Alte Getreidesorten beugen Herzinfarkt und Schlaganfall vor
Der Verzehr von Brot, das aus alten Getreidesorten gebacken wurde, kann – im Gegensatz zu Brot aus modernen Getreidesorten – den Cholesterinspiegel und die Blutzuckerwerte senken, so eine Studie, die im August 2016 im International Journal of Food Sciences and Nutrition veröffentlicht wurde. Bei beiden Werten handelt es sich um die wichtigsten Risikofaktoren für Herzinfarkt und Schlaganfall, so dass davon ausgegangen werden kann, dass ein Brot aus Urgetreide diesen beiden so häufigen Todesursachen vorbeugen kann ( 1 ).
Alte Getreidesorten: Mehr Antioxidantien, mehr Mineralstoffe
In den letzten Jahren hielten etliche Urgetreidesorten verstärkt Einzug insbesondere auf dem Biomarkt. Biobäcker bieten immer wieder Brote aus Emmer, Einkorn, Waldstaudenroggen oder alten Dinkelsorten an. Ob diese jedoch tatsächlich besser und gesünder sind, war bislang nicht sicher bzw. nicht wissenschaftlich überprüft worden. Auch war nicht klar, ob es nun – aus gesundheitlicher Sicht – einen bedeutenden Unterschied macht, konventionelles Getreide oder Biogetreide zu bevorzugen.
Im Vergleich zu modernen Getreidesorten liefern Urgetreide in jedem Fall deutlich mehr Antioxidantien und entzündungshemmende Stoffe. Sie enthalten mehr B-Vitamine und mehr Vitamin E sowie mehr Mineralien (Magnesium, Eisen und Kalium) – allesamt Faktoren, die vor chronischen Krankheiten schützen können.
Nichtsdestotrotz behaupteten die üblichen kritischen Stimmen, alte Sorten seien womöglich gesundheitsschädlich, und zwar gerade aufgrund des höheren Anteils sekundärer Pflanzenstoffe, was sich jetzt jedoch mit vorliegender Studie der Universität von Florenz als Trugschluss entpuppte.
Bessere Blutwerte nach dem Verzehr von Brot aus alten Getreidesorten
An der randomisierten Studie nahmen 45 gesunde Erwachsene mit einem Durchschnittsalter von 50 Jahren teil.
In der ersten Phase der Studie assen die Teilnehmer statt ihres üblichen Brotes ab sofort acht Wochen lang Brot aus einer alten Weizensorte namens Verna. 22 assen Brot aus Bio-Verna, 23 bekamen Brot aus konventionell angebautem Verna.
Anschliessend assen alle – für weitere acht Wochen – Brot aus der modernen Weizensorte Blasco. Und zum Schluss assen die Teilnehmer erneut Brot aus Urgetreide, wiederum acht Wochen lang.
Sowohl zu Beginn der Studie als auch nach jeder achtwöchigen Phase nahmen die Forscher Blutproben. Sie untersuchten die Blutfettwerte, den Cholesterinspiegel, die Blutzuckerwerte und alle anderen Herz-Kreislauf-Marker ( 2 ).
Der Gesamtcholesterinspiegel, das LDL-Cholesterin und die Blutzuckerwerte sanken signifikant nach den ersten acht Wochen, also nach dem Verzehr von Brot aus alten Getreidesorten – und zwar unabhängig davon, ob dieses nun konventionell oder biologisch erzeugt worden war. (Rückstände von Spritzmitteln wirken sich meist nicht direkt auf die üblichen Herz-Kreislauf-Marker aus, so dass es nicht verwundert, wenn sich diesbezüglich kein Unterschied zeigte.)
Auch konnte man nach dem Urgetreideverzehr eine beträchtliche Zunahme der zirkulierenden sog. endothelialen Progenitorzellen feststellen. Diese reparieren beschädigte Blutgefässe und helfen bei der Regeneration von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Es gilt: Je höher die Zahl dieser Zellen, umso niedriger das Risiko für eine Krankenhauseinweisung oder für Tod durch kardiovaskuläre Ereignisse.
Beim Verzehr von modernen Getreidesorten zeigten sich diese Verbesserungen der Blutwerte nicht. Es liegt somit die Vermutung nahe, dass es sich absolut lohnt, Brot aus alten Getreidesorten zu bevorzugen. Fragen Sie bei Ihrem Biobäcker danach ( 3 )!
Urgetreide: weniger Protein, weniger Gluten, gesünder
Die in der Studie verwendete Urweizensorte Verna war lange Zeit in Vergessenheit geraten. Denn – wie alle alten Getreidesorten – ist sie weniger produktiv, bringt also weniger Erträge als moderne Weizensorten. Verna konnte nur dank der Bemühungen der Florenzer Universität über die letzten Jahrzehnte hinweg unverändert bewahrt werden.
Verna zeichnet sich durch einen – im Vergleich zu modernen Weizensorten – um mindestens 2 Prozent niedrigeren Proteingehalt aus. Darüber hinaus ist das Protein in Verna anderes zusammengesetzt als das Protein moderner Weizensorten. Während moderne Weizenmehle aus 8 bis 9 Prozent bestehen, enthält Verna-Mehl nur 0,9 Prozent Gluten. Menschen mit einer Glutensensitivität oder mit unspezifischen Verdauungsbeschwerden können daher alte Getreidesorten oft viel besser vertragen.
Informationen zur (zöliakieunabhängigen) Glutensensitivität finden Sie hier: Sechs Zeichen für Glutenintoleranz