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  • Eine ältere Dame will Blutverdünner und Vitamin K gleichzeitig einnehmen und sucht rat
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Darf man Vitamin K2 mit Blutverdünnern einnehmen?

Darf man Vitamin K2 einnehmen, wenn man Vitamin-K-Antagonisten wie Marcumar und Warfarin nimmt? Die beiden Medikamente werden umgangsprachlich auch als Blutverdünner bezeichnet. Sie hemmen die Blutgerinnung und sollen auf diese Weise Herzinfarkt und Schlaganfall vorbeugen.

Fachärztliche Prüfung: Dr. med. Jochen Handel
Stand: 25 April 2024

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Darf man Vitamin K2 einnehmen, wenn man Blutverdünner nimmt?

Vitamin K2 ist ein wichtiges Vitamin. Seit einigen Jahren wird verstärkt empfohlen, Vitamin K2 als Nahrungsergänzungsmittel einzunehmen, insbesondere gemeinsam mit Vitamin D. Während Vitamin D die Aufnahme von Calcium aus dem Darm fördert, soll Vitamin K2 nun für die richtige Umverteilung des Calciums sorgen, also dafür, dass es in die Knochen gelangt und nicht etwa an den Blutgefässwänden eingelagert wird.

Viele Menschen aber nehmen Vitamin-K-Antagonisten – im Volksmund auch Blutverdünner genannt. Bisher hiess es, dass in diesem Fall eine Vitamin-K2-Einnahme streng verboten sei. Betroffene kämpfen daher häufig mit den Folgen eines Vitamin-K2-Mangels. Inzwischen mehren sich die Hinweise, dass Vitamin K2 nicht nur eingenommen werden darf, wenn man Blutverdünner nimmt, sondern es sogar tun sollte, um gesund zu bleiben und Nebenwirkungen zu verhindern.

Helfen die Blutverdünner aber dann überhaupt noch? Schliesslich beruht ihre Wirkung auf einer Hemmung der Vitamin-K2-Wirkung, so dass hier eine Vitamin-K2-Einnahme unlogisch erscheint.

( Hinweis:Hier geht es ausschliesslich um Blutverdünner vom Typ der Vitamin-K-Antagonisten (z. B. Marcumar, Warfarin u. ä.). Es geht also nicht um andere blutverdünnende bzw. blutgerinnungshemmende Medikamente wie ASS, Clopidogrel, Rivaroxaban etc. Zur Vitamin-K-Einnahme bei gleichzeitiger ASS-Therapie lesen Sie bitte weiter unten nach unter "ASS und Vitamin K".)

Diese Aufgaben hat Vitamin K im Körper

Vitamin K ist im Körper an vielen verschiedenen Aktionen beteiligt. So kümmert es sich beispielsweise um eine gute Mineralisierung der Knochen, also um eine hohe Knochendichte und gilt daher als wichtiger Schutzfaktor in Sachen Osteoporose. Zusätzlich reguliert Vitamin K den Calciumspiegel im Blut, was gleichzeitig einer Verkalkung der Blutgefässe vorbeugt.

Eine der Hauptaufgaben des Vitamin K ist ausserdem die Bildung der sog. Gerinnungsfaktoren. Dabei handelt es sich um bestimmte Proteine im Blut, die bei einer Verletzung für eine schnelle Stillung der Blutung und das Einsetzen der Wundheilung sorgen.

Kommt es durch einen genetischen Defekt zu einer gestörten Funktion dieser Gerinnungsfaktoren, kann man schon bei kleinsten Wunden verbluten (Bluterkrankheit).

So wirken Blutverdünner aus der Gruppe der Vitamin-K-Antagonisten

Zu den Blutverdünnern aus der Gruppe der Vitamin-K-Antagonisten gehören beispielsweise Warfarin (z. B. Coumadin) und Phenprocoumon (z. B. Marcumar oder auch Marcoumar) ( 18 ). Diese greifen nun direkt in den Vitamin-K-Zyklus ein. Denn sie hemmen ein Enzym, dass normalerweise das inaktive Vitamin K bei Bedarf aktivieren würde, also dann, wenn neue Gerinnungsfaktoren erforderlich wären.

Folglich sinkt der Spiegel des aktiven Vitamin K im Blut. Es werden nun weniger Gerinnungsfaktoren gebildet und das Blut bleibt «dünn». Gleichzeitig fehlt das Vitamin K aber natürlich auch für all die anderen wichtigen Aufgaben (Knochendichte, Osteoporoseschutz, Schutz vor Verkalkung der Blutgefässe (= Arteriosklerose).

Blutverdünner können diese Folgen und Nebenwirkungen haben

Da Vitamin-K-Antagonisten das Blut verdünnen, ist eine häufige Nebenwirkung dieser Medikamente ein «zu dünnes» Blut, was zu inneren Blutungen führen kann. In einer Studie von 2013 zeigte sich, dass gar 41 Prozent von 100 Schlaganfall-Patienten nach durchschnittlich 19-monatiger Einnahme von Vitamin-K-Antagonisten an inneren Blutungen litten ( 15 ).

Bei einer Untersuchung von 2016 ergab sich sogar, dass die Mittel (bei dialysepflichtigen Patienten mit Vorhofflimmern) nicht nur das Blutungsrisiko erhöhten, sondern nicht einmal die versprochene Wirkung zeigten. Sie konnten weder das Schlaganfall- noch das Sterblichkeitsrisiko senken ( 17 ).

Schon in einer Studie von 2006 hatte sich ausserdem gezeigt, das Patienten, die regelmässig Vitamin-K-Antagonisten einnahmen, infolge des nun eingetretenen Vitamin-K-Mangels häufiger Knochenbrüche erlitten als Patienten, die keine derartigen Medikamente nehmen mussten ( 1 ). Und in einer Studie von 2015 zeigte sich, dass ältere Patienten (60 bis 80 Jahre) bei langfristiger Warfarineinnahme ein erhöhtes Risiko für Osteoporose und Arteriosklerose haben ( 2 ).

Zwei Studien von 2012 und 2016 ergaben ferner, dass Vitamin-K-Antagonisten das Risiko für eine Arteriosklerose deutlich erhöhten ( 3 ) ( 4 ).

Wer also Vitamin-K-Antagonisten nimmt, leidet früher oder später an einem Vitamin-K-Mangel und kann an den entsprechenden Folgen dieses Mangels erkranken. Dürfte man denn nun Vitamin K einnehmen, wenn man Blutverdünner nimmt, um einem Vitamin-K-Mangel vorzubeugen? Oder wirken die Vitamin-K-Antagonisten dann nicht mehr?

So wirkt Vitamin K, wenn Sie es gemeinsam mit Vitamin-K-Antagonisten nehmen

Bisher sagte man Patienten, die Blutverdünner vom Typ der Vitamin-K-Antagonisten einnehmen, sie dürften keine Vitamin-K-Präparate schlucken und sie sollten am besten auch nicht zu viele Vitamin-K-reiche Lebensmittel verzehren, wie Spinat, Mangold, Grünkohl, Brokkoli etc.

Doch eigentlich zeigte sich schon in einer Studie von 2007, dass eher zu wenig Vitamin K bei den entsprechenden Patienten ein Problem darstellen könnte. Man entdeckte nämlich, dass Patienten, die Warfarin nahmen, aber immer an schwankenden INR-Werten litten, gleichzeitig viel weniger Vitamin K mit der Nahrung zu sich nahmen als Patienten, deren INR-Werte stabil waren.

Mit dem INR-Wert können Vitamin-K-Antagonisten-Patienten ihre Blutgerinnung messen. Während Gesunde einen INR-Wert von 1 aufweisen, wird das Blut bei Patienten, die z. B. an Vorhofflimmern leiden oder einer Thrombose vorbeugen müssen, auf einen INR-Wert von 2 bis 3 eingestellt. Bei ihnen wird also ein deutlich «dünneres» Blut angestrebt, als es im Grunde normal wäre.

In genannter Studie von 2007 nun, gab man den Patienten mit schwankendem INR-Wert ein halbes Jahr lang täglich 150 µg Vitamin K oder ein Placebo-Präparat. In der Vitamin-K-Gruppe stabilisierten sich die INR-Werte bei 33 von 35 Patienten zusehends, was in der Placebo-Gruppe kaum der Fall war ( 5 ). Ein Review von 2013 bestätigte diese Ergebnisse anhand einer Analyse von fünf Studien ( 6 )

Schon im Jahr 2003 hatte sich überdies in einer Studie an Ratten ergeben, dass die Gabe von Vitamin K2 die mit Warfarin behandelten Tiere vor einer Arteriosklerose schützen konnte ( 7 ). Vitamin K1 jedoch zeigte hier keine Wirkung, so dass die Einnahme von Vitamin K2 sinnvoller zu sein scheint.

Sollte man Vitamin K2 einnehmen, wenn man Blutverdünner nehmen muss?

Natürlich sollten Sie nun nicht sofort Vitamin K2 zu Ihren Blutverdünnern einnehmen. Dies sollten Sie nur in Absprache mit Ihrem Arzt tun, sobald sich dieser mit der hier vorgestellten Studienlage vertraut gemacht hat.

Oft genügt es bereits – worauf bereits oben hingewiesen wurde – mit der Ernährung täglich in etwa dieselbe Vitamin-K-Menge zu sich zu nehmen. Wichtig ist, dass es hier zu keinen grösseren Schwankungen kommt. Essen Sie also nicht heute zwei Portionen Spinat, morgen zwei Portionen Grünkohl und dann zwei Wochen gar kein Gemüse mehr. Kümmern Sie sich also vielmehr um eine regelmässige Vitamin-K-Versorgung mit gesundem Vitamin-K-reichem Gemüse.

Wenn Sie Vitamin K einnehmen möchten, wählen Sie Vitamin K2 – und zwar die pflanzliche Form MK-7, da diese offenbar für den Körper deutlich leichter verwertbar ist als das tierische MK-4 ( 9 ).

Helfen Vitamin-K-Antagonisten überhaupt?

Bei all der oben aufgeführten Nebenwirkungen der Vitamin-K-Antagonisten sagt man sich als Betroffener natürlich, dass diese ja nicht jeden Menschen betreffen und man eben lieber die eine oder andere Nebenwirkung in Kauf nimmt, wenn mann wenigstens künftig vor lebensbedrohlichen Ereignissen, wie Thrombosen, Embolien, Schlaganfällen und Herzinfarkten geschützt bleibt.

Doch nicht einmal das ist gewiss. In einer älteren Untersuchung von 1994 ergab sich, dass man bei Patienten (65 Jahre und älter) mit Vorhofflimmern 33 Personen mit Vitamin-K-Antagonisten behandeln müsse, um bei nur einem einzigen dieser Patienten einen Schlaganfall zu verhindern. Die Trefferquote liegt also bei 1 zu 33. Bei jüngeren Patienten (unter 65) konnte gar keine hilfreiche Wirkung mehr festgestellt werden ( 13 ).

Eine aktuellere Übersichtsarbeit von 2017 zeigte, dass Blutverdünner zur Vorbeugung von Todesfällen durch tiefe Beinvenenthrombosen (bzw. Lungenembolien) nicht besser wirkten als ein Placebo-Präparat ( 14 ).

Nichtsdestotrotz gibt es auch zahlreiche Studien, die eine vorbeugende Wirkung der Blutverdünner ergaben, so dass die Mittel selbstverständlich nicht rundheraus als wirkungslos bezeichnet werden dürfen. Dennoch schadet es nicht, sich auch über andere oder zusätzliche Massnahmen Gedanken zu machen.

Gibt es Alternativen zu Blutverdünnern?

Wenn es um Alternativen zu Blutverdünnern geht, suchen viele Menschen einfach nur andere Mittel. Es sollen natürliche Mittel sein, die das Blut genau wie Medikamente verdünnen, aber keine Nebenwirkungen haben. Zwar gibt es tatsächlich natürliche Mittel, die sich positiv auf die Blutgerinnung auswirken, doch weiss niemand, ob allein die Einnahme dieser Präparate auch wirklich ausreicht, um vor Thrombosen, Schlaganfällen und Herzinfarkten geschützt zu bleiben.

Wir haben die natürlichen Blutverdünner hier vorgestellt: Natürliche Blutverdünner

Aus ganzheitlicher Sicht geht es jedoch auch gar nicht darum, einfach ein Mittel gegen ein anderes auszutauschen, vielmehr geht es darum, die Gesamtlebensweise so umzustellen, dass sich der Körper eigenständig wieder erholen und regenerieren kann. Allein die Einnahme eines Mittels – ob nun schulmedizinisch oder natürlich – wird daher nie zur Heilung führen.

Interessant ist in diesem Zusammenhang eine Studie von 2013, in der sich nicht nur zeigte, dass Menschen, die sich nach den Regeln der mediterranen Ernährungsweise ernährten, seltener an Vorhofflimmern litten, sondern auch, dass diese Form der Ernährung zu einer spontanen Ausheilung des Vorhofflimmerns führen kann ( 16 ).

Fazit: Vitamin K und Blutverdünner

Wer Blutverdünner vom Typ der Vitamin-K-Antagonisten nimmt, kann problemlos Vitamin-K-reiche Lebensmittel essen, sollte aber auf eine regelmässige Versorgung mit diesen Vitamin-K-reichen Lebensmitteln achten und diesbezügliche Schwankungen vermeiden, also parallel dazu auch immer den INR-Wert überprüfen.

Wer zusätzlich Vitamin K einnehmen möchte, kann auch das tun, sollte diese Massnahme aber mit seinem entsprechend versierten Arzt besprechen. Die Vitamin-K-Einnahme kann bei zuvor schwankenden INR-Werten sogar zu einer Stabilisierung derselben führen.

Nimmt man Vitamin K2 als MK-7 sind davon geringere Dosierungen erforderlich als von MK-4. Denn MK-7 kann vom Körper besser aufgenommen und verwertet werden als MK-4.

ASS und Vitamin K

Vitamin-K-Antagonisten (Marcumar, Warfarin) haben einen anderen Wirkmechanismus in Sachen Blutverdünnung als ASS. Während Vitamin-K-Antagonisten den Vitamin-K-Spiegel, senken, tut dies ASS nicht. Einen ASS-bedingten Vitamin-K-Mangel gibt es also nicht.

Wenn Sie nun als ASS-Patient Vitamin K benötigen, etwa weil Sie Vitamin D einnehmen oder weil Sie sich Vitamin-K-arm ernähren oder auch - in Absprache mit dem Arzt - zur Vorbeugung einer Arterienverkalkung, dann können Sie Vitamin K2 in individuell passender Dosis einnehmen, z. B. 50 - 100 µg pro Tag (mit dem Arzt oder Heilpraktiker besprechen). Mit Vitamin-K2-Tropfen (statt Kapseln) kann man das Vitamin besonders individuell dosieren.

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Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel wurde auf Grundlage (zur Zeit der Veröffentlichung) aktueller Studien verfasst und von MedizinerInnen geprüft, darf aber nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung genutzt werden, ersetzt also nicht den Besuch bei Ihrem Arzt. Besprechen Sie daher jede Massnahme (ob aus diesem oder einem anderen unserer Artikel) immer zuerst mit Ihrem Arzt.

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