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8 min

Gesundheitsrisiken durch Handys: Harmlos oder Gefahr?

Was Ende der 90er Jahre begann, hat inzwischen in alle Bereiche unseres Lebens Einzug gehalten: Die mobile Kommunikation über Handy und Smartphone sowie die drahtlose Informationsübertragung mit WLAN und verwandten Technologien. Abgesehen davon, dass die permanente Erreichbarkeit nachgewiesenermassen stresst und schon allein aus diesem Grund ein grosses Gesundheitsrisiko darstellt, schadet auch die gepulste hochfrequente Funkstrahlung, der wir uns oft rund um die Uhr mehr oder weniger freiwillig aussetzen.

Stand: 14 März 2024

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Gesundheitsrisiken durch Handys bereits unterhalb der Grenzwerte

Viele Studien belegen inzwischen, dass die Strahlung der drahtlosen Technologien auch unterhalb der gesetzlichen Grenzwerte körperliche Funktionen beeinflussen kann. Gefunden wurden zum Beispiel DNA-Schäden, ein erhöhtes Tumorrisiko, die Schwächung des Immunsystems, Veränderungen der Gehirnwellen sowie Eizellen-, Embryonen- und Spermaschädigungen. Ausserdem Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Depressionen, Lernschwierigkeiten und schliesslich Gedächtnisstörungen. Eine gute Zusammenstellung entsprechender Studien renommierter Forschungsinstitute aus den Jahren 2000-2010 kann man unter diesem Link abrufen.

Der grundlegende Wirkmechanismus elektromagnetischer Strahlung

Viele Jahre waren die Wirkmechanismen elektromagnetischer Strahlung unterhalb der gesetzlichen Grenzwerte unbekannt. Aufgrund der geringen Energiemengen wurde jede Wirkung kategorisch geleugnet.

Vor allem neuere Forschungen haben hier aber inzwischen interessante Ergebnisse gebracht: Hochfrequente gepulste Strahlung erzeugt demnach oxidativen Stress in den Zellen. Viele Forscher sind sich inzwischen einig, dass gerade dem oxidativen Stress eine grosse Bedeutung für viele körperliche und sogar seelische Störungen unserer modernen westlichen Zivilisationen zukommt. Darunter neurodegenerative und Herz-Kreislauf Erkrankungen sowie das Chronische Müdigkeits- und das Burnout-Syndrom. ( 2 )

Weiterhin hat man herausgefunden, dass die gepulste hochfrequente Strahlung von WLAN, Handy und Schnurlostelefonen generell physiologischen Stress erzeugt. Die "Kampf oder Flucht"- Reaktion des Körpers wird aktiviert und damit die Ausschüttung von Stresshormonen. Bei einer ständigen Belastung findet der Körper dauerhaft nicht mehr in sein natürliches Gleichgewicht zurück - mit fatalen Folgen für die Gesundheit. 3

Bundesregierung warnt vor Handystrahlung

Auch die Bundesregierung ist der Meinung, dass es ratsam sei, sich so wenig wie möglich der Strahlenbelastung durch Handy, Wifi, WLAN & Co auszusetzen. In ihrer Antwort auf eine diesbezügliche Kleine Anfrage der Grünen konnte man bereits im Jahr 2007 das Folgende lesen:

Die Bundesregierung empfiehlt allgemein, die persönliche Strahlenexposition durch hochfrequente elektromagnetische Felder (Funkstrahlung) so gering wie möglich zu halten, das heisst herkömmliche Kabelverbindungen zu bevorzugen, wenn auf den Einsatz von funkgestützten Lösungen verzichtet werden kann. 4

Der zuständige Ausschuss des Europarates hat ebenfalls ein Zeichen gesetzt. In einer einstimmig verabschiedeten Resolution fordert der Ausschuss für Umwelt, Landwirtschaft und regionale Angelegenheiten am 06.05.2011 ein grundsätzliches Umsteuern in der Mobilfunkpolitik. Die Resolution stellt unter anderem fest, dass eine akute Gefahr für die Bevölkerung, besonders für Jugendliche und Kinder besteht. Grenzwerte sollten überarbeitet und alle zumutbaren Massnahmen zur Reduzierung der Felder getroffen werden.5

Was kann man tun, um sich zu schützen?

Leider können wir die Uhr nicht zurückdrehen. Drahtlose Technologien sind in allen Lebensbereichen präsent und werden es wohl auch noch eine Weile bleiben. Was wir aber tun können, ist bewusst mit den modernen Technologien umzugehen, uns mit den Risiken auseinanderzusetzen und dadurch unnötige Belastungen zu vermeiden.

Hier gibt es viele Möglichkeiten, selbst aktiv zu werden. Im Folgenden finden Sie deshalb einige Tipps für den vernünftigen Umgang mit Handy, Schnurlostelefon und WLAN - die meist stärksten Strahlenquellen zu Hause und am Arbeitsplatz.

Wichtige Hinweise für den Umgang mit dem Handy

Bei einem Handytelefonat setzt man sich Strahlendosen aus, die je nach Empfangssituation und Handymodell schon gefährlich nahe an den (viel zu hohen) gesetzlichen Grenzwerten liegen. Somit ist das Handy einer der stärksten Strahler. Deshalb sollte man Telefonate möglichst kurz halten und - wann immer es geht - das Festnetz nutzen.

Bei vielen Anbietern gibt es zum Beispiel die Möglichkeit, Anrufe vom Handy auf das Festnetz umzuleiten. Die Umleitungen auf eine oder mehrere Nummern lassen sich einprogrammieren und damit recht komfortabel aktivieren beziehungsweise deaktivieren. Wenn man beruflich auf das Handy angewiesen ist, muss man es natürlich auch nutzen, kann es dann aber wenigstens am Wochenende ausschalten.

Handy weg vom Kopf

Jeder Zentimeter macht einen Unterschied! Denn die Belastung nimmt im Quadrat zum Abstand ab. Je weiter weg das Handy beim Telefonieren also vom Kopf ist, desto besser. Die beste Möglichkeit Abstand zu schaffen, ist ein geeignetes Headset. Doch Vorsicht! - Nicht jedes Headset reduziert die Strahlung wirklich.

Headset mit Luftleitertechnik

Alle kabelgebundenen Headsets nehmen die hochfrequente Strahlung der Handyantenne auf und leiten diese bis zum Ohr. Nach Messungen der Zeitschrift Ökotest6 wurde festgestellt, dass zwar nur noch 5 bis 20 % der Strahlung im Kopfhörer ankommt, aber durch die Position des Kopfhörers direkt in der Ohrmuschel der Abstand zum empfindlichen Inneren des Gehirns weiterhin abnimmt.

Ausserdem ist die Abschirmung durch den Schädelknochen hier am geringsten und erzeugt dadurch oft eine ähnliche und sogar manchmal höhere Belastung, als wenn man direkt mit dem Handy telefonieren würde. Dies bestätigte die Studie einer britischen Verbraucherorganisation, die zu denselben Ergebnissen kam.7

Deshalb sollte man unbedingt darauf achten, ein Headset mit Luftleitertechnik zu verwenden. Hier wird die Weiterleitung der Strahlung durch einen Luftschlauch unterbrochen. Die Luft leitet zwar den Schall, aber nicht die Strahlung. Aktuell gibt es zwei Headsets, die dieses Kriterium erfüllen. Bitte erkundigen Sie sich bei Ihrem Fachhändler danach.

Freisprechen reduziert die Strahlenbelastung

Alternativ zu den oben beschriebenen Headsets, ist auch die Freisprechfunktion des Handys zu empfehlen. Wenn es nicht stört, dass die Umgebung mithört, ist dies ebenfalls eine gute Möglichkeit, Abstand zu halten und die Strahlenbelastung zu reduzieren.

Strahlungsarme Handys

Um die Strahlungsbelastung durch ein Handy zu beurteilen, gibt es zwei Werte: Der SAR-Wert (Spezifische Absorptions Rate) und der connect-Strahlungsfaktor. Der SAR-Wert gibt die Menge der Energie an, die vom Körpergewebe, insbesondere dem Kopf, während des Mobiltelefonierens bei höchster Sendeleistung aufgenommen wird. Der connect-Strahlungfaktor bezieht mit ein, dass das Handy bei gutem Empfang nicht immer mit höchster Leistung sendet.

Beide Werte sollten möglichst niedrig sein und zeigen an, wie strahlungsintensiv ein Handymodell ist. Hier gibt es grosse Unterschiede: Ein niedriger SAR-Wert wäre beispielsweise 0,33 W/kg, während es auch iPhones mit 1,1 W/kg, also dem dreifachen Wert gibt. Baubiologen empfehlen einen SAR-Wert von unter 0,4 W/kg. Eine Zusammenstellung der entsprechenden Werte aktueller und auch älterer Handymodelle findet man unter: HandyWerte.

An Orten mit schlechtem Empfang Handytelefonate vermeiden

In Autos, Bussen und Bahnen werden die elektromagnetischen Wellen durch die metallischen Aussenhüllen stark gedämpft. Hier muss das Handy seine Leistung erhöhen um eine Verbindung zu bekommen. Entsprechend stark steigt auch die Strahlenbelastung beim Telefonieren. Dasselbe gilt in Tunneln, Kellern und anderen Orten mit schlechtem Empfang. Hier sollte man also möglichst nicht mit dem Handy telefonieren.

Was sollte man beim Schnurlostelefon beachten?

Problematisch bei schnurlosen Telefonen (DECT) ist die starke gepulste Strahlung beim Telefonat und die Tatsache, dass die meisten Modelle dauersenden, auch wenn nicht telefoniert wird. Nachdem auch das Bundesamt für Strahlenschutz die Hersteller vor einigen Jahren aufgefordert hat, strahlungsreduzierte Schnurlostelefone zu entwickeln8, gibt es inzwischen Modelle, die zwischen den Telefonaten die Strahlung reduzieren, beziehungsweise ganz abschalten.

Schnurlostelefone mit ECO-Modus

Haben Sie ein Telefon, das mit dem DECT-Standard arbeitet, sollten Sie auf jeden Fall darauf achten, dass das Telefon, nach Beendigung des Telefonats komplett abschaltet und während des Telefonats die Sendeleistung je nach Abstand von der Basisstation reduziert (ECO Modus plus, Full ECO Mode oder DECT zero).

Eine hervorragenden Überblick über die verschiedenen Ökostandards, was sie leisten und welche Modelle es aktuell gibt, finden Sie hier: Schnurlostelefone: DECT "zero” – Strahlungsfrei im Standbyttp (PDF). Was aber trotzdem bleibt, ist die doch relativ starke Strahlung beim Telefonat.

Schnurgebundenes und Schnurlostelefon parallel installieren

Eine effektive und höchst praktikable Möglichkeit, die Strahlenbelastung beim Telefonieren weiter zu reduzieren, ist ein schnurgebundenes und ein schnurloses Telefon parallel auf derselben Nummer zu installieren. Das funktioniert in der Regel ganz einfach mit einem so genannten Telefonverteiler. So kann man längere Gespräche am Schnurtelefon führen, aber auch das Schnurlose nutzen, wenn es einmal wirklich nötig sein sollte.

CT1+ ist immer noch nutzbar

Generell empfiehlt es sich ausserdem, bei schnurlosen Telefonen die etwas ältere CT1+ -Technik zu verwenden. Diese Telefone senden ungepulst, mit niedriger Intensität und sind damit für die Gesundheit wesentlich unproblematischer als Telefone mit moderner DECT-Technik. Zwar wird dieser Standard offiziell seit einigen Jahren nicht mehr genutzt, die Telefone dürfen aber weiter betrieben werden, solange es keine anderen Funkdienste stört, was de facto bisher auch nie der Fall war.

Lösungen für den Umgang mit WLAN

Zugegeben, die WLAN-Verbindung ins Internet kann praktisch sein – trotzdem sollte man darauf verzichten und wann immer möglich Kabelverbindungen benutzen. Die relevanten WLAN-Sendeantennen befinden sich sowohl im PC oder Notebook, als auch dem Router und lassen sich heute meist per Knopfdruck aktivieren beziehungsweise deaktivieren. Dies sollte man auch nutzen und WLAN zumindest dann abschalten, wenn man es nicht braucht.

Leider ist WLAN im Router oft ab Werk aktiviert. Dann ist man rund um die Uhr der Strahlung ausgesetzt, selbst wenn man es gar nicht nutzt. Wir empfehlen, das zu überprüfen und gegebenenfalls abzuschalten.

Falls es keine Möglichkeit gibt, Kabelverbindungen zu nutzen, ist dLAN oder Powerline auf jeden Fall vorzuziehen, da die Strahlung hier wesentlich geringer ist. Trotzdem sollte man auch das nach Gebrauch deaktivieren und beide Adapter vom Netz trennen.

Interessante Erkenntnisse in Bezug auf die Auswirkungen von WLAN gewann eine Schülerin im Rahmen eines Experiments für den Leistungskurs Biologie. Sie untersuchte die Folgen von WLAN auf Insekten und stellte Verstümmelungen und frühen Tod fest: Schülerstudie zur Einwirkung von Wlan Strahlung auf die Entwicklung von Mehlwürmern. Inzwischen hat sie damit einen Preis bei "Jugend forscht" gewonnen.

Das Schweigen brechen

Es ist heute oft nicht leicht, sich dazu zu bekennen, dass man Funkstrahlung nicht verträgt oder sich dem einfach vorsorglich nicht aussetzen möchte. Obwohl fundierte Studien vorliegen und inzwischen immer mehr Menschen entsprechende körperliche Probleme entwickeln, wird man meist im besten Fall verständnislos angeschaut. Gerade deshalb aber brauchen wir Pioniere, die den Mut haben offen Stellung zu beziehen und strahlungsreduzierte beziehungsweise strahlungsfreie Räume einzufordern: Zu Hause, bei den Nachbarn, bei der Arbeit, im Hotel, auf Campingplätzen und in Schulen.

Denn wenn nur die Befürworter ihre Stimme erheben, wird weiterhin bedenken- und verantwortungslos mit dieser Technik umgegangen. Oftmals gibt es gute Alternativen zum Funk und es ist möglich die Strahlenbelastung drastisch zu senken, ohne auf alle Vorzüge verzichten zu müssen. So manche Hersteller haben die Pläne und Patente für strahlungsreduzierte Modelle sogar bereits in der Schublade liegen. Aber solange wir nicht danach verlangen, wird nicht darin investiert werden.

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Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel wurde auf Grundlage (zur Zeit der Veröffentlichung) aktueller Studien verfasst und von MedizinerInnen geprüft, darf aber nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung genutzt werden, ersetzt also nicht den Besuch bei Ihrem Arzt. Besprechen Sie daher jede Massnahme (ob aus diesem oder einem anderen unserer Artikel) immer zuerst mit Ihrem Arzt.