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Wund- und Knochenheilung mit TCM

(Dr. med. Katrin Schumacher) - Eine gestörte Wund- und Knochenheilung kann auf vielen verschiedenen Ursachen beruhen. Eine mangelnde Ruhigstellung kommt genauso in Frage wie eine ungenügende Durchblutung, eine Immunschwäche, Infektionen und viele andere äussere wie innere Umstände mehr.

Aktualisiert: 05 Februar 2024

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Schlechte Wundheilung aufgrund mangelnder Durchblutung

Das Blut oder „Xue“ in der Traditionellen Chinesischen Medizin ähnelt zwar der Vorstellung von Blut in der westlichen Medizin, ist diesem aber nicht gänzlich gleichzusetzen. Beruhen Wundheilungsstörungen auf einer mangelnden Versorgung mit „Xue“ (auch: Blut), setzt man in der TCM sowohl Arzneimittel ein, die das Blut stützen wie auch solche, die die Bewegung des Blutes fördern. Zu den Blut stützenden oder Blut aufbauenden Heilkräutern gehören beispielsweise die chinesische Engelwurz (r. angelicae sinensis), die weisse Pfingstrosenwurzel (r. paeoniae lactiflora) oder die vielblütige Knöterichwurzel (r. polygoni multiflori).

Liegt eine tatsächliche Blutarmut vor, die sich auch westlich im Blutbild z. B. durch Abfall des Hämoglobinwertes zeigt, lässt sich diese häufig aus einer Kombination von chinesischer Engelwurz (r. angelicae sin.) mit Tragantwurzel (r. astragali) behandeln.

Häufig werden diese Blut aufbauenden Heilkräuter mit Blut bewegenden kombiniert. Hier sind besonders zu nennen: Sezuan-Liebstöckel (rh. ligustici chuanxiong), Rotwurzelsalbei-Wurzel (r. salviae milthiorrhizae) und Spatholobusstängel (caulis spatholobi).

Ist die Haut bereits verheilt, aber liegen noch Pigmentstörungen vor, oder kam es nach stumpfen Traumata zu blauen Flecken (Hämatomen), sind solche Blut bewegenden Kräuter sehr wirkungsvoll. Sie werden häufig in Kombinationen von 5 bis 10 Einzelkräutern äusserlich in Form von Salben oder Ölen eingesetzt.

Schlechte Wundheilung durch Infektionen

Bakterielle Infektionen machen eine effektive und schnelle Wundheilung oft sehr schwierig. Eine Möglichkeit, Infektionen dieser Art zu bekämpfen, sind Antibiotika – lokal zur äusserlichen Anwendung, systemisch zur innerlichen Einnahme oder per Infusion.

Einige Erreger jedoch, vor allem solche, die man im Krankenhaus „erwerben“ kann, hatten schon über lange Zeit Kontakt mit Antibiotika und somit die Möglichkeit, Resistenzmechanismen aufzubauen. Infolgedessen wirken Antibiotika hier nicht mehr. Beispiele für antibiotikaresistente Erreger sind MRSA (Methicillin resistente Staphylokokkus-aureus-Stämme) oder ORSA (Oxacillin resistente Staphylokokkus-aureus-Stämme). Solche Bakterien sondern Giftstoffe, sogenannte Toxine ab, welche die Wundheilung stören.

Sowohl gegen bakterielle als auch gegen virale Infektionen gibt es in der chinesischen Materia medica (Arzneimittellehre) Substanzen, die effektiv eingesetzt werden können. Auch wenn hier Einzelsubstanzen genannt werden, so finden diese in der Traditionellen Chinesischen Medizin fast immer in einer komplexen Rezeptur Anwendung.

Chinesische Arzneimittel mit antibakteriellen oder antiviralen Eigenschaften sind beispielsweise:

Japanische Geissblattblüten (flos lonicerae), Forsythienfrüchte (fr. forsythiae), mongolisches Löwenzahnkraut (h. taraxaci), Veilchenkraut (h. violae), Täschelkraut (h. patriniae), Portulak (h. portulacae), chinesische Anemonenwurzel (r. pulsatillae), Sargentodoxa-Stängel (caulis sargentodoxae), Färberwaidwurzel (r. isatidis), Färberwaidblätter (fol. isatidis), Indigo (ebenfalls aus dem Färberwaid gewonnen), schwarzer Nachtschatten (h. solani) und viele mehr.

Schlechte Wundheilung durch Schwäche

Aus Sicht der TCM können Wundheilungsstörungen auch durch eine Schwäche von Blut (ein Teil des Yin), eine Schwäche von Yin, eine Schwäche von Qi („Lebensenergie”, ein Teil des Yang) oder auch durch eine Schwäche von Yang bedingt sein. Bei entsprechenden Patienten ist es wichtig, stützende Heilkräuter auszuwählen.

Patienten mit einer Schwäche des Blutes klagen häufig über Schlafstörungen, Müdigkeit, Konzentrationsmangel, gelegentlich über ein Taubheitsgefühl oder über eine steife Muskulatur bei einem blassen, rissigen Zungenkörper. Hier sind die vielblütige Knöterichwurzel (r. polygoni multiflori), die chinesische Engelwurz (r. angelicae sinensis), der Spatholobusstängel (caulis spatholobi) oder die präparierte Rehmanniawurzel (r. rehmanniae praeparata) wirkungsvoll.

Bei Patienten mit Yin-Mangel wird nach dem betroffenen „Organ“ oder Funktionskreis unterschieden. So zeigen Patienten mit Leber-Yin-Mangel häufig trockene Augen oder eine unscharfe Sicht. Hier sind die weisse Pfingsrosenwurzel (r. paeoniae lactiflorae) oder Bocksdornfrüchte (fr. lycii) wirkungsvoll. Die Leber regiert die Muskeln und Sehnen, so dass die genannten Substanzen aufbauend und stützend auf diese Gewebe wirken.

Patienten mit einem Lungen-Yin-Mangel klagen oft über trockenen Husten oder trockene Nase. Hier werden Schlangenbartwurzel (r. ophiopogonis), Glehniawurzel (r. glehniae) oder frische Rehmanniawurzel (r. rehmanniae viride) eingesetzt. Die Lungen regieren die Haut, so dass über eine Stützung des Lungen-Yin auch die Haut und deren Heilung gefördert werden kann.

Einen Mangel von Blut oder Yin kann man als Mangel an Säften übersetzen. D. h. all die genannten Arzneimittel haben eine befeuchtende Wirkung auf den Körper.

Während bei einem Blut- oder Yin-Mangel die Körperstruktur von der Schwäche betroffen ist, besteht bei einem Qi- oder Yang-Mangel die Schwäche im energetischen Zustand des Patienten. Bei einem Qi-Mangel leiden die Patienten häufig unter Müdigkeit, gelegentlich unter Verdauungsstörungen, Erkältungsanfälligkeit und sind leicht kurzatmig. Hier sind besonders Ginsengwurzel (r. ginseng), Tragantwurzel (r. astragali) oder Yamswurzelknollen (rh. dioscoreae oppositae) wirksam.

Kommt zu den o. g. Beschwerden noch ein tiefes Kältegefühl hinzu, ist auch von einem Yang-Mangel auszugehen. Als Arzneimittel zu nennen sind hier der Cibotiumwurzelstock (rh. cibotii), die chinesische Guttapercharinde (c. eucommiae), das Elfenblumkraut (h. epimedii) oder der Bockshornkleesamen (sem. trigonellae).

Aus der Gruppe der Yang-stützenden Heilkräuter kommen auch der Drynariawurzelstock (rh. drynariae) und die chinesische Kardenwurzel (r. dipsaci) in Frage, die sehr effektiv die Knochenheilung fördern, aber auch bei Osteoporose eingesetzt werden.

Besondere Beschwerden: Schwellungen und Ulcera

Bei Schwellungen nach Verletzungen werden die Notoginsengwurzel (r. notoginseng), Rundkolbenpollen (pollen typhae) oder Ophicalcitum (ein hauptsächlich aus Calciumcarbonat bestehendes Gestein) eingesetzt.

Effektiv bei Ulcera wie z. B. einem offenen Bein bei Diabetes mellitus oder infolge von Durchblutungsstörungen sind die Bletillaknolle (rh. bletillae), die Wiesenknopfwurzel (r. sanguisorbae) oder das Kratzdistelkraut (h. cirsii). Im Falle von Ulcera spielt auch häufig der Krankheitsfaktor „Feuchtigkeit“ eine wichtige Rolle. Typischerweise findet man Beschwerden durch „Feuchtigkeit“ eher „unten“ am Körper, also an den Beinen und Füssen. Patienten zeigen ferner meist eine gedunsene Zunge mit Zahneindrücken, evtl. auch einem dicken Zungenbelag und einen schlüpfrigen Puls.

Kräuter-Rezept für einen wundheilungsfördernden Tee

Eine Beispielrezeptur zur innerlichen Anwendung für Patienten, deren Geschwür (Ulcus) aus einer Schwäche des Qi entstanden ist und bei denen „Feuchtigkeit“ als Krankheitsfaktor beteiligt ist, lautet:

  1. Ginsengwurzel (r. ginseng) 3 g
  2. Atractylodiswurzelstock (rh. atractylodis macrocephalae) 6 g
  3. Kokospilz (poria) 6 g
  4. Süssholzwurzel in Honig geröstet (r. glycyrrhizae tostae) 3 g
  5. Korkbaumrinde (c. phellodendri) 9 g
  6. Speichelkrautwurzelstock (rh. atractylodis) 6 g

Zubereitung:

Die chinesischen Heilkräuter werden in kaltem Wasser eingeweicht (mind. 1 Stunde) und im Anschluss im Einweichwasser etwa 30 Minuten mit Deckel ausgekocht und abgegossen. Den Absud nimmt man dann täglich warm ein. Die o. g. Dosen entsprechen hierbei Tagesdosen.

Vereinfacht gesagt stützen die ersten 4 Arzneien das Qi, die beiden letzten leiten „Feuchtigkeit“ aus.

Kräuter-Rezept für ein wundheilungsförderndes Pflaster

Äusserlich als Pflaster wird beispielsweise folgende Rezeptur angewendet:

  1. Gebirgsangelikawurzel (r. notopterygii) 6g
  2. Bärenklauwurzel (r. angelicae pubescentis) 6g
  3. Chinesische Engelwurz (r. angelicae sinensis) 6g
  4. Mineralisierte Knochen (os draconis) 6g

Wichtiger Hinweis: Bitte beachten Sie, dass es sich hier nur um Beispielrezepturen handelt. Zur individuell passenden (d. h. hilfreichen und nicht schädigenden) Behandlung ist in jedem Fall eine vorherige ärztliche Diagnose bei einem TCM-Arzt notwendig. Die Rezepturen eignen sich also nicht zur Selbstbehandlung.

Moxibustion

Fühlen sich Haut und Gewebe im Bereich des Geschwürs (Ulcus) kalt an, so kann man mit Moxibustion ( getrocknetem Beifuss ) dieses Gewebe wieder erwärmen. Dazu legt man eine Ingwerscheibe auf die Haut und setzt auf diese einen Kegel aus Moxakraut. Man lässt je nach Zustand 1-3 Moxakegel pro Tag abbrennen, bis sich das Gewebe wieder warm anfühlt. Hierbei ist selbstverständlich grösste Vorsicht zu wahren, um dem Patienten keine Verbrennungen zuzufügen.

Wie sich die Therapie für den einzelnen Patienten gestaltet, ergibt sich selbstverständlich aus den Informationen, die der Arzt im Gespräch und aus Zungen- und Pulsdiagnose erhält. Ausserdem sind das genaue Aussehen der Wunde sowie deren Ränder und Temperatur entscheidend für die Auswahl der Heilkräuter. Ich hoffe, dieser Artikel konnte einen Einblick in die vielfältigen Möglichkeiten bieten, wie sich mit den Arzneimitteln der Traditionellen Chinesischen Medizin die Heilung von Haut, Weichteilen und Knochen fördern lässt.

Autorin dieses Artikels ist: Dr. med. Katrin Schumacher, Ärztin und Certified Physician of Chinese Medicine (CPC)

Weitere Infos über TCM erhalten Sie hier:

  1. TCM Saarland (Dr. med. Katrin Schumacher)
  2. TCM Dermatologie (Dr. med. Katrin Schumacher)

Hinweis: Frau Dr. med. Schumacher kann weder telefonisch noch per E-Mail Beratungen durchführen oder Therapieempfehlungen geben. Bitte sehen Sie daher von entsprechenden Anfragen ab.

Anmerkung Zentrum der Gesundheit: Wir, das Zentrum der Gesundheit, empfehlen die TCM ausdrücklich nur dann, wenn definitiv keine TCM-Arzneien verwendet werden, die aus tierquälerischer Haltung stammen (z. B. Bärengalle), zu deren Herstellung Tiere getötet werden oder die mit dem Artenschutzgesetz in Konflikt kommen.

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Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel wurde auf Grundlage (zur Zeit der Veröffentlichung) aktueller Studien verfasst und von MedizinerInnen geprüft, darf aber nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung genutzt werden, ersetzt also nicht den Besuch bei Ihrem Arzt. Besprechen Sie daher jede Massnahme (ob aus diesem oder einem anderen unserer Artikel) immer zuerst mit Ihrem Arzt.