Nasenatmung beim Yoga
Yoga gilt mittlerweile als anerkanntes Mittel der Komplementärmedizin, da es bei der Stressbewältigung, der Bekämpfung von Angstzuständen und Depressionen und sogar bei der Senkung des Blutdrucks helfen kann. Was aber ist es, das Yoga so wirksam gegen all diesen Leiden macht? - Eine besondere Form der Atmung.
Während es heutzutage zwar viele verschiedene Yoga-Stile gibt, so haben sie alle dennoch eine Sache gemeinsam: Das Atmen durch die Nase (nasales Atmen) steht im Fokus. Wer mit dieser Technik vertraut ist weiss, dass nicht der Mund, sondern die Nase zum Atmen da ist.
Pranayama - die Atmung kontrollieren
Die spezielle Atemtechnik des Yoga wird auch Pranayama genannt. Pranayama bedeutet soviel wie "die Atmung kontrollieren" und "die Lebenskräfte meistern". Diese Technik beinhaltet verschiedene Atemübungen, die sowohl für den Anfänger als auch für Fortgeschrittene geeignet sind. Die Übungen variieren hierbei im Schwierigkeitsgrad und in ihren heilenden Fähigkeiten. Abhängig vom spezifischen Yoga-Stil werden entweder nur einige oder aber auch alle Atemübungen in einer Sitzung durchgeführt ( 4 ).
Nasenatmung und Mundatmung
Von Natur aus fördern Nasenatmung und Mundatmung vollkommen verschiedene physiologische Reaktionen im Körper. Die Luft legt bei den beiden Atemarten einen unterschiedlichen Weg in unserem Körper zurück und kommt dadurch mit verschiedenen Nerven in Berührung und wird mit unterschiedlichen Stoffen angereichert oder von Stoffen bereinigt. Es gibt jedoch einige Vermutungen, was im Detail zu den positiven Effekten der Nasenatmung führt.
Nasenatmung stimuliert den Geruchsnerv
Ein Grund für die positiven Effekte der Nasenatmung könnte die Stimulation des Riechnervs sein. Der Luftstrom, der durch die Nase eingeatmet wird, wird nicht nur durch die Nasenhaare gereinigt und mit Hilfe der Schleimhaut befeuchtet, sondern er aktiviert auch unseren Geruchsnerv. Dieser steht wiederum in direktem Kontakt mit dem Hypothalamus und der Hypophyse. Beides sind Teile unseres Gehirns, welche verschiedene Funktionen des autonomen (oder vegetativen) Nervensystems steuern. Dieses kontrolliert - wie der Name schon sagt - alle automatisch ablaufenden Prozesse in unserem Körper und kann angeblich nicht bewusst beeinflusst werden. Doch deuten verschiedene Dinge darauf hin, dass die Atmung eben doch einen Einfluss hat.
Das autonome Nervensystem
Das vegetative Nervensystem kann in drei Gebiete gegliedert werden:
- Als Sympathikus werden die Nerven bezeichnet, die unsere Organe in anstrengenden oder stressigen Situationen aktivieren, den Herzschlag erhöhen und uns dadurch in Fluchtsituationen oder bei einem Angriff leistungsfähig und wach machen.
- Der Parasympathikus ist hingegen das beruhigende Nervensystem, das unsere Organe dahingehend steuert, dass sie sich erholen und regenerieren können.
- Das Enterische Nervensystem (ENS) ist das Nervensystem des Magen-Darm-Traktes und gehört auch zum vegetativen Nervensystem.
Der Parasympathikus und der Sympathikus können durch ihre gegensätzlichen Wirkungen unsere Organe bis ins kleinste Detail steuern, um in jeder Situation die richtige Aktivität vorzuweisen.
Nasenatmung aktiviert den Parasympathikus
Atmet man nun durch die Nase, aktiviert man scheinbar das parasympathische Nervensystem, während die Atmung durch den Mund wohl das sympathische Nervensystem anregt.
Die Lunge ist hierbei ein wichtiges Schlüsselorgan. Denn die Lunge liefert unserem Blut Sauerstoff, welcher weiter an die Organe verteilt wird und diesen überhaupt erst ermöglicht aktiv zu sein. Kann die Lunge nicht genug Sauerstoff ans Blut abgeben, verspürt man schnell den Drang kurzatmig durch den Mund einzuatmen. Dies führt zu einer ansteigenden Herzrate und zu einem insgesamt gesteigerten Sympathikus ( 3 ).
Mundatmung bedeutet Stress
Einige Pioniere der alternativen Medizin haben nun nachgewiesen, dass normaler Sport dem Körper auf Grund der Mundatmung zusätzlichen Stress aufbürden kann. John Douillard zeichnete beispielsweise Daten über das autonome Nervensystem während sportlicher Betätigung auf und verglich hierbei Nasen- und Mundatmung. So konnte er bei der Mundatmung eine erheblich angestiegene Aktivität des Sympathikus, sowie einen signifikanten Abfall der Parasympathikus-Aktivität nachweisen. Diese Messung würde bedeuten, dass wir unter Stress stehen und sich unsere Organe keineswegs erholen können.
Wurde jedoch während der Übungen durch die Nase geatmet, stieg die Aktivität des Sympathikus nicht so stark an. Zusätzliche, steigerte sich auch die Aktivität des Parasympathikus, die während des Atmens durch den Mund abfiel.
Die beiden Nervensysteme arbeiteten Hand in Hand,
erklärte John Douillard.
Nasenatmung erhöht Sauerstoffgehalt im Blut
Das Atmen durch die Nase führt im Vergleich zur Mundatmung zu einer besseren Sauerstoffversorgung des Gewebes. Das bedeutet, unsere Organe können besser mit Sauerstoff versorgt werden und haben mehr Energie.
Dies ist auf eine physiologische Reaktion von Stickstoffmonoxid zurückzuführen. Stickstoffmonoxid wird in den Nasennebenhöhlen gebildet und durch die Nasenatmung automatisch mit in die Lungen transportiert ( 1 ). Die Wissenschaft hat seither gezeigt, dass das Gas eine wichtige Funktion im menschlichen Körper erfüllt. Diese Entdeckungen machten drei amerikanische Forscher, die im Jahr 1998 auch den Nobelpreis für Medizin dafür erhielten, denn vor dieser Erkenntnis galt Stickstoffmonoxid ausschliesslich als Umweltgift ( 2 ).
Stickstoffmonoxid weitet Blutgefässe
Wenn das Gas neben der Atemluft durch die Nase in den Körper gelangt, vergrössern sich die Lungenbläschen, was bedeutet, dass eine grössere Menge an Blut durch die Gefässe strömt und mehr Sauerstoff aufgenommen werden kann. Dies passiert jedoch nicht, wenn durch den Mund geatmet wird.
Weitere positive Wirkungen von Stickstoffmonoxid sind auch:
- die Verbesserung der Funktion des Nervensystems
- die Unterstützung beim Schutz und bei der Reparatur von Zellen.
- die Verbesserung des Blutkreislaufs
- die Schmerzlinderung
- die Unterstützung beim Abnehmen
- die Verbesserung der Leistungsfähigkeit
- die entzündungshemmenden Eigenschaften
- die Verbesserung der Verdauung
- die Verbesserung des Immunsystems
- die Hilfe bei der Prävention von Krebs
- die Verbesserung der Hirnfunktion
Wenn man sich diese Liste anschaut, wird einem schnell klar, dass Stickstoffmonoxid mit Sicherheit einen Betrag zur positiven Wirkung der Nasenatmung beiträgt. Menschen, die die gesundheitsfördernde Wirkung richtiger Atmung beispielsweise durch Yoga schon am eigenen Leib erlebt haben, brauchen allerdings keine wissenschaftlichen Belege dafür, die beweisen, dass Nasenatmung unsere Gesundheit unterstützt.
Also, atmen Sie sich gesund!