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Haarfärbemittel erhöhen Risiko für Brust- und Blasenkrebs

Haarfärbemittel enthalten meist eine bunte Vielfalt der unterschiedlichsten Chemikalien. Ein Teil davon gilt als schädlich, manche als krebserregend. Kein Wunder sollen insbesondere Friseure, die tagtäglich mit Haarfärbemitteln und anderen Chemikalien arbeiten, aber auch Menschen, die einmal monatlich ihr Haar färben, einem höheren Blasenkrebsrisiko ausgesetzt sein.

Stand: 26 Februar 2024

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Haarfärbemittel enthalten schädliche, teils krebserregende Chemikalien

Schönes Haar ist gleichbedeutend mit Jugend und Gesundheit. Wenn daher die ersten grauen Haare erscheinen, greift man nur allzu gern zur nächstbesten Haarfarbe. In Deutschland sind es etwa 70 Prozent der Frauen, die regelmässig ihre Haare färben. Und auch jeder dritte Mann hat in Sachen Kopfschmuck schon einmal farblich nachgeholfen.

Haarfarben sind jedoch alles andere als gesund. Meist müssen sie 20 bis 40 Minuten oder noch länger einwirken – genügend Zeit für die enthaltenen Chemikalien, um über die Kopfhaut in den Blutkreislauf zu wandern. Natürlich werden die Gifte auch eingeatmet und gelangen so auch über die Atemwege in den Körper. Bei zahlreichen dieser Substanzen weiss man, dass sie Allergien verursachen können, einige weitere – so vermutet man – wirken erbgutschädigend und/oder krebserregend.

Mit einem einmaligen Färben ist es ausserdem nicht getan, denn der Ansatz muss fortan im drei- bis sechswöchigen Abstand nachgefärbt werden. Aber nicht nur regelmässige Anwender sind gefährdet, sondern im besonderen Mass Friseure, die fast jeden Tag mit Haarfärbemitteln, Dauerwellenmitteln und anderen Chemikalien hantieren.

Haarfarben – Die Inhaltsstoffe

Damit Haarfarben zuverlässig graues Haar abdecken und sich auch nicht auswaschen lassen, sind recht starke Chemikalien erforderlich.

Zu den problematischen Inhaltsstoffen zählen beispielsweise die aromatischen Amine. Dazu gehören Stoffe wie 2,5-Toluylendiamin (PTD), p-Phenylendiamin (PPD) und Hydroxyethyl-p-Phenylendiamin. Alle drei gelten als starke Allergene. Zwei weitere aromatische Amine sind 6-Amino-m-Cresol und 5-Amino-6-Chloro-o-Cresol. Für beide ist noch nicht eindeutig geklärt, ob sie unbedenklich sind. Dennoch werden sie in Haarfarben eingesetzt.

Ein weiteres aromatisches Amin ist p-Aminophenol. Es gilt als erbgutverändernd und krebserregend und soll ausserdem die Fruchtbarkeit einschränken können. Eigentlich ist es in Kosmetika verboten. Doch können Hersteller eine Ausnahmegenehmigung erwirken, wenn der Stoff eine bestimmte Menge im Produkt nicht übersteigt.

In vielen Haarfarben steckt ferner Resorcin, das die Haut reizt, für Allergien sensibilisiert und ebenfalls erbgutverändernd wirken kann. Darüberhinaus finden sich in Haarfarben die üblichen Stoffe herkömmlicher Kosmetika wie PEG/PEG-Derivate (machen die Haut durchlässig für Schadstoffe), halogenorganische Verbindungen, bedenkliche UV-Filter, allergene Duftstoffe (z. B. Lyral, das auch in vielen Parfums enthalten ist und Allergien auslösen kann) usw.

Blasenkrebs-Risiko steigt um das Doppelte bei monatlichem Haarefärben

Schon frühere Studien hatten gezeigt, dass Friseure ein überdurchschnittlich hohes Risiko hatten, an Blasenkrebs zu erkranken. Die erste Studie zu diesem Thema wurde im Februar 2001 im Fachmagazin International Journal of Cancer veröffentlicht.

Forscher der University of California in Los Angeles hatten darin 1.514 Personen, die an Blasenkrebs erkrankt waren und genauso viele Menschen desselben Alters, die gesund waren, untersucht. Es zeigte sich, dass Frauen, die mindestens einmal pro Monat ihre Haare färbten, ein mehr als doppelt so hohes Risiko hatten, an Blasenkrebs zu erkranken als jene, die ihre Haare nicht färbten.

Färbt man sein Haar langfristig, also über viele Jahre hinweg, dann steigt das Risiko weiter. Wer beispielsweise 15 Jahre und länger allmonatlich Haarfarbe aufträgt, erhöht sein Risiko auf das 3,3-Fache. Friseure, die mindestens 10 Jahre in ihrem Beruf tätig waren, hatten ein 5-mal höheres Risiko, an Blasenkrebs zu erkranken, als Menschen, die sich nicht mit Haarfarben beschäftigten.

Krebsrisiko durch Haarefärben trotz Verbotsliste

Anschliessend liess die EU-Kommission im Jahr 2003 eine Verbotsliste mit den rund 200 gefährlichsten Stoffen erstellen, die in Haarfarben seinerzeit enthalten waren. Auf der Liste der als (mit gewissen Einschränkungen) für das Haarefärben als sicher eingestuften Substanzen blieben nur noch 70 übrig. Doch auch zu diesen lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, dass sie für den Menschen kein Krebsrisiko darstellen. Und selbst wenn sie nicht gerade Krebs verursachen, gesund sind sie in keinem Fall, da viele von ihnen beispielsweise als starke Kontaktallergene gelten, z. B. p-Phenylendiamin und 2,5-Toluylendiamin.

Wirkung von chemischen Haarfarben teilweise noch unbekannt

Dänische Forscher schrieben im Fachjournal Contact Dermatitis im August 2006, dass Haarfarben zur dauerhaften Coloration noch ein weiteres Risiko bergen: Sie müssen bekanntlich aus zwei Komponenten unmittelbar vor dem Auftragen der Haarfarbe gemischt werden. Erst jetzt entsteht die tatsächliche Farbe. Allerdings – so die Forscher - bleibe von den ursprünglichen Stoffen so viel übrig, dass der Anwender mit diesen nicht nur während, sondern auch nach dem Haarefärben in Kontakt kommt, nämlich dann, wenn er die Farbe auswäscht ( 8 ).

Auch entstehen immer Zwischenprodukte beim chemischen Prozess des Mischens und Färbens. Die Wirkung – ob schädlich oder allergen – ist für diese Zwischenprodukte noch recht unbekannt.

Jede chemische Haarfarbe enthält Allergene

Bei der Analyse der University of Arizona von 107 Haarfarben von 10 führenden Herstellern zeigte sich im April 2014, dass 106 mindestens ein potentielles Allergen enthalten. Im Durchschnitt jedoch enthielten die Haarfärbemittel sechs Stoffe, die zu Kontaktallergien führen können:

p-Phenylendiamin (PPD) wurde in 78 Prozent der Produkte gefunden, Resorcin in 89 Prozent, m-Aminophenol in 75 Prozent, p-Aminophenol in 60 Prozent und 2,5-Toluyendiamin in 21 Prozent – was bedeutet, dass potentiell schädliche Stoffe in Haarfarben nichts Besonderes sind. Ja, es wurden insgesamt sogar 30 Allergene gefunden, die routinemässig in Haarfarben eingesetzt werden ( 6 ).

Haarefärben und Dauerwellelegen erhöhen Chemikalienbelastung bei Friseuren

Im Jahr 2014 veröffentlichten schwedische Forscher eine Studie, in der sie die Chemikalienbelastung von Friseuren untersuchten. Diese sind den verdächtigen krebserregenden Aminen und Allergenen bekanntlich ein ganzes Arbeitsleben ausgesetzt. Es zeigte sich, dass sich umso mehr krebserregende Stoffe im Blut der Friseure nachweisen liessen, je häufiger diese bei ihren Klienten Haare färbten und Dauerwellen legten ( 3 ).

Für die Studie wurde das Blut von 295 Friseurinnen untersucht, ferner von 32 Personen, die regelmässig ihre Haare färbten und von 60 Personen, die im letzten Jahr keine Haarfärbemittel genutzt hatten. Andere mögliche Faktoren, die das Ergebnis beeinflussen könnten, wurden ebenfalls berücksichtigt, wie z. B. eine mögliche Giftbelastung im Beruf oder in der Freizeit ( 4 ).

Man wählte deshalb eine viel höhere Zahl an Friseuren, weil man auch dosisabhängige Zusammenhänge untersuchen wollte, wofür man gemeinhin eine grössere Teilnehmerzahl benötigt.

Krebserregende Stoffe im Blut von Friseuren

Die Spiegel jener krebserregenden aromatischen Amine, die sich o- und m-Toluidine nennen, waren im Blut der Friseure umso höher, je häufiger sie bei ihren Kunden die Haare färbten (insbesondere hell färbten). Unerwartet war – so die Forscher – dass auch die häufige Anwendung von Dauerwellenmitteln die Konzentrationen der o-Toluidine im Blut der Friseure steigen liess.

In einer früheren Studie hatten Wissenschaftler Arbeiter einer Chemiefabrik untersucht und festgestellt, dass eine erhöhte Belastung mit o-Toluidinen für ein erhöhtes Blasenkrebsrisiko verantwortlich war, so dass man dieses Risiko auch für Friseure befürchten kann.

Die schwedischen Forscher empfehlen, man solle die Inhaltsstoffe von Haarfärbe- und Dauerwellenmittel erneut einer Analyse unterziehen, um ausschliessen zu können, dass Anwender dieser Produkte sich regelmässig mit krebserregenden Stoffen belasten.

In einer türkischen Studie waren beispielsweise 54 Haarfärbemittel untersucht worden. Die Dosis der o-Toluidine war darin in dunklen Haarfärbemitteln teilweise 100-mal höher als erlaubt, in hellen Haarfärbemitteln um bis zu 500-mal höher.

Die Belastung der Haarfärbemittel mit o-Toluidinen kann sich also von Produkt zu Produkt stark unterscheiden. Haarfärbemittel kommen jedoch eindeutig als Quellen für Chemikalien in Frage, die den Organismus belasten.

Man sollte grundsätzlich Handschuhe beim Hantieren mit diesen Mitteln tragen – ob man nun Privatanwender oder Friseur ist. Tätigkeiten, die ohne Handschuhe durchgeführt werden müssen, wie z. B. Haare schneiden, sollten vor dem Färben oder Dauerwelle legen erledigt werden ( 5 ) ( 7 ).

Krebsrisiko durch Haarfarben: Ja oder nein?

Im Jahr 2004 hingegen schrieben Forscher im Journal Food and Chemical Toxicology, dass sich trotz des verstärkten Gebrauchs von Haarfärbemitteln keine übermässige Zunahme der entsprechenden Allergien hätten beobachten lassen – weder bei Friseuren noch bei privaten Anwendern. In vitro Tests zur Genotoxizität (Überprüfung, ob ein Stoff erbgutverändernd wirkt) würden zwar oft positive Ergebnisse bringen, was jedoch nicht gleichzeitig bedeuten müsse, dass der Stoff dann auch beim Menschen tatsächlich Krebs auslösen könne ( 9 ).

Auch wenn Haarfarben in der Studie von 2001 mit einem erhöhten Blasenkrebs-Risiko in Verbindung gebracht wurden, so hätte man in einer Zahl prospektiver Studien an grösseren Bevölkerungsgruppen keine bzw. keine negative Korrelation zwischen beiden Faktoren entdecken können ( 10 ).

Reproduktionsstudien und epidemiologische Untersuchungen zeigten, dass Haarfärbemittel und ihre Inhaltsstoffe kein Risiko für die Fortpflanzungsfähigkeit darstellen. Die Beweislage lässt ferner allen Grund zur Annahme, dass sowohl Anwender als auch Friseure, die regelmässig Haarfärbemittel benutzen, keinem Krebsrisiko oder anderen Gesundheitsrisiken ausgesetzt seien.

Ob das Risiko tatsächlich so gering ist, wie hier glauben gemacht werden sollte, wird inzwischen wieder bezweifelt, denn im Juni 2017 erschien im Fachjournal Carcinogenesis eine Studie von Forschern der Rutgers University in New Brunswick, New Jersey, die einen Zusammenhang zwischen der Verwendung von bestimmten Haarprodukten, wie z. B. Haarfärbemittel und Haarglättungsmittel und einem erhöhten Brustkrebsrisiko feststellten ( 1 ).

Haarefärben erhöht Brustkrebsrisiko

Brustkrebs ist der zweithäufigste Krebs weltweit und der häufigste bei Frauen. Im Jahr 2012 beispielsweise waren 1,7 Millionen Frauen betroffen.

Verschiedene Faktoren können die Wahrscheinlichkeit erhöhen, Brustkrebs zu entwickeln. Einige lassen sich nicht beeinflussen (Erbanlagen, Alter bei der ersten Periode, Ernährung in der Kindheit, Herkunftsland, das Älterwerden etc.), manche jedoch durchaus. Denn fast jede Frau kann frei entscheiden, wie viel sie sich bewegt, ob sie Alkohol trinken möchte, wie sie sich ernährt, ob sie Vitamine nehmen oder rauchen will und ob sie hormonell verhüten möchte oder lieber nicht ( 2 ).

Bislang waren die Ergebnisse zur Schädlichkeit und zum Krebsrisiko von Haarprodukten, die krebserregende Chemikalien enthalten, wie oben erklärt ja eher widersprüchlich. Um hier etwas mehr Klarheit zu erhalten, analysierte das Forscherteam die Daten von 4.285 Frauen (zwischen 20 und 75 Jahren), die an der Women's Circle of Health Study teilgenommen hatten.

2.280 der Frauen hatten Brustkrebs, 2.005 waren gesund. Die Forscher schauten nun, welche und wie häufig die Frauen bestimmte Haarprodukte, wie Haarfarben oder Glättungsmittel verwenden.

Es zeigte sich, dass das Risiko für Brustkrebs umso höher war, je häufiger Haarfarben und Glättungsmittel verwendet wurden. Bei der Verwendung von dunklen Haarfarben stieg das Risiko für hormonabhängigen Brustkrebs, bei der Verwendung von Glättungsmitteln das Risiko für hormonunabhängigen Brustkrebs.

Haarefärben ist somit nicht für jeden gesund und harmlos. Was kann man tun? Gibt es gesunde und unschädliche Haarfarben?

Die gesündeste Haarfarbe ist die natürliche Haarfarbe

Achten Sie darauf, dass auf manchen Haarfarbenpackungen Begriffe wie "Pflanzenextrakte", "Bio" oder "Natürlich" erscheinen. Dies bedeutet jedoch nicht, dass diese Produkte frei von Chemikalien sind. Es kann auch einfach nur sein, dass das Produkt zu 1 Prozent aus einem Pflanzenextrakt besteht, der aus biologischer Landwirtschaft stammt.

Der Rest der Rezeptur besteht aber ebenfalls aus den typischen aromatischen Aminen, Resorcin, Konservierungsstoffen, Duftstoffen etc.

Die gesündeste Haarfarbe ist daher Ihre natürliche Haarfarbe. Reine Pflanzenhaarfarben auf Henna-Basis färben ebenfalls dauerhaft das Haar und gelten als unbedenklich, wenn keine chemischen Beimischungen enthalten sind. Die Anwendung ist etwas aufwändiger, da die Farbbreie etwa zwei Stunden lang einwirken müssen und das Farbergebnis sagt nicht jedermann zu, denn graues Haar wird in manchen Fällen nicht vollständig abgedeckt.

Falls Sie bereits chemisch gefärbtes Haar haben, sollten sich ferner erkundigen, ob Sie zum Nachfärben auf Pflanzenfarben umsteigen können, da sich beide nicht immer vertragen und es zu erstaunlichen Farbergebnissen kommen kann.

Haarfarben aus dem Reformhaus, die nicht ausdrücklich als reine Pflanzenfarben deklariert sind, enthalten meist ebenfalls die üblichen Färbechemikalien. Es kann jedoch sein, dass der eine oder andere bedenkliche Stoff fehlt, so dass sie nicht ganz so schädlich sind. Auch wenn Öko-Test in einer Untersuchung von 2013 allen Haarfarben – auch den Reformhaus-Marken – ein "Ungenügend" verpasste, zeigen Erfahrungsberichte immer wieder, dass herkömmliche Haarfarben beim einen oder anderen zu Unverträglichkeiten z. B. zu Haarausfall führen, was bei Farben aus dem Reformhaus weniger oder gar nicht der Fall ist.

Da gefärbtes Haar jedoch nicht automatisch auch schön ist und häufig auch nicht mehr gesund ist, finden Sie hier viele Tipps aus den Bereichen der Ernährung, Nahrungsergänzung und Naturheilkunde für natürlich-schönes und vor allen Dingen gesundes Haar – ganz gleich ob grau, weiss, schwarz, blond oder braun: 12 Tipps für schönes Haar

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Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel wurde auf Grundlage (zur Zeit der Veröffentlichung) aktueller Studien verfasst und von MedizinerInnen geprüft, darf aber nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung genutzt werden, ersetzt also nicht den Besuch bei Ihrem Arzt. Besprechen Sie daher jede Massnahme (ob aus diesem oder einem anderen unserer Artikel) immer zuerst mit Ihrem Arzt.