Knochen brauchen nicht nur Calcium
Veganer essen bekanntlich ausnahmslos pflanzliche Lebensmittel, so dass – nach Meinung mancher Ernährungsexperten – die Deckung des täglichen Nährstoffbedarfs eine Herausforderung darstellen könnte, ganz besonders im Hinblick auf die Calciumversorgung.
Eine bereits im April 2009 im Fachmagazin Osteoporosis International veröffentlichte Studie ( 1 ) beweist jedoch, dass Knochen nicht automatisch gesünder sind, je mehr Calcium man zu sich nimmt, sondern, dass Knochen auch bei sehr viel niedriger Calciumaufnahme stark und gesund sein können.
Gute Knochengesundheit bei Veganern
Forscher aus Australien und Vietnam hatten die Knochengesundheit von 105 vegan lebenden buddhistischen Nonnen (aus 20 Klöstern rund um Ho Chi Minh Stadt/Vietnam) mit der Knochengesundheit von 105 normal essenden Frauen verglichen.
Beide Frauengruppen befanden sich im Klimakterium. Überrascht stellten die Wissenschaftler rund um Professor Nguyen fest, dass die Messung der Knochendichte keinesfalls die erwarteten Unterschiede ergab. Im Gegenteil: Die Knochendichte der Veganerinnen war mit jener der Fleischesserinnen absolut identisch.
Buddhistische Nonnen wurden deshalb als ideale Studienteilnehmerinnen ausgewählt, da sie meist schon in sehr frühen Jahren ins Kloster eintraten und dort einer absolut konsequent veganen Ernährungsweise über viele Jahrzehnte hinweg treu blieben.
Ausnahmen im Speiseplan – wie bei anderen Veganern sonst immer mal wieder üblich – konnten hiermit ausgeschlossen werden, womit einer Verfälschung der Studienergebnisse vorgebeugt wurde.
Hohe Knochendichte auch mit wenig Calcium
Calcium gilt als DER Knochenmineralstoff schlechthin. Wer auf seine Knochen Wert lege, solle sich daher – so die weit verbreitete Empfehlung – mit täglich 1000 Milligramm Calcium versorgen. Kinder und Schwangere sogar mit 1200 Milligramm.
Die buddhistischen Nonnen jedoch nahmen täglich nur 370 Milligramm Calcium zu sich, was nicht einmal einem Drittel der empfohlenen Aufnahmemenge entspricht – und dennoch war ihre Knochendichte identisch mit der Knochendichte von Frauen, die regelmässig Milchprodukte assen.
Daraus lässt sich schliessen, dass auch mit einem niedrigen Calciumverzehr nicht zwangsläufig ein erhöhtes Osteoporoserisiko einhergeht. Knochen brauchen nämlich mehr als Calcium.
Hohe Proteinaufnahme führt zu verstärkter Mineralstoffausscheidung
Natürlich fiel den Forschern auch auf, dass die Nonnen nicht nur sehr wenig Calcium zu sich nahmen, sondern dass ihr Speiseplan auch nur halb so viele Proteine aufwies, als das bei den Fleisch- und Käseesserinnen der Fall war.
Und genau dieser Punkt könnte sich für die Calciumresorption als sehr wichtig erweisen, da die Mineralstoffabgabe über den Urin bekanntlich bei einem hohen Proteinanteil der Nahrung steigt. Das könnte also bedeuten, dass die Proteinesserinnen zwar mehr Calcium zu sich nehmen, dieses aber aufgrund ihrer eiweissreichen Ernährung zu einem gewissen Teil auch wieder ausscheiden.
Was beeinflusst die Knochendichte?
Die Forscher teilten daher mit, dass es für die Knochengesundheit von grösster Wichtigkeit sei zu verstehen, dass allein die Calciumaufnahme nicht zu starken Knochen verhelfe, sondern dass eine knochengesunde Ernährung noch sehr viel mehr Aspekte beinhalten müsse.
So steige beispielsweise das Osteoporoserisiko bei zu geringer körperlicher Bewegung, bei einem zu niedrigen Vitamin-D-Level, bei einem zu hohen Softdrinkgenuss (hohe Phosphatgehalte) und auch in Abhängigkeit vom Zigarettenkonsum.
Weitere wichtige Details zur knochengesunden Ernährung lesen Sie im Artikel Starke Knochen brauchen mehr als Calcium.