Zentrum der Gesundheit
  • Fehler in der veganen Ernährung
5 min

Vier Fehler, die Veganer gerne machen

Der vegane Lifestyle ist zweifelsohne gesund. Dennoch machen Veganer immer wieder gewisse Fehler, die ganz und gar nicht gesund sind. Welche Fehler das sind, erklärt Dr. Joel Kahn, ganzheitlicher Kardiologe, der in seiner Praxis zur pflanzenbasierten Ernährung rät.

Fachärztliche Prüfung: Dr. med. Jochen Handel
Stand: 22 April 2024

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Vegane Ernährung: Vier häufige Fehler

Dr. Joel Kahn stellt nachfolgend die vier häufigsten Fehler der veganen Ernährung vor ( 3 ). Dr. Kahn ist ganzheitlicher Kardiologe (erhielt für seine Dissertation ein Summa Cum Laude), Professor der Medizin an der Wayne State University und Gründer des Kahn Center for Cardiac Longevity , einer Privatpraxis in Michigan/USA, in der schulmedizinische und ganzheitliche Massnahmen kombiniert werden . Gemeinsam mit seinem Sohn Daniel eröffnete er ausserdem das GreenSpace Café, eines der grössten veganen Restaurants in den USA.

Die Vorteile der veganen Ernährung

Die vegane Ernährung bildet einen wichtigen Pfeiler in Dr. Kahns Therapieempfehlungen. Denn er ist von den gesundheitlichen Vorteilen der pflanzenbasierten Ernährung überzeugt und sieht täglich ihre grossartigen Auswirkungen bei seinen Patienten.

Geringeres Diabetesrisiko

Mehrere wissenschaftliche Studien zeigen, so Kahn, dass die vegane Ernährung Diabetes vorbeugen kann, beispielsweise die Adventist Health Study von 2013, in der sich zeigte, dass Veganer – verglichen mit Normalessern, Vegetariern und Pescetariern* – das geringste Diabetesrisiko hatten ( 1).

*Pescetarier sind Vegetarier, die aber zusätzlich zu Milchprodukten, Eiern und Honig auch Fisch essen. Sie essen im Grunde nur kein Fleisch, ansonsten essen sie wie jeder Allesesser.

Geringeres Krebs- und Sterberisiko

Aus 2019 stammt eine Auswertung der Adventist Health Study-2 und der EPIC-Oxford Study. Darin hatten die fleischfrei essenden Personen seltener Krebs und auch seltener viele andere chronische Erkrankungen, wie z. B. Diabetes und ausserdem ein insgesamt geringeres Sterberisiko. Zusätzlich wurde darauf hingewiesen, dass eine pflanzenbasierte Ernährung mit einer um 20 bis 60 Prozent besseren CO 2-Bilanz punktet ( 2 ) und nicht zuletzt deshalb DIE Ernährung der Zukunft ist.

Gesunde Darmflora

Ebenfalls aus 2019 stammt eine Studie, in der man die Auswirkungen einer nur 4-monatigen veganen fettarmen Ernährung überprüfte. Dabei zeigten sich bereits nach einer so kurzen Zeit diese Ergebnisse: Die Studienteilnehmer nahmen ab, wobei zwei Drittel der abgenommenen Masse aus dem so gefährlichen Bauchfett bestanden. Die Insulinsensitivität nahm zu, was einem sinkenden Diabetesrisiko gleichkommt und die Darmflora veränderte sich zum Positiven hin.

Die vier häufigsten Fehler in der veganen Ernährung

Trotzdem stellt die vegane Ernährung keine Gesundheitsgarantie dar, erklärt Dr. Kahn. In seinem Klinikalltag erlebt er immer wieder, dass die vegane Ernährung nicht wirklich verstanden wird und auch von langjährigen Veganern Fehler gemacht werden. Die wichtigsten vier Fehler, die Dr. Kahn immer wieder auffallen, stellt er nachfolgend vor:

Fehler 1: Veganer werden nie krank

Viele Menschen glauben, sie könnten essen, was sie wollten, wenn sie nur genug Sport treiben. In der Tat kann Sport sehr viel kompensieren, aber nicht alles und nicht bei jedem. Bei Jim Fixx beispielsweise hatte es nicht geklappt. Der Marathonläufer und Bestseller-Autor propagierte stets, er könne alles essen, was er wolle, da er so viel laufe. Nichtsdestotrotz starb er mit 52 Jahren an einem Sekundentod durch schwere Arteriosklerose.

Ähnlich könnte es vielen Veganern gehen. Denn wenn es heisst, dass Veganer ein niedrigeres Risiko für viele chronische Erkrankungen haben, so bedeutet dies nicht, dass sie gar kein Risiko haben und ausnahmslos gesund bleiben.

Natürlich können auch Veganer Krebs bekommen, Herzkrankheiten, Diabetes, Demenz und viele andere Erkrankungen. Sicher mit ein wichtiger Grund dafür ist die Lebens- und Ernährungsweise dieser Menschen vor ihrer Umstellung auf den veganen Lifestyle. Die wenigsten Menschen essen von Kindesbeinen an vegan. Im Gegenteil. Die meisten essen und leben einige Jahrzehnte ganz normal, bevor sie schliesslich die Kurve kriegen.

Die einstige ungesunde Ernährung kann aber bereits Krankheitsprozesse angestossen haben, die dann bei einer falschen veganen Ernährung weiter fortschreiten und schliesslich zu einer symptomatischen Erkrankung führen können.

Mit „falscher veganer Ernährung“ ist eine Ernährung gemeint, die aus vielen verarbeiteten Fertigprodukten besteht, aus Produkten, die (raffinierte) Öle und zu viel Fett enthalten, Transfette, Zucker und viel Salz. Eine solche Ernährung – ob vegan oder nicht – kann natürlich nicht gesund sein. Aber auch bei einer hochwertigen veganen Ernährung schadet es nicht, sich regelmässig durchchecken zu lassen, um rechtzeitig Krankheiten zu entdecken, denen man sodann gezielt entgegenwirken kann.

Fehler 2: Gesund essen, aber nicht gesund leben

Die vollwertige pflanzenbasierte und fettarme Ernährung ist zweifelsohne eine sehr gesunde Entscheidung, doch ist sie nur EIN Teil des ganzheitlichen Gesundheitskonzeptes. Dr. Dean Ornish konnte in seinem Lifestyle Heart Trial ( 4) zeigen, dass ein Therapiekonzept aus veganer Ernährung, Sport, Stressmanagement, Yoga, Raucherentwöhnung und begleitender Beratung zu einer Rückbildung einer Arteriosklerose führen kann.

Wer also wirklich zu einer Nonplusultra-Gesundheit finden will, der muss – zusätzlich zur veganen Ernährung – auch Sport treiben, für Entspannung (Yoga, Musik, Atemübungen o. ä.) und ausserdem für ausreichend Schlaf sorgen. Wer 8 Stunden schläft, reduziert merklich sein Risiko für Herzerkrankungen im Vergleich zu jenen Menschen, die nur 5 Stunden und weniger schlafen.

Fehler 3: Keine Nahrungsergänzungsmittel

In meiner Praxis arbeiten wir auch mit Präventionsprogrammen. Wir überprüfen das Blut auf mögliche Nährstoffdefizite und checken dabei auch jene Werte, die im normalen Blutbild gar nicht erst berücksichtigt werden.

Regelmässig zeigt sich, dass sowohl Allesesser als auch Veganer Nährstoffmängel aufweisen. Bei den Veganern sind es Omega-3-Fettsäuren, Jod, Vitamin B12, Vitamin D und Vitamin K2, die häufig fehlen.

Ist dies der Fall, sollte die Ernährung entsprechend optimiert werden. So können Kelp und Nori wunderbar mit Jod versorgen, angereicherte Pflanzendrinks liefern Vitamin D und gemahlener Leinsamen gemeinsam mit grünem Blattgemüse, Walnüssen und Chiaversorgen mit Omega 3. Wenn erforderlich, sollten bei manchen Vitalstoffen (z. B. Vitamin B12) ausserdem Nahrungsergänzungsmittel eingenommen werden.

Fehler 4: Vegan bedeutet nicht immer gesund

Natürlich ist klar, dass Brokkoli, Bohnen und Kartoffeln vegan und auch gesund sind. Es handelt sich um natürliche und vollwertige Lebensmittel, die viele Nährstoffe und reichlich Ballaststoffe enthalten. Sie sind nicht industriell verarbeitet und enthalten (hoffentlich) keine chemischen Zusätze.

Viele veganen Fertigprodukte aber sind stark verarbeitet, enthalten künstliche Zusatzstoffe und sind daher nicht mehr sonderlich gesund. Eine Mahlzeit aus einer Cola, Pommes und veganen Pseudo-Chicken-Nuggets ist zweifellos vegan. Auch erfordert sie kein besonderes Umdenken oder geschmackliches Umgewöhnen. Gesund ist eine solche Mahlzeit jedoch nicht.

Wenn Sie auf der Suche nach leckeren veganen Rezepten sind, dann finden Sie in unserer Rezepte-Rubrik viele tolle Ideen und Anregungen: Vegane Rezepte vom Zentrum der Gesundheit

Zum gesunden (weil vollwertigen) Fleischersatzzählt die Jackfrucht. Kocht man das unreife Fruchtfleisch, so gewinnt dieses ein wenig die Konsistenz von Hühnchenfleisch. In meinem Restaurant wird ein Jackfruit-Burger in einem Vollkornbrötchen serviert. Er ist der Publikumsliebling schlechthin – und gesund ist er auch.

Bevor Sie also Produkte kaufen und glauben, sie seien gesund, nur weil „vegan“ drauf steht, lesen Sie lieber erst die Inhaltsstoffliste und entscheiden Sie dann, ob das Lebensmittel auch wirklich gesund sein kann.

Köstliche Rezepte mit der Jackfruchtfinden Sie in unserer Rezepte-Rubrik.

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Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel wurde auf Grundlage (zur Zeit der Veröffentlichung) aktueller Studien verfasst und von MedizinerInnen geprüft, darf aber nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung genutzt werden, ersetzt also nicht den Besuch bei Ihrem Arzt. Besprechen Sie daher jede Massnahme (ob aus diesem oder einem anderen unserer Artikel) immer zuerst mit Ihrem Arzt.