Antidepressiva können Lebensqualität nicht verbessern
Antidepressiva gehören zu den am häufigsten eingenommenen Medikamenten – und das bei gelegentlich unangenehmen Nebenwirkungen und gleichzeitig wenig überzeugender Wirkung. Wir erklären im folgenden Link, warum Antidepressiva oft nicht wirken.
Allein die fünf am häufigsten verordneten Antidepressiva werden in Deutschland alljährlich insgesamt 13 Millionen Mal verschrieben:
- Citalopram 3,6 Mio
- Mirtazapin 2,9 Mio
- Opipramol 2,3 Mio
- Amitriptylin 2,2 Mio
- Venlafaxin 2 Mio
Forscher der King Saud University in Saudi Arabien stellten in einer Studie im April 2022 fest, dass die Einnahme von Antidepressiva nicht zu einer verbesserten Lebensqualität führt (1) - verglichen mit Personen, die trotz Depressionen keine Antidepressiva einnehmen. Die Ergebnisse der Untersuchung erschienen im Online-Fachjournal PLOS ONE..
Studie: Wie beeinflussen Antidepressiva die Lebensqualität?
Depressionen beeinträchtigen das Wohlbefinden und die Lebensqualität ganz enorm. Zwar sollen Antidepressiva die depressiven Störungen lindern können – besonders bei mittelschweren und schweren Depressionen – dabei aber offenbar noch lange nicht die Lebensqualität und das allgemeine Wohlbefinden verbessern.
Im Zeitraum von 2005 bis 2015 erkrankten in den USA im Durchschnitt alljährlich knapp 17,5 Millionen Erwachsene an Depressionen, 57 Prozent davon erhielten Antidepressiva. In genannter Studie wertete man nun den sog. SF-12-Fragebogen aus (2), den die Teilnehmer ausgefüllt hatten – sowohl jene, die Antidepressiva nahmen, als auch jene, die keine Antidepressiva nahmen. In diesem Fragebogen finden sich 12 Fragen. Nachfolgend 7 daraus, damit Sie sich unter dem SF-12 etwas vorstellen können:
- Wie würden Sie Ihren Gesundheitszustand bewerten (exzellent, sehr gut, gut, ok, nicht gut)?
- Fühlen Sie sich bei alltäglichen Tätigkeiten eingeschränkt, z. B. Staubsaugen (sehr eingeschränkt, etwas eingeschränkt, überhaupt nicht eingeschränkt)?
- Hatten Sie in der letzten Woche aufgrund psychischer Probleme (Ängste, Depressionen) Probleme, Ihren Alltagsaktivitäten nachzugehen?
- Wie viel Zeit in der letzten Woche fühlten Sie sich ruhig und entspannt (die ganze Zeit, die meiste Zeit, manchmal, nie)
- Wie viel Energie haben Sie?
- Wie viel Zeit verbrachten Sie in der letzten Woche mit Niedergeschlagenheit?
- Beeinträchtigte Ihre körperliche oder psychische Gesundheit in der letzten Woche Ihr gesellschaftliches Leben (z. B. Freunde oder Verwandte besuchen)? Wenn ja, wie häufig?
Kein Unterschied zu Patienten, die keine Antidepressiva nehmen
Die Einnahme von Antidepressiva schien zunächst im Bereich der psychischen Probleme zu einer gewissen Verbesserung der Lebensqualität zu führen. Verglich man diese vermeintlich positive Entwicklung aber mit den Fragebögen der depressiven Personen, die keine Antidepressiva nahmen, so konnte man hier keine Unterschiede feststellen – weder im körperlichen noch im psychischen Bereich.
Die Forscher schlagen vor, man solle in künftigen Studien den Einsatz nicht-medikamentöser Massnahmen kombiniert mit Antidepressiva untersuchen – wohl in der Hoffnung, dann eine Besserung der Lebensqualität zu erzielen. Mit nicht-medikamentösen Massnahmen sind hier Psychotherapien gemeint, z. B. eine Verhaltenstherapie oder eine kognitive Therapie.
Bei diesen Therapieformen lernt man, eigene Denkmuster zu durchbrechen und erkennt, dass es häufig die eigenen Gedanken, Einstellungen und Erwartungen sind, die belasten, die aber nicht unbedingt etwas mit der tatsächlichen Realität zu tun haben müssen.
Depressionen naturheilkundlich behandeln
Psychotherapien sind zweifelsohne eine wichtige Komponente im Therapiekonzept bei Depressionen. Doch gibt es noch viele weitere Massnahmen mehr, die zu einer Verbesserung des Befindens beitragen und Depressionen lindern können. Lesen Sie hier, wie Depressionen naturheilkundlich behandelt werden (was selbstverständlich immer auch parallel zur medikamentösen Therapie und Psychotherapie erfolgen kann).