Was ist TMAO?
Trimethylaminoxid (TMAO) ist ein organisches Molekül, das häufig in marinen Organismen wie Krebstieren und Meeresfischen vorkommt. In diesen Lebewesen spielt TMAO eine wichtige Rolle. Der Stoff schützt die Tiere ( vor extremen Umweltbedingungen, z. B. vor hohem Wasserdruck in tiefen Gewässern, Temperaturschwankungen und hohem Salzgehalt.
Ein bekanntes Nebenprodukt der TMAO-Zersetzung ist Trimethylamin (TMA), das für den charakteristischen Geruch von verdorbenem Fisch verantwortlich ist.
Trimethylaminoxid entsteht auch im menschlichen Körper, insbesondere durch den Verzehr bestimmter Lebensmittel wie rotem Fleisch, Eiern und Fisch. Denn diese enthalten TMAO-Vorstufen.
An der Entstehung des Stoffes sind bestimmte Darmbakterien und die Leber beteiligt. In Fisch und Meeresfrüchten ist Trimethylaminoxid außerdem direkt enthalten ( 1 ).
In einer Untersuchung zeigte sich daher auch, dass bei Personen, die sich nach der Paleo-Diät ernähren (viel Fleisch und Fisch), nicht nur die TMAO-Spiegel erhöht sind, sondern auch eine veränderte Darmflora vorliegt, in der z. B. das Bakterium Hungatella vorherrscht, das zu den TMA-Bildnern zählt ( 2 ).
Warum ist TMAO schädlich?
In jüngster Zeit hat sich das Interesse an TMAO über die Welt der Meeresbiologie hinaus ausgeweitet.
Mittlerweile gibt es immer mehr Forschungsergebnisse, die den Stoff mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen (z. B. Arteriosklerose), Störungen der Blutzuckerregulation, Nierenfunktionsstörungen, Krebs, Schlaganfall und Übergewicht beim Menschen in Verbindung bringen (1). Auch gilt Trimethylaminoxid als entzündungsfördernder Stoff.
Wie entsteht TMAO im Körper?
In Lebensmitteln sind die folgenden Stoffe enthalten ( 3 ) (sie gelten als Nährstoffe, die in bestimmten Mengen auch Vorteile für unseren Organismus haben):
- Cholin bzw. Phosphatidylcholin (Lecithin)
- L-Carnitin
- Betain
- Ergothionein
Aus diesen Nährstoffen bilden Darmbakterien TMA. TMA wird von der Darmschleimhaut aufgenommen und gelangt über den Blutkreislauf zur Leber. Dort wird TMA durch das Enzym FMO3 (Flavin-abhängige Monooxygenase 3) zu TMAO umgewandelt (bzw. oxidiert). Dieses ist wasserlöslich und wird zum größten Teil über die Nieren ausgeschieden (3).
Im Fisch können sowohl die genannten Vorstufen wie z. B. Cholin vorkommen, als auch TMAO und TMA. TMA ist folglich sowohl ein Abbauprodukt beim Verderb von Fisch, als auch eine Substanz, die von Darmbakterien gebildet wird und als Ausgangsstoff für die TMAO-Bildung in der Leber dient.
Kann TMAO Krankheiten verursachen?
Bei verschiedenen chronischen Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen (z. B. Arteriosklerose), Nierenerkrankungen, Demenz oder Diabetes sowie bei Übergewichtigen wurden in Studien erhöhte Trimethylaminoxid-Werte bei den Patienten festgestellt.
Die entscheidende Frage ist: Ist der Stoff ursächlich an der Entstehung dieser Erkrankungen beteiligt oder ist er eine Begleiterscheinung einer anderen Ursache?
Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Der Zusammenhang zwischen Trimethylaminoxid und einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wurde erstmals 2011 beschrieben. Seitdem sind verschiedene Studien mit menschlichen Probanden erschienen, die ein gehäuftes Vorkommen von Atherosklerose, Thrombose, Herzinfarkt, Schlaganfall, Bluthochdruck und Herzerkrankungen bei Personen mit erhöhten TMAO-Werten bestätigen ( 22 ).
Entsprechend können erhöhte Werte als Marker für ein erhöhtes Risiko für die genannten Erkrankungen angesehen werden. Ein direkter ursächlicher Zusammenhang wurde bisher aber nicht nachgewiesen (22).
Ein 2023 veröffentlichter Review-Artikel, der alle relevanten Studienergebnisse der letzten Jahre analysierte, kam beispielsweise zu dem Schluss, dass die Nierengesundheit eine zentrale Rolle spielt, da TMAO hauptsächlich über die Nieren ausgeschieden wird und bei einer verschlechterten Nierenfunktion die Werte stark ansteigen können.
Eine verschlechterte Nierenfunktion steht wiederum im Zusammenhang mit der Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Neben den Nieren stehen ursächlich auch der Darm und die Stoffwechselgesundheit im Fokus der Wissenschaft (22).
Studien mit Zellkulturen sowie Tierstudien zeigen jedoch auch verschiedene direkte Schadwirkungen der Substanz auf das Herz-Kreislauf-System. Dazu zählen (22):
- Schädigung der Blutgefäßwände (Endothel)
- Förderung der Plaque-Bildung (durch vermehrte Aufnahme von Cholesterin durch Makrophagen)
- Förderung von Entzündungen an den Blutgefäßwänden
- Verstärkte Aktivierung und Verklumpung von Blutplättchen
Nierenerkrankungen
Die Tatsache, dass Trimethylaminoxid bei Nierenerkrankungen steigt, hat vier Gründe:
Erstens: TMAO wird zu über 95 % über die Nieren ausgeschieden. Bei einer abnehmenden Nierenfunktion, nimmt die Ausscheidung der Substanz ab. Dies ist ein wichtiger Grund, warum Patienten mit Niereninsuffizienz oftmals erhöhte Werte haben (13).
Untersuchungen zeigen, dass bei Personen mit chronischem Nierenversagen (schwerste Form der Niereninsuffizienz) die Werte um etwa das 13-Fache ansteigen im Vergleich zu gesunden Personen.
Derart hohe Werte sind schädlich, wie Tierstudien zeigen. Die Substanz führte beispielsweise zu einer Fibrosierung des Nierengewebes. Damit sind bindegewebige, strukturelle Veränderungen gemeint, die dazu führen, dass die Nieren ihre Funktionen zunehmend schlechter ausführen können. Auch andere Gewebe können betroffen sein.
Eine Nierenschwäche kann daher zahlreiche Folgeerkrankungen haben, darunter auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie eine Herzinsuffizienz und Bluthochdruck.
Zweitens: Patienten mit Nierenerkrankungen haben häufig schon in frühen Stadien eine veränderte Darmflora und weisen dabei u. a. mehr TMA-bildende Darmbakterien auf als gesunde Personen.
Drittens: Diese Personen haben oft ein Leaky-Gut-Syndrom, durch das Schadstoffe, wie z. B. auch TMA dann eher in den Blutkreislauf gelangen können ( 23 ).
Viertens: Bei Nierenerkrankungen liegt eine erhöhte Aktivität von FMO3 vor. Das Enzym wird umso aktiver, je weniger gut die Nieren giftige Stoffwechselendprodukte ausleiten können. Da das Enzym TMA in TMAO umwandelt, steigt der Spiegel von letzterem jetzt natürlich noch weiter.
Alzheimer
In Computersimulationen konnte eine Trimethylaminoxid-Konzentration von 50-150 µmol/l die Bildung der alzheimertypischen Proteinablagerungen (Amyloid-β Aggregationen) rasch beschleunigen. Auch beobachtete man einen starken Zusammenhang zwischen Biomarkern der Alzheimer Krankheit und dem Trimethylaminoxid-Spiegel (33).
In einer größeren Studie mit Alzheimer-PatientInnen, Personen mit leichter kognitiver Beeinträchtigung (LKB) und einer kognitiv unbeeinträchtigten Kontrollgruppe wurde die TMAO-Konzentration im Liquor cerebrospinalis (Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit) gemessen.
Man stellte eine signifikante Erhöhung der Substanz bei den Alzheimer- und den LKB-Patienten im Vergleich zur gesunden Kontrollgruppe fest (33).
Dann gibt es wieder Studienergebnisse, die keine Zusammenhänge zeigen, so dass hier in jedem Fall noch Forschungsbedarf besteht (33).
Diabetes Typ 2
In einer Übersichtsarbeit, die 12 klinische Studien mit insgesamt über 15.000 Teilnehmern auswertete, wurde gezeigt, dass Personen mit hohen Werten an Trimethylaminoxid ein mehr als 50 % erhöhtes Risiko hatten, an Diabetes zu erkranken als Personen mit niedrigen Werten.
Weiterhin wurde festgestellt, dass Patienten mit Diabetes erhöhte Werte der Substanz im Blut haben ( 24 ).
Der genaue Mechanismus ist auch hier unklar. Die Darmgesundheit könnte der zentrale Zusammenhang sein.
Krebs
Ein erhöhter TMAO-Spiegel wird mit Dickdarmkrebs in Zusammenhang gebracht, da der Stoff entzündungsfördernd wirkt sowie oxidativen Stress und DNA-Schäden verursacht ( 25 ). Je höher der Spiegel im Blut, umso höher auch das Risiko zu Krebspatienten zu gehören ( 34 ).
Sklerodermie
Welche Rolle Trimethylaminoxid bei der Sklerodermie spielt, erklären wir unter dem vorigen Link. Die Sklerodermie ist eine Autoimmunerkrankung aus der Gruppe der Kollagenosen. Sie gehört zu den rheumatischen und chronisch entzündlichen Erkrankungen.
Ursachen für erhöhte Werte
Die ursächlichen Faktoren, warum es zu erhöhten Werten kommt, sind komplex und noch nicht vollständig geklärt.
Folgende Mechanismen können dabei eine zentrale Rolle spielen:
- Erhöhte Aufnahme von TMAO oder den Vorstufen über die Nahrung
- Vermehrte Bildung von TMA durch die Darmflora
- Vermehrte Umwandlung von TMA zu TMAO in der Leber – je nach Aktivität der Leberenzyme (FMO3)
- Verminderte Ausscheidung von TMAO durch die Nieren
Medikamente können die Punkte 3 und 4 beeinflussen, also die Werte einerseits über ihre (Neben-)Wirkungen auf die Darmflora (z. B. Antibiotika) oder auf die Leber beeinflussen (3).
Nachfolgend gehen wir auf die vier genannten Punkte im Einzelnen ein:
1. So erhöht die Ernährung den Spiegel
Fisch enthält direkt Trimethylaminoxid, während viele andere Lebensmittel die TMA-Vorstufen enthalten, die im Darm zu TMA umgewandelt werden können (und in der Leber zu TMAO). Wir beginnen mit den TMA-Vorstufen und gehen anschließend auf den Fischverzehr ein:
Cholin und Phosphatidylcholin
Cholin ist ein semiessentieller Nährstoff. Der Körper kann einen gewissen Anteil selbst bilden, muss Cholin aber auch über die Nahrung aufnehmen. Cholin liegt in Lebensmitteln meist in Form von Phosphatidylcholin vor.
Hier finden Sie unsere Tabelle mit dem Cholingehalt verschiedener Lebensmittel. Besonders viel ist in Eiern und Leber enthalten.
Studien zeigen, dass der Konsum von 2 bis 3 Eiern pro Tag langfristig nicht zu einem Anstieg der Trimethylaminoxid-Werte führt, obwohl man damit eine große Menge an Cholin aufnimmt. Zu einem kurzfristigen Anstieg kommt es lediglich unmittelbar nach der Mahlzeit, allerdings nicht bei jeder Person ( 14 ).
Die TMA-Bildung durch Eier im Darm ist offenbar sehr individuell und hängt insbesondere mit der Darmflora zusammen.
Untersuchungen zeigten z. B. auch, dass Veganer kein TMAO nach dem Essen von Eiern bilden (wenn sie diese ausnahmsweise essen würden) und dass bei Omnivoren die Werte stark variieren können (14).
Es könnte also sein, dass omnivor lebende Personen, die viele pflanzliche Produkte essen, weniger Trimethylaminoxid bilden als Personen, die kaum Obst und Gemüse konsumieren.
Nahrungsergänzungsmittel, die Cholin in Form von Cholinbitartrat enthalten, können laut Studien hingegen durchaus zu erhöhten Trimethylaminoxid-Werten führen.
In einer Studie mit gesunden jungen Männern, wurde beispielsweise verglichen, wie sich der Konsum von 4 Eiern bzw. die Einnahme von vergleichbaren Mengen an Cholinbitartrat oder Phosphatidylcholin auf die Werte auswirkt. Trimethylaminoxid stieg nur bei den Personen an, die Cholinbitartrat eingenommen hatten. ( 15 ).
L-Carnitin
Eine gesunde Person kann auch bei pflanzlicher Ernährung im Allgemeinen ausreichend L-Carnitin im Körper bilden. Der Stoff muss also nicht zwingend mit der Nahrung aufgenommen werden.
L-Carnitin kommt besonders in rotem Fleisch (Rindfleisch) vor. Andere übliche Fleischsorten, Fisch und Milchprodukte enthalten deutlich weniger L-Carnitin. In pflanzlichen Lebensmitteln ist nur wenig L-Carnitin enthalten.
In einer Studie mit über 100 gesunden Erwachsenen, die jeweils 4 Wochen lang verschiedenen Ernährungsprotokollen folgten, kam es bei den Personen, die vermehrt rotes Fleisch (etwa zwei Portionen pro Tag) auf ihrem Speiseplan hatten, zu einem durchschnittlichen Anstieg der Trimethylaminoxid-Werte um den Faktor 3.
Bei Personen, die vegetarisch aßen oder nur weißes Fleisch konsumierten, kam es zu keinem Anstieg der Werte ( 16 ).
Interessant ist, dass es nicht bei jeder Person aus der Gruppe mit rotem Fleisch zu einem Anstieg von TMAO kam. Bei einigen Personen blieben die Werte niedrig, während bei anderen Teilnehmern ein Anstieg um mehr als das 10-Fache beobachtet wurde. Die Forscher erklärten dies mit Unterschieden in der Darmflora (16).
Wie auch bei Cholinbitartrat, so können auch Nahrungsergänzungen mit L-Carnitin bei langfristiger Einnahme zu einem Anstieg der TMAO-Werte führen ( 17 ).
Die Einnahme von L-Carnitin zeigte jedoch in Studien mit menschlichen Probanden auch einige gesundheitsförderliche Auswirkungen wie eine Verbesserung der Stoffwechselgesundheit ( 18 ) und günstige Auswirkungen auf die Funktion der Blutplättchen und damit letztlich auch auf das Herz-Kreislauf-System ( 19 ).
Die Zusammenhänge sind also sehr komplex und noch lange nicht vollständig geklärt.
Betain
Betain ist eine aminosäureähnliche Substanz, die aus der Nahrung aufgenommen wird oder im Körper aus Cholin gebildet werden kann. Betain kommt in höheren Gehalten z. B. in Vollkorngetreide, Pseudogetreiden wie Amaranth und Quinoa, Spinat und roter Beete vor ( 20 ).
Betain hat verschiedene gesundheitsförderliche Eigenschaften wie z. B. den Erhalt des Zellvolumens, den Schutz vor hohen Homocystein-Werten sowie antioxidative und entzündungshemmende Wirkungen (20).
Studien, die Schadwirkungen von Betain zeigen oder einen Zusammenhang mit erhöhten Trimethylaminoxid-Werten, sind uns nicht bekannt.
Ergothionein
Ergothionein ist eine Aminosäure, die z. B. in Pilzen, schwarzen Bohnen oder Organfleisch (Innereien) vorkommt ( 21 ). Ergothionein kann im Darm zu TMA umgewandelt werden, jedoch gibt es keine Studien, die einen Einfluss auf den TMAO-Wert zeigen.
Fisch
Fisch und andere marine Organismen können hohe Gehalte an TMAO und auch TMA enthalten. TMA entsteht im Fisch durch bakterielle Umwandlungsprozesse, wenn dieser länger gelagert wird ( 13 ). Zudem kann Fisch auch Vorläuferstoffe wie Cholin und L-Carnitin enthalten.
Der Trimethylaminoxid-Gehalt hängt von der Meerestiefe ab, in der eine Fischart lebt, da der Stoff den Fisch vor dem erhöhten Wasserdruck schützt.
Wenn ein Fisch also in größeren Meerestiefen lebt, enthält er mehr Trimethylaminoxid. Solche Arten sind z. B. Kabeljau, Alaska-Seelachs (Pazifischer Pollack) und Wildlachs. Kabeljau und Alaska-Seelachs sind übrigens die Hauptzutaten von Fischstäbchen.
Arten mit geringem Gehalt sind z. B. Lachs aus Aquakulturen und Forellen (13).
Untersuchungen zeigen, dass der Trimethylaminoxid-Spiegel im Plasma am Tag nach dem Verzehr einer Fischmahlzeit wieder in den Normalbereich absinkt. Bei häufigem Konsum entsprechender Fischarten, insbesondere bei Personen mit eingeschränkter Nierenfunktion, könnte es jedoch zu einem chronischen Anstieg von Trimethylaminoxid kommen (13).
Studien zufolge führt der Verzehr von Fisch zu einem stärkeren Anstieg der Werte im Plasma und Urin als der Verzehr von rotem Fleisch oder anderen Lebensmitteln mit Vorstufen (13).
2. So erhöht die Darmflora den TMAO-Spiegel
Die individuelle Zusammensetzung der Darmflora hat einen zentralen Einfluss auf den TMAO-Plasmaspiegel. Verschiedene Bakterienstämme im Darm sind in der Lage, TMA aus Nahrungsbestandteilen wie Cholin, Betain und L-Carnitin zu bilden.
Dies ist u. a. deshalb bekannt, weil nach Einnahme von Antibiotika die Trimethylaminoxid-Werte sinken können. Antibiotika reduzieren die Menge der Darmflora-Bakterien, so dass diese nun natürlich auch kein TMA mehr bilden können (1).
Daraufhin nahm sogar der Prozess der Arteriosklerosebildung in den Blutgefäßen ab (33). Antibiotika sind bei erhöhten Werten aber natürlich keine Lösung – es sei denn, die ursprüngliche Darmflora war extrem gestört und man beginnt anschließend mit dem Aufbau einer gesunden Darmflora (über Präparate und die passende Ernährung).
Welche Darmbakterien führen zu hohen TMAO-Werten?
In einer Studie mit gesunden jungen Männern konnte gezeigt werden, dass Personen, die besonders viel Trimethylaminoxid nach der Aufnahme von Nahrungsmitteln wie Eiern und Rindfleisch bilden, mehr Bakterien aus dem Stamm der Firmicutes im Darm aufweisen im Verhältnis zu Bakterien des Stamms der Bacteroidetes ( 6 ).
Ein Großteil der Darmflora lässt sich den Firmicutes und Bacteroidetes zuordnen. Firmicutes können besonders gut Kohlenhydrate abbauen und gelten auch als „Dickmacherbakterien“, da sie auch aus unverdaulichen Nahrungsbestandteilen wie Cellulose noch Energie gewinnen können.
Neben dem Verhältnis der beiden großen Bakterienstämme scheint auch die Vielfalt der Darmflora, die sogenannte Mikrobiomdiversität, eine wichtige Rolle zu spielen. Studienteilnehmer, die weniger verschiedene Arten an Mikroorganismen im Darm hatten, bildeten mehr Trimethylaminoxid als Personen mit einer hohen Diversität an Mikroorganismen (6).
Die Vielfalt der Darmflora spielt eine wichtige Rolle für unsere Gesundheit. Eine reduzierte Artenvielfalt im Darm steht im Zusammenhang mit einem erhöhten Risiko für viele chronische Erkrankungen ( 7 ).
Andere Untersuchungen konnten auch bestimmte Bakteriengattungen identifizieren, die mit einer erhöhten Bildung an TMAO in Zusammenhang stehen. Beispiele sind Desulfovibrio, Klebsiella und Fusobacterium ( 8 ).
3. So wird die TMAO-Bildung in der Leber gefördert
Eine Insulinresistenz, die häufig bei Erkrankungen wie dem metabolischen Syndrom und Diabetes Typ 2 auftritt, kann zu einer verstärkten Bildung von FMO3 führen. Dadurch entsteht mehr Trimethylaminoxid in der Leber und der Spiegel des Stoffs steigt ( 4 ).
Zu den genannten Erkrankungen kommt es nun wiederum zumeist aufgrund einer ungesunden Ernährung und einer gestörten Darmflora – wo sich der Kreis wieder schließt, da letztere wie oben erklärt auch direkt TMA bilden kann ( 10 ).
Zusätzlich gibt es Menschen mit genetisch bedingt erhöhter FMO3-Aktivität, die eine höhere Trimethylaminoxid-Bildung aufweisen können – in diesem Fall unabhängig von der Ernährung oder anderen Umweltfaktoren ( 5 ). Der genetische Einfluss wird jedoch als gering eingeschätzt (33).
4. So erhöhen kranke Nieren den Spiegel
Wie im Abschnitt „Nierenerkrankungen“ erläutert, wird die Substanz zum Großteil über die Nieren aus dem Körper entfernt. Wenn die Nieren nur noch eingeschränkt arbeiten, steigt der Wert folglich an.
Hat der Stoff auch positive Wirkungen?
Positive Wirkungen von Trimethylaminoxid sind bisher allenfalls dann zu erwarten, wenn der Stoff als Medikament injiziert wird, z. B. bei bestimmten Krebsarten, worauf bislang jedoch nur erste Tierstudien hinweisen.
Eine Tierstudie zeigte z. B. einen hemmenden Effekt auf das Wachstum von Tumoren der Bauchspeicheldrüse bei Injektion von TMAO in die Bauchhöhle ( 26 ). Eine Zellstudie konnte außerdem eine hemmende Wirkung auf Brustkrebszellen nachweisen ( 27 ).
Wie kann man den Wert testen?
TMAO kann im Urin und im Serum bestimmt werden. Weiterhin kann durch eine molekulargenetische Analyse der Darmflora festgestellt werden, welche Menge an TMA-bildenden Bakterien im Stuhl vorhanden sind.
Verschiedene Labore bieten diese Untersuchungen an. Die Untersuchungen können bei ganzheitlich arbeitenden Ärzten und Therapeuten durchgeführt werden.
Die Untersuchung der Darmflora zählt hier zur Routinediagnostik. Eine Bestimmung der TMAO-Werte im Urin oder Serum wird bei entsprechenden Befunden oder Symptomen (z. B. Vermehrung von TMA-bildenden Keimen, Stoffwechselerkrankungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen usw.) durchgeführt.
Um die Ergebnisse nicht zu verfälschen, ist es wichtig, dass man etwa 48 Stunden vor der Probennahme keinen Fisch und keine Meeresfrüchte mehr konsumiert, da diese Lebensmittel die Werte deutlich erhöhen können.
Was ist ein hoher Wert?
Der TMAO-Plasmaspiegel beim Menschen besitzt eine sehr große individuelle Variabilität und kann daher auch bei gesunden Personen zwischen 0,5 und 5 μmol/l liegen (abhängig von Ernährung, Darmflora, Leberenzymaktivität, Nierenfunktion).
Mit dem Alter wird überdies eine Zunahme der Konzentration beobachtet (33).
Das bekannte Cleveland HeartLab, gibt als Referenz für die Untersuchung von Serumproben folgende Werte an ( 28 ):
- bis 6,2 µmol/l (Mikromol pro Liter): niedriges Risiko
- 6,2 – 9,9 µmol/l: moderates Risiko
- mehr als 10 µmol/l: hohes Risiko
Die Einteilung bezieht sich auf das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
TMAO zu hoch: So kann man den Wert senken
Wenn Ihr Wert zu hoch ist, dann stehen Maßnahmen im Fokus, die Ihre Ernährung und Ihre Darmgesundheit verbessern.
In diesem Fall sollten Sie auch mit einem Therapeuten besprechen, welche Folgen und Risiken für Sie durch den erhöhten Wert vorliegen und ob er noch weitere Maßnahmen empfiehlt, die über jene hinausgehen, die Sie selbst im Hinblick auf eine gesunde Ernährungs- und Lebensweise umsetzen können.
1. Ernährung umstellen – Darmflora positiv beeinflussen
Gesunde Lebensmittel und Essgewohnheiten sind eine wichtige Voraussetzung für eine gesunde Darmflora. In unserem Beitrag Gesunde Ernährung – Das sollten Sie beachten erhalten Sie wertvolle 25 Tipps, die Sie sofort umsetzen können.
Eine gesunde Darmflora kann mit hochwertigen Probiotika günstig beeinflusst werden (siehe weiter unten und im vorigen Link). 12 Tipps für eine optimale Ernährung für eine gesunde Darmflora finden Sie hier: Welche Ernährung für eine gesunde Darmflora?
In eine TMAO-senkende Ernährung können auch Knoblauch und Olivenöl integriert werden:
Knoblauch
In einer Studie hat sich ferner gezeigt, dass roher Knoblauch die TMA-Produktion reduzieren und hohe TMAO-Werte senken sowie die Darmflora positiv beeinflussen kann. Die Testpersonen nahmen eine Woche lang einmal täglich zum Essen 55 ml Knoblauch-Saft zu sich. Der Saft enthielt 0,89 mg/ml Allicin ( 31 ).
Olivenöl
Tierstudien zeigen, dass die cholinähnliche Substanz DMB (3,3-Dimethly-1-butanol) die TMA-Bildung im Darm hemmt, indem sie die entsprechenden mikrobiellen Enzyme blockiert. DMB findet sich z. B. in kaltgepresstem Oliven- und Traubenkernöl, manchen Rotweinen und Balsamico-Essig. DMB konnte im Tierversuch außerdem die Bildung von atherosklerotischen Plaques verhindern ( 29 ).
2. Nahrungsergänzungsmittel
Etliche Nahrungsergänzungsmittel können die TMAO-Bildung hemmen. Die nachfolgende Liste ist sicher nicht vollständig, da es die üblichen entzündungshemmenden und antioxidativ wirksamen natürlichen Mittel sind, die auch hier hilfreich zu sein scheinen:
Vitamin D
Wenn bei einem Vitamin-D-Mangel der Mangel behoben wird, sinken laut einer Studie von 2022 auch die Trimethylaminoxid-Werte ( 32 ). Die übergewichtigen TeilnehmerInnen der Studie hatten 3 Monate lang täglich 2000 IE Vitamin D erhalten. Ihr Vitamin-D-Spiegel lag zuvor um die 20 ng/ml; zum Ende der Studie war er auf etwa 30 ng/ml gestiegen, was offenbar ausreichte, um den Wert zu reduzieren.
Probiotika
Probiotika sind Präparate mit lebenden Bakterien, die sich probiotisch auswirken, also positiv auf die Darmflora. In Human- und Tierstudien stellte man fest, dass insbesondere das Milchsäurebakterium Lactobacillus rhamnosus das Potenzial hat, den TMAO-Spiegel im Plasma zu senken (vermutlich durch eine Verdrängung TMA-bildender Bakterien) ( 35 ).
* L. rhamnosus finden Sie in zahlreichen hochwertigen Probiotika, z. B. in Combi Flora Symbio.
Resveratrol
Resveratrol ist vor allem in Zusammenhang mit Rotwein bekannt, doch auch weitere Lebensmittel wie Himbeeren, Heidelbeeren oder dunkle Schokolade enthalten die Substanz.
In Tierstudien konnte Resveratrol nicht nur die TMA-Bildung hemmen, sondern förderte auch die Vermehrung günstiger Darmbakterien wie Laktobazillen und Bifidobakterien und verbesserte überdies auch die Produktion an Gallensäuren ( 30 ).
Um Resveratrol in wirksamer Dosis aufzunehmen, empfiehlt sich die Einnahme eines Nahrungsergänzungsmittels. Rotwein enthält nicht genug Resveratrol und schadet durch den Alkoholgehalt außerdem dem Darm und der Leber.
* Resveratrol als Nahrungsergänzung finden Sie hier.
Curcumin
Auch Curcumin könnte bei der Regulierung des TMAO-Spiegels hilfreich sein. In einer Tierstudie zur Verschlimmerung einer Arteriosklerose durch eine Cadmiumbelastung zeigte sich, dass das Schwermetall zu einer Darmflorastörung und dadurch zu erhöhter Bildung des Stoffs führte.
Curcumin nun konnte die cadmiumbedingte Darmflorastörung wieder zurückbilden und so auch die Verschlimmerung der Arterienverkalkung stoppen ( 36 ).
Fazit – TMAO zeigt Erkrankungsrisiko
Ob TMAO nun selbst Schadwirkungen im Körper anrichtet oder nicht, ist noch nicht geklärt. Die Vermutung liegt in jedem Fall nahe, dass ein erhöhter Spiegel auf krankhafte Vorgänge im Körper hinweist. Wie Sie an unseren beispielhaften Maßnahmenempfehlungen sehen, sind es jedoch die bekannten ganzheitlichen Punkte, die auch hier dazu beitragen, dass der Trimethylaminoxid-Wert reguliert und das Krankheitsrisiko reduziert werden kann.