können. Passende Psychobiotika machen sodann stressresistenter, wirken entzündungshemmend und senken den Stresshormonspiegel, um nur eine Auswahl der Wirkmechanismen zu nennen, über die Psychobiotika auf die Psyche einwirken ( 2 ).
Präbiotika
Präbiotika sind Stoffe oder Produkte, die den probiotischen Bakterien als Nahrung dienen und zu deren Vermehrung und Wohlbefinden beitragen. Wenn die Bakterien die Präbiotika verarbeiten, entstehen bestimmte Stoffe (z. B. kurzkettige Fettsäuren), die wiederum zur Gesundheit der Darmschleimhaut beitragen und auf diese Weise die Gesamtgesundheit sehr positiv beeinflussen. Denn je gesünder der Darm, umso gesünder der Mensch. Zu den Präbiotika gehören verschiedene Ballaststoffe, z. B. Inulin, FOS (Fructooligosaccharide) oder auch Pektin. Die lateinische Vorsilbe prae- bedeutet „vor“, so dass der Begriff Präbiotika übersetzt werden kann mit etwas, das selbst nicht lebendig ist, aber Lebendiges fördert.
Postbiotika
Postbiotika sind weder lebendige Bakterien noch dienen sie den Bakterien als Nahrung. Es handelt sich stattdessen um inaktivierte Bakterien (auch Bakterienlysate genannt) oder auch um inaktivierte Hefen und ihre Stoffwechselprodukte (Metabolite). Diese Metaboliten bestehen aus einer Kombination aus Proteinen, Ballaststoffen, Polyphenolen, Vitaminen, Aminosäuren, Antioxidantien, Beta-Glucanen, kurzkettigen Fettsäuren und vielen weiteren Substanzen, die der jeweilige Bakterien- oder Hefestamm vor seinem Ableben produzierte.
Die lateinische Vorsilbe post- heisst „nach“. Der Begriff Postbiotika bedeutet daher „nach dem Leben“, denn die entsprechenden Mikroorganismen sind nicht mehr am Leben. Eine andere Bezeichnung für Postbiotika, die bereits im Gespräch war, ist Ghost-Probiotika (Geister-Probiotika).
Welche Postbiotika gibt es?
Meist werden Postbiotika aus Milchsäurebakterien (Lactobacillus) oder Bifidobakterien oder auch aus Hefepilzen der Gattung Saccharomyces hergestellt. Es gibt aber auch aus vielen anderen Bakterienstämmen postbiotische Präparate, etwa aus Escherichia coli, Enterococcus faecalis, Akkermansia muciniphila, Faecalibacterium prausnitzii etc.
Bekannte Präparate mit Postbiotika sind z. B. Pro-Symbioflor®, Colibiogen® oder EpiCor®:
* Pro-Symbioflor® enthält ein Lysat aus zwei Bakterienstämmen: Enterococcus faecalis und Escherichia coli. Es wird zur Regulierung des Immunsystems empfohlen.
* Colibiogen® enthält einen Extrakt aus dem Bakterienstamm Escherichia coli Laves 1931und seinen Stoffwechselprodukten. Es wird u. a. zur Sanierung der Darmschleimhaut bei Vorliegen eines Leaky Gut Syndroms eingesetzt, beim Reizdarmsyndrom, bei entzündlichen Darmerkrankungen und während einer Chemo- oder Strahlentherapie sowie begleitend zu Antibiotikatherapien.
*Immunaktiv mit EpiCor® (derzeit nicht lieferbar), das auch in der oben vorgestellten Studie bei Verstopfung eingesetzt wurde (1), enthält ein Fermentat aus dem Hefestamm Saccharomyces cerevisiae (Nährhefe, auch Back- oder Bierhefe genannt) sowie verschiedene Vitamine, Mineralstoffe, Quercetin und Grünteeextrakt.
Fermentat bedeutet: Der Hefestamm wurde in einer Nährlösung gehalten, wo er die enthaltenen Nährstoffe mit Hilfe seiner hefeeigenen Enzyme ohne Sauerstoff verstoffwechselt (fermentiert) hat. Das Ergebnis (Hefe samt fermentierter Nährlösung und den entstandenen Stoffwechselprodukten (Metaboliten)) wird inaktiviert und getrocknet und nun als Fermentat bezeichnet. (Ein anderes * Präparat mit EpiCor® ist jenes unter vorigem Link).
Spirulina als Postbiotikum
Auch Spirulina könnte im Grunde als Postbiotikum bezeichnet werden ( 9 ). Zwar wird Spirulina gerne als Mikroalge bezeichnet, doch ist sie in Wirklichkeit ein Bakterium und gehört zu den Cyanobakterien. Spirulinapräparate nun enthalten – wie für Postbiotika üblich – die inaktivierten Spirulina-Bakterien und deren Metaboliten. Der Unterschied zu anderen Postbiotika ist jedoch, dass Spirulina normalerweise nicht zur Darmflora des Menschen gehört.
Postbiotika in Schwangerschaft und Stillzeit
Da keine Studien mit Schwangeren oder Stillenden gemacht werden, die zu negativen Auswirkungen führen könnten, liegen diesbezüglich keine Untersuchungsergebnisse zur Verträglichkeit von Postbiotika vor. Wenn Sie denken, Sie benötigen ein Postbiotikum in der Schwangerschaft oder Stillzeit, kontaktieren Sie am besten den jeweiligen Hersteller. Dort finden Sie meist eine Hotline, über die Sie sich beraten lassen können. Oft bringen auch schon schriftliche Anfragen bei den Herstellern etwas.
Der Hersteller von Colibiogen schrieb uns beispielsweise, dass Colibiogen® oral einen Konservierungsstoff und 4,8 % Alkohol enthalte, weshalb er in Schwangerschaft und Stillzeit das wirkstoffgleiche Produkt Colibiogen® Kinder empfehlen würde. Doch auch hier lägen keine Studien mit schwangeren Frauen vor, doch könne man aus langjähriger Erfahrung sagen, dass es auch während der Schwangerschaft und Stillzeit eingesetzt werden könne. Da das Kinder-Produkt halb so hoch konzentriert ist wie Colibiogen® oral, müsse dann allerdings die doppelte Menge eingenommen werden. Dies kommt der Tatsache entgegen, dass es auch eine kürzere Haltbarkeit habe (zwei Wochen bei Raumtemperatur, drei Wochen im Kühlschrank), da es nicht konserviert sei, sondern nur mit Lactose haltbargemacht werde. Das wiederum heisst, dass das Produkt nicht vegan ist, falls Sie darauf Wert legen sollten.
Wie wirken Postbiotika?
Postbiotika können ganz unterschiedliche Wirkungen haben – abhängig vom jeweils verwendeten Bakterien- oder Hefestamm (9). Wie konkret Postbiotika wirken können, erklären wir nachfolgend anhand einiger Beispiele und Studien:
Postbiotika bei Verstopfung
Im September 2017 erschien eine placebokontrollierte Doppelblindstudie mit dem Postbiotikum EpiCor® zum Thema Verstopfung und Blähungen. Beides beeinträchtigt die Lebensqualität bekanntlich enorm. In einer früheren In-vitro-Studie hatte sich bereits gezeigt, dass EpiCor® die Darmflora modulieren, also ihre Zusammensetzung positiv beeinflussen konnte. Konnte das Mittel daher nun auch bei Menschen mit Verstopfung helfen?
Die 80 Teilnehmer wurden in zwei Gruppen geteilt – eine erhielt sechs Wochen lang EpiCor® (täglich 500 mg mit oder ohne einer Mahlzeit), die andere ein Placebo. In der Postbiotika-Gruppe besserten sich die Verstopfung, das Völlegfühl und das Gefühl des Aufgeblähtseins schon nach zwei Wochen deutlich.
Das Präparat konnte die Darmflora dahingehend beeinflussen, dass sich positiv wirkende Bakterienstämme vermehrten, z. B. jene aus der Prevotella- und Bacteroides-Familie. Von beiden weiss man, dass sie bei Patienten mit Verstopfung mangelhaft vorhanden sind.
Präbiotika haben häufig eine ähnliche Wirkung. Allerdings muss man davon oft mehrere Gramm einnehmen, während die Dosierung des Postbiotikums bei nur einem halben Gramm pro Tag liegt ( 1 ). Die Studie wurde allerdings vom Hersteller des verwendeten Produktes in Auftrag gegeben. Doch verhält es sich bei Medikamentenstudien nicht anders. Auch hier sind es die Hersteller, die sich um entsprechende Studien kümmern, damit ihr Arzneimittel eine Zulassung erhält.
Postbiotika verkürzen Dauer von Erkältungen
Obwohl es immer heisst, eine Erkältung dauere mit und ohne Behandlung 7 Tage, lässt sie sich doch immer wieder von verschiedenen Mitteln verkürzen. Vitamin C ist ein solcher Kandidat, aber auch Zink, Umckaloabo oder Holunderbeersaft. Details zur Anwendung dieser rezeptfreien Mittel lesen Sie in unserem Artikel über wirksame natürliche Mittel bei Erkältungen.
Postbiotika gehören offenbar ebenfalls in diese Rubrik – wie zwei Studien zeigten. In der ersten (von 2008) hatte man 116 gesunden Teilnehmern, die sich unlängst gegen Influenza (Grippe) hatten impfen lassen, entweder 12 Wochen lang täglich 500 mg EpiCor® gegeben oder ein Placebo. Wenn sich die Teilnehmer während der Zeit der Studie erkälteten, so hatten sie schwächere Symptome und ihre Erkältung dauerte auch nicht so lang wie die Erkältungen in der Placebogruppe – nur 4 statt 5 Tage ( 4 ).
In der zweiten Studie (2010) ging man genauso vor. Diesmal waren die Teilnehmer (116) aber nicht gegen Grippe geimpft. Die Teilnehmer, die das Postbiotikum erhielten, erkrankten deutlich seltener an Erkältungen oder grippalen Infekten als die Placebogruppe. Erkrankten sie doch, so war die Dauer etwas geringer, nämlich statt 4,25 nur 3,59 Tage, was aber nicht als signifikant galt ( 3 ).
EpiCor® enthält u. a. einen hohen Anteil an bioverfügbaren Antioxidantien, die schon innerhalb von 1 bis 2 Stunden nach der Einnahme einer einmaligen Dosis verschiedene Werte des Immunsystems so beeinflussen, dass dies auf eine verbesserte körpereigene Abwehrkraft hindeutet, was u. U. ein Grund für die Schutzwirkung bei Erkältungen sein könnte ( 7 ).
Postbiotika senken leicht den Blutdruck
Das Postbiotikum EpiCor® konnte in obiger Studie (3) nebenbei den Blutdruck etwas senken. Die übliche Dosis von 500 mg pro Tag führte innerhalb von 12 Wochen zu einer Senkung des systolischen Wertes um 4 mmHg und des diastolischen Wertes um 3 mmHg.
Postbiotika gegen Heuschnupfen
Probiotika gelten als wichtige Komponente bei einer naturheilkundlichen Therapie von Allergien, wie z. B. dem Heuschnupfen (allergische Rhinitis), der weltweit immerhin 25 Prozent der Bevölkerung betreffen soll. Laut einer Untersuchung von 2009 können auch Postbiotika hier hilfreich sein – besonders natürlich für Personen, die Probiotika vielleicht nicht so gut vertragen.
12 Wochen lang nahmen die 96 Teilnehmer, die an Heuschnupfen litten, einmal täglich 500 mg EpiCor® oder ein Placeboprodukt. Die 12-wöchige Studie wurde mitten in der Heuschnupfen-Hochsaison durchgeführt, also in jener Jahreszeit mit dem stärksten Pollenflug. In der Postbiotika-Gruppe konnte man eine signifikante Abnahme der typischen Heuschnupfensymptome beobachten, also weniger Fliessschnupfen und geringere Verstopfung der Nase. Auch war die Zahl der Tage, an denen die Probanden an einer verstopften Nase litten, in der Postbiotika-Gruppe geringer. Nebenwirkungen wurden keine beobachtet bzw. nur solche, die in beiden Gruppen auftraten ( 5 ).
In einer weiteren Studie mit 22 Teilnehmern erhielten diese 8 Wochen lang täglich 500 mg EpiCor®. Saisonale Allergien wie Heuschnupfen nahmen nur in der Placebogruppe zu, nicht aber in der Postbiotikagruppe. In letzterer stiegen auch die IL-10-Werte etwas. IL-10 ist ein entzündungshemmender Botenstoff im Blut. Insgesamt zeigten die gemessenen Werte (z. B. eine Erhöhung des sekretorischen IgA), dass das Postbiotikum die Abwehrkraft der Schleimhäute erhöhen konnte. Der IgA-Wert ist gerade bei Allergikern oft niedrig, so dass eine Steigerung des sekretorischen IgA hier ein gutes Zeichen ist ( 6 ).
Postbiotika begleitend zur Chemotherapie
Chemotherapien führen häufig zu Schleimhautentzündungen, Durchfall und einem Abfall der weissen Blutkörperchen, was auf eine reduzierte körpereigene Abwehr hindeutet. In einer placebokontrollierten Doppelblindstudie mit 164 Patienten mit fortgeschrittenem Darmkrebs überprüfte man, ob das Postbiotikum Colibiogen® die Giftigkeit und damit die Nebenwirkungen des Chemotherapeutikums 5-Fluorouracil abmildern könnte.
Colibiogen® gilt als schleimhautschützend und schleimhautregenerierend, weshalb es auch häufig in die Therapie des Leaky Gut Syndroms integriert wird oder generell in Therapiekonzepte zur Regeneration der Darmschleimhaut.
Beide Mittel wurden dabei gemeinsam per Infusion verabreicht. Ein Teil der Patienten erhielt statt Colibiogen® ein Placebo. Die Nebenwirkungen in der Colibiogen®-Gruppe waren schliesslich geringer als in der Placebogruppe. Auch die Remissionsrate und die Lebenszeit der Patienten waren in der Postbiotikagruppe höher ( 10 ).
Postbiotika bei Reizdarm und CED
Colibiogen® wird auch beim Reizdarmsyndrom und chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED, z. B. Morbus Crohn und Colitis ulcerosa) eingesetzt, hier oral in Tropfenform ( 12 ). Bei den genannten Darmkrankheiten liegen meist eine gestörte Darmflora, eine erhöhte Durchlässigkeit der Darmschleimhaut (Leaky Gut Syndrom) und erhöhte Entzündungswerte vor.
In zwei Studien mit 65 und 104 Patienten wurde die Wirksamkeit und Verträglichkeit von Colibiogen® bei Kindern und Erwachsenen mit Reizdarmsyndrom untersucht. Es zeigte sich als sicher und wirksam, linderte nicht nur die Symptomatik, sondern trug zu einer anhaltend heilenden Wirkung bei. Es gilt als gut bis sehr gut verträglich und als Therapiemöglichkeit des Reizdarmsyndroms, die sogar anderen Therapien überlegen ist.
Die übliche Dosis von Colibiogen® liegt bei 1-mal täglich 5 ml am Morgen ½ Stunde vor einer Mahlzeit oder bei Bedarf auch bis zu 3-mal täglich je 5 ml – ebenfalls jeweils ½ Stunde vor den Mahlzeiten. Als Einnahmedauer wird empfohlen: Bis 4 Wochen nach Abklingen der Beschwerden.
Auch das Postbiotikum Pro-Symbioflor® kann beim Reizdarmsyndrom zum Einsatz kommen. Bei 297 Patienten, die das Mittel 8 Wochen lang im Rahmen einer Doppelblindstudie einnahmen, kam es bei fast 70 Prozent zu einem deutlichen Nachlassen der Beschwerden. In der Placebogruppe ging es nur knapp 38 Prozent besser. Der Postbiotikagruppe ging es ausserdem schon nach 4 bis 5 Wochen besser, der Placebogruppe erst nach mehr als 8 Wochen ( 13 ).
Die übliche Dosis von Pro-Symbioflor® liegt zu Anfang bei 3-mal täglich 5 Tropfen, die innerhalb von 2 Wochen auf 3-mal täglich 20 Tropfen gesteigert werden kann.
Wie lange nimmt man Postbiotika?
Postbiotika werden so lange eingenommen, bis eine Verbesserung der Beschwerden eintritt. Dann kann man die Mittel noch bis zu 4 Wochen nach Abklingen der Beschwerden weiter nehmen. Tritt keine Besserung ein, dann bedeutet das natürlich nicht, dass die Mittel nun dauerhaft genommen werden müssen, sondern dass das Gesamttherapiekonzept neu gestaltet werden muss. Sprechen Sie mit Ihrem Heilpraktiker oder ganzheitlichen Arzt darüber.
Welche weiteren Zutaten sind in Postbiotika enthalten?
Manche Postbiotika enthalten noch zahlreiche weitere Bestandteile, die häufig alles andere als einladend klingen:
Colibiogen® enthält: Fermentationsfiltrat aus Escherichia coli Stamm Laves 1931, Ethanol (Alkohol), Saccharose (Zucker), Natriumbenzoat (Konservierungsstoff), Orangenaroma und Zitronensäure. Die Variante für Kinder enthält statt Saccharose Lactose und Glucose.
Colibiogen® ist nicht immer vegan und lactosefrei, achten Sie daher auf die Zutatenliste.
Pro-Symbioflor® enthält: Bakterienlysat hergestellt aus Enterococcus faecalis und E. coli, Lactose-Monohydrat, Natriumcarbonat-Decahydrat, Natriumchlorid, Magnesiumsulfat-Heptahydrat ( Bittersalz), Kaliumchlorid, Calciumchlorid-Dihydrat, Magnesiumchlorid-Hexahydrat, Nährbouillon (Pepton, Hefeextrakt, Natriumchlorid, Glucose-Monohydrat), gereinigtes Wasser.
Pro-Symbioflor® ist für Menschen mit Lactoseintoleranz nicht geeignet, auch nicht für vegan Lebende.
EpiCor® ist lediglich ein Wirkstoff, der in vielen verschiedenen Präparaten enthalten sein kann. Das von uns oben empfohlene enthält nur EpiCor (Fermentat aus Saccharomyces cerevisiae) in veganen Kapseln.
EpiCor® ist vegan und daher für vegan Lebende und auch für Lactoseintolerante geeignet.
Trotz der teilweise ungünstigen Zutaten mancher Postbiotika scheinen die Vorteile deutlich zu überwiegen. Nichtsdestotrotz sollte die Zutatenliste bei Colibiogen® dazu beitragen, dass Sie die Mittel nicht länger als nötig nehmen. Wenn Sie an Darmpilzbefall (Candida) leiden, greifen Sie besser zu einem zuckerfreien Postbiotikum.
Warum Postbiotika und nicht Probiotika einnehmen?
Wozu aber sollte man überhaupt Postbiotika einnehmen, wo man doch auch die viel bekannteren Probiotika nehmen könnte, zu denen ja auch schon Tausende Studie vorliegen und die zudem aus lebenden Bakterien bestehen. Genau das aber, also die Lebendigkeit der Bakterien, kann auch nachteilig sein, so dass für manche Menschen Postbiotika tatsächlich besser sein könnten.
Muss man Postbiotika vom Arzt verschreiben lassen?
Postbiotika sind weder apotheken- noch verschreibungspflichtig, sie sind also rezeptfrei erhältlich, werden daher aber auch meist nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Wenn Ihr Arzt jedoch in Ihrem Fall davon überzeugt ist, dass Postbiotika nötig sind und Ihnen ein Rezept mit konkreter Empfehlung ausstellt, dann sprechen Sie in jedem Fall mit Ihrer Kasse.
Die Vorteile von Postbiotika
Die Vorteile von Postbiotika gegenüber Probiotika sind die folgenden ( 11 ):
Länger haltbar: Postbiotika sind in manchen Fällen deutlich stabiler, leichter zu lagern (müssen nicht gekühlt werden) und verfügen so auch über eine längere Haltbarkeit als Probiotika. Allerdings gibt es auch Postbiotika, auf denen die Empfehlung des Herstellers vermerkt ist, das Produkt gekühlt zu lagern (z. B. bei Pro-Symbioflor®). Man will damit "das Anwachsen evtl. während der Anwendung durch den Kunden eingebrachter Fremdkeime unterbinden", erklärt der Hersteller auf Nachfrage. Eine starke Trübung, Ausflockung sowie deutliche Geruchs- oder Geschmacksveränderungen würden auf einen Verderb hinweisen. Das Produkt solle dann entsorgt werden.
Schnellere Wirkung: Oft wirken auch Probiotika erst über ihre Stoffwechselprodukte (Metabolite). Dazu müssen sich die probiotischen Bakterien im Körper des Menschen erst einmal ansiedeln und vermehren. Erst jetzt können sie die gewünschten Metabolite bilden. Nicht immer siedeln sich die probiotischen Bakterien auch an und selbst wenn, so dauert es etwas, bis die benötigten Mengen an Metaboliten gebildet werden. Bei Postbiotika nimmt man bereits die fertigen Metaboliten in der passenden Dosis ein. Die Wahrscheinlichkeit einer Wirkung ist höher – und man kann schneller mit einer Wirkung rechnen.
Sicherheit: Probiotika können aufgrund ihrer Lebendigkeit nicht von jedem Menschen eingenommen werden. Personen, die bei Probiotika vorsichtig sein sollten, sind:
- Personen mit stark geschwächtem Immunsystem (z. B. altersbedingt) und auch Personen, die Immunsuppressiva einnehmen
- Personen mit Dünndarmfehlbesiedlung
- Personen mit schweren chronischen Erkrankungen, die zudem noch Medikamente einnehmen
- Säuglinge und Kleinkinder (sollten nur spezielle für Kinder zugelassene Probiotika erhalten)
- Oft wird auch Personen mit Leaky Gut Syndrom in der ersten Phase der Therapie von Probiotika abgeraten, damit die Bakterien nicht in den Blutkreislauf gelangen
Für alle diese Personen können Postbiotika sicherer sein und sind auch mit einem geringeren Risiko für Nebenwirkungen verbunden.
Nebenwirkungen: Manche Personen reagieren auf Probiotika mit Verdauungsbeschwerden, insbesondere mit Blähungen, Völlegefühl und Bauchschmerzen, was bei Postbiotika im Allgemeinen nicht der Fall ist. Das Postbiotikum EpiCor® wird überdies nur in Dosen von täglich 500 mg eingenommen, obwohl die maximale Tagesdosis, die noch als unbedenklich gilt, bei 800 mg pro Kilogramm Körpergewicht liegt, also bei einem Vielfachen der tatsächlich eingesetzten Dosis ( 8 ).
Können Postbiotika mit Medikamenten kombiniert werden?
Am besten besprechen Sie diese Frage mit Ihrem Arzt oder Apotheker. Denn es gibt natürlich unzählige Arzneimittel- und Wirkstoffgruppen und so auch unzählige Möglichkeiten für Wechselwirkungen. Im Hinblick auf das Fermentat aus dem Hefestamm Saccharomyces cerevisiae (z. B. EpiCor®) zeigten Sicherheitsstudien (8, 9), dass es keinen Einfluss auf die Cytochrom-P450-Enzyme CYP1A2 und CYP3A4 hat. Medikamente also, die von diesen Enzymen abgebaut werden, könnten u. U. mit diesem Postbiotikum kombiniert werden. Für andere Postbiotika kann das aber wieder anders sein.
Kann man Postbiotika mit Prä- und Probiotika kombinieren?
Wenn Sie Probiotika und/oder Präbiotika schon einmal eingenommen haben und sehr gut vertragen haben, dann können Postbiotika mit den beiden meist kombiniert werden, da sich alle drei in ihren Wirkungen unterstützen und verstärken.
Da es jedoch so viele unterschiedliche Pro-, Prä- und Postbiotika gibt, sollte eine Kombination am besten nicht überstürzt werden. Testen Sie erst die Wirkung der einzelnen Mittel für sich allein, bevor Sie erst zwei kombinieren und dann – bei guter Verträglichkeit – das dritte dazunehmen.