Schwaches Herz lässt Gehirn schneller altern
Das Wissenschaftlerteam um Dr. Angela Jefferson bewertete in einer im Circulation Journal (1) veröffentlichten Studie 1500 Menschen und fand heraus, dass das Gehirn während des Alterungsprozesses fit bleiben könne, wenn nur das Herz in optimaler Verfassung sei. Bei Menschen aber, deren Blutfluss durch eine schlechte Herzfunktion eingeschränkt sei, altere das Hirn schneller – und zwar um (schätzungsweise) durchschnittlich zwei Jahre.
Schwaches Herz auch bei Menschen ohne Symptome möglich
Bei Dr. Jeffersons Studie wurden nicht nur ältere Menschen mit Herzerkrankungen untersucht, sondern auch Menschen zwischen 30 und 40 Jahren, die keinerlei Anzeichen von Herzproblemen zeigten. In beiden Gruppen jedoch fanden die Wissenschaftler Personen, die eine unterdurchschnittliche Herzleistung zeigten und deren Gehirn daher auch einem schnelleren Alterungsprozess unterliege als das bei Personen mit gesunder Herzfrequenz der Fall sei.
Schwache Herzleistung reduziert das Gehirnvolumen
Bei den Teilnehmern unserer Studie handelt es sich um größtenteils gesunde Menschen. Nur eine sehr kleine Anzahl leidet an Herzerkrankungen. Die Beobachtung, dass dennoch fast ein Drittel aller Teilnehmer einen niedrigen Herzindex hat, ist beunruhigend, da ein niedriger Herzindex immer mit einem geringeren Gehirnvolumen zusammenhängt,
erklärte Dr. Angela Jefferson. Allerdings zeigten diejenigen Teilnehmer mit einem geringeren Gehirnvolumen (was mittels Kernspintomographie festgestellt wurde) noch keine klinischen Symptome einer reduzierten Gehirnfunktion.
Noch wissen die Forscher nicht, warum eine reduzierte Herzleistung zu einem beschleunigten Altern des Gehirns führe, aber dass es definitiv einen Zusammenhang zwischen Gehirn- und Herzgesundheit gäbe, sei offensichtlich. Eine mögliche Erklärung für diesen Zusammenhang könnte sein, dass die schwache Herzleistung zu einem geringeren Blutfluss ins Gehirn führe. Folglich werde das Gehirngewebe weniger als notwendig mit Sauerstoff und Nährstoffen beliefert und werde daher langsam aber sicher abgebaut.
Führt schwache Herzleistung automatisch zu Demenz?
Das Forscherteam wies darauf hin, dass noch weitere Studien durchgeführt werden müssten, bevor erkennbar sein würde, ob Neurodegeneration(3) und Demenzerkrankungen immer als Folgen eines Schrumpfprozesses des Gehirns aufgrund einer mangelnden Herzfunktion auftreten würden oder ob sich diese Krankheiten unabhängig vom Zustand des Herzens entwickelten. Allerdings sei der Schrumpfprozess (Atrophie) im Gehirn ein deutlicher Hinweis dafür, dass irgendetwas falsch laufe. Werde die Atrophie stärker, führe das unweigerlich zu Demenz.
Hart, aber möglich
Wer bis zur endgültigen Klärung der Zusammenhänge vorsichtshalber sein Herz aufgrund eines niedrigen Herzindexes auf Vordermann bringen möchte, müsse – laut den Wissenschaftlern – hart trainieren, da der Herzindex einer Person von äußeren Einflüssen ziemlich unbeeindruckt bleibe und sich nur schwer verändern lasse. Okay, es soll hart sein, aber nicht unmöglich und das ist das Wichtigste. Lesen Sie auch: Vitamin C schützt das Herz
Fussnoten
(1)Circulation Journal: Weltweit sehr angesehene medizinische Fachzeitschrift, die von der AHA (American Heart Association) herausgegeben wird. (2)Herzindex: Der Herzindex (HI), auch engl. cardiac index (CI), ist ein Parameter zur Beurteilung der Herzleistung und berechnet sich aus der Blutmenge (in Liter), die das Herz pro Minute relativ zur Körperoberfläche pumpt. (3)Neurodegeneration: langsam fortschreitende Erkrankung des Nervensystems mit Zerstörung von Nervenzellen, was in Bewegungs- oder Demenzstörungen resultieren kann