Keuchhustenimpfung: Drei Mal im ersten Lebensjahr
Gegen Keuchhusten wird routinemässig geimpft. Die aktuelle Impfempfehlung der STIKO (Ständigen Impfkomission) sieht derzeit (Stand 2022) folgendermassen aus:
- Im Alter von 8 Wochen: die erste Keuchhustenimpfung
- Im Alter von 16 Wochen: die zweite Keuchhustenimpfung
- 6 Monate später: die dritte
Die Grundimmunisierung gilt nun als abgeschlossen. Es folgen Auffrischungsimpfungen nach dem folgenden Schema:
- Im Alter von 5 bis 6 Jahren: erste Auffrischung
- Im Alter von 9 bis 17 Jahren: zweite Auffrischung
- Im Erwachsenenalter: dritte Auffrischung (gemeinsam mit Tetanus und Diphtherie)
Inzwischen wird auch Schwangeren geraten, sich in den letzten Wochen der Schwangerschaft gegen Keuchhusten impfen zu lassen. Das Keuchhustenrisiko für ihr Kind würde sich dadurch reduzieren lassen.
Keuchhustenimpfstoff gibt es nur als Mehrfachimpfung
Einen Einzelimpfstoff gegen Keuchhusten gibt es nicht mehr. Säuglinge erhalten die Keuchhustenimpfung daher meist als Sechsfachimpfstoff gemeinsam mit Diphtherie, Polio (Kinderlähmung), Tetanus (Wundstarrkrampf), Hepatitis B und Hib (Haemophilus influenzae Typ b), z. B. Hexyon ( 3 ) oder Hexacima beide von Sanofi Pasteur ( 2 ), die auch beide Aluminiumhydroxid, die umstrittene Aluminiumverbindung als Adjuvans enthalten.
Mögliche Nebenwirkungen der Keuchhustenimpfung
Als Nebenwirkungen der Keuchhustenimpfung kommen neben den typischen Reizungen, Ödemen und Schmerzen an der Einstichstelle auch Magen-Darm-Beschwerden vor, wie Erbrechen, Durchfälle und Appetitlosigkeit. Des Weiteren können Reizbarkeit, Unruhe, Erregung, Schläfrigkeit, Husten, Fieber und Abgeschlagenheit auftreten. Manche Eltern berichten, dass ihre Babys nach der Keuchhustenimpfung scheinbar grundlos, aber stundenlang schreien und sich nicht mehr beruhigen lassen.
Keuchhusten – Zahlreiche Auffrischimpfungen sollen nötig sein
Da in vor einigen Jahren die Zahlen der Keuchhusteninfizierten im Teenager- und Erwachsenenalter immer weiter stiegen, wurde die Auffrischungsimpfung in Deutschland und der Schweiz im Teenageralter eingeführt sowie die dritte Auffrischungsimpfung im Erwachsenenalter, die man sich am besten gemeinsam mit der Tetanus-Diphtherie-Impfung alle zehn Jahre geben lassen soll.
Ob dies wirklich erforderlich und sinnvoll sein könnte, wollten britische Wissenschaftler mit einer im Juni 2014 im British Medical Journal veröffentlichten Studie herausfinden ( 1 ). Dr. Kay Wang, Forscherin am University of Oxford`s Nuffield Department of Primary Care Health Sciences, und Kollegen überprüften zunächst, ob Keuchhusten noch immer so häufig auftritt wie vor zehn Jahren.
Vor Einführung der Keuchhusten-Impfung (in GB) bei Vorschulkindern im Jahr 2001 waren etwa 40 Prozent jener Schulkinder, die an hartnäckigem Husten litten, mit dem für Keuchhusten zuständigen Bakterium (Bordetella pertussis) infiziert.
Um festzustellen, wie diesbezüglich die Situation 10 Jahre später aussah, wurden 279 Kinder zwischen fünf und fünfzehn Jahren untersucht (zwischen November 2010 und Dezember 2012). Alle diese Kinder waren ihrem Hausarzt wegen eines hartnäckigen Hustens vorgestellt worden, der bereits zwischen zwei und acht Wochen andauerte. Jedem dieser Kinder entnahm man einen Nasenrachenabstrich, um diesen auf das Keuchhustenbakterium hin zu untersuchen.
70 Prozent der Keuchhusten-Kinder waren voll durchgeimpft
Nach Auswertung der Zahlen zeigte sich, dass die Keuchhusteninfektionsrate bei den Schulkindern um die Hälfte gesunken war. Nur 56 der Kinder (20 Prozent) bekamen eine Keuchhusten-Diagnose, was natürlich wenig war – im Vergleich zu den 40 Prozent aus 2001. Von diesen 56 Keuchhustenbetroffenen waren jedoch 39 (das sind 70 Prozent) voll durchgeimpft. Sie hatten also die dreimalige Grundimmunisierung erhalten sowie die Vorschulimpfung – und waren dennoch krank geworden.
Von 55 Kindern, die keine Vorschulimpfung bekommen hatten, die also höchstens im Babyalter zuletzt gegen Keuchhusten geimpft worden waren, erkrankten nur 15 Kinder. Wie konnte es nun sein, dass die Geimpften krank wurden?
Das, so hiess es, liege häufig daran, dass die Vorschulimpfung der Kranken sieben Jahre und länger zurück liege. Dann nämlich verdreifache sich das Risiko, Keuchhusten im Schulkindalter zu bekommen. Was bedeutet das für Eltern und Kinder?
Ganz einfach: Man will, dass die Keuchhustenimpfung in noch kürzeren Abständen verabreicht wird. Nur dann wirke sie, so heisst es. Studienleiterin Dr. Wang sagte zu den Ergebnissen:
"Keuchhustenbakterien können bei einem Fünftel der Schulkinder mit anhaltendem Husten gefunden werden und können auch bei voll durchgeimpften Kindern klinisch auffälligen Keuchhusten verursachen.“
Ein Mal Keuchhusten – und dann nie wieder!
Wenn also Menschen nicht in regelmässigen Abständen von weniger als sieben Jahren die Keuchhustenimpfung bekommen, dann werden sie anfällig für eine Keuchhusteninfektion – zumindest den Impfexperten zufolge.
Abgesehen davon, dass es auch Menschen gibt, die nie ein Keuchhusten ereilt (je nach Zustand des Immunsystems), gilt: Wer einmal eine Keuchhusteninfektion durchmachte – was zugegebenermassen keinesfalls angenehm ist und auch nicht im Säuglingsalter erfolgen sollte – ist laut Studienergebnissen bis zu 20 Jahre lang gegen die Krankheit immun, während die Impfung maximal 12 Jahre lang schützt ( 4 ). In unserem Artikel Die individuelle Impfentscheidung lesen Sie im Abschnitt Die Keuchhustenimpfung noch viele weitere Details zu dieser Impfung bzw. zum Keuchhusten.
* Ein sehr guter Ratgeber für die individuelle Impfentscheidung ist das Buch von Kinderarzt Dr. med. Martin Hirte, Impfen Pro und Contra: Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung. Darin werden alle Impfungen und ihre Risiken und möglichen Nebenwirkungen vorgestellt. Es enthält aber auch wichtige Tabellen mit den am wenigsten problematischen Impfstoffen.