Zentrum der Gesundheit
  • Chemikalien in E-Zigaretten
4 min

Gefährliche Chemikalien in E-Zigaretten entdeckt

Wissenschaftler weisen darauf hin, dass die Liquids der E-Zigaretten dringend und vor allem gründlich untersucht und erforscht werden müssen. Denn während des Dampfens entstehen aus den zugesetzten Aromastoffen krebserregende Aldehyde, die bisher niemand untersucht oder berücksichtigt hatte.

Aktualisiert: 08 Juni 2021

Kostenlosen Newsletter abonnieren

Mit Ihrer Anmeldung erlauben Sie die regelmässige Zusendung des Newsletters und akzeptieren die Bestimmungen zum Datenschutz.

Unentdeckte Schadstoffe in E-Zigaretten

Im Jahr 2014 hatten bereits 12,6 Prozent aller Erwachsenen in den USA E-Zigaretten getestet und 3,7 Prozent der Erwachsenen nutzten sie täglich oder an manchen Tagen. In europäischen Ländern soll dieser Anteil erst bei 1 Prozent liegen, mit steigender Tendenz. Die meisten unter ihnen sind der Meinung, E-Zigaretten seien harmlos oder zumindest um ein Vielfaches gesünder als herkömmliche Zigaretten.

Diese Ansicht, E-Zigaretten seien nicht so schädlich wie Tabak rührt daher, dass man in E-Zigaretten die typischen schädlichen Tabakstoffe nicht finden kann. Dass in E-Zigaretten dafür aber ganz andere ebenfalls schädliche Stoffe enthalten oder während des Dampfens entstehen können, wird selten realisiert.

Krebserregende Aldehyde in E-Zigaretten

Ein Team aus Atmosphärenwissenschaftlern vom Desert Research Institute DRI in den USA wendete sich genau dieser Thematik zu – und hier vor allem den noch nicht identifizierten Auswirkungen des Dampfens auf die menschliche Gesundheit. Das Spezialgebiet der Forscher bestand bisher in der Analyse der Luftqualität in besonders belasteten städtischen Regionen.

Ihre Forschungsergebnisse wurden Anfang November 2016 in Environmental Science & Technology(ES&T) veröffentlicht – einem Fachmagazin der American Chemical Society. Darin schreiben die Wissenschaftler, dass der Dampf, der von den Liquids der E-Zigaretten produziert wird, gefährliche Mengen schädlicher Chemikalien enthalte, die bekannt dafür seien, beim Menschen Krebs auszulösen.

Aromatisierte Liquids bilden Giftstoffe während des Dampfens

Die Studie zeigte, dass diese toxischen Stoffe (Aldehyde, wie z. B. Formaldehyd) während der chemischen Aufspaltung der aromatisierten Liquids während des schnellen Erhitzungsprozesses (Pyrolyse) in den E-Zigaretten entstehen.

Wie diese Aromastoffe in den Liquids die chemische Zusammensetzung und Giftigkeit des Dampfes, den die E-Zigaretten produzieren, beeinflussen, ist derzeit praktisch unbekannt", erklärte Dr. Andrey Khylstov, Professor der Atmosphärenwissenschaften am DRI.
Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Entstehung der toxischen Aldehyde umso höher ist, je höher die Aromenkonzentration."

Dr. Khylstov und Kollegen nahmen nun Messungen der Konzentrationen von 12 Aldehyden in den Aerosolen (Dämpfen) aus drei geläufigen E-Zigaretten-Modellen vor. Um festzustellen, ob die Aromastoffe die Aldehydentstehung während des Dampfens beeinflussten, untersuchte man fünf aromatisierte E-Liquids in jedem Gerät und zusätzlich zwei nicht aromatisierte E-Liquids – ebenfalls in jedem E-Zigaretten-Modell.

Dr. Vera Samburova – Professorin für Chemie am DRI – erklärte, dass die in der Studie verwendeten E-Zigaretten-Geräte drei der gebräuchlichsten E-Zigaretten-Varianten waren - Bottom und Top Coil Clearomizers sowie einen Cartomizer.

In den Versuchen wurde darauf geachtet, reale Bedingungen nachzuempfinden. Überdies wurden alle Muster dreifach genommen, um die Ergebnisse überprüfen und bestätigen zu können.

Grenzwerte werden überschritten

Um weitere Beweise dafür zu liefern, dass es die Aromastoffe und nicht die Trägersubstanzen (hauptsächlich Propylenglykol und/oder pflanzliches Glycerin) sind, die zur Bildung der Aldehyde während des Dampfens führten, nahmen die Forscher eine Serie von Experimenten vor, in denen sich zeigte, dass Liquids mit höherem Aromengehalt auch grössere Aldehydmengen produzierten.

In allen Experimenten überschritten die entstehenden Aldehydmengen die Grenzwerte der American Conference of Governmental Industrial Hygienists für gefährliche Chemikalien.

Ein sog. Dry-Puff von irgendeinem der aromatisierten Liquids, die wir testeten, setzt den Dampfer nicht akzeptablen gefährlichen Mengen dieser Aldehyde aus, die hauptsächlich bei der thermischen Aufspaltung der Aromastoffe entstehen",

sagte Khylstov.

Diese Ergebnisse beweisen, dass es dringend erforderlich ist, gründliche Untersuchungen voranzutreiben, die sich der Wirkung der Aromastoffe in Bezug auf die Bildung von Aldehyden und anderen toxischen Bestandteilen im E-Zigaretten-Dampf widmen."

Besonders junge Menschen greifen zur E-Zigarette

E-Zigaretten-Liquids gibt es inzwischen in annähernd 8.000 unterschiedlichen Geschmacksrichtungen – gemäss einem Bericht der WHO aus 2014. Viele Geschmacksrichtungen richten sich besonders an die Zielgruppen der jungen Konsumenten, z. B. Gummy Bear, Tutti Fruitty, Bubble Gum etc.

Die U.S. Food and Drug Administration (FDA, amerikanische Lebensmittelüberwachungsbehörde) berichtet, dass im Jahr 2015 16 Prozent der High School Studenten und 5,3 Prozent der Mittelschüler in 2015 E-Zigaretten konsumierten. Andere Quellen geben an, dass in den USA 37 Prozent der Zehntklässler bereits zu den Dampfern gehört.

Während nun immer wieder behauptet wird, E-Zigaretten seien DAS Mittel zur Raucherentwöhnung, gibt es auf der anderen Seite auch Forscher, die das Gegenteil feststellten, nämlich dass das Dampfen häufig den Einstieg in das Rauchen von echten Zigaretten fördert.

Wer dampft, greift später häufig zur Zigarette

In der Novemberausgabe (2016) von JAMANetwork Journals erschien eine neue Studie zu genau diesem Thema. Dr. Adam M. Leventhal von der University of Southern California Keck School of Medicine, Los Angeles und Kollegen untersuchte, inwieweit Dampfer schliesslich zum Tabakrauchen übergehen – ganz besonders junge Dampfer.

Man analysierte für die Studie Daten aus Umfragen, die bei Zehntklässlern aus 10 öffentlichen High Schools in Los Angeles County durchgeführt wurden – und zwar in den Jahren 2014 und 2015.

54 Prozent der 3.084 Teilnehmer waren Mädchen; das Durchschnittsalter lag bei 15,5 Jahren.

Es zeigte sich, dass die Jugendlichen schliesslich häufger zur Zigarette griffen, wenn sie zuvor bereits einmal gedampft hatten. Auch rauchten jene Jugendlichen letztendlich stärker, die über das Dampfen überhaupt erst zum Rauchen gekommen waren.

E-Zigaretten eignen sich nicht in jedem Fall zur Raucherentwöhnung

Ähnliches schrieben Forscher im März 2014 in JAMA Network Journals: Der Gebrauch elektronischer Zigaretten durch Raucher steht nicht mit einer höheren Raucherentwöhnungsrate und auch nicht mit vermindertem Tabakkonsum ein Jahr nach dem Start des Dampfens in Verbindung.

Und: "Unsere Untersuchung zeigt, dass das Dampfen die Zahlen jener, die das Rauchen aufgeben, nicht steigern kann. Daher sollte es verboten werden, dass man für E-Zigaretten mit der Aussage werben darf, man könne damit das Rauchen aufgeben."

Studien, die sich also der Thematik Raucherentwöhnung mit Hilfe von E-Zigaretten widmen, sind somit alles andere als einheitlich oder gar überzeugend.

Weitere Informationen zu E-Zigaretten finden Sie hier: E-Zigaretten schlecht für das Immunsystem

🌟 Bewerten Sie unsere Arbeit 🌟

Wenn Ihnen unser Beitrag gefallen hat und Sie Zeit und Lust haben, freuen wir uns über eine Bewertung bei Trustpilot.

Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel wurde auf Grundlage (zur Zeit der Veröffentlichung) aktueller Studien verfasst und von MedizinerInnen geprüft, darf aber nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung genutzt werden, ersetzt also nicht den Besuch bei Ihrem Arzt. Besprechen Sie daher jede Massnahme (ob aus diesem oder einem anderen unserer Artikel) immer zuerst mit Ihrem Arzt.

Bitte vor dem Kommentieren beachten!

Liebe Leserinnen und Leser
Hier haben Sie die Möglichkeit, bei unseren Artikeln einen Kommentar zu hinterlassen.
Wir freuen uns über Lob, aber auch über konstruktive Kritik. Wenn Sie Kritik anbringen, geben Sie bitte auch die Quelle/Studie an, auf die Sie sich beziehen.

Da wir so viele Kommentare erhalten, dass wir aus Zeitgründen nicht alle umfassend beantworten können, wir aber unsere Kommentarmöglichkeit auch nicht schliessen möchten, wählen wir täglich aus allen eintreffenden Kommentaren (die Fragen enthalten) die 5 wichtigsten aus (jene, die auch für andere LeserInnen Mehrwert bieten) und beantworten diese – wie gehabt – individuell und ausführlich. Alle anderen Kommentare werden entweder gelöscht oder – wenn die Möglichkeit besteht, dass sich andere LeserInnen dazu äussern könnten – unbeantwortet veröffentlicht.

Kommentare, die keiner Antwort bedürfen (Lob, Ergänzungen, Erfahrungsberichte), werden natürlich immer veröffentlicht.
Denken Sie dabei an unsere Regeln:

  • Kommentare, die Werbung enthalten, werden nicht veröffentlicht bzw. die entsprechende Werbung wird aus Ihrem Kommentar gelöscht.
  • Kommentare, bei denen User ihre E-Mail-Adresse als Username angeben, um zum Zwecke des Produktverkaufs oder für Dienstleistungen kontaktiert werden zu können, werden ebenfalls nicht veröffentlicht.

Lieben Dank, Ihre Redaktion vom Zentrum der Gesundheit

Quellen
  • Andrey Khlystov et al.Flavoring Compounds Dominate Toxic Aldehyde Production during E-Cigarette Vaping.Environmental Science & Technology, 2016, (Besonders aus den Aromastoffen entstehen giftige Aldehyde während des Dampfens)
  • Desert Research Institute. "Hazardous chemicals discovered in flavored e-cigarette vapor: Scientists stress need for thorough research into flavored e-liquids." ScienceDaily, 10. November 2016, (Gefährliche Chemikalien in aromatisiertem E-Zigarettendampf entdeckt: Wissenschaftler betonen den Bedarf nach gründlicher Untersuchung aromatisierter E-Liquids)
  • Rachel A. Grana et al.A Longitudinal Analysis of Electronic Cigarette Use and Smoking Cessation.JAMA Internal Medicine, 2014, (Eine Längsschnittsanalyse des Gebrauchs elektronischer Zigaretten und Rauchentwöhnung)
  • The JAMA Network Journals. "E-cigarettes not associated with more smokers quitting, reduced consumption." ScienceDaily, 24. März 2014. (E-Zigaretten sorgen weder dafür, dass mehr Raucher das Rauchen aufgeben noch dass weniger Tabak konsumiert wird)
  • Adam M. Leventhal et al.,Association of e-Cigarette Vaping and Progression to Heavier Patterns of Cigarette Smoking.JAMA, 2016, (Zusammenhang des Dampfens und der Übergang zu stärkerem Tabakrauchen)
  • The JAMA Network Journals. "More frequent vaping among teens linked to higher risk of heavy cigarette smoking." ScienceDaily, 8 November 2016, (Häufigeres Dampfen bei Teenagern steht mit höherem Raucherrisiko in Verbindung)