Zitronenöl: Aromatisch und heilsam
Die Schale der Zitrone besteht aus zwei Schichten, dem weißen, schwammähnlichen Albedo (von lat. albus = weiß) und dem gelb bzw. grün gefärbten Flavedo (von lat. flavus = gelb).
Letzteres wird auch Zitronengelb genannt. Diese Schicht enthält zahlreiche Öldrüsen, die das ätherische Zitronenöl enthalten. Während sich der Zitronensaft durch seinen sauren Geschmack auszeichnet, sorgt das ätherische Öl für das beliebte fruchtige Zitronenaroma (1).
Ätherisches Zitronenöl besteht zu etwa 90 % aus Terpenen wie D-Limonen und L-Limonen. Weitere Bestandteile sind Spuren von Phellandren, Pinene und Sesquiterpenen. Der Geruch des Öls wird maßgeblich durch Citral (3,5–5 %) bestimmt (7).
Aroma in der Küche: Zitronenöl als Alternative zu Zitronenschale
Ob Zitronenrisotto oder Zitronenkuchen: Um Gerichten die typische Zitrusnote zu verleihen, wird die äußerste, farbige Schicht der Fruchtschale mit einem Sparschäler oder Zestenreißer abgeschält oder auch mit einem Reibeisen abgerieben und dann zu Speisen und Getränken gegeben.
Sie können in der Küche aber auch das ätherische Zitronenöl verwenden – einige Tropfen reichen dabei völlig aus. Natürlich muss es sich um ein hochwertiges ätherisches Öl handeln, das auch zum Verzehr geeignet ist.
Das Öl wird gewonnen, indem die Zitronenschalen kalt gepresst werden. Es sind rund 3000 Früchte vonnöten, um 1 Liter des ätherischen Öls zu gewinnen.
Das Zitronengelb und das ätherische Öl sorgen aber nicht nur für kulinarische Genüsse, sondern werden auch in der Heilkunde angewandt. Zu den dominanten Wirkstoffen zählen das antitumorale D-Limonen und das antidepressive β-Pinen.
Zitronenduft für das Gehirn
Verdampft Zitronenöl in einer Duft- oder Aromalampe, stellt sich schnell ein frisches und entspanntes Gefühl ein. In der Riechschleimhaut der Nase finden sich bestimmte Rezeptoren, die vom zitronigen Öl aktiviert werden.
Auf diese Weise werden über die Nervenbahnen Impulse in jene Gehirnregionen geleitet, wo Emotionen und Erinnerungen gespeichert werden. Die ideale Dosierung liegt bei 6 bis 8 Tropfen Zitronenöl (mit etwas Wasser verdünnt) pro Anwendung.
Bei Depressionen oft effektiver als Medikamente
Zitronenöl kann bei Angstzuständen und Depressionen eingesetzt werden. Japanische Forscher von der Klinik für Psychiatrie an der Mie University School of Medicine haben 12 depressive Patienten mit dem ätherischen Öl behandelt.
Zitronenöl bei Demenz
In einer Studie vo 2014 entdeckte man, dass ätherisches Zitronenöl die Aktivität der Acetylcholinesterase (AChE) und der Butyrylcholinesterase (BChE) in Vitro hemmen konnte (konzentrationsabhängig). Die Hemmung der beiden Enzyme kann die Signalübertragung zwischen den Nervenzellen verbessern, was gerade im Hinblick auf Alzheimer und Demenzen entscheidend sein kann (2).
Dank seiner antioxidativen Wirkung konnte das Öl überdies Schäden durch freie Radikale (z. B. der Lipidperoxidation) vorbeugen.
Zellmembranen bestehen aus Lipiden. Wenn freie Radikale diese Lipide angreifen, kommt es zu Zellschäden und langfristig zu Alterungsprozessen und chronischen Erkrankungen.
Daher ist es stets wichtig, genügend Antioxidantien mit der Nahrung oder über Nahrungsergänzungen zu sich zu nehmen bzw. den Spiegel der körpereigenen Antioxidantien mit einer guten Mikronährstoffversorgung (Selen, Zink) hoch zu halten.
In der Studie hieß es, dass beide Eigenschaften - die antioxidative und die Hemmung der beiden Enzyme - für die Verwendung des ätherischen Öls bei der Therapie und Prävention von neurodegenerativen Erkrankungen sprechen würde (2).
Bei Gallensteinen und Reflux
Als Lösungsmittel für Cholesterin wird D-Limonen (einer der Wirkstoffe im Zitronenöl) klinisch zur Auflösung cholesterinhaltiger Gallensteine eingesetzt (6).
Aufgrund seiner magensäureneutralisierenden Wirkung und seiner Unterstützung der normalen Peristaltik wird D-Limonen auch zur Linderung von Sodbrennen und gastroösophagealem Reflux (GERD) eingesetzt (6).
Inwiefern hier jedoch die alleinige Wirkung von Zitronenöl ausreicht, ist nicht bekannt.
Bei Übelkeit und Erbrechen kann das ätherische Öl jedoch inhaliert werden, was die Beschwerden bessert.
Bei Hautproblemen
Im Jahr 2015 wies man die antioxidativen und antimikrobiellen Eigenschaften von Zitronenschalenextrakten nach (4). Diese werden z. B. in Südafrika traditionell zur Behandlung von Hautkrankheiten eingesetzt (äußerlich in Form von Pasten). Als Wirkstoffe sind zahlreiche sekundäre Pflanzenstoffe aus der Schale bekannt, z. B. Flavonoide, Phenolsäuren und ätherische Öle.
Die Extrakte zeigten Aktivität gegen mehrere Krankheitserreger, darunter Staphylococcus aureus und Candida albicans. Die Wirkung wurde auf den hohen Gehalt an bioaktiven Verbindungen wie D-Limonen und anderen Komponenten zurückgeführt, die auch im ätherischen Zitronenöl vorkommen.
Auch wenn das Öl nicht im Fokus der Studie stand, dürfte es aufgrund seiner Wirkstoffe ähnlich gute Eigenschaften zeigen und könnte daher z. B. in Hautöle oder -cremes gemischt werden.
Aus anderen Studien ist bekannt, dass Zitronenöl antiseptische, adstringierende und entgiftende Eigenschaften besitzt und daher bei Hautproblemen wie Unreinheiten und fettiger Haut eingesetzt werden kann. Auch hat das Öl regenerierende Effekte auf die Haut und verleiht ihr mehr Strahlkraft (7).
Antibakteriell und krebshemmend
Die winzigen Moleküle des Zitronenöls gelangen über die Schleimhäute und die Haut in die Blutbahn und werden zu den Organen transportiert, die davon sehr profitieren können.
Studien haben gezeigt, dass das ätherische Öl gegen freie Radikale, Bakterien, Viren und Pilze wirkt und wegen des hohen D-Limonen-Gehaltes in Bezug auf die Prävention und Heilung von Krebs ein großes Potential aufweist.
D-Limonen hat eine gut nachgewiesene chemopräventive Wirkung gegen viele Krebsarten. Ergebnisse einer klinischen Studie der Phase I zeigten eine teilweise Reaktion bei einer Patientin mit Brustkrebs und eine Stabilisierung der Krankheit über mehr als sechs Monate bei drei Patienten mit Dickdarmkrebs (6).
Für das Immunsystem
Zitronenöl unterstützt das Immunsystem, indem es die Produktion weißer Blutkörperchen fördert (7).
Bei Wehen - Linderung in der frühen Wehenphase
Eine randomisierte, doppelblinde, kontrollierte Studie zeigte, dass ätherisches Zitronenöl hilfreich bei der Linderung von Schmerzen in der frühen Wehenphase ist.
Die Teilnehmerinnen inhalierten das ätherische Öl, das auf ein Wattestäbchen oder ein Tuch aufgetragen wurde. Die genaue Menge des verwendeten Öls wird in der Studie nicht spezifiziert, aber typischerweise werden wenige Tropfen (ca. 2-3) für die Inhalation empfohlen.
Zitronenöl - Die Anwendung
Allgemeine Anwendungsempfehlungen für ätherisches Zitronenöl sind z. B. die folgenden:
Inhalation
Einige Tropfen des Öls in eine Schüssel mit heißem Wasser geben oder in einem Diffusor zur Aromatherapie verwenden.
Zur Stimmungsaufhellung ein oder zwei Tropfen auf ein Taschentuch oder direkt in die Hände geben und tief einatmen.
Äußerliche Anwendung
In der Hautpflege wird empfohlen, Zitronenöl mit einem Trägeröl (z. B. Jojobaöl, Kokosöl, Avocadoöl) zu mischen, um Hautreizungen zu vermeiden. Typischerweise werden 1-2 Tropfen auf 10 ml Trägeröl gemischt.
Innerliche Anwendung
Innerlich wird das ätherische Öl aus der Zitronenschale in der Volksheilkunde u. a. bei Infekten, Bluthochdruck und Arthritis eingenommen. Die empfohlene Dosierung liegt bei mehrmals täglich bis zu fünf Tropfen, die in ein Glas lauwarmes Wasser oder eine Tasse Kräutertee gegeben werden.
Mögliche Nebenwirkungen
Zitronenöl ist phototoxisch. Es sollte nicht direkt auf die Haut aufgetragen werden, wenn eine Sonneneinstrahlung in den nächsten 12 Stunden zu erwarten ist (7).
Fazit: Zitronenöl ist ein wirksames aromatisches Hausmittel
Zitronenöl ist somit nicht nur in der Küche eine wertvolle Zutat (zur Aromatisierung). Es kann auch als heilsames Hausmittel sowohl innerlich als auch äußerlich bei zahlreichen Beschwerden präventiv oder therapeutisch eingesetzt werden.
Wenn Sie die ganze Zitrone bzw. den Zitronensaft therapeutisch oder präventiv bzw. kurweise einsetzen möchten, finden Sie unter Verwandte Artikel (bzw. oben im Slider) weitere Tipps, z. B. die Anleitung der Zitronen-Knoblauch-Kur oder warum es sich lohnt, regelmäßig Zitronenwasser zu trinken.