Narzissmus: Jeder Mensch trägt narzisstische Anteile in sich
Der Begriff Narzissmus wird häufig als Beleidigung für selbstverliebte Menschen verwendet oder mit krankhaften Ausprägungen in Verbindung gebracht. Tatsächlich bezieht sich die Bezeichnung lediglich auf den Selbstwert und die Selbstliebe und betrifft daher jeden von uns. Jeder Mensch hat das Bedürfnis, seinen Selbstwert zu erhöhen (z. B. durch Lob anderer) und trägt daher narzisstische Anteile in sich.
Krankhafter Narzissmus (narzisstische Persönlichtkeitsstörung) dagegen zeichnet sich durch ein instabiles oder fehlendes Selbstwertgefühl aus. Menschen mit stabilem Selbstwertgefühl sind in der Lage, Kritik von Mitmenschen durch Beschwichtigungen wie „Ist nicht so schlimm, ich bin trotzdem liebenswert“ auszugleichen.
Der Narzisst jedoch kann den Selbstwert nicht aus eigener Kraft ins Gleichgewicht bringen und braucht daher ständig Bestätigung von außen. So schwankt dieser ständig zwischen einem Gefühl der Grandiosität, wenn er Lob erfährt, und der Minderwertigkeit, wenn die Anerkennung ausbleibt ( 1 ).
Woran Sie krankhaften Narzissmus erkennen
Ein Narzisst zeichnet sich dadurch aus, alles aus der Ich-Perspektive zu sehen. Nur seine Meinung, seine Empfindungen und seine Gedanken, die er für einzigartig und außergewöhnlich hält, sind interessant für ihn, während andere Menschen keinen Wert für ihn haben; es sei denn, sie dienen seinen Interessen und seiner Beweihräucherung.
All jene Gebiete, in denen der Betroffene nicht großartig ist, werden ausgeblendet. Dazu zählen auch persönliches Scheitern, eigene Fehler und Schuld. Oder er schafft es, sogar diese Defizite als etwas ganz Besonderes darzustellen. Aus einem chronisch erfolg- und arbeitslosen Narzissten wird auf diese Weise schnell ein "cooler Lebenskünstler".
Wirkliche Emotionen wie Freude, Trauer, Mitleid und besonders Liebe sind ihm fremd. Daher fehlt ihm auch die Fähigkeit, die Gefühle seines Gegenübers nachzuempfinden. Vielmehr ist er süchtig nach Zuwendung, Anerkennung und Bewunderung von anderen und kann, wie jeder Süchtige, nie genug bekommen von seiner Droge. Er ist also nicht, wie häufig gesagt wird, selbstverliebt, sondern selbstsüchtig.
Ein weiteres Merkmal der narzisstischen Persönlichkeit ist die ständige Entwertung und Kränkung seiner Mitmenschen. Das Spannende dabei ist: So unsensibel er für die Gefühle anderer Menschen ist, so empfindlich ist er bei sich selbst. Jede andere Meinung oder konstruktive Kritik kann sich als Katastrophe erweisen und wird auch nicht mehr verziehen (* 2).
Hinweis: Wir konzentrieren uns in diesem Artikel auf Narzissmus in Lebenspartnerschaften. Doch kann man natürlich auch bei der Arbeit von entsprechend veranlagten Menschen umgeben sein (Kollegen, Chef), im Freundes- und Bekanntenkreis oder in der Familie (Mutter, Vater, Geschwister etc.). Auch wählen wir (der Einfachheit und besseren Lesbarkeit wegen) meist die männliche Form, obwohl natürlich auch Frauen narzisstisch veranlagt sein können.
Anfangs ist ein Narzisst schwer erkennbar
Am Anfang einer Beziehung ist ein Narzisst oft schwer zu erkennen (zumindest für entsprechend unerfahrene Menschen), da er extrem charismatisch ist. Er zeigt sich selbstbewusst und charmant und kann im Gespräch auch sehr einfühlsam und interessiert wirken. Die Kennenlernphase ist typischerweise gekennzeichnet durch das sogenannte „Love Bombing“- der Partner wird mit Zuneigung und Wertschätzung regelrecht „bombardiert“.
Doch diese übermäßigen Liebesbeweise halten nur solange an, wie das Gegenüber sich so verhält, wie es den Vorstellungen des Narzissten entspricht. So kann selbst eine andere Meinung des Partners die heile, rosafarbene Welt zerstören und zu verbalen oder körperlichen Attacken führen und dazu, dass sich der Narzisst zurückzieht, den Partner also mit Liebesentzug bestraft, nicht mehr spricht etc. - bis das Gegenüber dann schließlich fast schon auf Knien angekrochen kommt und selbst das nützt oft nichts ( 3 ) ( 4 ).
7 Anzeichen, die auf einen narzisstischen Partner hinweisen können
Die Beziehungsberaterin und Narzissmus-Expertin Mag. Sabine Weiss berichtet aus langjähriger Praxiserfahrung über Warnzeichen, die auf einen narzisstischen Partner in einer Beziehung hinweisen können ( 5 ) (Beispiele sind oft Ergänzungen der Autorin bzw. der ZDG-Redaktion; die Punkte 7 und 8 stammen vollständig aus der ZDG-Redaktion):
1. Große Bewunderung für den Narzissten, wenig Anerkennung für Sie
Ein typisches Merkmal für Narzissmus ist das Messen mit zweierlei Maß. Der Narzisst erwartet großen Applaus und Bewunderung für alles, was er leistet. Dazu zählen selbst alltägliche und selbstverständliche Tätigkeiten wie etwa das Raustragen des Mülleimers.
Umgekehrt zeigt Ihr Partner für Ihre Erfolge nur wenig Bewunderung und kommentiert diese häufig auch noch herablassend. Sie haben Ihr Studium abgeschlossen? Einen tollen Job ergattert? Ein Kind geboren? Wie schön, muss da jetzt so ein Theater drum gemacht werden? Er aber war heute mit dem Hund draußen, was bitteschön gebührend gefeiert werden sollte.
2. Die Beziehung dreht sich nur um den Narzissten
Wenn Ihr Partner von Narzissmus betroffen ist, interessiert er sich kaum für Ihr Leben, Ihre Gefühle oder dafür, was Sie gerade beschäftigt. Sie sind krank oder haben Probleme im Job und möchten ihm das gerne erzählen? Er ist bestimmt kränker und hat viel mehr Probleme als Sie. Egal, über welches Thema Sie mit ihm reden wollen, in Kürze steht wieder ER im Mittelpunkt.
Während Sie also mit Migräne die Kinder in Kita und Schule bringen, erwartet er wegen eines (nicht erkennbaren) Schnupfens, von Ihnen gepflegt und umsorgt zu werden.
3. Der Narzisst muss stets im Mittelpunkt stehen
Durch sein selbstbewusstes Auftreten und seine charismatische Ausstrahlung steht der Narzisst auf jeder Feier oder auch im Betrieb im Mittelpunkt und weiß andere Menschen mit seinem Charme und seinen kreativen Geschichten zu beeindrucken.
Auch wenn es um Erfolge geht, möchte er der Held sein und betont sehr gerne, alles alleine geschafft zu haben. Wenn etwas nicht so gut läuft oder ein Fehler gemacht wurde, egal ob es den Job oder die Beziehung betrifft, wird die Schuld schnell von sich gewiesen. Denn der Narzisst macht keine Fehler! So denkt er zumindest. Das jeweilige "Umfeld" ist für sein Scheitern verantwortlich (wozu durchaus auch Sie gehören können, auch wenn Sie ihn nach allen Kräften unterstützt hatten), die Lebensumstände, die politische Lage oder gerne auch "das System".
Zwar gibt es auch Narzissten, die den Partner vor anderen abwertend behandeln („Politik ist nicht gerade ihre Stärke - nicht wahr Schatz?“), doch kann es auch umgekehrt sein, dass der psychisch Kranke vor anderen den zuvorkommenden und liebevollen Partner mimt, so dass Ihre Freunde und Bekannten Ihnen gar nicht glauben, wenn Sie von Narzissmus sprechen und ihnen Ihr Herz über seine Machenschaften ausschütten. („Aber Uli ist doch ein Traumpartner! Bist du dir sicher, dass er das so gemeint hat?“)
4. An Problemen in der Beziehung sind Sie schuld
Sind Sie unzufrieden oder unglücklich in Ihrer Beziehung, ist sicher nicht der Narzisst daran schuld, sondern Sie! Denn er tut (aus seiner Sicht) schließlich sein Bestes und versucht, Ihnen doch immer alles recht zu machen. Ja, Sie müssten ihm im Grunde täglich dankbar dafür sein, dass Sie ihn als Partner haben "dürfen".
Er versteht es, Sie so zu manipulieren und gezielt zu verunsichern (auch genannt als „Gaslighting“), dass Sie tatsächlich beginnen, den Fehler bei sich zu suchen, mit den Sätzen wie:
- „Du bist so empfindlich, arbeite doch mal an dir, damit du nicht gleich so hysterisch wirst“
- „Du weißt schon, dass du hier das Problem bist, nicht ich?“
- „Das bildest du dir alles nur ein, das habe ich nie gesagt"
- „Natürlich habe ich das gesagt, aber überleg auch mal, warum", womit er Ihnen mitteilen möchte, dass Sie ihn zu diesem oder jenem überhaupt erst provoziert haben. (Es geht dann weiter mit "...und wenn du es dann weißt, können wir gern weiter reden, vorher aber sicher nicht." und wenn Sie fast wahnsinnig und dabei auch mal laut werden, belehrt er Sie, dass Kommunikation in dieser Lautstärke unter seinem Niveau sei.
5. Ein Narzisst ist unfähig, sich zu entschuldigen
Ein weiteres Merkmal ist, wenn keine Fehler eingestanden werden können. Ein Narzisst kann dies nicht und entschuldigt sich daher so gut wie nie und wenn doch, so nur aus strategischen Gründen; sei es, dass er sich dadurch einen Vorteil erhofft oder der Partner ihm droht, zu entgleiten. Hat Ihr Partner Sie betrogen, entschuldigt er sich zwar, aber höchstens einmal. Das muss dann auch wirklich genug sein.
Denn im Grunde waren Sie schuld daran, dass er bei einer/m anderen Trost suchen musste. Sie hatten ja kaum noch Zeit für ihn (weil Sie all das tun (Haushalt, Kinder, Kochen, Haustiere, Familienfeste organisieren – natürlich neben Ihrem Job), wozu er „einfach nicht kommt“). Auch entsprechen Sie evtl. nicht mehr seinen Vorstellungen einer attraktiven Frau.
Sie sind also aufgrund seines Psychoterrors nur noch ein Schatten Ihrer selbst, leiden an Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust, an Nervosität und sind drauf und dran, in eine Depression zu rutschen - und dürfen sich dann anhören: "Schau dich mal an, wie du aussiehst. Du lässt dich in letzter Zeit so gehen. Ist ja kein Wunder, dass Mann sich da anderweitig umsehen muss."
Allerdings kann es auch anders herum sein. Sie wissen, dass Sie gerade alles andere als gut aussehen und sind am Ende mit den Nerven. Da findet er Sie "total hübsch". Wenn Sie jedoch wieder eine gute Phase haben, vielleicht bei einem Seminar Kraft getankt haben oder auch mit Freundinnen einen schönen Abend hatten, fröhlich sind und TATSÄCHLICH toll aussehen, schaut er Sie schief an und meint: "Was ist mit dir? Du siehst irgendwie so faltig aus."
6. Sie bekommen kaum Unterstützung von Ihrem Partner
Narzissmus zeigt sich auch darin, dass der Betroffene Sie zwar unterstützt, zumindest verbal, solange er das Sagen und die Kontrolle hat. Sie möchten Ihren Hobbys intensiver nachgehen? Das ist völlig in Ordnung für ihn, solange ER seine Komfortzone nicht verlassen muss, also im Alltag auf nichts verzichten muss.
Wenn es um Karriere geht und Sie möglicherweise mehr verdienen als er, geht das für einen Narzissten häufig zu weit. Zudem ist es sehr schwer, über seine Zeit zu verfügen, wenn sie Unterstützung benötigen; sei es im Haushalt oder bei den Kindern. Umgekehrt müssen Sie immer zur Stelle sein und Rücksicht auf ihn nehmen, wenn er Sie braucht oder seine Pläne verwirklichen möchte.
Tut er doch einmal etwas für Sie (er holt Sie beispielsweise von der Arbeit ab, weil Ihr Auto in der Werkstatt ist), dann wird ausführlich berichtet, wie viel Stress das jetzt für ihn war, wie viele Termine er deshalb umlegen musste, wie kompliziert es für ihn nun sein wird, diese verlorene Stunde wieder reinzuholen usw. usf.
7. Ein Narzisst stichelt indirekt und verletzt Sie
Ein Anzeichen für Narzissmus ist auch, wenn Sie immer wieder durch subtile Sticheleien verletzt werden. Sie starten mit einem neuen Hobby. Sie gehen beispielsweise laufen und trainieren für Ihren ersten Marathon. Er wird es zunächst super finden und auch vor anderen vermeintlich stolz erklären "sie geht jetzt laufen und schafft 5 km auch schon in 25 Minuten".
Irgendwann aber, Sie denken an nichts Böses, kommen Sätze, wie "Unglaublich, dass sich Menschen einfach nicht für Politik und die wahren Hintergründe interessieren; stattdessen rennen sie zu irgendwelchen Lauftreffs. Naja, so sind die Menschen heute eben, dumm und für jede Ablenkung dankbar."
Hüten Sie sich auch, einem narzisstischen Partner Ihre Gefühle, Sorgen und Ängste anzuvertrauen. Vielleicht haben Sie ihm gesagt, dass Sie Angst vor einer Entlassung aus Firma xy haben oder auch davor, dass es zu einer atomaren Katastrophe kommen könnte. Erst wird er möglicherweise Verständnis heucheln.
Doch wiederum in einem ganz anderen, womöglich in einem sehr harmonischen Moment - gerne auch Wochen später - wenn Sie also gerade denken, wie schön es doch auch mit ihm sein kann, haut er einen Satz raus, wie "So langsam mache ich mir Sorgen, denn um xy steht es ja gar nicht gut, wie ich gehört habe. Ein Stellenabbau ist dort durchaus denkbar." Oder "Also ein atomarer Unfall ist ja gar nicht mehr so unwahrscheinlich, das kann im Grunde ganz schnell gehen."
Sie finden jemanden nicht so sympathisch oder sind vielleicht auch schon Opfer einer Intrige aus dem Kreis Ihrer Kollegen geworden? Ihr narzisstischer Partner weiß davon - und beginnt plötzlich immer öfter genau diese Person besonders toll zu finden. "Das hat die Lisa aber super gemacht, finde ich. Die Präsentation war unglaublich. Da hat sie wirklich ein Händchen." Oft werden an dieser Person auch Dinge gelobt, die gar nicht wirklich auf die Person passen und die Sie in Wirklichkeit sehr viel besser machen. Bei Ihnen aber wird die entsprechende Leistung ignoriert oder klein geredet.
Kommunikation ist mit Narzissten nicht möglich
Kommunikation ist mit narzisstischen Partnern nicht einfach, schon gar nicht, wenn es um Kritik am Narzissten geht. Elegant schafft er es, im Nu das eigentliche Thema zu verlassen und über etwas ganz anderes zu reden.
Sie hingegen versuchen stets, Ihre Kommunikationsfähigkeit zu optimieren, z. B. indem Sie Ich-Botschaften übermitteln, wie es immer so schön heißt. "Ich fühle mich ein wenig ausgenutzt, wenn ich nach der Arbeit auch noch den ganzen Haushalt machen muss, während du nach der Arbeit fast jeden Abend zum Sport gehst." Gerne kommt dann eine Erwiderung dieser Art: "Na, wenn du dich ausgenutzt fühlst, dann liegt das Problem wohl an dir und deinem Gefühl." Ich-Botschaften sind bei Narzissten also nicht unbedingt erfolgversprechend.
Es kann auch sein, dass ihm der "Rahmen" der Diskussion gerade nicht behagt. "Wenn du in dieser Tonlage mit mir sprichst, brauchst du nicht mit einer Antwort rechnen." (Ihre Tonlage kann durchaus ganz normal gewesen sein.) Oder: "Erst vermasselst du die Stimmung und dann stellst du auch noch Ansprüche!" (Die Stimmung haben Sie deshalb vermasselt, weil Sie keine freudigen Luftsprünge machten, als er 1,5 Stunden später als verabredet zu einem wichtigen Banktermin kam (wegen des Darlehens fürs Haus), der dadurch natürlich platzte, und Sie ihm nun das Versprechen abknöpfen wollten, beim nächsten Mal unbedingt pünktlich zu sein).
Narzissten können daraufhin stundenlang darüber diskutieren, wie Sie "ständig" für schlechte Stimmung sorgen oder in Diskussionen eine völlig falsche Tonlage an den Tag legen. Es ist jedoch nicht möglich, über das eigentliche Thema/Problem zu sprechen und dafür eine Lösung zu finden.
In Partnerschaften mit getrennten Haushalten (wenn Sie also noch nicht zusammen wohnen) und daher die üblichen Kommunikationswege (Whatsapp o. ä.) nutzen, dann sind die psychisch Kranken Meister darin, sich - gerade auch, wenn Sie dringend eine Antwort/Reaktion benötigen würden - tagelang gar nicht zu melden.
Wenn es Probleme gibt, die Sie gerne im Gespräch klären würden, dann werden Sie mit kurzen Nachrichten abgespeist, während Anrufe ignoriert werden. Um die Zermürbung noch vollständiger zu machen, können die Nachrichten auch so aussehen "Rufe dich um 20 Uhr an", Sie freuen sich oder sind zumindest erleichtert, dass ein Gespräch in Sicht ist. Dann aber wird es 20 Uhr, Sie warten, warten und warten. Es wird 21 Uhr und es wird 22 Uhr. Niemand meldet sich und niemand ist erreichbar.
Sie überlegen, ob Sie selbst narzisstisch veranlagt sind.
Sie informieren sich gerade über Narzissmus. Denn Sie überlegen, ob Ihr Partner (Ihre Partnerin oder jemand anderes aus Ihrer Familie oder Ihrem Bekanntenkreis) davon betroffen sein könnte. Dabei grübeln Sie aber auch, ob nicht vielleicht Sie selbst narzisstisch veranlagt sind, was übrigens fast immer ein Hinweis darauf ist, dass Sie es nicht sind, zumindest nicht in krankhafter Form. Ein Narzisst hingegen - falls er sich überhaupt über das Thema Gedanken macht - wird felsenfest davon überzeugt sein, dass ER auf gar keinen Fall betroffen ist.
Allerdings kann es sein, dass er all das, was in Artikeln, wie diesem steht (falls er ihn liest, z. B. weil Sie ihm den Artikel zeigen), für sich nutzen wird, z. B. in Gegenwart anderer Menschen ("Ich vermute fast, Caro ist Narzisstin. Du hast keine Ahnung, was bei uns zu Hause los ist und wie sie sich mir gegenüber verhält. Ich weiß nicht, wie lange ich das noch aushalte").
Ist eine Paartherapie sinnvoll?
Ihnen fällt keine andere Lösung mehr ein und Sie schlagen Ihrem Partner eine Paartherapie vor. Nur selten wird sich ein narzisstischer Mensch dazu bereit erklären. "Mach doch DU eine Therapie, vielleicht erkennst du dann, wo dein Problem liegt. Ich brauche sicher keine Therapie".
Falls er aber doch mitmacht, dann Vorsicht! Nicht selten wird sogar der eine oder andere Therapeut um den Finger gewickelt, manche Narzissten brechen beim Therapeuten plötzlich in Tränen aus, so dass sich der Therapeut im Nu auf der Seite Ihres Partners befindet und Sie das Gefühl haben, im falschen Film die Hauptrolle zu spielen.
Achten Sie bei der Wahl des Therapeuten also darauf, dass er in Sachen Narzissmus bewandert und erfahren ist und die Show Ihres Partners durchschaut.
Das ideale "Opfer"
Manch ein Leser mag nun denken: Wo ist das Problem? Wenn jemand so mit mir umgehen würde, würde ich die Beziehung umgehend beenden. Genau das wäre auch die beste Reaktion.
Der Co-Narzisst
Narzissten suchen sich aber meist sehr gezielt "ihre" Menschen aus - Menschen, die leicht zu sog. Co-Narzissten gemacht werden können; Menschen, die immer allen alles recht machen möchten, die gerne helfen und sich kümmern, Menschen, die schnell emotional abhängig werden, die vielleicht auch an Verlustängsten leiden und sich daher auch nur sehr schwer von einem Partner trennen können.
Auch Menschen, die sehr zurückgezogen leben, vielleicht hochsensibel sind und daher wenige soziale Kontakte haben, sind für Narzissten das ideale Opfer. Denn diese Menschen haben kaum jemanden, mit dem sie über ihre Beziehung reden können und merken daher auch erst spät, dass sie in der Falle des Narzissten sitzen - etwa wenn bereits Kinder da sind, eine finanzielle Abhängigkeit entstanden ist und die Trennung umso schwieriger wird.
Dasselbe gilt für chronisch kranke Menschen, die zunächst überglücklich sind, überhaupt noch jemanden gefunden zu haben, der sie trotz ihrer Krankheit "will". Genauso Menschen, die fremd in der Region oder im Land sind, die auch keine Verwandten in der Nähe haben und froh sind, wenn da jemand ist, der sich kümmert (zumindest in den ersten Wochen, bevor er/sie sein/ihr wahres Gesicht zeigt).
Vielleicht gehören Sie auch zu jenen Menschen, die schon von Ihren Eltern vorgelebt bekamen, dass eine Ehe/Partnerschaft ein Versprechen fürs Leben ist (bis dass der Tod euch scheidet) und man in guten wie in schlechten Zeiten zusammenhalten muss. (Möglicherweise gab es schon bei Ihren Eltern eine entsprechende Persönlichkeitsstörung.)
Mit schlechten Zeiten sind jedoch nicht Zeiten gemeint, in denen Sie dem Psychoterror Ihres Partners ausgesetzt bleiben müssen, sondern z. B. Zeiten, in denen ein Partner krank ist oder durch andere Umstände/Probleme im Alltag nicht mehr voll belastbar ist und Unterstützung benötigt.
Wie Sie sich vor Narzissmus schützen
Die Beziehung mit einem Narzissten ist im Allgemeinen sehr energieraubend und frustrierend. Nachfolgend finden Sie einige Tipps, wie Sie besser mit Ihrem Partner zurechtkommen und wann Sie lieber einen Schlussstrich ziehen sollten ( 6 ) ( 7 ) ( 8 ). Falls Sie nach Möglichkeiten suchen, mit Verletzungen des Narzissten umzugehen, lesen Sie am besten unseren Artikel Wie Sie Kränkungen Ihre Macht entziehen können.
Achten Sie auf die ersten Warnzeichen
Vor allem in der Kennenlernphase kann der Narzisst sehr charmant, interessiert und einfühlsam sein und sein Gegenüber leicht um den Finger wickeln. Versuchen Sie, auf Warnsignale zu achten und Ihrem Bauchgefühl zu vertrauen, wenn Ihnen etwas seltsam oder auch übertrieben vorkommt.
Seien Sie wachsam, wenn er/sie in seinen Erzählungen die Schuld für gescheiterte Beziehungen, für den fehlenden Kontakt zu den Kindern oder für das Ausbleiben des beruflichen Erfolgs immer auf andere schiebt. Wird Ihnen mit schmeichelnden Aussagen wie „Alle haben mich ausgenutzt, du bist die/der erste, bei dem/r alles anders ist! Du bist mein Engel, mein Retter!“ Honig ums Maul geschmiert? Je früher Sie die Zeichen erkennen, desto eher können Sie die Reißleine ziehen.
Entsprechend veranlagte Personen machen auch gerne überstürzte Heiratsanträge, obwohl man sich gerade mal 4 Wochen kennt. Sagen Sie keinesfalls "Ja" - heiraten können Sie in einem Jahr immer noch, wenn Sie sicher sein können, dass es doch kein Narzisst ist/war.
Stärken Sie Ihr Selbstbewusstsein
Ein starkes Selbstbewusstsein ist in einer von Narzissmus geprägten Welt unglaublich wichtig. Wenn die Problematik in der Partnerschaft vorkommt, natürlich umso mehr, damit Sie sich von Angriffen und Vorwürfen des Narzissten abgrenzen können.
Führen Sie sich daher immer wieder Ihre Stärken vor Augen und konzentrieren Sie sich darauf, was Sie können und was wunderbar an Ihnen ist, auch wenn Ihr Partner diese Dinge nicht als Stärken wahrnimmt und versucht, Sie zu verunsichern und abzuwerten.
Machen Sie jeden Tag etwas, das Ihnen guttut (z. B. einen Spaziergang, gehen Sie Tanzen (es gibt auch Solo-Tanzarten), zum Chor oder zum Sport) und pflegen Sie unbedingt Beziehungen zu Menschen, bei denen sie sich wohlfühlen und die Sie stärken und Ihnen zeigen, dass es auch noch ganz normale und liebevolle Menschen gibt.
Bleiben Sie sich selbst treu
Bei Narzissmus in der Partnerschaft oder auch am Arbeitsplatz sollten Sie nicht davor zurückscheuen, Ihre Meinung zu vertreten und Ihre Wünsche zu äußern, denn Schweigen bietet Narzissten eine gute Bühne für ihre Manipulationstricks. Sagen Sie Ihre Meinung auf respektvolle Weise.
Sie können dabei auch einmal den Spieß herumdrehen und seine narzisstischen Eigenschaften für sich nutzen, indem Sie ihm schmeicheln, um Ihr Ziel zu erreichen. Sie träumen schon lange von einem Urlaub im Campingbus?
Machen Sie ihm die Reise schmackhaft, indem Sie darauf hinweisen, dass er sich mit dem Geld, das er dadurch spart, endlich einen neuen Laptop kaufen könnte (falls Sie überhaupt noch mit ihm/ihr in den Urlaub fahren möchten, wenn Sie erst einmal erkannt haben, dass er/sie eine narzisstische Persönlichkeitsstörung hat. Oft aber dauert es insbesondere nach langen Beziehungen sehr lange, bis man tatsächlich stark genug ist, eine Trennung umzusetzen, so dass diese Tipps in der Übergangsphase hilfreich sein können).
Auch ein ernst gemeintes Kompliment könnte zielführend sein: „Mit deiner Kontaktfreudigkeit und deinem Charme lernen wir sicher tolle neue Leute kennen“. Auch wenn Sie Abwertungen oder eine Szene riskieren, wird es für Ihr Wohlbefinden besser sein, ihm die Stirn zu bieten und sich nicht klein machen zu lassen.
Lassen Sie keinen Keil zwischen sich und die Menschen, die Ihnen wichtig sind, treiben. Für den Narzissten ist das Teil seiner Isolationsstrategie, denn je weniger soziale Ansprache Sie haben, desto eher spielen Sie mit, wenn dieser Sie durch Verunsicherung, Lügen, Schuldgefühle oder Entziehen seiner Zuwendung zu manipulieren versucht. Also macht er Ihre liebsten Freunde schlecht und scheut auch keine Intrigen, um Ihnen vorzugaukeln, Freunde oder auch enge Familienmitglieder seien schlecht für Sie. Bleiben Sie sich treu und pflegen Sie Kontakte, die Ihnen guttun.
Sprechen Sie darüber
Häufig schafft es der Narzisst, seinen Partner so zu verunsichern, dass dieser sich selbst nicht mehr sicher ist, ob nicht er das Problem in der Beziehung darstellt und möglicherweise zu empfindlich, anspruchsvoll oder unzufrieden ist. Ein außenstehender Mensch kann hier wieder für mehr Klarheit sorgen. Sprechen Sie daher mit vertrauten Menschen über Ihre Narzissmus-Erfahrungen.
Zeigen Sie Ihre Grenzen klar auf
Der Narzisst tendiert dazu, seinen Partner zu vereinnahmen und als sein Eigentum zu betrachten. Dieser hat so zu funktionieren, wie es seinen Vorstellungen entspricht. Auch werden seine Vorhaben für wichtiger gehalten als die des Partners.
Wenn Sie daher entsprechende Anzeichen bei Ihrem Partner oder anderen Menschen in Ihrem nahen Umfeld feststellen, zeigen Sie Ihre Grenzen klar auf und bestehen Sie darauf, dass auch Ihre Pläne umgesetzt werden und Ihre Bedürfnisse nicht zu kurz kommen; sei es ein Urlaub mit Freunden oder eine Ausbildung, die Sie schon lange absolvieren möchten.
Lösen Sie sich aus einer krankmachenden Beziehung
Merken Sie, dass Sie Opfer von Narzissmus geworden sind und Ihnen Ihr Partner nicht guttut, Ihre Bedürfnisse in der Beziehung untergehen und nicht ernst genommen werden, obwohl sie schon oft versucht haben, mit ihm darüber zu sprechen? Ist Ihr Partner nicht bereit, an der Beziehung zu arbeiten? Dann bringen Sie sich selbst in Sicherheit und lösen Sie sich von diesem Menschen!
Häufig ist es hilfreich, Unterstützung in Anspruch zu nehmen, da sich die Trennung von einem Narzissten als herausfordernd erweisen kann. Suchen Sie dazu beispielsweise einen Psychologen, einen Psychotherapeuten oder eine Selbsthilfegruppe für Opfer von Narzissmus auf.
Wie die Trennung von einem Narzissten gelingt
Hier ein paar Tipps, wie Ihnen die Trennung leichter fallen kann ( 9 ):
- Eignen Sie sich Wissen über Narzissmus an, um sich über entsprechende Verhaltensmuster bewusst zu werden und machen Sie sich klar, dass die Schuldgefühle, die Ihnen gemacht werden, nicht bedeuten, dass auch tatsächlich Sie schuld sind!
- Schreiben Sie eine Liste mit all den negativen Erfahrungen in Ihrer Beziehung; seien es Abwertungen, kränkende Aussagen oder auch Urlaube oder Feiern oder Festtage zerstört wurden.
- Schreiben Sie eine zweite Liste mit Ihren Wünschen für eine gesunde Beziehung in der Zukunft (z. B. „Ich wünsche mir eine Beziehung auf Augenhöhe“). Führen Sie sich durch diese beiden Listen immer wieder vor Augen (besonders wenn Sie plötzlich wieder Sehnsucht nach ihm bekommen), dass die negativen Punkte in einer Beziehung nichts verloren haben und dass sich die positive Liste nicht mit einem Narzissten verwirklichen lässt.
- Brechen Sie den Kontakt zu ihm oder ihr ganz ab. Wenn Kinder da sind, reduzieren Sie den Kontakt aufs Wesentliche. Besprechen Sie nur Organisatorisches. Lassen Sie sich nicht auf Diskussionen über Ihre Beziehung ein. Glauben Sie nicht seinen Versprechungen, alles werde anders, wenn Sie nur wieder zurückkommen.
- Schaffen Sie sich ein positives Umfeld mit verlässlichen, ehrlichen Menschen, die Sie stärken.
- Widmen Sie sich Dingen, die Ihnen guttun und die Sie erfüllen; dies kann z. B. Sport, ein Waldspaziergang oder ein Kinobesuch mit einem lieben Freund sein.
- Da Narzissten ihre Partner im Allgemeinen nicht gehen lassen möchten und durchaus auch zum Stalken oder körperlicher Gewalt neigen können, planen Sie in diesen Fällen Ihre Trennung sorgfältig und mit Hilfe von Fachleuten. Scheuen Sie bei Gefahr auch nicht, ein polizeiliches Kontaktverbot zu erwirken.
- Achten Sie künftig auf die allerersten Anzeichen, damit Sie nicht erneut in eine narzisstische Beziehung rutschen.
Stärken Sie Ihr Immunsystem
Ständige Kränkungen und Kritik durch Narzissten können zur Schwächung des Immunsystems führen und körperliche sowie psychische Erkrankungen begünstigen. (Man hat gar keine Energie mehr, sich um sich und seine Gesundheit zu kümmern). Achten Sie daher ab sofort wieder darauf, Ihren Körper zu unterstützen; sei es durch ausreichend Schlaf, Bewegung, Zeit in der Natur oder gesunde Ernährung.
Lassen Sie nicht zu, dass ein Mensch, dem Sie völlig egal sind und der Sie nur für seine Zwecke nutzt(e), Ihre Gesundheit ruiniert! Weitere hilfreiche Tipps finden Sie in unserem Artikel So stärken Sie Ihr Immunsystem.
Update 21.2.2023
Wir haben den Artikel mit dem Abschnitt "7 Anzeichen" ergänzt.