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Intelligenz: Ist der IQ Test sinnvoll oder sinnlos?

Seit es den IQ Test gibt, wird immer wieder über dessen Sinn und Unsinn diskutiert. Ist es sinnvoll, Menschen mit Hilfe des Tests zu vergleichen und zu kategorisieren? Ist es richtig, den Menschen anhand seiner Intelligenz zu bemessen? Zumal die Intelligenz nach wie vor nicht eindeutig definiert werden kann.

Fachärztliche Prüfung: Gert Dorschner
Aktualisiert: 26 Mai 2023

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Der IQ Test: Mit IQ 130 hochbegabt

Erreicht man beim IQ Test (IQ = Intelligenzquotient) zwischen 90 und 110 Punkte, gehört man – wie die Mehrheit aller Menschen – zu jener Gruppe mit "durchschnittlicher Intelligenz". Wer bei einem Intelligenztest ein Ergebnis unter den "magischen" 90 Punkten erzielt, dem wird ein sogenannter "Intelligenzmangel" bescheinigt. Pendelt sich das Testergebnis bei mehr als 130 Punkten ein, spricht man von einer Hochbegabung oder gar einem "Genie".

Doch was bedeutet es im täglichen Leben, wenn man beim IQ Test ein Resultat von mehr als 130 Punkten erzielt? Statistiken zeigen, dass Personen mit diesem IQ zu mehr als 75 Prozent überdurchschnittliche Erfolge in der Schule und im Berufsleben vorweisen können. Für Personen mit "Intelligenzmangel" stehen die Chancen hingegen nicht so gut. Maximal 20 Prozent können in der Schule Erfolge verbuchen und klettern später auf der Berufsleiter nach oben.

Gute Ergebnisse beim Intelligenztest: Keine Garantie für Erfolge

Stehen Intelligenz und ein IQ Test mit hohen Ergebnissen nun aber immer und automatisch für beruflichen oder schulischen Erfolg? Nein, denn es gibt zwar die Veranlagung, die getestet wird, aber die Umsetzung und das richtige Einsetzen der Intelligenz obliegt jedem Menschen selbst. Schliesslich verfügt nicht jeder neben der Intelligenz auch über die nötige Ausdauer und Motivation, um diese auch nutzen zu können. Nicht selten hört man daher von Jugendlichen, die nichts für die Schule tun, aber dennoch immerhin mittelmässig abschneiden. Würden Sie sich nur ein wenig engagieren, wäre ein Top-Abschluss kein Problem ( 1 ).

Und so wundert es auch nicht, dass rund 20 Prozent der Personen, die ein überdurchschnittliches Ergebnis beim Intelligenztest erzielen, nicht den entsprechenden Erfolg in Schule oder Beruf haben. Den eigenen Intelligenzquotienten zu kennen, nützt daher auch nicht mehr als die eigene Schuhgrösse zu wissen. Ist der Test somit in jedem Falle wertlos? Nicht ganz, wie Studien der Uni Marburg belegen konnten.

So ist Psychologie-Professor Herr Rost, der sich seit mehr als dreissig Jahren mit der Erforschung menschlicher Intelligenz auseinandersetzt, der Ansicht, dass es zumindest den Unternehmen in ökonomischer Hinsicht gut täte, würde man den IQ Test mehr in die Rekrutierungen von Mitarbeitern inkludieren. Er sieht sogar ein Einsparpotenzial im Milliardenbereich, würde man geeignete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über den Test auswählen. Damit liegt deutlich auf der Hand, was die Intelligenz der Mitarbeiter in den Unternehmen ist: Eine wirtschaftliche Ressource, die man – aus Sicht der Unternehmen – nutzen kann oder eben nicht.

Vom IQ Test nicht messbar: Individuelle Begabungen

Jede Person, die einen IQ Test absolviert, wird darauf getestet, ob sie logisch denken kann und vor allen Dingen, ob sie das schnell tun kann. Die unterschiedlichen und individuellen Begabungen des Menschen werden dabei kaum beachtet. So verfügt Mensch A beispielsweise über sprachlich herausragende Fähigkeiten, Mensch B kann ein begnadeter Mathematiker sein, Mensch C ein Musikgenie, und Mensch D, der weder Noten lesen kann, noch Zahlen viel Begeisterung entgegen bringt, repariert mal eben die defekte Waschmaschine, was sich die Menschen A, B und C nicht im Ansatz zutrauen würden. Diesen Nischenbegabungen wird im Intelligenzenztest aber keine Wertschätzung entgegen gebracht.

Daher kann es sein, dass Menschen mit besonderen Begabungen in Bereichen, die im Test nicht berücksichtigt werden, nicht sehr gut abschneiden. Bedeutet dies aber, dass sie nicht intelligent sind? Nur weil sie es zunächst nicht schaffen, in Sekundenschnelle irgendwelche Zahlenreihen zu ergänzen? Sicher nicht. Im Gegenteil. Abgesehen davon, dass Erfolg und Glück im Leben völlig unabhängig von Intelligenztest Ergebnissen erreicht werden können, kann man die typischen Testaufgaben auch trainieren…

Lässt sich der Test durch gezieltes Training beeinflussen?

Wer schon einmal einen IQ Test hinter sich gebracht hat, der kennt das Prozedere: Es werden bei den Tests unterschiedliche Fähigkeitsbereiche systematisch abgeklopft. Hierbei geht es um den sprachlichen Umgang mit Wörtern, um mathematische Aufgaben, die das Zahlenverständnis durchchecken und natürlich auch um die Gabe der räumlichen Vorstellung.

In jedem Test sind die Aufgabenstellungen "bunt" gemischt und das nicht unbedingt mit einer klar erkennbaren Linie. Und so gibt es zig verschiedene Intelligenztests, wobei jeder eigene Schwerpunkte setzen kann, was nicht selten von Experten kritisiert wird. Die einzelnen Bereiche können dennoch problemlos geübt und trainiert werden. Und je häufiger Sie einen Test machen, umso besser schneiden Sie ab.

Angenommen Sie nehmen zum ersten Mal an einem Intelligenz-Test teil: Sie wären nicht der einzige, der sich dabei völlig überfordert fühlt. Sie wissen nicht genau, wie die Aufgaben anzupacken sind. Vielleicht denken Sie auch zu kompliziert, denn die Vorgehensweise ist oft viel einfacher. Man muss nur wissen, wie es geht. Sie wissen es nicht. Also ist Ihr Ergebnis miserabel.

Jetzt schauen Sie sich die Lösungen an. Zusätzlich erklärt Ihnen jemand, worauf es ankommt. Sie nehmen zum zweiten Mal an einem solchen Test teil, kennen nun die Tricks und Kniffe, wissen, wie Sie vorgehen müssen, was erwartet wird. Im Nu sind Sie fertig – mit formidablem Ergebnis.

Und so geht man davon aus, dass man allein durch Training seinen IQ problemlos von beispielsweise 90 auf 115 oder gar noch mehr Punkte erhöhen könnte. Bis in beliebige Höhen jedoch lässt sich das Ergebnis beim IQ Test auch durch gezieltes Training nicht schrauben. Hier bilden dann die Erbanlagen die natürlichen Grenzen nach oben.

Welche Auswirkungen haben Erbanlagen auf das Testergebnis?

Die genetische Veranlagung hat einen gewissen Anteil an der Intelligenz eines Menschen. Dennoch sind die vorliegenden wissenschaftlichen Daten in dieser Hinsicht nicht so eindeutig, wie es sich mancher Forscher vielleicht wünschen würde.

Der ererbte Anteil der Intelligenz, die beim IQ Test gemessen wird, liegt je nach Studie zwischen 40 und 85 Prozent – eine sehr breite Spanne, da die Gene nur dann den entsprechenden Einfluss auf die Intelligenzentwicklung nehmen, wenn der Mensch vom jeweiligen Umfeld auch auf passende Weise beeinflusst und gefördert wird.

Denn ein Mensch kann in Sachen Intelligenz die besten Erbanlagen haben. Sie könnten sich nicht optimal entwickeln, wenn dieser Mensch nicht die Chance eines Schulbesuchs bekäme oder vielleicht in einer problembeladenen Familie aufwächst, wo Drogenkonsum und Gewalt an der Tagesordnung sind. Doch auch bei einem nicht geförderten Menschen zeigt sich dessen Intelligenz, nämlich darin, wie er mit dem Alltag zurecht kommt und wie er trotz aller Widrigkeiten überlebt. Nur würde er dann in besagtem Test nicht sehr gut abschneiden – und das, obwohl er sogar sehr intelligent ist.

Hohe Testergebnisse: Bei Führungskräften nicht unbedingt erwünscht

Der IQ Test kann also nur von jenen Menschen mit guten Ergebnissen absolviert werden, die voll im modernen Arbeits- und Lernsystem integriert sind und auch den entsprechenden sozialen Background haben. Freigeister hingegen, die auch über den Tellerrand der rein an wirtschaftlichen Erfolgen orientierten Gesellschaft hinwegblicken können, sich eben nicht in die vom Test messbaren Raster pressen lassen möchten und sich auch nicht in den üblichen Schulen wohl fühlen, können hochbegabt sein, aber dennoch nur durchschnittliche oder sogar unterdurchschnittliche Intelligenztestergebnisse erreichen.

Auch ist es nicht für jedes Berufsziel ideal, einen hohen IQ aufzuweisen. Denn Menschen mit sehr hohem IQ sind – so weiss man inzwischen – häufig nicht geeignet für Führungspositionen. Ihnen fehlt nicht selten das, was man emotionale Intelligenz nennt. Sie können sich nicht immer in andere Menschen eindenken und einfühlen, ihnen fehlt der Teamgeist, die soziale Ader und oft auch die Fähigkeit zur Selbstreflexion.

Der massgeschneiderte IQ Test

Inzwischen können sich Unternehmen oder auch Universitäten von speziellen Test-Anbietern ganz individuelle auf sie zugeschnittene IQ Tests erstellen lassen, die genau die passenden Mitarbeiter bzw. Studenten finden sollen. Universitäten, die Mediziner ausbilden, wählen beispielsweise einen Test, der die Studierfähigkeit bewertet. Unternehmen suchen sich einen Intelligenztest aus, der für die einzelnen Berufsfelder justiert und getrimmt wurde. Hierbei fokussiert sich der Test also auf das angestrebte Berufsbild oder das gewünschte Studienfach. Mit Teams von Wissenschaftlern wurden diese Abfragemöglichkeiten erarbeitet, um dem Kunden die für seinen Bedarf passenden Pakete anzubieten. Natürlich ist es stets auch eine Frage der Kosten, ob sich ein Unternehmen einen spezifischen Intelligenztest leisten kann.

In Deutschland greifen immerhin rund 30 Prozent aller Unternehmen beim Rekrutierungsverfahren auf entsprechende Tests zurück. Man kann nur hoffen, dass im Rahmen des Bewerbungsverfahrens auch noch andere Werte zählen und nicht nur das Testergebnis.

Schliesslich will man keine Maschinen als Mitarbeiter, die tolle Testergebnisse zustande bringen, sondern kluge und einfühlsame Menschen. Klug aber ist nicht der, der geniale Ergebnisse beim Test erzeugt. Klug ist jener, der Verstand, Intuition, kreatives Denken, schöpferische Elemente, soziale Kompetenz, kritisches Denken, Empathie und Mitgefühl in sich vereint. All das aber ist mit dem IQ Test nun einmal – wenn überhaupt – so nur sehr bedingt messbar.

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