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  • Frau isst Junkfood
4 min

Wie das Essen von Junk Food Ihr Gehirn verändert

Viele Menschen wissen, dass Junkfood schlecht für sie ist, aber sie essen es trotzdem. Aber warum nur? Die australische Neurowissenschaftlerin Dr. Amy Reichelt erklärt, warum Junkfood so raffiniert ist, dass es uns genau an der richtigen Stelle trifft: im Gehirn.

Fachärztliche Prüfung: Gert Dorschner

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Wie unser Gehirn von Junkfood beeinflusst wird

Dr. Amy Reichelt vom Royal Melbourne Institute of Technology RMIT erklärte Anfang 2016 in einem Vortrag ( 1 ), wie Junkfood das Gehirn und damit auch das menschliche Verhalten und Lernvermögen verändert. Die Expertin für Gehirn- und Verhaltenswissenschaften an der School of Health and Biomedical Sciences des RMIT stellte dabei die fünf wichtigsten Auswirkungen von ungesundem Essen auf das menschliche Gehirn vor:

1. Junkfood kann high machen

Unser Gehirn verfügt über ein Belohnungssystem, das uns bevorzugt das tun lässt, was wir als angenehm empfinden – zum Beispiel leckeres Essen geniessen. Leider werden insbesondere sehr süsse oder sehr fettige Gerichte als lecker empfunden, am leckersten gar jene, die sowohl süss als auch fettreich sind. Dies hängt damit zusammen, dass süsse und fettige Nahrungsmittel besonders kalorienreich sind, was dem Urmenschen in einer Zeit, in der es nur selten kalorienreiche Lebensmittel gab, das Überleben sicherte.

Wenn wir nun Junkfood essen, werden die Belohnungsschaltkreise in unserem Gehirn aktiviert, und der Botenstoff Dopamin wird ausgeschüttet. Dopamin bestätigt uns in unserem Tun, da der Stoff ein angenehmes Wohlgefühl vermittelt, ja sogar als Glückshormon bezeichnet wird.

Wenn ständig entsprechende Nahrungsmittel eintreffen, reagiert das Gehirn darauf mit einer verstärkten Bildung von Dopaminrezeptoren. Das bedeutet, dass jetzt eine grössere Menge an Junkfood erforderlich ist, um den gleichen „Kick“ zu erzeugen, was nun natürlich dazu führt, dass noch mehr Junkfood gegessen wird. Es entwickelt sich eine Art Toleranz – so ähnlich wie bei einer Drogensucht. Auch hier benötigt der Süchtige irgendwann immer mehr von seinem Suchtmittel, um die entsprechende Befriedigung zu erreichen. Junkfood kann somit süchtig machen.

2. Junkfood in der Jugend hemmt Selbstkontrolle im Erwachsenenalter

Wenn uns nun aber das Gehirn belohnt, sobald wir fett- und zuckerhaltige Nahrungsmittel essen, dann sind wir natürlich auch ständig auf der Suche nach solchen Nahrungsmitteln und greifen zu, wenn wir sie irgendwo sehen oder riechen. Doch verfügen wir glücklicherweise auch über ein Kontrollzentrum im Gehirn, das uns hilft, entsprechenden «Versuchungen» zu widerstehen.

Es liegt in einem bestimmten Bereich im Gehirn, dem sog. präfrontalen Cortex. Mit diesem Gehirnteil planen wir auch künftige Handlungen – und wir können schon im Vorfeld die Konsequenzen erkennen, die eine bestimmte Handlung haben wird. Dazu gehört auch das Erkennen von gesundheitlichen Schäden, wenn wir dies oder jenes essen (Junkfood) bzw. dies oder jenes nicht essen (Gemüse, Salate etc.).

Leider reift dieser Bereich des Gehirns erst mit Anfang 20 aus, was erklärt, warum Jugendliche gerade in Sachen Ernährung oft weniger vorausschauend und stattdessen sehr impulsiv handeln – was auch eine Erklärung dafür sein kann, dass es immer mehr übergewichtige Kinder und Jugendliche gibt. Dazu kommt, dass neueren Forschungen zufolge der Verzehr von Junkfood (insbesondere zuckerhaltige Getränke) im Kindes- und Jugendalter die Entwicklung des entscheidenden Gehirnareals beeinträchtigt.

Dr. Reichelt berichtet: «Wir haben Teenager-Ratten Zuckerwasser trinken lassen und festgestellt, dass sie im Erwachsenenalter Probleme hatten, Entscheidungen zu treffen oder sich an Regeln zu halten.»

3. Junkfood kann im Gehirn Entzündungsprozesse fördern

Australische Forscher haben kürzlich gezeigt, dass eine Diät mit zuckerhaltigen Getränken, mit Kuchen und Keksen bereits nach fünf Tagen zu erhöhten Entzündungswerten im Hippocampus führt. Man spricht von Neuroinflammation, ein Zustand, der noch weitere Prozesse auslösen kann, die nun wiederum zu weiteren Entzündungen führen. Entzündungen aber schädigen die Gehirnzellen.

Der Hippocampus ist ein Bereich im Gehirn, der die Sättigungssignale aus dem Verdauungssystem empfängt und auswertet (also dafür sorgt, dass wir aufhören zu essen, wenn das Magen-Darm-System ausreichend gefüllt ist). Wenn der Hippocampus aber durch chronische Entzündungsprozesse beeinträchtigt ist, können wir unser Essverhalten immer weniger kontrollieren, essen mehr, als wir brauchen und werden übergewichtig (von den weiteren Folgen von Entzündungen im Gehirn ganz zu schweigen). 

Hier erklären wir, wie sich Zucker auf den Darm auswirkt – und zwar schon nach wenigen Tagen.

4. Junkfood vermindert die Lernfähigkeit des Gehirns.

Im Hippocampus werden aber auch Informationen aus dem Kurzzeit- ins Langzeitgedächtnis verschoben. Er wird daher auch als Gedächtniszentrum bezeichnet. Bei Demenzen ist bekanntlich genau das ein Problem (man kann sich nichts mehr merken), weil hier oft der Hippocampus geschädigt ist. Forscher haben nun auch herausgefunden, dass Menschen, die viel Junkfood essen, bei einfachen Gedächtnistests schlechter abschneiden als Menschen, die sich gesund ernähren.

Der Grund dafür ist der folgende: Unsere Erfahrungen werden als Erinnerungen gespeichert, die im Gehirn durch Verbindungen (Synapsen) zwischen den einzelnen Nervenzellen gebildet werden. Dies geschieht ständig als natürliche Reaktion auf die dynamische Umgebung, in der wir leben, damit wir uns anpassen, schnell Neues lernen und so auch überleben können. Man nennt diesen Prozess Neuroplastizität. Er beschreibt die Formbarkeit und Wandlungsfähigkeit unserer Nervenzellen und unseres Gehirns.

Eine Ernährung aber, die reich an Junkfood ist, vermindert die Neuroplastizität. Man wird weniger anpassungsfähig, hat Schwierigkeiten, Neues zu lernen und wird einfach insgesamt geistig schwerfällig.

5. Junkfood reduziert die Bildung neuer Nervenzellen

Die Bildung neuer Nervenzellen (Neurogenese) findet während des gesamten Lebens im Hippocampus statt. Diese neuen Nervenzellen weisen ein hohes Mass an Neuroplastizität auf, was bedeutet, dass sie sehr leicht durch Umweltereignisse aktiviert werden können, für die Bildung neuer Erinnerungen unerlässlich sind und daher helfen, rasch Neues zu lernen.

Junkfood aber hemmt die Bildung neuer Nervenzellen. Dies wiederum wird mit psychischen Störungen, einschliesslich Depressionen, in Verbindung gebracht. Ein Teufelskreis entsteht: Erst macht Junkfood durch die Ausschüttung von Dopamin glücklich, weshalb wir davon essen, wenn wir traurig sind. Also essen wir mehr davon und werden letztendlich noch trauriger.

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Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel wurde auf Grundlage (zur Zeit der Veröffentlichung) aktueller Studien verfasst und von MedizinerInnen geprüft, darf aber nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung genutzt werden, ersetzt also nicht den Besuch bei Ihrem Arzt. Besprechen Sie daher jede Massnahme (ob aus diesem oder einem anderen unserer Artikel) immer zuerst mit Ihrem Arzt.