Holunder gegen Erkältung
Der Schwarze Holunder (Sambucus nigra) ist eine sehr alte Heilpflanze. Die Blüten gelten als schweisstreibend und werden daher bei fiebrigen Erkältungen in Teeform getrunken. Aber auch Zubereitungen, die die Beeren des Schwarzen Holunders enthalten, sind bei Erkältungen äusserst wirksam, wie Studien zeigten, z. B. mit Flugreisenden, die durch den Reisestress in Kombination mit den Klimaanlagen in Flughäfen und an Bord häufig an Atemwegsbeschwerden leiden, wie Erkältungen, Schnupfen, belegte Stimme, ständiges Räuspern und grippeähnliche Symptome. Der Holunder soll hier bereits prophylaktisch wirken, so dass Erkältungen und Atemwegsbeschwerden gar nicht erst auftreten.
Professor Evelin Tiralongo and Dr. Shirley Wee vom Griffith`s Menzies Health Institute Queensland (MHIQ) führten eine klinische Studie durch, in der sie untersuchten, ob eine Nahrungsergänzung aus Holunder den erkältungs- und grippeähnlichen Symptomen, die oft nach langen Flügen auftreten, vorbeugen könnte. Ihre Ergebnisse präsentierten die beiden Wissenschaftlerinnen bei der 21. Internationalen Jahreskonferenz für Integrative Medizin in Melbourne, Australien.
Studie: Holunderextrakt schützt vor Erkältung
312 Passagiere nahmen an der randomisierten doppelblinden und placebokontrollierten klinischen Studie teil. Sie alle flogen in der Economy Class von Australien zu Zielen auf anderen Kontinenten. Die Teilnehmer wurden in zwei Gruppen aufgeteilt und erhielten über einen Zeitraum von 10 Tagen vor ihrem Abflug bis zu 5 Tagen nach dem Flug Holunderextraktkapseln oder Placebokapseln – und zwar täglich 2 Kapseln bis 2 Tage vor dem Abflug, anschliessend drei Kapseln täglich bis zum Ende der Studie.
Die Kapseln enthielten jeweils 300 mg Holunderbeerenextrakt, der auf einen Anthocyanidingehalt von 15 Prozent standardisiert war (45 mg Anthocyanidine pro Kapsel) und überdies noch weitere Polyphenole, Vitamine und Mineralstoffe wie z. B. Magnesium enthielt.
Professor Tiralongo erklärte:
"Wir stellten fest, dass die meisten Erkältungen während und nach dem Flug in der Placebogruppe stattfanden. Auch dauerten die Erkältungen in der Placebogruppe länger und waren stärker als die in der Holundergruppe." ( 1 )
Holunder kann also die Dauer und den Schweregrad von reisebedingten Atemwegserkrankungen reduzieren.
Holunderbeeren: Ein Mittel gegen Grippe
Dass Holunder auch anderweitige Atemwegserkrankungen sehr erfolgreich lindern kann, weiss man hingegen schon sehr lange. Eine randomisierte, placebokontrollierte Doppelblind-Studie dazu gibt es aus dem Jahr 2004, die in Norwegen durchgeführt wurde ( 4 ).
Man gab 60 Patienten, die seit maximal 48 Stunden an Grippesymptomen litten, 4-mal täglich jeweils 15 ml Holunderbeerensirup über 5 Tage hinweg (oder ein Placebosirup). Es zeigte sich, dass die Symptome in der Holundergruppe 4 Tage eher abklangen als in der Placebogruppe. Auch griff die Holundergruppe seltener zu anderweitigen Grippemedikamenten, so dass man im Anschluss an diese Untersuchung den Holunderbeerensirup als wirksames, sicheres und preiswertes Grippetherapeutikum bezeichnete.
Holunder und Echinacea: So wirksam wie Medikamente
Interessant ist, dass im April 2015 eine weitere Studie zum Thema Holunder veröffentlicht wurde (im Fachmagazin Current Therapeutic Research). Darin hatte sich gezeigt, dass eine Kombination aus Echinacea (Kraut- und Wurzelextrakt) mit Holunderbeeren (Echinaforce Hotdrink von A. Vogel) genauso effektiv in der frühen Grippebehandlung war wie Oseltamivir, das konventionelle Anti-Virus-Medikament (z. B. Tamiflu) ( 2 ).
Letzteres weiss man bereits aus In-vitro-Untersuchungen seit spätestens 2009. In diesen Studien hatte sich gezeigt, dass die Pflanzenstoffe aus den schwarzen Beeren Grippeviren (H1N1) ähnlich gut inaktivieren können wie Oseltamivir (Tamiflu) oder auch Amantadin, ein weiteres Anti-Virus-Medikament (3 ).
* Echinaforce Hotdrink von A. Vogel finden Sie hier unter diesem Link.
In die Hausapotheke: Holunder gegen Erkältung
Vor Flugreisen und allgemein in Grippezeiten lohnt es sich also, Holunder in greifbarer Nähe zu haben, da dann Erkältungen, Schnupfen und Grippebeschwerden wirksam abgewendet oder zumindest rasch gelindert werden können.
Holunderbeerenextrakte sind nur wenige auf dem Markt - und wenn, so sind sie sehr niedrig dosiert. *Dieser erscheint uns noch am empfehlenswertesten: Holunderbeerenextrakt-Kapseln.
Sie können jedoch auch auf Holunderbeerensaft zurückgreifen, der dann natürlich nicht so hochkonzentriert ist. Achten Sie auf die Bezeichnung "Muttersaft", was bedeutet, dass es dann ein reiner und ungesüsster Saft ist. Eine Alternative wären getrocknete Holunderbeeren, die Sie zu einem Holunderbeerensirup verarbeiten können. Das Rezept dazu finden Sie hier: Holunderbeerensirup selbst gemacht
Nicht jeder Holunder ist geeignet
Wenn Sie einen heilsamen Holunderstrauch in Ihren Garten pflanzen möchten, dann muss es der Schwarze Holunder sein. Zwar sind auch seine Beeren leicht giftig, doch werden sie nach dem Kochen geniessbar. Das Gift des Zwergholunders (Sambucus ebulus) hingegen lässt sich auch mit Kochen nicht abbauen. Selbst der Rote Holunder (Sambucus racemosa) ist etwas giftiger als der Schwarze, doch kann man die Beeren des Roten Holunders für gekochte Speisen nutzen.
Die Blätter aller drei Holunderarten sind unpaarig gefiedert. Während der Schwarze Holunder bis zu 15 Meter hoch werden kann, sind der Rote Holunder und der Zwergholunder eher Sträucher oder kleine Bäume.
Schwarzer Holunderstrauch
Frau Holle wohnt im Holunder
Übrigens bringt es Unglück, einen Holunderbaum zu fällen - zumindest dann, wenn Sie ihn vorher nicht um Erlaubnis gefragt haben. Schliesslich wohnt - den alten germanischen Sagen zufolge - Frau Holle darin, Beschützerin von Haus und Hof und guter Hausgeist. Deshalb heisst der Holunder in manchen Regionen auch einfach Holler oder Hollerbusch. Früher achtete man gut auf den Holunder. Denn wenn er plötzlich schlecht aussah oder gar einzugehen drohte, deutete dies auf den nahenden Tod eines Familienmitgliedes hin.