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Umckaloabo gegen Bronchitis und Erkältung

Umckaloabo ist ein rezeptfreies pflanzliches Mittel, ein bekanntes Erkältungsmittel, das für den Einsatz bei akuter Bronchitis zugelassen ist. Seine Wirkeigenschaften sowie erste Zellstudien und Erfahrungen naturheilkundlicher Therapeuten weisen nun darauf hin, dass sich Präparate aus der Kap-Pelargonie auch für die Therapie und Prävention von Covid-19 eignen könnten.

Fachärztliche Prüfung: Gert Dorschner
Stand: 23 April 2024

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Umckaloabo: pflanzliches Mittel für die Lunge und Atemwege

Umckaloabo ist das Zulu-Wort für die Kap-Pelargonie oder Kapland-Pelargonie (Pelargonium sidoides), eine Geranienart aus Südafrika. Die Bedeutung des Wortes Umckaloabo zeigt sogleich, wofür die Pflanze in der traditionellen Volksheilkunde eingesetzt wird. Der Begriff bedeutet zweierlei – einmal Beschwerden der Lunge, zum anderen Schmerzen im Brustbereich ( 1 ).

Auch in der Pflanzenheilkunde ausserhalb Südafrikas werden Präparate aus der Kap-Pelargonie schon seit vielen Jahren bei Erkältungen und Bronchitis eingenommen. Für die Anwendung bei akuter Bronchitis liegt (für manche Umckaloabo-Präparate) sogar eine Zulassung durch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte BfArM vor. Die Pflanze scheint somit ein mögliches Therapeutikum für Atemwegserkrankungen mit Lungenbeteiligung zu sein, wie Grippe, Erkältungen und vielleicht auch Covid-19.

Wie wirkt Umckaloabo?

Als Hauptwirkstoff in der Kap-Pelargonie (Umckaloabo) gilt das Umckalin, das zur Gruppe der Cumarine zählt. Auch ist die Pflanze mit einem Anteil von 9 Prozent reich an Gerbstoffen.

Allerdings ist nicht geklärt, welcher der typischen Wirkstoffe in der Kap-Pelargonie für die Heilwirkung verantwortlich ist, so dass man davon ausgeht, dass es gar nicht ein einzelner Stoff ist, sondern das Zusammenspiel aller oder zumindest einiger der enthaltenen Substanzen.

Verschiedene randomisierte und placebokontrollierte Doppelblindstudien zeigten, dass Umckaloabo (und zwar der Spezialextrakt EPs 7630) bei akuter Bronchitis helfen kann ( 6, 7, 8, 9, 10) sowie bei Nasennebenhöhlenentzündung ( 11 ), Erkältungen ( 12, 13, 14) und Mandelentzündungen ( 15 ) hilfreich sein könnte.

Die heilenden und präventiven Eigenschaften sind zusammengefasst die folgenden (1):

  1. Antibakteriell (auch bei manchen bereits multiresistenten Bakterien, wie manchen Staphylococcus-aureus-Stämmen)
  2. Antiviral
  3. Antimykotisch (wirksam gegen Pilze)
  4. Zellschützend
  5. Aktiviert das Immunsystem (z. B. zur Bildung von Interferon, einem antiviralen Botenstoff, der von den Immunzellen gebildet wird)
  6. Steigert die Zilienschlag-Frequenz, was zu einem verstärkten Schutz der Atemwege und Lunge führt (siehe folgender Absatz)

Schutz der Atemwege und Lungen

Was ist unter Zilienschlag-Frequenz zu verstehen? Die Schleimhaut, die unsere Atemwege auskleidet, besteht aus dem so genannten Flimmerepithel. Darunter kann man sich eine Art Teppich aus Zellen vorstellen, die an ihrer Oberfläche Flimmerhärchen – die sog. Zilien – tragen. Das sind bewegliche Härchen, die eingeatmete Fremdstoffe einfangen (Staub, Pollen, Bakterien, Viren) und diese mit ihren ständigen wellenartigen Bewegungen – dem sog. Zilienschlag – in Richtung Rachen transportieren, wo die Fremdstoffe einfach geschluckt, verdaut und mit dem Stuhl ausgeschieden werden.

Wenn nun die Zilienschlag-Frequenz gesteigert wird, bedeutet das, dass Fremdstoffe zügig aus den Atemwegen entfernt werden können, die Atemwege und Lungen geschützt sind und eine Infektion weniger wahrscheinlich ist.

Wirkung bei Covid-19

Anlässlich der nicht mehr enden wollenden Pandemie erschien im Oktober 2021 eine Studie, in der man Umckaloabo und seine Wirkung auf verschiedene Coronaviren (SARS-CoV-2, MERS-CoV, SARS-CoV) untersucht hatte ( 2 ). Beteiligt waren u. a. Forscher des Instituts für Virologie an der Charitéin Berlin und des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung in Braunschweig.

In ihrer Einleitung schrieben die Wissenschaftler, dass ein ideales Mittel gegen Covid-19 sowohl die Viruslast verringern als auch die durch die Infektion ausgelöste Entzündung eindämmen sollte. Die Kap-Pelargonie kann beides, zumindest laut der vorliegenden Studien bei manchen Virusinfekten der oberen Atemwege. Hier hilft das Mittel schwere Verläufe zu vermeiden und die Krankheitsdauer zu reduzieren. Es könnte daher ein potentielles Mittel zur unterstützenden Covid-Therapie und -Prävention sein.

Viren gelangen nicht in die Zellen

Die Forscher gaben nun den Kap-Pelargonien-Extrakt zu menschlichen Lungenzellen, die mit SARS-CoV-2 infiziert waren. Die Vermehrung des Virus konnte wirksam gehemmt werden, ja, es war sogar so, dass die Viren gar nicht erst in die Zellen gelangen konnten, wenn diese vor der Infektion mit dem Extrakt behandelt wurden – und zwar in einer nicht-toxischen Dosis.

Was bedeutet „nicht-toxisch“? Bei Versuchen im Reagenzglas (in-vitro) kommen oft so hohe Dosierungen zum Einsatz, dass sie für den Menschen giftig (toxisch) wären, wenn er sie einnehmen würde. Daher gilt es als vielversprechend, wenn ein Stoff im Reagenzglas auch schon in solchen Dosen wirksam ist, die man einem Menschen verabreichen kann, ohne negative Auswirkungen befürchten zu müssen.

Gefährliche Virusvarianten werden reduziert

Umckaloabo konnte auch die Menge an Virus-RNA in den Lungenzellen reduzieren, wenn es sich um sog. besorgniserregende Virusvarianten (VOCs = Variants of Concern) handelt, wie Alpha oder Beta, was auf ein breites Wirkspektrum hinweist und auch auf einen Schutz vor möglichen weiteren Varianten, die noch in der Zukunft auftauchen könnten.

Entzündungen wird vorgebeugt

Gleichzeitig zeigte sich eine regulierende Wirkung auf das Immunsystem, was sich auf eine mögliche Entstehung eines Zytokinsturms positiv auswirken könnte. Der Umckaloabo-Extrakt konnte 48 Stunden nach der Infektion entzündungsfördernde Gene herunterregulieren (inaktivieren) und entzündungshemmende Gene hochregulieren (aktivieren).

Umckaloabo zur Therapie oder Prävention von Covid-19 nehmen?

Zwei Dinge sind bei der Beurteilung der Studie zu berücksichtigen:

  1. Klinische Studien liegen dazu noch nicht vor, so dass noch nicht geklärt ist, ob das Mittel auch tatsächlich beim Menschen einer Covid-19-Erkrankung vorbeugen bzw. eine solche lindern kann.
  2. Es wirkten an der Studie auch Wissenschaftler der Forschungsabteilung der Firma Schwabe mit (Hersteller der Umckaloabo-Präparate), der auch zu den Sponsoren der Studie zählte. Dies ist jedoch nichts Besonderes in der Medizin. Die meisten Studien werden direkt von der Pharmaindustrie in Auftrag gegeben – andernfalls erhalten sie keine Zulassung für ihre jeweiligen Präparate als Arzneimittel.

Umckaloabo-Präparate sind unserer Ansicht nach ein Versuch wert und könnten in die Therapie und Prävention von Covid-19 integriert werden – zumal das Nebenwirkungsrisiko (siehe unten) gering ist. Wir würden sofort bei den ersten Anzeichen eines Atemwegsinfekts (natürlich in Absprache mit dem Arzt!) das Präparat einnehmen. Die Einnahme sollte nicht länger als 3 Wochen dauern – auch dann nicht, wenn Sie das Mittel präventiv einnehmen möchten.

Selbstverständlich ist Umckaloabo auch nicht die einzige präventive Massnahme, die in Zeiten erhöhter Infektionsgefahr zum Einsatz kommen kann. An erster Stelle sollten Massnahmen stehen, die das Immunsystem stärken. Neben der richtigen Ernährung und Lebensweise (Sport, Entspannung) zählen dazu auch ausgewählte Vitalstoffe, z. B. Zink, Vitamin D und Vitamin C (das konkret gegen Viren wirkt und sogar die Zeit auf der Intensivstation verkürzt).

Hier lesen Sie, ob allein Impfen wirklich so eine gute Präventionsmassnahme ist ( Impfschutz nach 7 Monaten gleich Null) und hier finden Sie Informationen dazu, ob es noch andere Möglichkeiten der Covid-Prävention gibt.

Einst ein Heilmittel gegen Tuberkulose

Die europäische Geschichte von Umckaloabo beginnt Ende des 19. Jahrhunderts, als ein junger englischer Mann (Charles Henry Stevens) von seinem Arzt nach Südafrika geschickt wurde, um im dortigen Heilklima seine Lungentuberkulose auszukurieren. Medikamente gab es gegen die Schwindsucht damals noch keine. (Heute wird sie mit mehreren Antibiotika behandelt; mit mehreren deshalb, da die Tuberkulosebakterien andernfalls schnell Resistenzen entwickeln).

In Südafrika angekommen erhielt der Patient von einem Zulu-Medizinmann den Sud aus der Wurzel der Kap-Pelargonie, den er drei Monate lang einnahm. Anschliessend war er geheilt, was ihm auch nach seiner Rückkehr in England sein Arzt bestätigte. Stevens war so begeistert, dass er in Zusammenarbeit mit seinem damaligen Medizinmann den Sud nach Europa importierte und ihn als Heilmittel gegen Tuberkulose verkaufte.

Umckaloabo-Extrakte werden aus der Wurzel hergestellt

Von der Kap-Pelargonie nimmt man die Wurzel dreijähriger Pflanzen und stellt daraus alkoholische Extrakte her (Tropfen). Für Kinder gibt es einen Saft, der zwar ebenfalls Alkohol enthält, aber gesüsst ist (nur mit Xylitol, also ohne Zucker). Auch Tabletten sind erhältlich, die jedoch – wie für Tabletten üblich – zahlreiche Tablettierhilfstoffe enthalten (inkl. Titandioxid). Auch lassen manche Untersuchungen vermuten, dass die Tabletten nicht so gut wirken wie die flüssigen Extrakte ( 3 ).

Wichtig ist, dass die Mittel auf einen bestimmten Wirkstoffgehalt standardisiert werden. Auf diese Weise kann man sichergehen, dass eine wirksame Dosis enthalten ist. Aufgüsse aus der Wurzel beispielsweise wären daher eher nicht wie erhofft wirksam, zumal Wasser ein weniger gutes Extraktionsmittel ist als Alkohol. Allerdings könnte man selbst einen alkoholischen Extrakt aus der getrockneten Pelargonienwurzel herstellen (hier finden Sie eine allgemeine Anleitung zur Herstellung alkoholischer Extrakte aus Pflanzen (die man auch als Tinkturen bezeichnet)).

Getrocknete Pelargonienwurzeln sind auch unter den Begriffen Umckaloabowurzel oder Geranienwurzel im Handel. Achten Sie darauf, dass die botanische Bezeichnung angegeben ist, um sicherzugehen, dass es auch tatsächlich Umckaloabo ist, also Pelargonium sidoides.

Inzwischen steht die Pflanze unter Artenschutz, da sie durch übermässige Wildsammlungen in ihrem natürlichen Bestand bedroht ist. Für bei uns erhältliche Präparate werden daher ausschliesslich in Südafrika kultivierte Pelargonien verwendet, die dann importiert werden.

Unterschiede der erhältlichen Präparate

In den Apotheken erhalten Sie von mindestens drei verschiedenen Herstellern Präparate aus der Pelargonienwurzel: von Schwabe, ratiopharm und Hexal. Die ersten beiden sind zugelassene Arzneimittel, das Hexal-Präparat (Pelasya) hat lediglich eine Registrierung als traditionelles Arzneimittel.

Schwabe ist der erste Hersteller, der auch zahlreiche Studien zu seinen Präparaten (die alle den Namen Umckaloabo tragen) durchführte, daher auch umfangreiche Daten dazu vorlegen kann und die Zulassung für den Einsatz bei akuter Bronchitis für seinen Spezial-Extrakt EPs 7630 erhalten hat.

*Hier z. B. erhalten Sie Umckaloabo-Tropfen von Schwabe und hier den Umckaloabo-Saft (ohne Zucker, mit Xylitol und Maltodextrin gesüsst) für Kinder.

Hexal führte hingegen keine Studien durch und konnte sein Präparat daher nur als traditionelles Arzneimittel registrieren lassen (zur Linderung von Erkältungsbeschwerden). Das bedeutet, man kann sich in Sachen Wirkeigenschaften nur auf allgemein bekannte Wirkungen der Pflanze beziehen, wie sie in der Monographie vom Herbal Medicinal Products Committee der Europäischen Arzneimittelagentur EMA im Jahr 2012 angegeben werden. Eine Monographie ist eine offizielle Zusammenstellung aller Informationen, die zu einer Heilpflanze aktuell vorliegen.

Bei einem traditionellen Arzneimittel ist also nicht gewiss, ob der verwendete Extrakt auch die in der Monographie angegebene Wirkung hat (obwohl natürlich davon auszugehen ist). Beim zugelassenen Arzneimittel liegen hingegen konkrete Studien zu diesem einen verwendeten Extrakt vor ( 5 ).

Mögliche Nebenwirkungen

Bei empfindlichen Menschen kann die Einnahme von Umckaloabo-Präparaten unter Umständen zu Magen-Darm-Problemen (Übelkeit, Sodbrennen, Erbrechen) oder Hautreaktionen führen. Alle anderen Nebenwirkungen, die im Beipackzettel ( 4 ) vermerkt sind, sind extrem selten. Lesen Sie am besten unter vorigem Link selbst nach, ob das Mittel für Sie in Frage kommt.

Im Beipackzettel ist von einer möglichen Erhöhung der Leberwerte die Rede. Zwar werden in der Literatur einige Fälle beschrieben, in denen sich nach der Einnahme eine Leberschädigung eingestellt haben soll. Eine nähere Untersuchung aber zeigte, dass alle in dieser Studie überprüften 13 Fälle von Leberschäden, die man Umckaloabo (bis 2012) anlasten wollte, in Wirklichkeit andere Ursachen hatten ( 16 ).

Sollten Sie jedoch eine Lebervorerkrankung haben, besprechen Sie die geplante Einnahme mit Ihrem Arzt. Sollten Sie während der Einnahme plötzlich schlapp und müde werden, Oberbauchbeschwerden bekommen, eine Gelbfärbung der Haut oder andere Nebenwirkungen beobachten, kontaktieren Sie Ihren Arzt. Dies betrifft aber nicht nur die Einnahme von Umckaloabo, sondern die Einnahme jeden Medikaments, wozu auch pflanzliche Arzneimittel zählen.

Mögliche Wechselwirkungen mit Medikamenten

Zu möglichen Wechselwirkungen mit Medikamenten ist noch nicht viel bekannt. Wer jedoch Blutgerinnungshemmer ("Blutverdünner") einnimmt, sollte den Einsatz von Umckaloabo mit seinem Arzt besprechen. Denn das Mittel kann blutverdünnend wirken (daher kann es als seltene Nebenwirkung auch zu Zahnfleisch- oder Nasenbluten kommen) und u. U. die Wirkung der Blutgerinnungshemmer verstärken (4).

Bei Kindern und in der Schwangerschaft

Kinder unter 6 Jahren sollten Umckaloabo nur nach Rücksprache mit dem Kinderarzt bekommen ( Anm. ZDG-Redaktion: nur Präparate, die für Kinder entsprechend zugelassen sind, daher Apotheker fragen bzw. Beipackzettel lesen!). Kinder und Säuglinge unter 1 Jahr sollten Umckaloabo gar nicht bekommen. Auch in der Schwangerschaft und Stillzeit wird von einer Einnahme abgeraten, da keine Daten vorliegen, die zu einer Empfehlung führen könnten.

Fazit: Umckaloabo ist eine wertvolle Heilpflanze

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Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel wurde auf Grundlage (zur Zeit der Veröffentlichung) aktueller Studien verfasst und von MedizinerInnen geprüft, darf aber nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung genutzt werden, ersetzt also nicht den Besuch bei Ihrem Arzt. Besprechen Sie daher jede Massnahme (ob aus diesem oder einem anderen unserer Artikel) immer zuerst mit Ihrem Arzt.