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  • Arzt nimmt eine Zecke raus
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Borreliose - Anzeichen und Prävention

Die Borreliose ist eine tückische Krankheit, die sich in vielfältigen Symptomen äussern kann. Häufig wird die Zeckenkrankheit deshalb gar nicht erkannt oder mit anderen Erkrankungen verwechselt. Wir erklären, wie die herkömmliche Behandlung abläuft, welche naturheilkundlichen Massnahmen helfen könnten und wie Sie einer Borreliose vorbeugen können.

Fachärztliche Prüfung: Gert Dorschner
Aktualisiert: 05 Dezember 2023

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Was ist eine Borreliose?

Borreliose betrifft dem Robert Koch-Institut zufolge in Deutschland jedes Jahr schätzungsweise 40.000 bis 312.000 Menschen – je nach Art der Erhebung. Es handelt sich dabei um die häufigste durch Zecken übertragene Infektionskrankheit in Europa noch vor der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) ( 1 ) ( 2 ).

Während FSME durch Viren ausgelöst wird, wird die Borreliose durch die sogenannten Borrelien ausgelöst: Dabei handelt es sich um Bakterien der Gruppe Borrelia burgdorferi sensu lato, z. B. Borrelia burgdorferi sensu stricto , Borrelia garinii und Borrelia afzelii . Es gibt also unterschiedliche Borrelien – und sie alle können eine Borreliose auslösen.

Typisch für die Krankheit ist zu Beginn eine ringförmige Hautrötung, die sich um den Zeckenstich bildet. Sie tritt jedoch nicht bei allen Betroffenen auf und kann auch übersehen oder mit einem anderen Insektenstich verwechselt werden (wenn die Zecke nicht mehr vorhanden ist).

Unbehandelt kann die Borreliose unter anderem zu Gelenkentzündungen, Herzproblemen und Hirnhautentzündungen führen. Die frühzeitige Diagnose und Behandlung sind deshalb umso wichtiger. Auch Massnahmen aus der Naturheilkunde können bei Borreliose vorbeugend und unterstützend zum Einsatz kommen. Diese stellen wir Ihnen weiter unten im Absatz „Naturheilkundliche Massnahmen bei Borreliose“ vor.

Woher kommt der Name „Lyme-Krankheit“?

Die Borreliose ist auch bekannt unter dem Namen Lyme-Borreliose (Aussprache: „laim“) oder Lyme-Krankheit (von engl. lyme disease ). Lyme ist ein kleines Städtchen im US-Bundesstaat Connecticut. Dort wurden im Jahr 1975 die ersten Borreliose-Fälle beobachtet.

Auf der nahe gelegenen Insel Plum Island soll sich ein Forschungszentrum für Bio-Waffen befunden haben, weshalb sich die Theorie verbreitet hat, mit Borrelien infizierte Zecken seien ein missglücktes Experiment des Militärs gewesen. Dies führte im US-Repräsentantenhaus im Juli 2019 zu einem Antrag auf Aufklärung ( 23 ). (Ob der Antrag «schon» bearbeitet wurde, ist uns leider nicht bekannt.)

Wann sind Zecken aktiv

Wenn die Temperaturen über mehrere Tage unter 7 Grad fallen, verkriechen Zecken sich und fallen in eine Winterstarre. Und da auch der Mensch seine Freizeit im Winter vermehrt drinnen verbringt, begegnen sich der Mensch und die Zecke in den Wintermonaten seltener.

Von Frühling bis Herbst, wenn der Mensch wieder mehr Zeit draussen verbringt, steigt die Anzahl an Zeckenstichen und entsprechend auch die Zahl an Borreliose-Erkrankungen. In regnerischen Sommern ist die Gefahr für einen Zeckenstich grösser, da Zecken sich bei hoher Luftfeuchtigkeit besonders wohlfühlen.

Bei Trockenheit können Zecken dagegen schnell austrocknen, ziehen sich daher eher zurück, so dass man besonders im Frühling und Frühsommer Bekanntschaft mit Zecken macht, in den heissen Sommermonaten dagegen weniger.

Der Begriff Zeckenbiss, der umgangssprachlich häufig verwendet wird, ist übrigens nicht korrekt – denn Zecken beissen nicht sondern stechen mit Ihrem Stechrüssel.

Können auch Bremsen, Flöhe und Co Borreliose übertragen?

Auch andere blutsaugende Insekten können den Borreliose-Erreger in sich tragen: z. B. Mücken, Flöhe und Bremsen. Man vermutet jedoch, dass sie die Bakterien nicht im selben Ausmass an den Menschen weitergeben wie Zecken ( 3 ). Wenn Sie es jedoch tun, kann sich auch bei diesen Stichen eine Wanderröte bilden.

Wie gelangen Borrelien in die Zecke?

Zecken durchlaufen in ihrer Entwicklung drei Stadien: Aus dem Ei schlüpft eine Larve, aus der Larve entwickelt sich die sogenannte Nymphe und aus der Nymphe wird schliesslich eine adulte (erwachsene) Zecke.

Zecken ernähren sich vom Blut von Vögeln und Säugetieren wie z. B. Mäusen, Kaninchen, Hunden, Schafen, Rehen, Füchsen, Katzen und natürlich Menschen. In jedem Entwicklungsstadium saugt die Zecke in der Regel nur einmal Blut. Den Borreliose-Erreger nimmt die Zecke dabei über das Blut ihrer Opfer auf – man vermutet, dass Mäuse und Ratten die häufigsten Überträger sind. Da sie selbst nicht an Borreliose erkranken – genauso wenig wie Zecken – können Borrelien in ihnen lange überleben und sich ungestört vermehren.

Schätzungen zufolge tragen 15 bis 30 Prozent der Zecken in Europa Borrelien in sich. In manchen Regionen sind es aber auch nur 5 Prozent, in anderen bis zu 50 Prozent. Die Borrelien setzen sich dabei im Darm der Zecke fest. Saugt die Zecke erneut Blut, vermehren sich die Borrelien, wandern zurück in den Stechrüssel und gehen auf den neuen Wirt über – zum Beispiel auf den Menschen.

Was machen Borrelien im menschlichen Körper?

Borrelien sind sehr beweglich. Zunächst breiten sie sich in der Haut rund um den Zeckenstich aus (was man an der Wanderröte erkennt – siehe weiter unten). Wenn sie dann das Blut erreicht haben, gelangen sie schliesslich in den ganzen Körper, wo sie die unterschiedlichsten Symptome auslösen können.

Das Immunsystem ist manchmal nicht in der Lage, alle Bakterien effektiv zu bekämpfen. Dafür gibt es mehrere Gründe: Einerseits können Borrelien sich u. a. im Bindegewebe, in Sehnen und Knorpeln sowie in den Innenhäuten der Blutgefässe „verstecken“, wo sie für das Immunsystem schwer erreichbar sind. Zum anderen können sie sich maskieren, was bedeutet, dass sie mit der Zeit ihre Oberfläche so verändern, dass sie von den körpereigenen Antikörpern nicht mehr erkannt werden.

Man vermutet zudem, dass Borrelien in der Lage sind im Körper einen eigenen Biofilm zu bilden. Biofilme sind Schleimschichten, in denen Mikroorganismen wie eben z. B. Borrelien leben und sich vermehren. Biofilme können, müssen aber nicht unbedingt schlecht sein. Auch die Bakterien im Mund, auf der Haut und im Darm bilden Biofilme.

Bilden jedoch Krankheitserreger wie die Borrelien Biofilme, so sind sie darin vor dem Immunsystem besser geschützt. Das Immunsystem kann dann zwar Borrelien in den Randschichten des Biofilms abtöten, gelangt aber nicht an jene, die sich im Inneren des Biofilms verbergen. Borrelien in einem Biofilm überleben sogar lange Hungerperioden, während freie Borrelien im restlichen Körper schneller absterben würden.

Was haben Rehe mit Borreliose zu tun?

Rehe, Rotwild, Damwild, Rinder, Ziegen, Schafe und andere Wiederkäuer haben offenbar einen reinigenden Effekt auf Zecken. Wenn Zecken an den genannten Tieren gesaugt haben, sind sie frei von Borrelien – auch dann, wenn sie zuvor mit den Bakterien infiziert waren ( 26 ).

Wie genau es zu diesem reinigenden Effekt kommt, ist noch nicht geklärt. Sicher ist jedoch, dass die Gefahr, sich mit einer Borreliose zu infizieren, in Gebieten mit hoher Wilddichte geringer ist als z. B. in städtischen Parkanlagen, wo Zecken an Vögeln und Kleinnagern saugen. Leider sieht man es der Zecke nicht an, ob sie zuvor an einer Maus, einer Katze oder an einem Reh saugte, so dass es bei jedem Zeckenstich wichtig ist, diesen noch einige Wochen lang im Auge zu behalten.

Was sind die Symptome und Anzeichen für eine Borreliose?

Die ersten Anzeichen für Borreliose können Tage bis Wochen nach dem Zeckenstich auftreten – Spätformen der Erkrankung sogar erst Monate bis Jahre später.

Das bekannteste Symptom: Wanderröte

Die sogenannte Wanderröte ( Erythema migrans ) – eine ringförmige zielscheibenartige Rötung um den Zeckenstich – ist das häufigste Symptom der Borreliose und meist auch das erste Anzeichen. Sie tritt auf, sobald die Borrelien sich von der Einstichstelle in die umliegende Haut ausbreiten. In manchen (seltenen) Fällen tritt die Rötung als unförmiger Fleck anstelle eines Kreises auf.

Bei der Wanderröte ist die Haut direkt um den Stich herum blass. Erst dann kommt der rotgefärbte Ring, weshalb man die Wanderröte auch mit einer Zielscheibe vergleicht.

Die Wanderröte tritt meist innerhalb von 10 Tagen nach dem Zeckenstich auf, kann sich aber auch erst Wochen später ausbilden. Im Unterschied zu anderen Insektenstichen und Allergien juckt und brennt die Wanderröte in der Regel nicht, sie schwillt auch nicht an, kann aber wochenlang anhalten ( 4 ).

Bei 60 bis 80 Prozent der Borreliose-Betroffenen tritt die Wanderröte auf. Allerdings gibt es auch Borreliose-Patienten, die keine Wanderröte bekommen oder stattdessen mehrere, über den Körper verteilte, fleckige Rötungen ausbilden, die dann gar nicht mit einem Zeckenstich in Verbindung gebracht werden. Dies ist zwar selten, kommt aber vor ( 5 ).

Die drei Stadien: Von Fieber bis zu Gelenkentzündungen

Die weiteren Symptome der Borreliose können sehr vielfältig sein. Das ist deshalb der Fall, weil die verursachenden Bakterien durch den gesamten Körper des Befallenen wandern können.

Die Symptome lassen sich grob in drei Stadien einteilen, wobei meist nicht alle Symptome und alle Stadien auftreten. Manche Personen entwickeln erst im zweiten oder sogar erst im dritten Stadium Symptome. Zwischen den einzelnen Stadien klingen die Symptome häufig wieder ab. Die Borrelien sind aber nach wie vor im Körper, auch wenn die Symptome plötzlich aufhören.

Man vermutet, dass die Krankheit spätestens acht Jahre nach dem Zeckenstich noch auftreten kann. Dann ist es natürlich schwierig, die Symptome mit einer Borreliose in Verbindung zu bringen, sofern man nicht gerade eine Wanderröte hatte, an die man sich noch erinnert:

Erstes Stadium (Tage bis Wochen nach dem Zeckenstich):

  1. Wanderröte: Kann auftreten, wenn die Borrelien sich in der Haut rund um die Einstichstelle ausbreiten.
  2. Grippeähnliche Symptome: Fieber, Kopf-, Muskel- und Gelenkschmerzen sowie Schwindel können auftreten, wenn die Borrelien den Blutkreislauf erreicht haben.
  3. Magen-Darm-Beschwerden
  4. Borrelien-Lymphozytom: Ein blaurotes Hautknötchen, das an der Einstichstelle auftritt – bevorzugt, wenn der Zeckenstich sich am Ohr, an den Brustwarzen oder im Genitalbereich befand. Es entsteht durch weisse Blutkörperchen, die an die Einstichzelle strömen und verursacht keine Schmerzen.
  5. Generelles Gefühl des Unwohlseins

Zweites Stadium (Wochen bis Monate nach dem Zeckenstich):

Sobald die Borrelien beginnen sich im Körper einzunisten, kann es zu Entzündungsreaktionen kommen, da die Immunantwort des Körpers nicht nur die Borrelien angreift, sondern auch die Zellen, in denen sie sich eingenistet haben.

  1. Frühe Neuroborreliose: Hirnhautentzündungen, Entzündungen des Rückenmarks und der Nervenwurzeln, die sich in quälenden Nervenschmerzen äussern (vor allem nachts) und schlecht auf Schmerzmittel ansprechen.
  2. Lähmungserscheinungen, häufig im Gesicht
  3. Hautentzündungen
  4. Herzentzündung und damit einhergehende Herz-Rhythmus-Störungen (Lyme-Karditis genannt)
  5. Gelenkschmerzen
  6. Entzündung der Sehnerven

Drittes Stadium, chronisch (Monate bis Jahre nach dem Zeckenstich):

  1. Gelenkentzündungen mit starker Schwellung (Lyme-Arthritis genannt): Häufig sind die Kniegelenke betroffen, jedoch können auch bei jedem Schub andere Gelenke schmerzen – je nachdem wo im Körper sich die Borrelien niedergelassen haben.
  2. Erschöpfungszustände
  3. Schlafstörungen
  4. Depressionen
  5. ACA ( Acrodermatitis chronica atrophicans ): Die Haut an den Händen und/oder Füssen wird auffallend dünn, bläulich und durchscheinend („Pergamenthaut“), da Borrelien in der Lage sind Kollagen abzubauen.
  6. Späte Neuroborreliose: Hirnhautentzündungen, Entzündungen des Rückenmarks und der Nervenwurzeln, die sich in quälenden Nervenschmerzen äussern (vor allem nachts) und schlecht auf Schmerzmittel ansprechen.

Das Risiko, bestimmte Symptome zu entwickeln, unterscheidet sich je nach Borrelienart, die die Zecke in sich trug. Beispielsweise ist die Wahrscheinlichkeit, eine Neuroborreliose zu entwickeln, höher, wenn es sich um das Bakterium Borrelia garinii gehandelt hat.

Dadurch lassen sich auch nationale Unterschiede erklären, denn die verschiedenen Erreger kommen je nach Gebiet unterschiedlich häufig vor. So tritt die Neuroborreliose in Europa z. B. öfter auf als in den USA, während es in den USA häufiger zur Lyme-Arthritis kommt.

Warum ist Borreliose so schwer zu bekämpfen?

Einige dieser Symptome können leicht mit den Symptomen anderer Krankheiten verwechselt werden wie zum Beispiel ( 6 ):

  1. Arthrose
  2. Arthritis
  3. Morbus Bechterew (entzündliche Wirbelsäulenerkrankung)
  4. Fibromyalgie (chronische Schmerzerkrankung)
  5. Chronisches Erschöpfungssyndrom (auch Fatigue-Syndrom genannt)
  6. Bandscheibenvorfall

Dies erschwert die Diagnose zusätzlich und sorgt in Medizinerkreisen immer wieder für Diskussionen. 2021 erschien zu diesem Thema eine Studie der University of Iowa im American Journal of Medicine ( 7 ):

Ausgewertet wurden die Daten von 1261 Patienten, die mit Verdacht auf Borreliose in einer Klinik untersucht wurden. Es stellte sich heraus, dass 690 dieser Personen schlussendlich nicht an Borreliose, sondern an einer der oben genannten Krankheiten litten. Oft ist es jedoch auch umgekehrt. Patienten erhalten eine Arthritis- oder Fibromyalgie-Diagnose, leiden aber in Wirklichkeit an einer Borreliose.

Andererseits wird diskutiert, ob es sich bei der Borreliose nicht womöglich um eine Autoimmunerkrankung handelt, bei der die Bakterien Entzündungen auslösen, die sich dann verselbständigen.

Was tun bei Verdacht auf Borreliose?

Wird die Borreliose frühzeitig erkannt und behandelt, stehen die Chancen gut, dass die Krankheit ausheilt und es gar nicht erst zu einem zweiten oder dritten Stadium kommt. Denn dann haben die Bakterien keine Zeit sich im Körper auszubreiten. Eine frühzeitige Diagnose der Borreliose ist deshalb von grosser Bedeutung.

Die erste Anlaufstelle bei Verdacht auf Borreliose ist der Hausarzt. Er beginnt mit der Anamnese und macht sich ein Bild über die aufgetretenen und auftretenden Symptome und fragt nach einem vorangegangenen Zeckenstich.

Welcher Arzt ist für Borreliose zuständig?

Manche Ärzte sind ausserdem auf die Borreliose spezialisiert. Suchen Sie im Internet nach einem Borreliose-Spezialisten in Ihrer Umgebung oder fragen Sie Ihren Hausarzt nach einem solchen.

Je nach den auftretenden Symptomen kann der Haus- oder Borreliose-Arzt verschiedene Spezialisten hinzuziehen: bei Symptomen der Neuroborreliose etwa einen Neurologen und bei Symptomen der Lyme-Arthritis einen Rheumatologen.

Die Diagnose der Borreliose ist schwierig

Besteht der Verdacht auf Borreliose kann der Arzt einerseits auf Antikörper gegen die Borrelien oder direkt auf die Borrelien testen lassen. Beide Verfahren haben ihre Vor- und Nachteile. Leider gibt es trotz zahlreicher Bemühungen bis heute kein eindeutiges Testverfahren für Borreliose.

Antikörpertest bei Verdacht auf Borreliose

Ein Antikörpertest gibt ganz generell an, ob Antikörper gegen bestimmte Bakterien- oder Virenarten vorhanden sind. Das Vorhandensein von Antikörpern deutet darauf hin, dass der Organismus mit diesen Bakterien oder Viren in Kontakt gekommen ist. Das kann bedeuten, dass die Krankheit noch ausbricht oder auch, dass sie vom Immunsystem längst besiegt ist.

Fällt ein solcher Antikörpertest also positiv aus, dann kann er lediglich bei vorhandenen Symptomen einen Hinweis geben, dass die Symptome borreliosebedingt sein könnten. Der Test eignet sich jedoch nicht für Leute ohne Symptome, die herausfinden möchten, ob sie irgendwann eine symptomatische Borreliose bekommen werden, weil sie vielleicht kürzlich von einer Zecke gestochen wurden.

Antikörpertest: Die Durchführung

Borreliose-Antikörpertests werden entweder mit einer Blutprobe durchgeführt oder, wenn Symptome einer Neuroborreliose vorhanden sind, mit Nervenwasser, dass in unmittelbarer Nähe der Wirbelsäule entnommen wird (auf Wunsch unter örtlicher Betäubung). Man spricht hierbei von einer Liquorpunktion oder auch von einer Lumbalpunktion.

Anschliessend wird die Probe im Labor auf sogenannte IgM- und IgG-Antikörper getestet: IgM-Antikörper können erst etwa vier bis acht Wochen und bis zu etwa sechs Monate nach der Infektion nachgewiesen werden.

IgG-Antikörper dagegen werden noch später gebildet und bleiben meist lebenslang nachweisbar. Unmittelbar nach einem Zeckenstich – also dann, wenn es besonders wichtig wäre, eine Infektion nachzuweisen (um rechtzeitig behandeln zu können) – sind Antikörpertests somit nutzlos, da in den ersten Wochen noch keine Antikörper vorhanden sind. Es sei denn, es sind bereits Antikörper von einem vorherigen Zeckenstich vorhanden.

Wenn sich daher eine Wanderröte nach einem Zeckenstich zeigt, wird ohne Antikörpertest sofort mit einer Antibiotika-Behandlung begonnen (dazu mehr im Absatz „Die schulmedizinische Behandlung der Borreliose“).

Antikörpertest: Risiko für falsche Ergebnisse

Das Risiko falsch-positiver oder falsch-negativer Ergebnisse ist bei Antikörpertests gross. Aus diesem Grund ist besonders bei vagen Symptomen, die auch mit anderen Krankheiten in Verbindung stehen könnten, Vorsicht geboten.

Falsch-positive Borreliose-Tests

Falsch-positive Ergebnisse können beispielsweise auftreten, wenn die betroffene Person eigentlich an Syphilis, Windpocken, Gürtelrose, Hepatitis oder am Pfeifferschen Drüsenfieber leidet. Obwohl nur Syphilis durch Bakterien und die anderen Krankheiten durch Viren übertragen werden, können die Tests die Erreger schlecht unterscheiden.

Die meisten der genannten Erkrankungen zeigen spezifische Symptome, so dass meist trotz falsch-positivem Borreliose-Test Windpocken oder eine Gürtelrose erkannt werden müssten. Bei Erkrankungen, die mit unspezifischeren Symptomen einhergehen, wie dem Pfeifferschen Drüsenfieber könnte es jedoch sein, dass man dieses übersieht und bei falsch-positivem Borreliose-Test beginnt, die nicht vorhandene Borreliose mit Antibiotika zu behandeln.

Das kann fatal sein, denn das Pfeiffersche Drüsenfieber ist eine Viruserkrankung. Gibt man hier Antibiotika kann sich der Zustand verschlimmern. Denn Antibiotika können das Immunsystem schwächen, so dass sich dieses umso schlechter gegen die vorhandenen Epstein Barr Viren ( Pfeiffersches Drüsenfieber ) wehren kann, die das Drüsenfieber verursachen.

Falsch-negative Borreliose-Tests

Falsch-negative Ergebnisse können dagegen entstehen, wenn das Immunsystem der betroffenen Person nicht genügend Antikörper gegen die Borrelien bildet, z. B. bei einem insgesamt geschwächten Immunsystem, wenn Immunsuppressiva eingenommen werden oder durch die Fähigkeit der Borrelien sich in Biofilmen „abzuschirmen“ bzw. ihre Oberfläche so zu verändern, dass sie vom Immunsystem nicht erkannt werden.

Antikörpertests sind also nur begrenzt aussagekräftig und werden nur für die Diagnose einer Borreliose herangezogen, wenn ein Zeckenstich voranging und Symptome aufgetreten sind. Die Symptome allein sind häufig zu unspezifisch, um sie mit einer Borreliose in Verbindung zu bringen, da sie auch auf andere Erkrankungen schliessen lassen.

Test auf Borrelien im Körper: Wie, wo, wie teuer?

Wenn der Antikörpertest als unzureichend gilt, weil z. B. kein Zeckenstich und keine Wanderröte bemerkt wurden, jedoch beispielsweise die Symptome auf eine Neuroborreliose passen könnten, kann auch versucht werden, die Borrelien selbst anstelle der Antikörper nachzuweisen.

Hierfür wird entweder eine Probe aus dem Nervenwasser entnommen oder z. B. eine Hautprobe beim Vorliegen einer Acrodermatitis chronica atrophicans (Pergamenthaut). Anschliessend versucht man, das Erbgut der Bakterien in der Probe mittels PCR-Test nachzuweisen oder die Bakterien selbst zu kultivieren.

Gelingt die Kultivierung, so kann die Borreliose relativ sicher nachgewiesen werden. Da diese Art des Nachweises jedoch aufwändiger ist als ein Antikörper-Test, wird er nicht routinemässig und nur in wenigen Speziallabors durchgeführt (z. B. beim Nationalen Referenzzentrum für Borrelien).

Der PCR-Test bietet den Vorteil, dass die Ergebnisse innerhalb weniger Tage vorliegen. Jedoch weist er auch tote Borrelien nach, was zu falsch-positiven Ergebnissen führen kann (falls das Immunsystem bereits die Erreger erfolgreich bekämpfen konnte). Wer den Test selbst bei einem Labor in Auftrag gibt (wenn der Arzt keinen Grund dazu sieht), bezahlt 25 Euro – die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen dann die Kosten nicht.

Test auf Borrelien in der Zecke: Wie, wo, wie teuer?

Daneben können die Bakterien mittels PCR-Test auch direkt in der Zecke nachgewiesen werden, weshalb manche Leute nach einem Zeckenstich die Zecke gerne einsenden und untersuchen lassen würden. Doch bedeutet das Vorhandensein von Borrelien in der Zecke nicht, dass diese auch auf den Menschen übergegangen sind. Man kann eine Borreliose-Ansteckung also lediglich ausschliessen, wenn keine Borrelien in der Zecke nachgewiesen wurden. Jedoch kann es auch hier zu falsch-negativen Ergebnissen kommen.

Eine Zeckenuntersuchung kann bei einigen Laboren auch selbst in Auftrag gegeben werden. Die tote oder lebendige Zecke wird dafür einfach in einen Plastikbeutel gesteckt und per Post eingeschickt. Der Test kostet um die 35 Euro und wird von den gesetzlichen Krankenkassen nicht übernommen.

Die schulmedizinische Behandlung der Borreliose

Alle diese Umstände machen verständlich, warum es sich bei der Borreliose um eine schwer diagnostizierbare Krankheit handelt, deren Therapie je nach Symptomatik und Stadium sehr schwer sein kann. Besonders für die Behandlung der chronischen Borreliose gibt es keine zufriedenstellenden Standards.

Therapie im ersten Stadium: Antibiotika geeignet

Wird die Erkrankung bereits im ersten Stadium erkannt, kann eine kurzfristige Antibiotika-Anwendung in vielen Fällen erfolgreich sein: Denn im Idealfall töten Antibiotika die Borrelien ab, wodurch ein Fortschreiten der Erkrankung verhindert wird. Üblicherweise empfehlen Ärzte die orale Einnahme von Doxycyclin oder Amoxicillin für 10 Tage bis maximal 3 Wochen ( 8 ).

Weiter unten im Absatz „Darmflora nach Antibiotika-Behandlung wieder aufbauen“, erklären wir Ihnen, wie Sie das Risiko für Nebenwirkungen durch bereits während der Behandlung reduzieren können ( 9 ).

Therapie im fortgeschrittenen Stadium: Langzeitantibiotika umstritten

Im fortgeschrittenen Krankheitsstadium, also wenn sich Symptome von der Art einer Neuroborreliose oder in Form von Gelenkentzündungen zeigen, werden Antibiotika für 14 bis 28 Tage oral eingenommen – je nach Schweregrad auch intravenös. Patienten mit Neuroborreliose oder einer Form der Herzentzündung können z. B. täglich eine Antibiotika-Infusion erhalten ( 10 ) ( 11 ).

Die Behandlung mit Antibiotika ist im fortgeschrittenen Krankheitsstadium jedoch weniger erfolgreich als zu Beginn der Erkrankung, da die Borrelien sich dann womöglich bereits ins Bindegewebe sowie in die Sehnen und Knochen zurückgezogen haben. Bei bis zu 20 Prozent der Menschen tritt die Borreliose trotz Behandlung Monate bis Jahre später erneut auf. Dieses Phänomen wird Post-Lyme-Disease-Syndrom genannt.

Der Einsatz von Antibiotika bei chronischer Borreliose ist (auch unter Wissenschaftlern und Ärzten) umstritten. Zunächst vermutete man, eine chronische Borreliose liesse sich durch einen länger andauernden Einsatz von Antibiotika heilen..

Studien: Langzeitantibiotika wirken nicht besser als Placebo

Mittlerweile deuten mehrere klinische Studien darauf hin, dass dies nicht der Fall ist: Die Antibiotikaeinnahme dauerte in den Studien bis zu 90 Tage und manchmal sogar länger – meist wurde das Medikament in der ersten Zeit intravenös und anschliessend in Tablettenform verabreicht ( 12 ) ( 13 ).

Einerseits unterschied sich der Gesundheitszustand der Personen, die im selben Zeitraum ein Placebo bekamen, nicht signifikant von dem der Antibiotika-Gruppen. Andererseits traten in den Antibiotika-Gruppen zahlreiche Nebenwirkungen wie Durchfall, Ausschlag und Übelkeit auf, die teilweise sogar zum Einnahmeabbruch führten.

Der Grund, weshalb Antibiotika im fortgeschrittenen Stadium weniger anschlagen, könnte sein, dass die Borrelien bereits einen Biofilm gebildet haben. Darin sind sie nicht nur besser vor dem Immunsystem, sondern auch vor Antibiotika geschützt. Wie Bakterien in Biofilmen eine höhere Resistenz gegen Antibiotika entwickeln können, ist nur unzureichend geklärt.

Langzeitantibiotika: Risken überwiegen

Man geht heute also eher davon aus, dass eine Antibiotikaeinnahme, die länger als 28 Tage andauert, keinen weiteren Nutzen bringt, sondern, dass ganz im Gegenteil das Risiko für Nebenwirkungen beim Patienten und das Risiko für Antibiotikaresistenzen bei den Borrelien nur noch ansteigen.

Jedoch finden sich auch Erfahrungsberichte von Personen in Borreliose-Foren, die nach einer Langzeitbehandlung mit Antibiotika symptomfrei waren. Auch die Deutsche Borreliose Gesellschaft hält die Langzeitbehandlung mit Antibiotika in bestimmten Fällen für nötig. Viele Ärzte verordnen bei einer Borreliose auch nach wie vor Antibiotika für längere Zeiträume.

Hat die Antibiotika-Behandlung nach 28 Tagen nicht angeschlagen, geht man jedoch häufig zu einer symptom-spezifischen Behandlung über: Bei Gelenkentzündungen kommen entzündungshemmende Medikamente (Antirheumatika) zum Einsatz, bei Depressionen Nebenwirkungen durch Antibiotika usw. Es werden also in erster Linie die Symptome bekämpft und nicht mehr die Borrelien.

Kann Borreliose von selbst heilen?

Da die Krankheit meist schubweise verläuft, klingen die Symptome in den meisten Fällen früher oder später auch ohne Behandlung ab. Das bedeutet allerdings nicht unbedingt, dass man nun geheilt ist. Es könnte auch einfach nur eine symptomfreie Phase vor dem nächsten Schub sein.

Kann man gegen Borrelien immun werden?

Eine durchgemachte Borreliose-Erkrankung schützt nicht vor einer erneuten Ansteckung. Man kann also zum aktuellen Stand der Dinge gegen Borreliose nicht immun werden.

Herxheimer-Reaktion bei Borreliose-Therapie

Eine Herxheimer-Reaktion kann durch eine Antibiotika-Therapie ausgelöst werden, aber auch durch naturheilkundliche Massnahmen und ist ein Zeichen dafür, dass die Behandlung anschlägt.

Eine Herxheimer-Reaktion tritt auf, wenn viele Bakterien auf einmal absterben (z. B. durch eine Antibiotika-Gabe). Denn Bakterien scheiden beim Absterben Gifte (Endotoxine) aus, wodurch das Immunsystem verstärkt Entzündungsbotenstoffe bildet. Diese wiederum können zu allerlei vorübergehenden Beschwerden führen, u. a. zu Fieber, starken Kopfschmerzen, Übelkeit und einem Blutdruckanstieg oder auch zu einer Verstärkung der ursprünglichen Symptomatik.

Die Behandlung wird auch bei einer Herxheimer-Reaktion fortgeführt – sofern die Beschwerden auszuhalten sind. Andernfalls kann eine Behandlungspause oder eine Reduktion des eingenommenen Mittels helfen. Besprechen Sie das weitere Vorgehen in diesem Fall mit Ihrem Arzt oder Heilpraktiker.

Naturheilkundliche Massnahmen bei Borreliose

Die Naturheilkunde bietet zahlreiche Massnahmen, die bei der Borreliose zum Einsatz kommen können – ganz in Absprache mit Ihrem Arzt oder Heilpraktiker (z. B. ergänzend zur Antibiotika-Behandlung, nach einer erfolglosen Antibiotika-Gabe oder auch wenn Sie sich (nach gründlicher Beratung durch Arzt/Heilpraktiker) gegen Antibiotika entscheiden).

Nicht für jede dieser Therapiemethoden gibt es wissenschaftliche Belege, doch häufig positive Erfahrungsberichte von Patienten und/oder Therapeuten, so dass wir auch Massnahmen ohne Evidenz vorstellen.

Wir möchten darauf hinweisen, dass auch Borreliose-Spezialisten häufig naturheilkundliche Verfahren und Mittel in die Behandlung miteinbeziehen. Sprechen Sie daher Ihren behandelnden Arzt immer auch auf weitere Therapiemöglichkeiten an oder suchen Sie für eine Zweitmeinung einen weiteren evtl. naturheilkundlich orientierten Arzt auf.

Die Rolle der Darmflora bei Borreliose

Die Darmflora spielt nachweislich eine wichtige Rolle bei der Infektionskrankheit. So haben amerikanische Wissenschaftler herausgefunden, dass sich die mikrobielle Zusammensetzung der Darmflora von Patienten, die an chronischer Borreliose leiden, von der Darmflora gesunder Personen unterscheidet ( 14 ).

Die Forscher führten dies jedoch nicht allein auf vorangegangene Antibiotika-Behandlungen zurück, die die Darmflora natürlich ebenfalls stark beeinflussen. Stattdessen stellten sie fest, dass die Darmflora der Borreliose-Patienten in ihrer Zusammensetzung Ähnlichkeiten mit der Darmflora von Personen aufweist, die an Autoimmunerkrankungen wie Diabetes Typ 1 und Multipler Sklerose oder kognitiven Krankheiten wie Depressionen leiden.

Die Vermutung liegt also nahe, dass die Darmflora zumindest zu einem Teil zur Entstehung dieser Krankheiten und zur Entstehung einer chronischen Borreliose beiträgt, auch wenn ein solcher Nachweis sich als schwierig gestaltet. Die Wissenschaftler schlussfolgerten, dass eine Therapie der chronischen Borreliose, die auf die Darmflora abzielt, die Symptome lindern könnte.

Natürlich ist der Aufbau einer gesunden Darmflora (die ein wichtiger Bestandteil eines leistungsfähigen Immunsystems darstellt) auch eine wichtige vorbeugende Massnahme. Denn mittlerweile gilt es als gesichert, dass die Darmflora beeinflusst, wie anfällig der Mensch für Krankheitserreger ist. Unsere ausführliche Anleitung zum Aufbau der Darmflora finden Sie unter vorigem Link.

Darmflora nach Antibiotika-Behandlung wieder aufbauen

Wenn nun borreliosebedingt eine Antibiotika-Behandlung ansteht, so ist hier der Schutz der Darmflora umso wichtiger. Denn man sollte möglichst alles tun, um die schädliche Wirkung auf die Darmflora geringstmöglich zu halten. Andernfalls kann eine gestörte das Immunsystem in Mitleidenschaft ziehen, was einerseits die Heilung behindert und andererseits den Körper für viele andere Krankheiten anfällig macht. In unserem Artikel Wie Sie nach Wirkung der Antibiotika Ihre Darmflora wieder aufbauen finden Sie umfangreiche Informationen dazu.

Die Einnahme von Probiotika nach oder bereits während der Einnahme von Antibiotika kann die negativen Auswirkungen auf die Darmflora abschwächen und dabei helfen, sie danach wieder aufzubauen. Wenn Sie bereits während der Behandlung ein Probiotikum einnehmen, können Sie ausserdem das Risiko für manche antibiotikabedingten Nebenwirkungen wie Durchfall senken.

Damit sich das Antibiotikum und das Probiotikum nicht in die Quere kommen, sollte zwischen den jeweiligen Einnahmen so viel Zeit wie möglich liegen. Im obigen Artikel empfehlen wir, das eine deshalb morgens und das andere abends zu nehmen. Bei der Borreliose wird das Antibiotikum jedoch in der Regel morgens UND abends genommen. In diesem Fall nehmen Sie das Probiotikum einfach mittags und evtl. noch einmal vor dem Schlafengehen. Denn angenommen, Sie nehmen das Antibiotikum morgens um 7 Uhr und abends um 19 Uhr, dann sind um 23 bis 24 Uhr bereits 4 bis 5 Stunden vergangen.

Natürlich sprechen Sie die Einnahme eines Probiotikums vorher mit Ihrem Arzt ab. Ist die Antibiotika-Behandlung beendet, hat es sich bewährt, das Probiotikum noch einen Monat weiterzunehmen.

Pflanzenextrakte mit antimikrobieller Wirkung

Eine amerikanische Studie bewertete Pflanzenextrakte, die im Reagenzglas eine antimikrobielle Wirkung gegen Borrelien gezeigt hatten. Verglichen wurden sie mit Antibiotika ( 15 ).

Die pflanzlichen Mittel wurden ausgewählt, weil sie von Borreliose-Patienten offenbar häufig (in Eigenregie oder auf Empfehlung eines Heilpraktikers) bei langanhaltenden Symptomen verwendet werden (teilweise kombiniert mit der schulmedizinischen Behandlung). Es zeigte sich, dass einprozentige Extrakte aus sieben Pflanzen tatsächlich eine stärkere Wirkung gegen Borrelien aufwiesen als Antibiotika:

  1. Japanischer Staudenknöterich (Polygonum cuspidatum)
  2. Katzenkralle (Uncaria tomentosa)
  3. Schwarznuss (Juglans nigra)
  4. Einjähriger Beifuss (Artemisia annua)
  5. Kretische Zistrose (Cistus creticus)
  6. Baikal-Helmkraut (Scutellaria baicalensis)
  7. Ghanaische Chinarinde (Cryptolepis sanguinolenta)

Eine weitere Untersuchung fand heraus, dass auch Pflanzenextrakte aus der Wilden Karde (Dipsacus sylvestris) gegen Borrelien wirksam sind (siehe nächster Abschnitt). Jedoch wurden all diese Pflanzenextrakte bisher nur im Labor und nicht in Humanstudien untersucht, weshalb sich daraus keine Einnahmeempfehlungen ableiten lassen ( 16 ).

Dennoch können die Pflanzen in die Therapie integriert werden, wobei Sie entweder so dosieren, wie es auf der jeweiligen Verpackung angegeben ist oder so, wie Ihr Arzt/Heilpraktiker dies empfiehlt.

Wilde Karde nach Dr. Storl

Dr. Wolf-Dieter Storl, ein deutsch-amerikanischer Ethnobotaniker, der sich in der Naturheilkunde einen Namen gemacht hat, beschreibt in seinem Buch Borreliose natürlich heilen aufgrund eigener Beobachtungen, dass eine Tinktur aus der Wilden Karde, wenn sie über einige Wochen hinweg täglich eingenommen wird, bei der Borreliose helfen kann.

In Borreliose-Foren finden sich dazu geteilte Meinungen: Einige Personen berichten über Erfolge bei chronischer Borreliose und Neuroborreliose, bei anderen schien die Einnahme hingegen nicht zu helfen. Storl löst in naturheilkundlichen Kreisen entsprechend geteilte Meinungen aus.

Die Dosierempfehlungen aus der Naturheilkunde unterscheiden sich stark und liegen zwischen 2 x 3 Tropfen täglich bis hin zu 3 x 3 Esslöffeln täglich (nach Storl). Die Dosis von 3 x 3 Esslöffeln nach Storl wird von seinen Kritikern jedoch als viel zu hoch gewertet. Stattdessen sollte 3 x täglich maximal 1 EL eingenommen werden und von sensiblen Personen noch weniger.

Dr. Storl empfiehlt zusätzlich zur Karden-Einnahme alle paar Tage einen Saunagang oder ein Schwitzbad, da die hohen Temperaturen dazu beitragen sollen, dass die Borrelien absterben (ähnlich dem Prinzip von Fieber).

Ätherische Öle mit antimikrobieller Wirkung

Wie bei den oben vorgestellten Pflanzenextrakten so gibt es auch mit verschiedenen ätherischen Ölen eine Laborstudie. Darin zeigte sich, dass die grösste antimikrobielle Wirkung gegen Borrelien von ätherischem Knoblauch-Öl ausging. Ebenfalls zeigten ätherische Öle aus Piment und Myrrhe starke Wirkungen. Auch aus dieser Studie lassen sich keine Einnahmeempfehlungen ableiten ( 17 ).

Denn es ist unklar, in welcher Dosis die Öle eingesetzt werden müssten, um im Menschen eine Wirkung zu zeigen. Da oral eingenommene Mittel das Verdauungssystem durchlaufen und dabei oft einen Teil ihrer Wirkung verlieren, bevor sie im Blutkreislauf eintreffen, wären häufig so hohe Dosen der jeweiligen antibakteriellen Mittel nötig, dass sie – auch wenn sie natürlichen Ursprungs sind – letztendlich Nebenwirkungen hätten, also mehr Schaden anrichten würden. Nichtsdestotrotz kann man bei Borreliose aber natürlich verstärkt Knoblauch essen.

Rizol-Therapie gegen Borreliose

Eine Therapie, die ebenfalls ätherische Öle miteinbezieht, ist die Rizol-Therapie nach Dr. Steidl. Das Wort Rizol setzt sich zusammen aus Riz von Rizinusöl und Ol von Olivenöl. Rizole sind sog. Ozonide. Es handelt sich dabei um Ozon (dreiwertiger Sauerstoff), das an Fette wie z. B. die Mischung aus Rizinusöl und Olivenöl gebunden vorliegt.

Die Einnahme soll den Sauerstoffgehalt im Körper erhöhen, so dass Bakterien, die in einem sauerstoffarmen Milieu leben, abgetötet werden. Es gibt viele verschiedene Rizole. Sie erhalten ihre spezifische Wirkung durch verschiedene ätherische Öle. Bei Borreliose wird häufig von Rizol Zeta gesprochen. Dieses enthält Nelkenöl, Wermutöl, Walnussöl, Schwarzkümmelöl, Beifussöl und Majoranöl. Rizole werden in manchen Apotheken selbst hergestellt bzw. können dort bestellt werden.

Rizole werden in einem Glas Wasser verdünnt vor den Mahlzeiten eingenommen (nie unverdünnt, da ätherische Öle wie im vorigen Absatz beschrieben auch schaden können). Die Einnahme wird eingeschlichen und beginnt mit 3 x täglich 1 Tropfen. Danach kann die Dosis alle paar Tage um einen Tropfen bis auf 3 x täglich 10 Tropfen gesteigert werden. Rizole werden für mindestens 40 Tage eingenommen.

Es wird jedoch empfohlen, einen erfahrenen Heilpraktiker zu konsultieren, da die ideale Dosierung sehr individuell ausfallen soll. Ausserdem gilt das Prinzip, dass die Dosis umso kleiner sein soll, je grösser die bakterielle Last ist und umgekehrt. Andernfalls könnten starke Herxheimer-Reaktionen die Folge sein. Es ist also nicht in jedem Fall sinnvoll die Dosierung wie im vorigen Absatz beschrieben kontinuierlich zu steigern.

Auch Dr. Dietrich Klinghardt, Ganzheitsmediziner, der seit Jahren in den USA/Seattle praktiziert und sich auf die ganzheitliche Therapie chronischer Erkrankungen spezialisiert hat, empfiehlt bei Borreliose Rizole - jedoch im Rahmen eines insgesamt ganzheitlichen Therapieprogrammes, das aus den folgenden vier Säulen bestehen soll ( 27 ):

  1. Entgiftung (Ausleitung von Schwermetallen und anderen Umweltgiften)
  2. Verbesserung von Stoffwechsel und Körperfunktionen (durch Optimierung der Vitalstoffversorgung, Bewegung etc.)
  3. Antimikrobielle Therapie (Krankheitserreger durch antimikrobiell wirksame Mittel (z. B. Rizole) eliminieren oder reduzieren)
  4. Immunmodulation (Störungen des Immunsystems beseitigen)

Die hyperbare Sauerstofftherapie (HBOT)

Bei der hyperbaren Sauerstofftherapie (auch HBO oder HBOT von engl. „hyperbaric oxygen therapy“) wird der Patient über mehrere Sitzungen hinweg (z. B. 15) für einen zuvor definierten Zeitraum (z. B. 50 Minuten) in eine HBOT-Kammer geschoben. Dann wird der Druck erhöht und auf einem bestimmten Niveau gehalten, während gleichzeitig der Sauerstoffgehalt auf bis zu 100 Prozent erhöht wird. Auf diese Weise sollen die Borrelien – ähnlich wie bei der Rizol-Therapie – absterben.

Die HBOT kommt unter anderem bei Rauchgasvergiftungen und Tinnitus zum Einsatz und wird aktuell (August 2022) auf eine Wirksamkeit bei Long-Covid-Patienten untersucht. Ihr Einsatz bei Borreliose ist noch immer experimentell.

Manche Borreliose-Betroffene berichten darüber, dass sie direkt nach einer Sitzung keine Symptome mehr verspürten. Andere Patienten bemerkten keine Veränderungen. Eine Sitzung in der HBOT wird in manchen Fällen von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen.

Die HBOT ist grundsätzlich eine nebenwirkungsarme Therapie. Durch die Druckunterschiede können Ohrenschmerzen und Netzhautablösungen auftreten. Dem können Sie vorbeugen, indem sie sich die Nase zum Druckausgleich kurz zuhalten, wie Sie es auch bei einer Seilbahnfahrt in den Bergen oder in einem Flugzeug machen würden.

Salz-Vitamin-C-Therapie

Die Salz-Vitamin-C-Therapie ist eine weitere Therapiemöglichkeit bei Borreliose. Man beginnt mit der Einnahme niedriger Dosierungen von Vitamin C und einem hochwertigen Kristallsalz und steigert sich im Laufe eines individuell festgelegten Zeitrahmens (Wochen bis Monate) bis auf ein Gramm Vitamin C und ein Gramm Kristallsalz je sechs Kilogramm Körpergewicht (bei 60 kg Körpergewicht entspräche dies 10 g Vitamin C und 10 g Salz).

Das Salz und das Vitamin C (z. B. Ascorbinsäure in Pulverform) werden in einem Liter Wasser aufgelöst und über den Tag verteilt getrunken. Der Saft einer frisch gepressten Zitrone kann zusätzlich eingerührt werden, um auch Vitamin C aufzunehmen, wie es natürlicherweise in Lebensmitteln vorliegt. Wegen der hohen Salzzufuhr sollten Sie zusätzlich viel Wasser trinken – Ihr Körper wird Ihnen durch ein erhöhtes Durstgefühl mitteilen, wie viel er braucht.

Der daraufhin hohe Vitamin-C- und Salzspiegel in den Körperflüssigkeiten solle einerseits die Vermehrung der weissen Blutkörperchen aktivieren und töte andererseits – so heisst es – die Borrelien ab. Dieser Wirkmechanismus ist jedoch nicht genau untersucht.

Manche Personen berichten in Borreliose-Foren von Verbesserungen ihrer Symptome, andere bemerkten keine Veränderungen. Bei dieser Therapieform ist es wichtig, auf den eigenen Körper zu hören und sich von einem Borreliose-Spezialisten oder Heilpraktiker begleiten zu lassen, denn zu hoher Salzkonsum kann zu Nierenproblemen führen.

Über die positiven Wirkungen einer Vitamin-C-Hochdosis-Therapie haben wir unter vorigem Link bereits berichtet.

Coenzym Q10 gegen Fatigue und Fibromyalgie bei Borreliose

Manche Betroffenen entwickeln im Spätstadium Symptome des chronischen Erschöpfungssyndroms und der Fibromyalgie. Da klinische Studien gezeigt haben, dass eine Einnahme des Coenzyms Q10 (nach 40 Tagen) bei diesen Krankheiten helfen kann (300 mg pro Tag), vermuten Forscher, dass dies auch bei der Borreliose der Fall sein könnte ( 18 ).

Das Coenzym Q10 kann Entzündungsmarker senken, oxidativen Stress reduzieren, die Herz-Kreislauf-Funktion verbessern und gegen chronische Müdigkeit helfen. Untersuchungen, die diese Wirkungen auch bei der Borreliose nachwiesen, gibt es bisher jedoch nicht.

Zusätzliche naturheilkundliche Massnahmen

Die folgenden naturheilkundlichen Massnahmen zielen darauf ab die Selbstheilungskräfte des Körpers zu unterstützen und ihm alle Nähr- und Vitalstoffe zu liefern, die er benötigt, um sich dem Kampf gegen die Borrelien zu stellen:

  1. Entzündungshemmende Ernährung: Entzündungsfördernde Lebensmittel (tierische Produkte, Süssigkeiten usw.) werden reduziert oder gemieden und stattdessen werden reichlich entzündungshemmende Lebensmittel (Knoblauch, Spinat, Brokkoli, Ingwer, Kurkuma usw.) und entzündungshemmende Vitalstoffe (Omega-3-Fettsäuren, Magnesium usw.) in die Ernährung eingebaut.
  2. Vitamin D: Vitamin-D-Mangel wird immer häufiger als Mitursache der unterschiedlichsten Erkrankungen (sogar von Autoimmunerkrankungen) diskutiert. Vitamin D beeinflusst also das Immunsystem massgeblich, so dass bei Borreliose dem Vitamin-D-Spiegel erhöhte Aufmerksamkeit entgegengebracht werden sollte. Wenn ein ärztlicher Check hier einen Mangel ergibt, dann sollte das Vitamin D unbedingt substituiert werden ( 19 ) ( 20 ). Sie finden hier die wichtigsten 15 Tipps, die Sie bei der Optimierung Ihrer Vitamin-D-Versorgung beachten können.
  3. Vitamin B: B-Vitamine sind bekanntlich für die Nervenfunktionen sehr wichtig. Wenn bei Borreliose folglich neurologische Symptome beobachtet werden, könnte ein hochwertiger und hochdosierter Vitamin-B-Komplex hilfreich sein.

So beugen Sie einer Borreliose vor

Die wirksamste Massnahme, um einer Borreliose vorzubeugen, ist die Vermeidung von Zeckenstichen. Wie Sie dies am besten anstellen und wie Sie vorgehen sollten, wenn Sie doch einmal einen Zeckenstich bei sich feststellen, erfahren Sie im Folgenden:

Zecken-Kontakt meiden

Überall dort, wo es Wald und Wiesen gibt, leben auch Zecken – nicht nur in ländlichen Gegenden, sondern auch im städtischen Park und im eigenen Garten. Zecken verstecken sich vor allem in hohen Gräsern und Büschen (bevorzugt am Waldrand, also an der Grenze zwischen Wald und Wiesen). Auf Bäume klettern sie dagegen kaum und lassen sich entsprechend auch nicht von oben auf ihre Opfer fallen, wie es oft heisst.

Stattdessen warten sie in ihrem Versteck bis Menschen oder Tiere vorbeigehen, die sie an der Körperwärme und am Geruch erkennen. Anschliessend lassen sie sich beim Kontakt mit ihrem Ziel einfach von ihrem Blatt, Grashalm oder Ast abstreifen. Dann krabbeln sie auf der Suche nach einer Einstichstelle umher, betäuben die Haut mit ihrem Speichel, so dass der Stich häufig unbemerkt verläuft und beginnen mit dem Blutsaugen.

Wer langärmelige Kleidung trägt, verringert sein Risiko für einen Zeckenstich also ein wenig, da die Zecke erst einmal die Haut erreichen muss – in dieser Zeit entdeckt man sie vielleicht bereits. Natürlich sind im Sommer aber die wenigsten Leute mit langer Kleidung unterwegs. Oft spürt man die Zecke aber auch, wenn sie auf der Haut umher krabbelt und eine passende Stelle sucht.

Kinder können zusätzlich vor Zecken geschützt werden, indem sie einen Hut tragen, denn durch ihre geringe Körpergrösse ist ihr Kopf anfälliger für den Zeckenkontakt. Und in den Haaren können sich die Tierchen einfacher verstecken.

*Eine Zeckenpinzette finden Sie hier unter diesem Link: Zeckenpinzette

Chemische und natürliche Zeckenabwehrmittel

Zeckensprays, mit denen die freien Körperstellen und die Kleidung eingesprüht werden, oder auch Lotionen, mit denen der Körper eingerieben wird, wehren Zecken für einige Stunden ab, müssen jedoch immer wieder aufgetragen werden. Ausserdem können gerade die chemischen Inhaltsstoffe wie DEET und Icaridin die Haut irritieren und Kleidung aus synthetischen Stoffen angreifen ( 21 ).

Alternativ können natürliche Zeckenabwehrmittel zum Einsatz kommen. Unter vorigem Link stellen wir Ihnen einige davon vor. Jedoch bieten sowohl chemische als auch natürliche Zeckenabwehrmittel keinen hundertprozentigen Schutz, so dass diese mit anderen Massnahmen (wie der nachfolgenden) kombiniert werden sollten ( 22 ).

Suchen Sie sich nach Zecken ab

Unbemerkte Zeckenstiche führen mit grösserer Wahrscheinlichkeit zu einer Borreliose, denn je länger die Zecke saugen kann, desto grösser ist das Risiko, dass die Bakterien ins menschliche Blut übergehen.

Forscher gehen von einem grossen Ansteckungsrisiko aus, wenn die Zecke mehr als 48 Stunden Zeit hatte, um sich vollzusaugen. Wird sie dagegen innerhalb von 24 Stunden entfernt, soll das Risiko gering sein.

Der Grund dafür ist, dass die Borrelien etwas Zeit benötigen, bis sie vom Darm der Zecke in den Stechrüssel gelangen. Wenn Sie also durch den Wald oder durch eine hohe Wiese gelaufen sind oder im Gras gesessen haben, sollten Sie sich anschliessend gründlich auf Zecken absuchen bzw. sich von Mitmenschen absuchen lassen. Denn Zecken suchen sich oft Stellen aus, die der Betroffene nicht selbst einsehen kann oder auch Stellen, an die man selten fasst, z. B. der Rücken, der Po, die Kniekehle.

Zeckenmänner stechen nicht

Falls Sie tiefer in die Materie einsteigen möchten: Erwachsene männliche Zecken stechen nicht. Diese sind im Unterschied zu manchen weiblichen Arten (die zweifarbig sind), einfarbig schwarz und kleiner. Weibliche Zecken suchen sehr zügig nach einer Stelle zum Blut saugen und verstecken sich daher schnell – auch im Fell des Hundes. Wenn Sie jedoch eine kleine schwarze Zecke scheinbar ziellos über Ihren Hund wandern sehen (oder bei sich selbst beobachten), dann könnte das ein Zeckenmann, der einfach nur auf der Suche nach einer Partnerin ist, der Sie oder Ihren Hund aber nie stechen wird.

Zecken sind Überlebenskünstler

Zecken sind übrigens richtige Überlebenskünstler, denen sogar eine Fahrt in der Waschmaschine nichts anhaben kann, sofern nicht bei 60 Grad oder darüber gewaschen wird. Suchen Sie deshalb auch Ihre Kleidung nach den kleinen Tierchen ab, wenn Sie nach Hause kommen, auch bevor sie die Kleidung in die Waschmaschine geben. Andernfalls packen Sie die Zecke mit der frisch gewaschenen Kleidung vielleicht in den Kleiderschrank, wo das Tierchen nur darauf warten muss, bis Sie das Shirt oder die Hose wieder anziehen.

Immunsystem stärken

Ein schwaches Immunsystem ist anfälliger für Erreger aller Art, weshalb die Borreliose-Prävention bereits bei der Stärkung des Immunsystems ansetzen sollte. Unter nachfolgendem Link stellen wir Ihnen zahlreiche Massnahmen zur Stärkung des Immunsystems vor – eine Vorgehensweise, die selbstverständlich nicht nur das Borreliose-Risiko reduzieren wird, sondern genauso das Risiko für viele andere Krankheiten.

Natürlich können Sie die Massnahmen auch umsetzen, wenn Sie bereits an Borreliose erkrankt sind, um Ihr Immunsystem bestmöglich im Kampf gegen die Borrelien zu unterstützen.

Zecken richtig entfernen und Übertragungsrisiko minimieren

Sollten Sie trotz aller Vorsicht doch einmal von einer Zecke gestochen werden und die Zecke hängt noch an der Haut, ist es wichtig, sie sofort zu entfernen, um das Risiko einer Borreliose-Übertragung zu reduzieren.

Am besten verwenden Sie zum Entfernen der Zecke eine spitze Pinzette. Diese hat im Vergleich zu einer breiten Pinzette den Vorteil, dass die Zecke weniger gequetscht wird. Mit der Pinzette greifen Sie die Zecke möglichst nah an der Haut, rütteln sie leicht hin und her, damit sich die Widerhaken am Stechrüssel lösen und ziehen sie dann senkrecht weg.

Eine Zeckenkarte hat dagegen einen Schlitz, den man möglichst nah an der Haut unter die Zecke schiebt. Dann schieben sie die Karte so lange weiter, bis die Zecke sich von der Haut löst.

Zeckenkarten und spitze Zeckenpinzetten können Sie in der Apotheke, Drogerie oder im Internet kaufen. Zur Not reichen jedoch auch normale Pinzetten oder auch die Fingernägel von Daumen und Zeigefinger zum Entfernen aus. Oft hat man mit den Fingernägeln ein besseres Gespür (vor allem Hundehalter, die schon häufig Zecken entfernten) und kann das Tierchen leichter entfernen als dies beim oft ungeschickten und ungeübten Hantieren mit Werkzeug der Fall ist. Denn die Zecke sollte komplett entfernt werden. Vermeiden Sie also, dass Teile der Zecke in der Haut verbleiben.

*Eine Zeckenpinzette finden Sie hier unter diesem Link: Zeckenpinzette

Es ist in jedem Fall wichtiger, die Zecke sofort zu entfernen, anstatt sich erst das passende Werkzeug zu beschaffen oder gar auf einen Termin beim Arzt zu warten. (Erhalten Sie sofort einen Termin, können Sie natürlich auch zum Arzt gehen).

Bei allen Varianten ist es wichtig, die Zecke möglichst wenig zu drücken, damit nicht noch mehr Speichel und damit möglicherweise auch Krankheitserreger in die Wunde übergehen. Greifen Sie also herzhaft und bestimmt zu. Danach können Sie den Zeckenstich mit einem Wunddesinfektionsmittel behandeln, um Entzündungen vorzubeugen.

Behalten Sie den Zeckenstich in den kommenden Wochen auf jeden Fall im Auge. Sollten sich Anzeichen einer Wanderröte oder sonstige Symptome bemerkbar machen, suchen Sie Ihren Hausarzt oder einen Borreliose-Spezialisten auf.

Borreliose-Impfung zur Vorbeugung?

In Europa ist bisher kein Impfstoff gegen die Borreliose zugelassen. Jedoch wird momentan (August 2022) ein Impfstoff der beiden Hersteller Pfizer und Valneva in einer klinischen Phase-3-Studie mit 6000 Teilnehmern untersucht. Der Impfstoff VLA15 (ein rekombinanter Proteinimpfstoff) zielt darauf ab, die Borrelien bereits beim Zeckenstich unschädlich zu machen, wenn sie sich noch in der Zecke befinden. Wird die Phase-3-Studie erfolgreich abgeschlossen, könnte im Jahr 2025 ein Zulassungsantrag bei der Europäischen Arzneimittelagentur eingehen ( 24 ).

In den USA wurde bereits 1998 ein Borreliose-Impfstoff zugelassen. Bereits ein Jahr später häuften sich jedoch die Berichte über potenzielle Impfnebenwirkungen (z. B. Arthritis). Da das Ansehen des Impfstoffes in der Öffentlichkeit daraufhin derart sank, wurde der Impfstoff 2001 aus finanziellen Gründen wieder vom Markt genommen ( 25 ).

Borreliose-Impfung für Hunde

Für Hunde gibt es bereits seit vielen Jahren einen Impfstoff gegen Borreliose, vor dem allerdings sogar von manchen Tierärzten abgeraten wird. Denn vor einer Impfung (die keinesfalls in der Zeckensaison erfolgen darf) muss beim Hund eine bereits vorliegende Infektion (die ja auch asymptomatisch sein kann, weil das Immunsystem die Borrelien unter Kontrolle hat) ausgeschlossen werden. Andernfalls könnte es durch die Impfung erst recht zu einer Erkrankung kommen.

Da aber Borreliose-Tests so unzuverlässig sind, ist es gar nicht möglich, mit Sicherheit festzustellen, dass der Hund borrelienfrei ist, so dass eine Borreliose-Impfung hier immer ein Risiko darstellt.

Auch Hunde, die in der Vergangenheit eine Borreliose hatten, dürfen nicht geimpft werden, da sonst ein erneuter Schub ausgelöst werden könnte.

Problematisch bei dem Impfstoff für Hunde ist sogar aus offizieller Sicht (unabhängig von manchen Nebenwirkungen und Risiken), dass er nur auf das Bakterium Borrelia burgdorferi sensu stricto abzielt. Dieses Bakterium ist in den USA häufig, in Europa jedoch nur selten für Borreliose-Erkrankungen verantwortlich. Der oben genannte Human-Impfstoff VLA15 zielt auf die sechs häufigsten Borrelien in Europa und den USA ab.

Ist Borreliose ansteckend?

Die Borreliose wird nicht von Mensch zu Mensch übertragen. Das bedeutet, man kann sich nicht bei einer an Borreliose erkrankten Person – und im Übrigen auch nicht bei seinem Haustier – anstecken.

Jedoch können Haustiere Zecken natürlich nach Hause bringen, was dann dazu führen kann, dass die Zecke das Herrchen oder andere Haustiere sticht und allenfalls mit Borreliose infiziert. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass Sie auch bei Ihren Vierbeinern die Augen nach Zecken offenhalten. Meist bevorzugen Zecken den Hund. Wenn Ihr Hund aber ein entsprechendes Schutzhalsband trägt oder mit einem Spot-on behandelt ist, dann nimmt die Zecke erfahrungsgemäss lieber den Menschen.

Hunde und Katzen können ebenfalls an Borreliose erkranken, wobei Hunde häufiger betroffen sind als Katzen. Mehr dazu finden Sie im Artikel zu den natürlichen Zeckenabwehrmitteln, den wir im Absatz „Chemische und natürliche Zeckenabwehrmittel“ verlinkt haben.

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Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel wurde auf Grundlage (zur Zeit der Veröffentlichung) aktueller Studien verfasst und von MedizinerInnen geprüft, darf aber nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung genutzt werden, ersetzt also nicht den Besuch bei Ihrem Arzt. Besprechen Sie daher jede Massnahme (ob aus diesem oder einem anderen unserer Artikel) immer zuerst mit Ihrem Arzt.