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Glutenfreie Ernährung - Verbraucherzentralen raten ab - Wir klären auf

Eine glutenarme bzw. glutenfreie Ernährung ist bekannt dafür, Magen-Darm-Beschwerden bei Patienten mit Reizdarmsyndrom und auch bei Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa) zu lindern. Diese beiden Patientengruppen nehmen bereits 20 Prozent der westlichen Bevölkerung ein.

Aktualisiert: 06 Februar 2023

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Verbraucherzentralen raten von glutenfreier Ernährung ab

Immer mehr Menschen aber essen glutenarm oder glutenfrei, obwohl sie weder eine der genannten Darmerkrankungen haben noch an einer entsprechenden Unverträglichkeit leiden, wie etwa an Zöliakie, zöliakie-unabhängiger Glutensensitivität oder einer Weizenallergie.

Der Glutenfrei-Trend führte nun zu einer lebhaften Diskussion darüber, ob eine glutenfreie Ernährung für gesunde Menschen empfehlenswert ist oder nicht. Ärzte und Verbraucherzentralen und mit ihnen selbstverständlich die Mainstreammedien raten rundheraus von der glutenfreien Ernährung ab ( 4 ).

„Glutenfreie Ernährung bietet Gesunden keine Vorteile“

So schrieb etwa die vom Bundesgesundheitsministerium gesponserte deutsche Verbraucherzentrale in einem Online-Artikel vom Mai 2018 ( 3 ):

„Ohne gesicherte Diagnose, zum Beispiel von Zöliakie, hat eine glutenfreie Ernährung, mit zum Teil großen Einschränkungen, keinen Sinn. Wer unter Reizdarm und anderen Magen-Darm-Beschwerden leidet, sollte sich an seinen Arzt zur Abklärung der Ursachen und bei Bedarf an eine fachlich qualifizierte Ernährungsberatung wenden. Glutenfreie Produkte sind ein Plus nur für Betroffene, allen anderen Käufern bietet die Eigenschaft "glutenfrei" keine Vorteile.“

Ärzte lassen Patienten oft im Stich

Gerade Ärzte lassen bei chronischen Verdauungsbeschwerden ihre Patienten jedoch regelmässig im Stich (Ausnahmen bestätigen die Regel!). Findet sich durch die üblichen Diagnoseverfahren keine Ursache der Beschwerden, gilt der Betroffene als gesund oder eben als austherapierter Reizdarmpatient, der sich mit seinen Beschwerden abzufinden hat. Es ist daher ignorant, dem Betroffenen vorzugaukeln, sein Arzt würde ihm helfen, wenn ständig die Erfahrung gemacht wird, dass Ärzte eben nichts abklären, was über die gängigen Standardverfahren hinausgeht.

Übliche Ernährungsberatung meist enttäuschend

Eine von den Kassen bezahlte sog. „ qualifizierte Ernährungsberatung“ wird ferner genau das zur glutenfreien Ernährung sagen, was die Verbraucherzentralen predigen: Ohne Zöliakie bloss nicht glutenfrei essen! (Den Grund für diesen Rat kennen die Berater vermutlich selbst nicht, man plappert offenbar nur das nach, was man gelernt hat.)

Glutenhaltige Lebensmittel noch aus anderen Gründen ungesund

Wer Interesse an einer gesunden Ernährung hat, erlebt eine glutenfreie oder glutenarme Ernährung überdies nicht als Einschränkung, sondern als Gewinn. Denn viele glutenhaltige Nahrungsmittel, die man vielleicht bislang gedankenlos konsumiert hat (z. B. Gewürzmischungen, Fertigsuppen, Süssigkeiten, süsse Teilchen, Kekse, Knabberartikel etc.) sind alles andere als empfehlenswert – und zwar meist nicht nur wegen des Glutens, sondern auch, weil sie oft noch viele andere fragwürdige Zusätze enthalten und überdies stark verarbeitet sind, also sowieso nicht in eine gesunde Ernährung passen.

Verbraucherzentrale lässt Verbraucher im Stich

Eine Herausforderung stellt eher die richtige Brotwahl dar sowie der Tausch glutenhaltiger Beilagen gegen glutenfreie Varianten. Da es nun tatsächlich gesunde und weniger gesunde glutenfreie Lebensmittel gibt, wäre es die Aufgabe der Verbraucherzentrale, diesen Unterschied aufzuzeigen, damit sich Menschen, die sich für eine glutenfreie Ernährung entschieden haben, die richtigen Lebensmittel wählen könnenf.

Wie man sich glutenfrei und gesund ernährt

Im nachstehenden Link haben bereits hier erklärt, welche glutenfreien Lebensmittel besser zu meiden sind. Wir haben auch erklärt (u. a. an einem Nährstoffvergleich verschiedener Brote), warum eine glutenfreie Ernährung deutlich gesünder und vitalstoffreicher sein kann als die übliche glutenhaltige Ernährung, die schliesslich meist nur aus Weissmehlprodukten besteht, die weder Vitalstoffe noch Ballaststoffe enthalten und daher auch nicht besonders nützlich sind.

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Verbraucherzentrale liefert keine wissenschaftlichen Belege

Für den letzten Satz aus obigem Zitat („glutenfreie Ernährung bringt nichts, wenn man nicht gerade Zöliakie hat“) werden selbstverständlich keine wissenschaftlichen Belege angeführt, auch nicht für eine der anderen Aussagen im übrigen Artikel. Würden wir eine solche Berichterstattung wagen, würde man uns unwissenschaftliches Arbeiten vorwerfen, den Artikel als wertlos und unser gesamtes Portal als unglaubwürdig bezeichnen.

Glutenfreie Ernährung bessert Beschwerden bei Gesunden

In einer Studie vom November 2018 hat sich interessanterweise ergeben, dass eine gesunde (also ballaststoffreiche) glutenarme Ernährung (im Gegensatz zur üblichen glutenreichen Ernährung) bei als gesund geltenden Menschen zu einer deutlichen Reduzierung von Verdauungsbeschwerden (z. B. Blähungen) führte ( 1 ).

Forscher der University of Copenhagen zeigten, dass eine solche glutenarme Ernährung zu einer Veränderung der Darmflora führte, was auch die Linderung bestehender Symptome erklärte.

Glutenfreie Ernährung erleichtert die Gewichtsabnahme

Auch konnte das internationale Forscherteam bei den glutenfrei Essenden einen leichten Gewichtsverlust beobachten, der nicht durch eine Kalorienreduktion erklärt werden konnte. Stattdessen gaben die Forscher rund um Professor Oluf Pedersen vom Novo Nordisk Foundation Center for Basic Metabolic Research an, dass der Gewichtsverlust auf eine beschleunigte Stoffwechselrate zurückzuführen sei, die wiederum die Folge der veränderten Darmflorazusammensetzung ist.

Wie viel Gluten ist bei glutenarmer Ernährung möglich?

Die randomisierte kontrollierte Cross-over-Studie wurde in Nature Communications veröffentlicht ( 2 ). Teilnehmer waren 60 gesunde dänische Erwachsene mittleren Alters, die zuerst acht Wochen lang eine glutenarme Ernährung praktizierten (2 g Gluten pro Tag) und nach einer 12-wöchigen Pause mit normalem Glutengehalt (12 g Gluten pro Tag) weitere acht Wochen lang glutenreich assen (18 g Gluten pro Tag).

Ein Weissmehlbrötchen (50 g) hat demnach etwa 4,5 g Gluten, eine Scheibe Roggenvollkornbrot (50 g) hat 0,75 g Gluten und Eierteigwaren etwa 2 g pro 100 g (gekocht und abgetropft).

Auf die Ballaststoffquellen kommt es an

Der Kaloriengehalt der Diäten war jeweils identisch, auch der Ballaststoffgehalt. Allerdings waren die Ballaststoffquellen in der glutenarmen Ernährung natürlich andere als in der glutenreichen Ernährung ( Weizen, Roggen). Bei der glutenfreien bzw. glutenarmen Ernährung stammten sie aus Gemüse, braunem Reis, Mais, Hafer, Quinoa oder auch aus Teff.

Die Forscher vermuten, dass es gerade diese anderen Ballaststoffquellen sind, die so vorteilhafte Auswirkungen auf die Darmflora, die Verdauung und das Körpergewicht hatten. Die Glutenarmut der Ernährung sei vermutlich zweitrangig. Es sei für Gesunde also wichtiger, gesunde Ballaststoffe zu verzehren als Gluten vollkommen aus der Ernährung zu streichen.

Gesunde glutenfreie Ernährung hat keine Nachteile!

Streicht man Gluten jedoch, dann hat es keine Nachteile, WENN man darauf achtet, gesunde glutenfreie Produkte zu wählen, also solche, die u. a. über einen hohen Ballaststoffgehalt verfügen, während die leider weit verbreiteten glutenfreien Produkte aus glutenfreien Auszugsmehlen, Zucker und Milchprodukten eher zu meiden sind.

Glutenfreie Rezepte

Nachstehend finden Sie die Rezepte-Rubrik mit unseren glutenfreien Rezepten.

Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel wurde auf Grundlage (zur Zeit der Veröffentlichung) aktueller Studien verfasst und von MedizinerInnen geprüft, darf aber nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung genutzt werden, ersetzt also nicht den Besuch bei Ihrem Arzt. Besprechen Sie daher jede Massnahme (ob aus diesem oder einem anderen unserer Artikel) immer zuerst mit Ihrem Arzt.

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Quellen
  1. (1) Lea B. S. Hansen et al, A low-gluten diet induces changes in the intestinal microbiome of healthy Danish adults, Nature Communications, November 2018
  2. (2) University of Copenhagen, A low-gluten, high-fiber diet may be healthier than gluten-free, 16. November 2018, Medicalxpress
  3. (3) Verbraucherzentrale, Glutenfreie Lebensmittel: Boomender Markt, 26.5.2018
  4. (4) Daten und Fakten: Gluten in Getreide und Getreideerzeugnissen, 2014/2015